die das Gelöbnis befestigt: Heimat du bist wert unser heißes kämpfen und im'chn.

** Psorzh ei m, 11. Dez. Der Bürgerausschuß beschloß heute abend den Bau einer Linie der elek­trischen Bahn vom Bahnhof nach dem Friedhof mit einem Aufwand von 353900 Mark. Die Fertig­stellung soll ehestens 1919 erfolgen. Früher wird sie wegen der Schwierigkeit der Materialbeschaffung und wegen des noch herzustellenden Straßenkörpers im obersten Teil der Strecke wohl kaum erreichbar sein. Man glaubt, daß sie rentabel sein wird, da nach Fertigstellung der Leichenhalle im nächsten Spätjahr die Leichen obligatorisch nach der Leichen­halle verbracht werden und die Beisetzungen dann von der Leichenhalle aus erfolgen werden.

** Pforzheim, 11. Dez. Durch ausströmen­den Gasgeruch aufmerksam geworden, fand man heute nachmittag in seiner Wohnung, Erbprinzen­straße 76, den 77 Jahre alten Privatmann und früheren Kassenboten Josef Haller tot in seinem Wohnzimmer und seine 79jährige Ehefrau im Abort besinnungslos vor. Es scheint, daß Jos. Haller einen Schlaganfall erlitten und die Frau darauf in Gedankenverwirrung den Gashahnen in der Küche geöffnet hat und vor dem ausströmenden Gas in den Abort geflüchtet ist. Ob die Frau mit dem Leben davon kommt, erscheint bei ihrem hohen Alter fraglich. Die Leute lebten sehr geordnet.

Patrouille gegen Sen ZeinS.

(Vom Stellungskampf im Westen.)

OKO. Die Zeit der Frühdämmerung ist einem Angriff besonders günstig. Mein Auftrag lautet, um 4.45 morgens eine Patrouille gegen den - graben zu machen. Etwas Besonderes ich es nicht, denn ich habe mich schon zweimal gegen diesen Graben vor­geschlichen und kenne das Gelände. Ein Zusammen­treffen mit feindlichen Patrouillen ist auch unwahr­scheinlich, denn der Franzmann ist solchem Nachdienst zweifellos abhold und läßt nur seine Posten knallen. Ich empfinde also nicht mehr jenes prickelnde Ge­fühl der Spannung und Erregung, das mich bei meinem ersten derartigen Auftrag überkam und wo ich den Auftrag kaum erwarten konnte. - - Ai eine Korporalschaft stellt in der Nacht einen Horchposten. Da trifft es sich gut mit dem Wecken, und mein zu­verlässiger, erfahrener Gefreiter ist gleich bereit, mich zu begleiten. Zur bestimmten Stunde brechen wir auf: das Lederzeug lassen wir im Stollen, da es das Kriechen behindert und auch klappern könnte. Gasmaske, Gewehr und ein paar Rahmen Patronen in der Tasche sind alles, was wir mitnehmen. Es ist Neumond und stockdunkel. Das matte Sternen­geblinker dringt in dem finstern Schützengraben nicht in die Tiefe, und tastend tappen wir den wohl ver­trauten Graben entlang. Ein Glück, daß es nicht regnet. Bin ich doch zwei Nächte vorher von tüch­tigen Herbstschauern ordentlich durchnäßt worden. Regen ist ein arger Feind des Feldsoldaten. All­mählich gewöhnen sich unsere Augen an die Finsternis.

Wir gehen heute beim 3. Zug hinaus," schlage ich vor.Ich bin jedesmal bei den andern Zügen hinausgegangen, und ich will auch den Ausgang kennen lernen." -Ob wir ihn bei der Finsternis finden," wirft mein Begleiter ein. -Wir gehen beim Horchposten vorbei. Wenn es nötig ist, zeigt er uns den Weg." - Damit uns die Posten der Nachbarkompagnie nicht für Gegner halten und be­feuern, suchen wir zunächst den Jnttenposten auf.

Pst, pst! Nichts regt sich in der Schützennische. Auffallend! Hier steht doch sonst der Posten. Was ist da los ? An der Grabenwand taucht aus einem Stolleneingang ein Mann auf. Er erzählt flüsternd, daß um 12 Uhr eine Granate das Dach des Unter­stands heruntergedrückt und.einen Kameraden ver­wundet und um 1 Uhr eine weitere Beschießung dem einen Mann des Doppelpostens das Leben gekostet habe. Der Doppelposten sei verlegt. Wir gehen in unfern Abschnitt schweigend zurück, steigen über die Brustwehr und treffen beim Horchposten den Unteroffizier vom Grabendienst, der uns bereitwilligst durch den Drahtverhau bringt und es auch über­nimmt, den Außenposten der Anschlußkompagnie von unserer Patrouille zu verständigen. Leider hatte der Gefällige beim Rückweg noch das Pech, in ein Gra­natloch dicht am Pfad hinunterzurutschen, jedoch es ist glücklicherweise nicht tief. Fest prägen wir uns nun für das-Zurückfinden die Bäume des Waldrands ein und eine auffallend hellere Platte auf dem Boden. Das hohe Gras ist von der Nässe beschwert und dämpft unsere Schritte. Behutsam stellen wir auch die Windrichtung fest. Es ist nur eine leichte Brise und für uns noch eher günstig. Da! - Eine

Leuchtkugel zischt von drüben aus unsere Stellung zu. Flugs liegen mir auf dem Boden. Es ist zwar, reichlich unbequem auf dem abschüssigen Gelände, aber in dem ungemähten Gras kann uns keiner ent­decken. Wir arbeiten uns noch ein wenig vor und legen uns dann platt hin. Vor uns die Umrisse des steilen Bergwaldes, dem der rauschende Bach im Grunde mit seinen regenschweren Wiesen sich anschickt, ein graues Morgenklcid anzulegen. Ein paar dunkle Punkte sind Bäume an der Straße, die zwischen den Stellungen verläuft. Und allüberall schaut Finster­nis aus den Heckenreihen und dem Waldsaummit tausend schwarzen Augen." Rechts drunten hört man einmal im Drahtverhau oder Graben beschäftigte Franzmänner, auch der gegnerische Posten links läßt sich uns gespannt Lauschenden vernehmen und unsere eigenen Horchposten werden abgelöst. Alles stumm, nur hie und da ein Flintenschuß und eine weiße Leuchtkugel. Aber über uns hin reisen in hohem Bogen dieSchweren" und man hat von ihnen den Eindruck, als ob fauchend fernab eine Lokomotive führe. Kaum hört man die Einschläge in der Rich­tung auf die Festung zu. Der Himmel hat einen Wolkenvorhang vorgezogen, die Sterne sind ver­schwunden bis auf einen, der blinkt und zittert, als ob er in weiter Ferne eine Leuchtkugel wäre. Aber er hält sich hoch und ist tatsächlich ein Stern, der Morgenstern.Siehst du jetzt schon die Planeten für

Leuchtkugeln des Gegners an?" sage ich mir im Stillen. Gott sei Dank, soweit ist es doch noch nicht. Schüchtern hebt ein Vogel den Auftakt seines Morqen- lieds an; er ist wohl nicht gleich bei Stimme, heim es folgt eine Pause und dann beginnt das kurze Lied kräftig und selbstbewußt. Die verblichenen Gras­büschel heben sich ab von den grünen Stellen, und neben mir steht ein hoher Pferderettich mit starken braunroten Samen. Deutlich treten die näheren Gegenstände hervor. Auf dem Berg gegenüber trennen sich die Baumkronen. Es hat einen eigentümlichen Reiz, so hart am Feind zu liegen. Von Handgra­naten, wie der kampflustige Gegner sie in den Var­mitternachtstunden in einer starken Patrouille warf, kann jetzt keine Rede mehr sein. Wir halten uns auf den Knieen. Bei der scharfen Beobachtung hat man keine Empfindung dafür, daß man im hohen, nassen Gras sitzt und liegt. Man spürt keine Nässe. Gierig nimmt man das Aussehen des erwachenden Geländes in sich auf, solange es noch der leichte Nebelschleier zuläßt. Selten hat man eine solch günstige Gelegenheit dafür. An der weißen Stelle, einem Büschel Chrysanthemen, vorbei geht's fast mit Bedauern über den Schluß des Unternehmens dann auf den Eingang in dem Drahtverhau zu, und nach einer guten Stunde unbehelligten Patrouillengangs klettern wir, wie es schon ziemlich hell ist, wieder über die Brustwehr und tauchen in den Schützengraben, nicht ohne noch ein paar Worte mit dem Horchposten gewechselt zu haben, der von seinem Loch aus uns mit dem Ohr gefolgt war. Den Humor hat der eine trotz der ständigen Gelegenheit zum Fußbad nicht eingebüßt. Und der Humor ist immer der beste Teil am Feldsoldatcn. Heißer Kaffee wärmt und erquickt uns nun. Wir merken, daß wir gründlich naß ge­worden sind. Aber ein paar Stunden Schlaf in dem leeren Stollen machte uns zu neuer Arbeit frisch und munter. Und Arbeit gibt es im Schützengraben i» Hülle und Fülle. Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag. U. ff.

D«rmisLl?1c3.

Ernste Worte richtet der Oberamtmann des Bezirks Neustadt im Schwarzwald an die Milch­produzenten der Gemeinden die verpflichtet sind, Milch an die Stadt Karlsruhe abzugeben, chi einem Erlaß an die Liefergemeinden heißt es il. Die Milch- und Fettnot in Karlsruhe und M» übrigen Städten ist erschreckend. Wir verweisen auch noch besonders ausdrücklich auf den gerade in dich» Tagen in den Zeitungen bekanntgegebenen Brief de, Generalfeldmarschalls von Hindenburg an den Reichs­kanzler mit seinen eindringlichen ernsten Mahnwachen an die deutschen Landwirte! Wem der Ernst dieser Lage und die schwere Not unseres von allen Seite» von grausamen und haßerfüllten Feinden umstellte» Vaterlandes noch nicht klar geworden ist eiui den kann die Allgemeinheit keine Rücksicht nehme« und dem wird all das mit rücksichtsloser Streng« klar gemacht werden! Heutzutage gibt es kein Wem

DerKrieg alsFriedensstister.

Roman von S. Hillger.

17) (Nachdruck verboten^

Ich bin nicht jung und schön", wollten Sie sagen, Herr Steinberg,nicht geliebt und begehrt. Das stimmt Um so parteiloser aber kann ich urteilen. Und ich behaupte, daß Dora die Lust am Schalten und Walten im Haushalt verloren hat, daß sie bequem geworden. Schon der Kinder wegen wäre es Ihre Pflicht, Ihrer Frau einmal den Herrn zu zeigen, sie gehörig ins Gebet zu nehmen."

Dazu wäre jetzt der ungeeignetste Zeit­punkt. Denn Dora ist heute Bittner begegnet. Er will sich als meinen Protektor aufspielen und mir eine gutbezahlte Vertrauensstellung verschaffen. Dora ist Feuer und Flamme für ihn. Ich will lieber zugrunde gehen, als durch die Gunst jenes Menschen zu leben."

Das mutet Dora Ihnen wirklich zu?"

Leiderl Bittner hat ihr den Kopf verdreht. Wir sind zum ersten Male in unserer Ehe in Unfrieden auseinandergegangen. Sie ist allein fort, und ich sitze hier und blase Trübsal."

In den schillernden Augen des alternden Mädchens glomm etwas . auf, das man für Schadenfreude halten konnte.Das sieht ihr ähn­lich !" stieß sie gehässig hervor,nur an sich selbst denkt diese verwöhnte Person."

Johannes stand auf. Er wagte es nicht, seine Frau zu verteidigen.

Und dann saß er in der Wohnstube im Sofa, auf demselben Platz, wo Dora ungezählte Male hingebend in seinen Armen geruht und er geglaubt, sein Herz müsse zerspringen vor Seligkeit.

Jetzt hatte er das gramvolle Gesicht mit

beiden Händen bedeckt, wagte kaum, sich jener Zeit zu erinnern.

Doch nicht Doras Trotz noch ihre Partei­nahme für Bittner bereiteten ihm diese Pein, sondern die Vorahnung kommenden Unheils. Als sei das entscheidende Wort bereits gesprochen, so sicher war ihm die Kündigung. Entweder war er beim Chef verleumdet worden, oder man konnte tatsächlich eine Arbeitskraft entbehren. Die Zeiten waren schlecht, auf eine neue Stelle kaum zu rechnen.

Bittner bot ihm eine solche, nur zuzugreifen brauchte er, hatte es nicht nötig, auf seine Entlassung zu warten. ,

Ihm war, als hole eine Riesenfaust zum Schlage gegen ihn aus. Er fühlte das unbarm­herzige Schicksal, welches ihn niederzwang. Wie sollte er ankänipfen gegen die Uebermacht des un­sichtbaren Feindes, des Mißgeschickes, das auf ihm lastete?

Er sah es voraus, daß all seine Auflehnung nichts half.

Aber nein! Wenn er nicht wollte, wer besaß die Macht, ihn zu zwingen! Keiner! Auch Dora nicht. Seine Gestalt straffte sich wieder. Mochte kommen, was da wollte, in ein Abhängigkeits­verhältnis zu Bittner trat er nicht. Das war sein fester Entschluß.

Er stand auf und dehnte die Gestalt, dabei stieß er gegen das Paneelbrett über dem Sofa; eine Wolke von Staubflocken flog ans.

Auch am Bilderrahmen entdeckte er eine dicke Staubschicht. Also hatte Ludmilla doch recht. Dora war nachlässig geworden.

Auch diese Erkenntnis beugte sein Selbst­gefühl. brachte etwas in ihm zum Wanken.

Es ist der Anfang vom Ende", dachte er, aber ihm war, als sei er jetzt schon von Dora getrennt und habe sie für immer verloren.

In dumpfer Ergebenheit setzte Johannes sich

ans Klavier. Er wußte kaum, was er spielte; erst als er Beethovens schwermütige und doch allgewaltige Musik auf sich einwirken ließ, laste sich der Druck von Herz und Sinnen. Er wagte wieder zu hoffen und sich einzureden, daß er viel zu schwarz sehe und alles lange nicht so schlimm sei, wie es in dieser Stunde den Anschein hatte.

Aber es ging ihm wie bei einem Vexier­bilde. Solange man nicht weiß, daß eine Haupt­figur in dem Durcheinander von Strichen verborgen ist, achtet man nicht auf sie. Ist dieselbe aber erst aus dem täuschenden Rahmen hervorgetreten, so sieht man immer nur die Figur, alles andere ist nebensächlich geworden.

Johannes gewahrte, daß die Fenster nicht ge­putzt, die Gardinen und Vorhänge schlecht geordnet waren. ,

Und wieder überfiel ihn eine heiße Angst, ein Grauen, als wankte alles um ihn her.

Auch am nächsten Tage kam Dora nicht dazu, ihre Perlstickerei zu beginnen. Sie hatte keine Lust zum Sticken, vor allem aber keine Zeit.

Es war wieder so ein klarer Frühlingstag mit blauem Himmel und lindem West.

Dora überlegte, was sie bis zum Nachmittag alles zu tun habe. Blitzblank sollte alles sem, wenn Bittner kam. Traulich und anheimelnd some die Häuslichkeit ihm erscheinen.

5. Kapitel.

Und wie sie von einer Stube in die andere lg und ihr Reich prüfend musterte, ba bemal­te sich ihrer dasselbe erstarrende Erschrecken, e Hans es gestern an sich erfahren. Dora I « ch viel mehr als er, und auch sie kam I itzlich wie eine Fremde inmitten ihrer ände vor.

(Fortsetzung folgt.)