Amtliche Bekanntmachungen unv Privat-Anzsigsn.

Kekailiitmachrrttg des ftv. Getter«ütomma»dos Xüi. (K. W.) Armeekorps.

Zeit der Zuteilung von Kriegsgefangenen zu den land- «irtschlcklichen Frühjahrs-, Sommer- und Herbstarbeiten des »ergangenen Jahres haben sich die Verhältnisse ganz wesentlich Verändert. Es sind Ungleichheiten in der Ausstattung mit Ar­beitskräften ausgetreten, die unbedingt der Abhilfe bedürfen, wenn mcht schwerer Schaden in einzelnen Gegenden eintreten soll.

Vom stellv. Generalkommando sind Erhebungen veranlaßt srden, die eine dein Bedürfnis entsprechende möglichst gerechte Verteilung der für die Landwirtschaft verfügbaren Kriegsgefan­genen ermöglichen. Die hiernach erfolgte Prüfung der Verhältnisse ergab, daß eine große Anzahl von Gemeinden und Einzelarbeit- gebern bei Anlegung des den jetzigen Verhältnissen angepaßten Maßstabs mehr Kriegsgefangene beschäftigt, als ihnen gerechter- »eise zustehen. Um den bisher unberücksichtigt gebliebenen oder ;«eik schlechter gestellten Gesuchstellern wenigstens einen Teil der für sie notwendigen Kriegsgefangenen stellen zu können, sieht sich das stellv. Generalkommando genötigt, einen Ausgleich inner­halb des Landes herbeizuführen. Es hat zu dein vaterländischen Nun der Bevölkerung das feste Vertrauen, daß jeder Sonder- iivunsch dein Gemeinwohl und den Interessen der gesamten Land­wirtschaft untergeordnet und die Abgabe der zum Ausgleich be- hiötigten Kriegsgefangenen in richtiger Erkenntnis der Sachlage und der Bedürfnisse der Allgemeinheit ohne Widerstreben. ge­tragen wird.

Stuttgart, den 25. Februar 1917.

Der stellv. kommandierende General v. Schaefer.

K. Oderamt Neuenbürg.

KMndmfiichnic mm Lchnhmmi.

Die Gemeindebehörden

«erden »eranlaßt, die in der Beilage zum Staatsanzeiger vom 3. ds. Mts. Nr. 52 enthaltene Bekanntmachung der Reichs­bekleidungsstelle über eine Bestandsaufnahme von Schuhwaren vom 28. Februar 1917 sowie die hiezu erlassenen Ausführungs- Bestimmungen der Zentralstelle für Gewerbe und Handel vom 1. lll. 1917 alsbald auf ortsübliche Weise bekannt zu machen, Jen in Betracht kommenden Schuhwarenhündlern und Schuh­machern besonders zu eröffnen und für Durchführung der Bestandsaufnahme Sorge zu tragen.

Der tatsächliche Bedarf an Meldekarten wolle postwendend beim Oberamt bestellt werden.

Den 5. März 1917. Oberamtmann Ziegele.

Neuenbürg.

Hutter-Abgabe

Mittwoch, den 7. ds. Mts., von morgens 9 10 Uhr für die Inhaber der Fleischkarten Nr. 1- 250, von 10 -11 Uhr von 251 -490 Karte II, per Pfund 2.40 ,.

Stadt. Leüensmittelftelle.

I. A. Gemeinderat Meisel.

K. Oberamt Neuenbürg.

Neuanmeldung der Dienst- unbrauchbarenzurLand-urmrolle.

I. Die Durchführung des Hilfsdienstgesetzes und die Ge­winnung geeigneter Mannschaften für den militärischen Arbeits­dienst macht eine Nachmusterung sämtlicher für dauernd un­tauglich erklärten Wehrpflichtigen notwendig.

Es haben sich deshalb mit Ausnahme der Kriegs­invaliden sämtliche Wehrpflichtige, welche bei der Reichs­musterung 1915 oder bei späteren Musterungen für dauernd kriegsunbrauchbar erklärt wurden, in der Zeit vom 7./9. März 1917 erneut zur Landsturmrolle anzumelden und zwar die mili­tärisch Unausgebildeten bei der Gemeindebehörde, die mili­tärisch Ausgebildeten beim Bezirksfeldwebel, je ihres Wohn- oder Aufenthaltsorts.

Im einzelnen sind zur Meldung verpflichtet Wehrpflich­tige, und zwar

1. militärisch Unausgebildete:

a) wenn die erstmalige Ausmusterung vor dem 8. Sept. 1915

erfolgte:

sämtliche in der Zeit vom 8. September 1870'31. Dezember 1896 Geborenen:

b) bei späterer erstmaliger Ausmusterung:

sämtliche in der Zeit vom 5. Dezember 1869 31. Dezemher 1896 Geborenen:

2. militärisch Ausgebildete:

a) wenn die erstmalige Ausmusterung vor dem 8. Sept. 1915

erfolgte:

sämtliche am 8. September 1870 und später Ge­borenen :

bj bei späterer erstmaliger Ausmusterung:

sämtliche am 16. August 1869 und später Gebo­renen.

Nichtamneldung zur Landsturmrolle hat Bestrafung zur

Folge.

II. Die Herren Ortsvorsteher werden veranlaßt. Vor­stehendes sofort auf ortsübliche Weise bekannt zu machen und auf Grund der Meldungen und der ev. anzustellenden Erhebun­gen eine Landsturmrolle nach Muster 19 der W.O. anzulegen.

Die Liste wolle jahrgangweise und möglichst in alphabe­tischer Reihenfolge angelegt werden.

Es wird ausdrücklich bemerkt, daß auch diejenigen melde­pflichtig sind, welche auf ihrem Militärpapier den Vermerk Nicht zu kontrollieren" haben.

Soweit Pflichtige infolge Krankheit oder sonstiger Ge­brechen sich zur Nachmusterung nicht eignen, wolle dies in der Landsturmrolle unter Angabe der Krankheit vermerkt werden.

Da die Musterung voraussichtlich Ende dieses Monats stattfindet, wollen die Landsturmrollen bis spätestens 15. d. M. hierher vorgelegt werden.

Den 3. März 1917.

Zivilvorsitzender der Ersatzkommission

Oberamtmann Ziegele.

K. Forstamt Calmbach.

Beigholz-Verkaus

am Mittwoch, den 14. März,

vorm. 9 Uhr

in Calmbach (Rathause) aus Distr. Eiberg, Heimenhardt und Kälbling Rm.: buch.: 3 Scheiter, 130 Anbruch: Nadelholz: 344 Anbruch. Losverzeichnisse un­entgeltlich vom Forstamt.

Sofort gesucht:

2 tüchtige

WV-M

6g. Okngenbaoli 8ökns

Sägewerk,

Dillweitzenstein, Telefon Pforzheim Nr. 372.

Mer-Lehrling

für Brot- und Feinbäckerei kann auf Ostern oder später eintreten.

Friede. Reister,

Brot- und Feinbäckerei mit elektrischem Betrieb, Pforzheim-Brötzingen Brunnenstr. 1.

Herren alb.

Für sofort ein Mädchen für Küche und Hausarbeit gesucht.

Hotel Waldhorn.

Dezrrgs sch eine

f. die Reichsbekleidunstsstelle

sind vorrätig in der

Geschäftsstelle dieses Blattes.

vom Men aas Veste.

Aoman von A. Hottner-Grefe.

1V) «Nachdruck verboten,)

3. Kapirel. '

Tin paar Stunden später betraten Werne Mertens und Doktor Ernst Rasmer den kleiner schon halbdunklen Laden des Antiquitätenhändler Markus in Wien. Der Besitzer des Geschäfts ei wortreicher, quecksilberiger Mann, erkannte " Becher sofort wieder, als Mertens ihm das eigr, artig schöne Gefäß zeigte. Den Deckel hatl Werner wieder aufgeschraubt, und wer nichtgena hinsah, der konnte wohl kaum den Spalt zwische den beiden Hälften des Kelches entdecken. Da wächserne Herz hatte Werner nicht mehr in di Innenöffnung der Kapsel zurückgelegt, sondern k hotte es in einer kleinen Schachtel verwahr welche er allerdings bei sich trug, aber nicht voi zeigte. Dokror Rasmer hatte darauf bestander daß von dem Herzen einstweilen gar nichts ei wähnt würde. Wozu auch? Vielleicht hatte de frühere Verkäufer selbst gar keine Ahnung gehat von dem Inhalt des seltsamen Gesäßes! Marku hatte bestimmt den Spalt nicht bemerkt, sonst hat! er doch sicher nachgeforscht, was der Kelch barc llnd Doktor Rasmer hoffte aus diese Art leichte Zum Ziele zu gelangen, als wenn er die ganz geheimnisvolle Tatsache der Oeffentlichkeir preisga!

Berthold Markus nahm das silberne Gefä und betrachtete es genau. Er las von Werne Mertens aufmerksam darauf gemacht, auch di fast unsichtbare Schrift auf dem Schildchen: ,,^nn ckomini I8gg ist Christa gestorben."

Fragend sah er mit seinen klugen Auge über die goldene Brille hinweg seine beiden B« lucker an.

Und was glauben Sie was soll das heißen?" fragte er endlich.Steht diese Inschrift in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit einem Geschehnis, welches für Sie von Interesse ist?"

Werner Mertens wollte antworten, aber Doktor Rasmer legte rasch seine Hand auf den Arm des Jüngeren.

Ja. Wir haben ein persönliches Interesse an der Erforschung des Verkäufers dieses Kelches," entgegnete er.Sogar ein reges Interesse! Aber die Sache betrifft lediglich eine Familien- Angelegenheit, und wir hegen keineswegs den Wunsch, die breite Oeffentlichkeit darauf aufmerk­sam zu machen. Wir müssen auch Sie, Herr Markus, dringendst bitten, in dieser Sache reinen Mund zu halten. Sie kennen mich ja von früher her. und meine einstige große Vertrauensstellung bei der Wiener Polizei ist Ihnen gewiß nicht un­bekannt geblieben. Nun also: Was ich früher zu­gunsten anderer tat, das tue ich heute zu privatem Zwecke. Ich korsche einem Geheimnis nach. Nicht aus Neugierde, das können Sie mir glauben, sondern in dem aufrichtigen Bemühen, Licht in ein dunkles Geschehnis zu bringen."

Der alte Herr batte sehr überzeugend ge­sprochen, und der Kaufmann, welcher ihn seit Jahren kannte, zweifelte nicht einen Augenblick an der Richtigkeit seiner W,"-re. Doktor Ernst Rasmer war einst eine siadrb 'k.nutte Persönlichkeit gewesen. Sein feiner Takt, verwinden mit einem außerordentlichen Talent, aiffcheiiienv verzweifelte Fälle einfacher Art aufzuhellen, Hane C. zu einer Art von Berühmtheit gemacht. Der .ttunvii-e wußte auch, daß Ernst Rasmer, obwohl er im Ruhe­stände lebte, seinem Beruf niemals ganz uu<ie>, geworden war. Dann und wann ließ er pm immer noch bestimmen, in besonders schwierige r Fällen einzugreife». Wahrscheinlich hing sein Inter­esse an dein Verkäufer dieses Bechers mit einer !

solchen Sache zusammen. Berthold Markus be­sann sich aus diesen Gründen nicht im mindesten, den Angaben Doktor Rasmers zu mißtrauen. Aber die Antwort, welche ergeben konnte, klang keineswegs aussichtsreich.

Der einstige Besitzer dieses Bechers ist mir leider völlig unbekannt," sagte er, eifrig in seinem großen Geschäftsbuch nachsehend.Sie können hier selbst die Ankaufsnoriz lesen: Ein Becher, altrussische Silberarbeit, gekauft bei der Licitation im Dorotheum zu Wien, am 22. Januar dieses Jahres." Diese Notiz ist ganz genau. Ich er­innere mich auch jetzt des Tatbestandes. Ich war im Dorotheum, unserer größten Pfandleih-Anstalt, und bot mit bei der Versteigerung jener Gegen­stände, welche von den Versetzcrn nicht ausgelöst worden waren. Unter diesen Objekten befand sich auch dieser Becher. Da das ganze erst wenige Tage lang her ist, könnten Sie vielleicht im Ver­satzamt noch näheres erfahren; am Ende ist sogar der Name des Versetzers noch zu ermitteln. Ich kann Ihnen absolut nicht mehr sagen."

Werner Mertens war sehr enttäuscht. Ihm schien mit dieser Auskunft fast alle Hoffnung auf eine Lösung des Rätsels zu entschwinden, denn daß sich in dem ungeheuren Getriebe des Versatz­amtes ein Beamter noch an eine bestimmte Person erinnern könnte, das war gewiß mehr als zweifelhaft.

Während Markus noch mit Doktor Rasmer die Möglichkeiten einer Auffindung des Versetzers er­wog, warf Mertens sich in einen der Fauteuils, welche im Hintergründe des kleinen, sehr dunklen Ladens standen. Er war todmüde, seelisch und körperlich. Die schlaflose Nacht, die Aufregung »nachten ihn fast teilnahmslos.

(Fortsetzung folgt.)