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jahrsbrauche nicht ohne erheblich bessernde Einwir­kung war. An Stelle des vielfach tollen Schießens und Lürmens in der Neujahrsnacht herrschte Heuer fast allgemein wohltuende Stille. Es mag diese Haltung neben strammen polizeilichen Anordnungen doch im wesentlichen der augenblicklich ernst gerich­teten Stimmung der allermeisten Volksgenossen ent­sprungen sein, da man unter dem Druck der Zeit­ereignisse doch viel mehr zu innerer Einkehr als zur Ausgelassenheit neigt.

Stuttgart. 9. Jan. Der Zuckerrüben- Ausschuß des Bundes der Landwirte erläßt folgenden Aufruf an die Landwirte: Die Zucker­fabrik Stuttgart bietet für Zuckerrüben für dieses Jahr nur Mk. 2,05 für den Zentner. Zu diesem Preise können die Landwirte in diesem Jahr keine Zuckerrüben bauen. Sie müssen dies aber auch nicht tun. da der Preis von Mk. 4.10 für 100 Kilo als Mindestpreis und nicht als Höchstpreis bestimmt ist. Wenn die Zuckerfabriken 20"/» und mehr Dividende bezahlen können, sollen sie auch einen angemessenen Rübenpreis zahlen. Die Landwirte werden ersucht, vorerst keinerlei Abschlüsse zu machen, bis eine am nächsten Samstag in Stuttgart statt­findende Versammlung dazu Stellung genommen hat.

Oberndorf, 8. Jan. Dem Direktor Schenk vomSchwarzwälder Boten" gelang es gestern, bei einem Morgenspaziergang im WaldteilLauterbach" drei in Stuttgart entwichene französische Kriegs­gefangene fcstzunehmen.

- Zinnsoldaten. Im Anschluß an die Be­schlagnahme der Bierglas- usw.-Deckel von Zinn haben wackere Berliner Jungen ihre Zinnsoldaten den dortigen Sammelstellen freiwillig zur Verfügung gestellt. Es wird nur einer leisen Anregung in den württembergischen Schulen bedürfen und auch unsere schwäbischen Jungen werden ihre Zinnsoldaten gerne durch Vermittlung ihrer Lehrer den Sammelstellen übermitteln.

Aus StaSt, Bezirk unS /Umgebung.

Rotenbach. Unteroffizier Ludwig Belzle, Res.-Jnf.-Regt. Nr. 5. 12. Komp., Feldpost 4. Sohn des L. Belzle, Meisters hier, erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse für tapferes Verhalten vor dem Feinde.

Calw. Am vergangenen Samstag wollte das Ehepaar Friedrich Haas, Obsthändler im Zwinger, und seine Frau Marie, geb. Rentschler von Zavel- stein. die goldene Hochzeit begehen. Kurze Zeit jedoch, bevor Hr. Dekan Zeller und Stadtschultheißen­amtsverweser Dreiß im Hause der Jubilars ihre Glückwünsche überbringen wollten, verschied Herr Haas, wahrscheinlich infolge Altersschwäche, die sich erst in den letzten Tagen stärker bemerkbar gemacht .hatte. Dekan Zeller hatte unter Ueberreichung einer Spende von 40 Mark die Glückwünsche des Königs

überbringen sollen, ebenso Gemeinderat Dreiß im Namen der Stadtverwaltung unter Ueberreichung eines Geschenks von 30 Mark. Der Hochzeitsjubilar lag noch im festlichen Gewände mit dem Sträußchen am Rock auf dem Bett, als die Herren zur Beglück­wünschung erschienen. Der Geistliche sprach nun anstatt des Festgebetes ein Sterbegebet. Das Jubel­paar zählte 86 bezw. 80 Jahre. (C. Tagbl.)

Pforzheim, 8. Jan. Eine Soldatenmutter ist die Witwe des unlängst hier verstorbenen Uhr­machers Anselm OKerle. Sie hat 6 Söhne im Felde, der siebte sieht seiner Einberufung entgegen. 2 Söhne stehen seit Kriegsbeginn im Feld und sind schon ausgezeichnet, einer ist zurzeit verwundet. Der fünfte gab am Weihnachtstag ein Lebenszeichen aus englischer Gefangenschaft. Alle sieben Söhne hängen mit großer Liebe an ihrer Mutter, die nun fast allein steht.

Militärische Wach- und Postenhunde. Da mit den bei den Truppen bis jetzt verwendeten Wach und Postenhunden recht gute Erfahrungen ge­macht wurden, werden jetzt von den Truppen in erhöhtem Maße Hunde verlangt. Diesem erhöhten Bedarf gegenüber ist die Anzahl der von den Eigen­tümern unentgeltlich zur Verfügung gestellten Hunde nicht ausreichend. Gefordert werden kräftige, hart­gewöhnte. wetterfeste, wachsame und scharfe Hunde. Am geeignesten sind Hunde der vier Polizeihund­rassen: deutsche Schäferhunde. Airedale - Terrier. Dobermannpinscher und Rottweiler. Die Hunde müssen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, stehen aber soweit sie noch vorhanden bei Beendigung des Krieges den Eigentümern zur Ver­fügung. Die Abholung der Hunde geschieht auf Wunsch durch die Sammelstelle. In dieser ernsten Zeit, die von Allen Opfern fordert, werden gewiß viele Hundeliebhaber mit Freuden bereit sein, ihren Hund dem Vaterland zur Verfügung zu stellen, wenn sie dadurch unseren Truppen nützen können. Wer bereit ist. seinen Hund zum genannten Zweck unentgeltlich abzugeben, wolle ihn alsbald unter Angabe von Rasse. Geschlecht und Alter bei der Sammelstelle für Wach- und Postenhunde in Rastatt anmelden.

Deutscher Christtag in Bukurescht 1916.

(GKG.) Das war heute wieder einmal ein großer Tag für die evangelische Kirche in der Strada Lute- rana. Gestern, am 4. Adventssonntag, hatte Seine Exzellenz der Herr Generalfeldinarschall den Gottes­dienst besucht und sich den Vorstand und die Spitzen der Gemeinde vorstellen lassen. Auch Befreite von der Jalomitza waren darunter. Heute hoffte man den Fcldherrn, von dem ganz Bukurescht spricht, wieder zu sehen. Lange vor dem Läuten drängte sich die neugierige Menge auf der engen Straße. Die Landsturmwache zog auf. die schmucke Husaren­stabswache besetzte den Mittelgang des Kirchenschiffes. Zivilisten räumten Soldaten ihre Sitzplätze, die Glüh- lümpchen des schlichten Tannenbaums am Altar

blinkten auf, und endlich kam der Herr Generalfeld­marschall. Wie er in das schlichte Gotteshaus schritt, das die fromme Königin Elisabeth jeden Sonntag zum Gemeindegottesdienst besuchte und das sie einst eigenhändig mit Stickereien und Wandsprüchen über­reich geschmückt hatte, stimmte ein Blüserchor Hän- dels Largo an. Er begleitete auch Gellerts Weih­nachtslied:Das ist der Tag. den Gott gemacht." Dann lauschte man dem lieben, trauten Weihnachts­evangelium. das einen so heimatlich anmutet, und Heimatsbilder malte auch der Feldgeistliche. Das Pauluswort an die Römer: Gott hat seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn dahingegeben zu einer Erlösung für viele. Wie sollte er uns in ihm nicht alles schenken? war der Leitgedanke seiner packenden, von Herzen kommenden und zu Herzen

dringenden Weihnachtspredigt. - Frieden aus

Erden!. Der Gottesfrieden kann nur nahen,

wenn der Dreiklang aus der Höhe, der Engclschor der stillen, heiligen Nacht, von den Menschen ver­wirklicht und überall auf Erden wahr wird:Ehre sei Gott in der Höhe!"O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!" Mit diesem Lied und mit dieser Stimmung schloß der Gottes­dienst. Der wallende Winternebel ist mittlerweile von der warmen Sonne vertrieben worden, blauer Himmel strahlt auf die lebensfrohe Stadt. Vor dem Pensionat der Realschule stellt sich Se. Exzellenz auf. Was für eine prächtige, hohe, aufrechte Reiterfigur! Im Parademarsch ziehen an ihm vorüber die Stabs­wache und Teile hiesiger Landsturmbataillone. Das Pflaster dröhnt unter dem wuchtigen Schritt des deutschen Exerziermarsches. Den hat die Strada Luterana sicherlich noch nie erlebt. Die scharfen, durchdringenden Augen des Feldherrn mustern die Feldgrauen. Mit Heller Kommandostimme ruft er jeder AbteilungGuten Morgen. Kameraden!" zu. und freudig schallt es wieder:Guten Morgen, Euer Exzellenz!" - - Wenn Gott uns solche Führer schenkt und erhält, so ist sein Friede, ein deutscher Friede, gewiß nicht mehr fern. C. C.

LStAtr RachrichtM U. Telegramme.

Köln, 9. Jan. DieKöln. Ztg." meldet aus Christiania: Die verbandsfreundlicheTidens Tegn", Norwegens größtes Blatt, läßt sich aus Paris über die militärischen Erfolge des deutschen Sieges bei Braila telegraphieren, in russischen Kreisen sehe man die Folgen als ernst an. Falle Galatz, so werde die ganze Serethstellung zusammenbrechen. Gelänge es dem Feind, Maracesi zu besetzen, so würde jede Versorgung mit Lebensmitteln für die Russen unmöglich und diese würden gezwungen sein, sich hinter den Pruth zurückzuziehen.

Berlin. 9. Jan. DerZüricher Tagesanz." meldet, daß die Stadt Galatz jetzt sowohl vom walachischen als auch vom Dobrudscha-Donau-Ufer von dem deutsch-bulgarischen Artilleriefeuer betroffen

Der Krieg als Friedensstifter.

Roman von S. Hillger.

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(Nachdruck verboten.)

Er legte seine heißen Hände auf ihre Schul­tern. Sie fühlte seine Leidenschaft, und was ihn der Zwang kostete.Engel, Dämon, geliebtes Weib, auch ich bringe dir Opfer, aber nicht da­durch, daß ich ein paar Banknoten veraus­gabe !"

Er zog ein Etui aus der Tasche und öffnete es. Brillanten und Perlen leuchteten ihr ent­gegen. ein kostbares Halsband, bestimmt, ihren weißen, vollen Hals zu schmücken.

Dora wehrte sich nicht inehr. Sie war über­wältigt. Ihre herrlichen Augen blitzten mit den Edelsteinen um die Wette.Könnte ich dir erst so danken, wie mein Herz es verlangt!" sagte sie stammelnd.

Dora, Dora, auf dieses Wort habe ich ge­wartet wie auf den heiligen Christ. Es gilt mir mehr als der ganze Firlefanz, den ich Ihnen zu bieten habe."

Dora lachte schelmisch.Plötzlich veranschlagen Sie so niedrig, was mich doch erst gesellschafts­fähig macht?"

Das Kleid, Sie haben recht, es darf nicht fehlen. Wir müssen eilen, damit etwaige Aende- rungen noch bis zum Abend vorgenommen werden können."

Wie hätten wohl Gedanken an das verlassene Heim, an ihre Kinder Raum in Doras Kops ge­habt, der sich mit den strahlenden Bildern be­schäftigte, welche der bevorstehende Abend verhieß!

Sie fuhren nach einem großen Kaufhause und wählten eine schneeweiße, goldgestickte Robe, welche so tadellos saß, als sei sie für Dora eigens angefertigt worden.

Dazu gehörten jiandschuhe, ein Fächer und viele andere feine köstliche Kleinigkeiten.

Dora verschwand mit der Verkäuferin in einem Nebenraum, wohin alles gebracht wurde, Wäsche, Seidenstrümpse und gestickte Seidenstiefel. Sie wählte mit Vorbedacht von allem das Beste. Man hätte glauben können, sie habe niemals anderes getragen, als feinste Seidenwäsche.

Da man ihr zuletzt ansah, daß sie sich er­schöpft fühlte, so bat der Geschäftsführer die Herr­schaften zu einem Imbiß in einen vornehm aus­gestatteten Raum. Dort war ein Frübstück für sie serviert. Sie hatten wirklich Hunger bekommen und griffen tapfer zu.

Äm Nachmittage schlief Dora ein paar Stun­den tief und rutiig. Dann machte sie sich fertig. Ihr Haar irisierte und schmückte sie allein mit krischen Rosen. Beim Anziehen hals ihr die Wirtin.-

Die Sterne, welche gestern so matt und ver­schwommen schimmerten, glühten heute in gol­diger Pracht, lau ging der Atem des Abends, fast reglos breiteten sich die Zweige, ein schwankes Dach, über die festlich geschmückten Menschen, welche das Gute mit dem Angenehmen vereinten, der Bedürftigen gedacht hatten, ehe sie sich dem Genuß des herrlichen Sommerabends, des wohl­gelungenen Festes Hingaben.

Wie geblendet war Bittner von Doras Schön­heit. Sie übertraf sich selbst. Ihre gesunde Ju­gend, die herrlichen Farben in ihrem Gesicht wirk­ten ohne jede künstliche Hilfe sinnverwirrend. Ein wirklich schönes Gesicht ist eins Seltenheit. Fast immer sind es die wundervollen Farben, ein herr­licher Teint, welche zur Bewunderung zwingen.

Dora war eine vollendete Schönheit. Nicht nur der Liebreiz der Gesichtszüge, sondern die formvollendete Gestalt, ihre Haltung, die wunder­volle, harmonische Ruhe, mit der sie sich bewegte, stempelten sie dazu.

Aller Blicke folgten ihr. Von all den ver­schwenderisch mit körperlichen Reizen ausgestatteten Frauen, die hier lustwandelten, war sie die an­mutigste.

Und wie sie die seidene Schleppe trug! Ein­fach vollendet. Man wurde aufmerksam auf das Paar; da niemand ihren Namen wußte, so hielt man sie für reiche Ausländer.

Der Streber in Bittner erwachte. Doras süße Nähe hatte seine Sinne umnebelt. Aber er bezwang den Rausch. So ganz umsonst wollte er sein Geld nicht ausgegeben haben. Irgendein Vorteil mußte bei der Sache herauszuschlagen sein.

Neue überseeische Verbindungen anzuknüpfen, war das Ziel seiner Wünsche. Heute genügte es ihm, daß er mit Dora gesehen wurde; sich dem Minister vorstellen zu lassen, wäre nicht ratsam ge- - wesen. Erst wenn Dora seine Frau war, wollte er in gesellschaftliche Beziehungen zur Finanz- aristokratie treten.

Bewundernde Blicke folgten der reizenden Gestalt der jungen Frau, deren schlanker Hals sich so mädchenhaft lieblich aus den weißen Spitzen und der goldgestickten Seide hervorhob.

Dora war viel zu sehr von all dem Herr­lichen, das sie umgab, eingenommen, um sich ihrer Schönheit bewußt zu werden.

Eine bezaubernde Musik ertönte von einem unsichtbaren Orchester. Farbige Glühlampen zogen sich kettenartig oder auch Bogen bildend über die Wege. Köstliche Erfrischungen wurden geboten. Hier sah man eine Tänzerin im durchsichtig zar­ten Gewände ihre Kunst ausüben, an anderer Stelle wurden heitere und schwermütige Lieder zur Laute gesungen. Ein Dichter rezitierte aus eigenen Schöpfungen, vor einem luftigen Zelt staute sich die Menge, dort führten junge lieb- liche Mädchen einen Reigen auf.

(Fortsetzung folgt.)

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