arbeiten zur Zeit -ie Ententekabinette zwei ver­schiedene Noten aus, eine an die Zentralmächte, die andere an Amerika und die anderen Neutralen. Die Entente präzisiere darin ihre Kriegsziele und erkläre, sie könne nach so großen Opfern an Gut und Blut die Waffen nicht niederlegen, falls sie von dein Gegner nicht angemessene Entschädigungen, so­wie sichere Bürgschaften für die Zukunft erhielten.

Berlin, 27. Dez. DerLokalanzeiger" meldet aus dem Haag:Daily' Mail" melset aus New- Hork: Botschafter Bernstorss hat an dieNewyorkcr Staatszeitung" eine Weihnachtsbotschaft gesandt, worin er sagt, daß Wilsons Note als den deutschen Friedensabsichten freundschaftlich gesinnt betrachtet werden müsse. Es verlange kein fremdes Gebiet, sondern nur die künftige Sicherheit gegen Angriffe und Bündnisse, die den Weltfrieden bedrohen.

Genf, 27. Dez. (GKG.) Laut den Blättern meldet die NewyorkerEvening World" das Staats­departement bereite sich vor, sofern der Verhand­lungsvorschlag Wilsons von den kriegführenden Mächten nicht ungünstig ausgenommen werde, einen Antrag auf Waffenstillstand den Kriegführenden zu unterbreiten.

MürttLmbLi-g.

Reutlingen, 27. Dez. (4. Kriegstagung der Reutlinger Handwerkskammer.) Am 18. Dez. trat im großen Rathaussaale hier die Handwerkskammer des Schwarzwaldkreises unter dem Vorsitz von Ober­meister Vollmer (Rottenburg a. 91.) szu ihrer 35. Voll­versammlung zusammen. Als Vertreter der K. Württ. Staatsregierung war Oberreg.-Rat Kälber erschienen. Dem von Syndikus Hermann erstatteten Tätigkeits­bericht der Geschäftsstelle und des Vorstandes ist zu entnehmen, daß der Krieg die Arbeiten der Kammer in nachhaltiger Weise beeinflußt und vermehrt hat. Das Lehrlingswesen im Handwerk ist durch den Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Zurückgang der Prüflinge gegenüber 1914 beträgt 25 30 Prozent. Die Geschäfte der Abteilung Reutlingen der Mittelstandshilfe werden ebenfalls von der Geschäftsstelle der Kammer geführt. 123 Darlehensgefuche wurden bis jetzt behandelt, 29 Ge­suche wurden abgelehnt. An Darlehen konnten bis heute ea. 50000 Mark ausbezahlt werden. Die Tätigkeit des Vcrdingungsamtes der Handwerks­kammer war in der Hauptsache durch die mannig­faltigsten Heereslieferungen in Anspruch genommen. Heute steht die Handwerkskammer Reutlingen in der vierten Million Mark mit den übernommenen Heeres­lieferungen: Daran sind beteiligt das Aattlerhand- werk mit 1 Million Mark, die Schneider mit 750000 Mark Löhnen, die Wagenbauer mit 560000, die Hufschmiede mit 320000, das Holzgewerbe (Säge­werke, Schreiner, Drechsler und Stielmacher) mit 400000, Schlosser, Kübler, Bürstenmacher, Instru­mentenmacher usw. mit ca. 100000 Mk. lieber die Versorgung des Handwerks mit Rohstoffen in

Der Krieg als Friedensstifter.

Roman von S. Hillger.

32s (Nachdruck verboten.''

Sie haben die Rechte noch nicht gefunden." tröstete sie,auch Sie, Herr Bittner, werden noch so glücklich sein, wie Sie es ersehnen. Und schelten Sie Hans nicht! Er ist der Besten einer, nm nicht befähigt, wie ein rechter Mann den Erfolg zu erzwingen. Er ist zu subtil und ab­wartend: wer sich durchsetzen will, muß rücksichts­los vorgehen."

Und wie entschuldigen Sie sein jetziges Ver­halten ?"

Sie zuckte die Achsel.Gar nicht. Aber ich bin machtlos!"

Und Sie wollen bei ihm ausharren, auch im Elend?"

Muß ich nicht? Ich bin doch seine Frau!"

Eine Pause entstand. Finster schaute Bittner drein. Endlich sagte er:

Schon der Kinder wegen sollten Sie mich nicht sortschicken. Soll alle Freudean der Jugend der beiden vorübergehen? Ich könnte ihr Leben verschönen, ihnen manchen Wunsch erfüllen."

Ganz w schlimm kann es nicht werden. Ich bin auch noch da. Früh und spät will ich für meine Kinder arbeiten!"

Und an Ihre eigene Person denken Sie nicht? Wie bald werden Sie, müde und abge­arbeitet, unter der Ueberbürdung dahinschwinden. Es klingt sehr schön, das Lied von der tapferen, aufopfernden Frau, verehrte Freundin, aber es i:t unwahr. Erhalten Sie sich Ihren Kindern in Jugendkraft und Schöne, damit erfüllen Sie Ihre vornehmste Pflicht! Bücken Sie sich nicht mit unter das Unglück, das Ihr Mann Ihnen ins

der Uebergangszeit zur Friedenswirtschaft sprach Malermeister Haffner (Reutlingen). "Nach dem Kriege werde es nicht an lohnender Arbeit für das Hand­werk, aber an Rohstoffen inangeln, wenn nicht durch die Organisationen des Handwerks rechtzeitig Vor­kehr gegen diese schwere Gefahr getroffen werde. Genaue Bedarfsanmeldung ist ferner notwendig. Zur sozialen Fürsorge übergehend wurde eingehend die Kreditfürsorge besprochen. Die Schaffung einer gemeinnützigen ' Kriegshilsskasse als e. V. unter staatlicher Oberaufsicht und unter Eingliederung der Mittelstandshilfe und Arbeiterkriegshilfe hätte die Kammer für den geeignetsten Weg betrachtet und lebhaft begrüßt. - Bezüglich des Hilfsdienftgesetzes stelle sich die Vertretung des Handwerks, trotz mancherlei Bedenken, voll und ganz auf den Boden des Gesetzes und sei zur Mitarbeit bereit. Dank­bar anerkannt wird die zugesagte Anhörung der amtlichen Wirtschaftsvertretungen über die Frage der Schließung von Betrieben usw. - Anderer­seits aber sei notwendig, daß das Handwerk, soweit es überhaupt für Heereslieferungen in Betracht kommen könne, restlos zu solchen herangezogen werde. An der Organisierung dieser Arbeit wird es die Handwerkskammer nicht fehlen lassen.

Kus StaöL, Bezirk rrnS Arngeduna.

Calmbach. Leutnant d. Res. und Kompagnie- sührer Eisenhardt (Unterlehrer hier) wurde mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet.

Höfen. Das Eiserne Kreuz II. Klasse er­hielt für bewiesene Tapferkeit und Treue der Mus­ketier Albert Bott, Sohn der Marie Schäfer We.

Neuenbürg, 28. Dez. Wie in Bienen­züchterkreisen bekannt wurde, weist die Reichs­zuckerstelle für das Jahr 1917 die gleiche Zucker- menge für die Bienenzucht an, wie im Jahre 1916. Der Bedarf ist an die Reichszuckerstelle längstens bis 30. Januar des kommenden Jahres anzu­zeigen, da "Nachbestellungen unter allen Umständen znrückgewiesen werden: den Bezirksvertrauensmännern ist jetzt schon die Völkerzahl mitzuteilen. Eine Be­kanntmachung der Landesversorgungsstelle steht bevor. Jedem Imker ist übrigens der Beitritt in einen Bienenzüchterverein dringend anzuraten.

Wildbad, 28. Dez. Aus Stuttgart kommt die Trauerkunde, daß gestern der Kgl. Hofmusikdirektor A. Prem nach kurzer Krankheit im Alter von 70 Jahren gestorben ist. Prem war von 1887 bis 1906 Musikdirektor der Kapelle des Jnsanterie-Re- giments Nr. 125 in Stuttgart. Wie er da als Nach­folger des Musikdirektors Carl fungierte, so wurde er im "Mai 1906 auch hier dessen Nachfolger als Leiter der K. Kurkapelle Wildbad. Er leitete das Kurorchester mit künstlerischem Erfolg und war in allen Kreisen beliebt. Erst vor wenigen Wochen ist

Haus trägt, schaffen Sie sich in aller Stille ein neues Glück, das Ihnen ermöglicht, ein Ihrer Individualität entsprechendes Leven zu führen. Damit nützen Sie sich und Ihren Kindern mehr, als wenn Sie im Elend versinken."

Wie Licht und Schatten flog es über Doras seines, scbönes Gesicht. Sie hörte aufmerksam zu. Immer höher richtete sie sich aus.

Ich halte in bezug auf Ehe und Frauen­ehre an sehr .veralteten' Anschauungen fest, Herr Bittner, die niemals eine Aendecung erfahren werden "

Habe sch mich schon wieder ungeschickt aus­gedrückt gnädige Frau? Dann erlauben Sie mir, Ihnen die Versicherung zu geben, daß nach meinem Dafürhalten nur ein Mensch ohne jede Herzensbildung Sie mit Ihren Anschauungen in Konflikt bringen könnte, lind wenn ich selbst je hoffen dürfte. Sie zu erringen, so müßten Sie vorher die alten Fesseln lösen und völlig frei für mich sein Auf dem Leben meiner Gattin darf ! nicht der Hauch eines Zweifels ruben." i Dora konnte nichts erwidern Mit gesenktem s Kopfe stand sie jetzt, vräutlich schön, verwirrt und beunruhigt. Als sie endlich zu sich kam, war Bitt­ner schon gegangen.

Nur ein kurzes Abschiedswort batte Bittner geflüstert, kaum mit den Lippen ibre Hand be- ^ rührt!

Es war Dora zuinute, als erwache sie aus i einem Traum.

Aber ein Blick auf die Ubr Krachte sie zur Besinnung. Ludmilla mußte balv kommen, vor- ; her jede Spur dieses Besuches beseitigt sein.

Das Eßbare verbarg sie in der Speisekammer, ebenso eine» Teil der Teller und Bestecke.

Nur so viel Geschirr stellte sie in der Küche ! zum Abspülen bin, daß es aussah, als habe sie ! mit den Kindern bereits Mittag gegessen. !

Als Ludmilla kam, hätte nur noch ein seiner !

ihm seilte Gattin im Tode vorangegangen. Wildbad wird seinem verdienten Musikdirektor ein dauerndes, dankbares Andenken bewahren.

Calw, 27. Dez. Am Sonntag den 19. Nov. hat der 37 Jahre alte frühere Theologe Friedrich Schwirle im umnachteten Zustand das Haus seiner Eltern verlassen. Nachdem alle Nachforschungen bis jetzt erfolglos geblieben find, wurde am Sonn­tag nachmittag die Leiche des Unglücklichen in Ernstmühl geländet.

Von der Enz, 26. Dez. Einer, der fich nicht ärgert, ist offenbar der Besitzer des früheren Zoolo­gischen Gartens in Pforzheim, der weg?» der schlechten Zeiten geschlossen wurde. Er inseriert im Blatt: Diejenigen, welche nachts aus dem Kassenhaus die 2 Zentner schwere Luftpumpmaschine gestohlen haben, können das Schwungrad dazu auch noch ab­holen. Ob sie wohl kommen werden?

Zur Beibehaltung der Sommerzeit. Der Ausschuß des deutschen Handelstages beschäftigte sich kürzlich mit der Frage der Beibehaltung der Sommerzeit im nächsten Jahre. Die Mehrzahl der Ausschußmitglieder gab der Meinung Ausdruck, daß die Sommerzeit sich in Industrie und Handel be­währt und die auf sie gesetzte Hoffnung in bezug auf die Ersparung von Beleuchtungsstoffen und Förderung der Gesundheit erfüllt habe. Ohne sich für alle Zukunft endgültig festzulegen, und in der Meinung, daß zunächst noch weitere Erfahrungen abgewartet werden möchten, sprach sich der Ausschuß dafür aus, daß die Früherlegung der Stunden im Sommer auch im nächsten Jahre stattfinde.

Schwäbisch LanSwchr singt.

(Aus dem winterlichen Franzosenwald.)

Was ist denn heute nacht los gewesen? Das war ja eine mächtige Singerei im ganzen Wald," frage ich meinen Burschen, der zum Einheizen in mein niedliches, aber bitter kaltes Birkenhäuschen hereintritt, worin ich in der Ruhe zur Zeit Allein­herrscher bin.Ich habe es auch lange gehört und mich gewundert darüber," erwidert der biedere Geb­hard.Wir konnten bis halb drei nicht einschlafen. Die Ratten haben uns fast aus den Pritschen ge­zogen. Es müssen frische Truppen da sein.""Nein, das glaube ich nicht. Wie ich mich zu Bette legte, sangen ein paarDer Jäger in dem grünen Wald" und heute früh noch um halb fünf hörte ich nahebei Früh, wenn die Hähne kräh'n, eh' die Sternlein verschwinden." Das Lied können bloß Schwaben, undalte Buurschte" waren es, die so ganz von Herzen dabei waren. Auf der Straße wurde auch gesungen. Wie hatte ich auch gelauscht, als ich, von der Morgenkülte erstarrt, in meinem abends noch so molligen Zimmer aufwachte und durch die Ritzen des Birkenblockhauses die langgezogenen Töne des schönen Möricke'schen Volksliedes hereindrangen. Der Winterwind fährt durch den Buchenforst der Ruhe­stellung, der Frühfrost hat die Blätter abgestreift und

Duft von Juchten sie an Bittners Besuch erinnern können. AVer sie gab nicht acht darauf.

Dora saß und flickte, die Kinder spielten. Scheinbar atmete alles tiefsten Frieden. Nur Doras glühendes Gesicht verriet, daß ihr Inneres in Auf­ruhr war.

Ludmilla schnüffelte überall herum, um einen Anlaß zum Streit zu finden. Was sich in Wirk­lichkeit hier zugetragen, konnte sie nicht vermuten.

Gegen Mittag klingelte es. Mabsl kain, um die Frau ihres Lebensretters kennenzulernen. Sie war erstaunt über Doras Schönheit, gerührt von der lieblichen Anmut der Kinder, welche sich zu­traulich an sie schmiegten.

Dora führte die Amerikanerin in die gute Stube, ohne sonderlich über ihren Besuch erfreut ^ zu sein. Sie erinnerte sich jetzt, daß Hans ihr von der Bekanntschaft mit den Amerikanern ge­sprochen. Mabels blasses Gesicht flößte ihr weder Interesse noch Sympathie ein. Dora blieb sehr zurückhaltend.

Mabel aber sagte:Hier gefällt es mir Ich fühle, daß ich in einem deutschen Hause bin.

Ach, und diese prächtigen Stickereien, dazu finden Sie auch noch Zeit?"

Ich muß wohl", entgegnete Dora ein wenig prahlerisch,wir kommen mit dem kleinen Gehalt meines Mannes nicht aus. Und wenn Sie es mir nicht übelnehmen. Miß Barnay, so will ich die Zeit ausnützen. Wir können dabei plaudern."

Aber gewiß, liebe Frau Steinberg. Ich wäre untröstlich, wenn ich Sie störte. Ich kam, um Sie zu einer Spazierfahrt am Nachmittag abznholen. Sie und die Kinder. Ihr Gatte mußte leider ablehnen, da er sich in einem Speise­hause zum Vorspielen verpflichtet hat. Was sind Sie für fleißige Leute! Sie können wohl Vicht schnell genug reich werden?"

(Fortsetzung folgt.)