nicht so reichlich ausgefallen ist, wie man noch vor wenigen Wochen hoffte. Umsomehr müßten sich die Kartoffelerzeuger bereit finden, in die städtischen Gemeinden alles abzugeben, was sie irgend entbehren können. Wer noch der Hoffnung war, daß er auf höhere Preise warten könne, befindet sich in schwerem Irrtum. Und wer etwa böswillig Borräte zurückhält, hat nur zu gewärtigen, daß diese vom Oberamt enteignet und nur mit 2,30 Mk. für den Zentner bezahlt werden. Wir vertrauen auf den bewährten Opfersinn unserer Landwirte, daß sie die an dieser Stelle oft genug gegeißelten städtischen Hetzereien gegen den Bauernstand vergessen und ihre Pflicht gegen das Volksganze erfüllen. Grund zum Aerger ist ja ohnehin noch genug vorhanden, und doch darf sich niemand dadurch abhalten lassen, zu tun, was recht und billig ist. — Die Lösung der Obstfrage befriedigt in keiner Weise, aber wir haben den Eindruck gewonnen, daß unsere Regierung gegenüber der kurzsichtigen Gleichmacherei im Kriegsernührnngsamt zu Berlin eben nicht mehr erreichen konnte. Bedauerlich ist nur, daß die Leute, die beispielsweise hei der Mostversorgung sich gewissenhaft an die Vorschriften hielten, jetzt das Nachsehen haben, während die andern mit dem Haustrunk reichlich versehen sind. Es sind aber auch der Verordnungen schon zu viele geworden. Selbst für den geübten Verwaltungs- beamten erfordern sie ein vollständiges Studium: wie soll da der einfache Bürger sich noch zurecht finden? Besondere Schwierigkeiten drohen aus den neuen Vorschriften für die M ilchbewirts ch a ft u n g. Sie werden einen Haufen Aerger und Scherereien für die Biehhalter mit sich bringen, wenn es nicht in letzter Stunde gelingt, die Ausführungsbeftim- mungen mit den besonderen Verhältnissen unserer Heimat einigermaßen auszugleichen. Und doch müssen wir es aus vaterländischer Gesinnung über uns ergehen lassen. Wer sich gar nicht darein finden kann, der möge einmal recht eindringlich an unsere Brüder und Söhne draußen im Schützengraben denken und überlegen, wie trotz alledem lächerlich klein seine Beschwernisse sind im Vergleich zu den übermenschlichen Anstrengungen und Gefahren der braven Männer im Felde.
Oberndorf, 20. Okt. Tie bürgerlichen Kollegien beschlossen, für die Hinterbliebenen der drei Opfer des' letzten Fliegerangriffs, die sich zum Teil in bedrängten Verhältnissen befinden, eine Sammlung einzuleiten. Von den hier beschäftigten Kriegsgefangenen wurden der Stadt 100 Mk. überwiesen mit der Bitte, die Gräber der beim Fliegerangriff gelöteten Kriegsgefangenen, ein Russe und ein Franzose, in Pflege zu nehmen. Dies wurde als selbstverständliche Pflicht der Stadt angesehen und die Annahme des Geldes abgelehnt. Beschlossen wurde sodann die Einführung der Krankenfürsorge für die Familien der Ausmarschierten. Die Stadt hat an den Kosten 15"/» zu tragen, die übrigen 85''«
Giegesriel.
Kriegserzählung von W. H. Ge in borg.
211 (Nachdruck verboten.)
„Ich erlaubte mir bereits zu bemerken, Onkel, daß Margarete meine Zusage bat. Ich versprach ihr, dafür besorgt zu sein, daß sie mit dem demnächst abgehenden Lazarettzuge hinauskäme. Und man hat mir aus meine Erkundigung mitgeteilt, daß der Erfüllung dieses Wunsches nichts entgegenstände."
„Nun, wenn du als ihr Verlobter keine Bedenken trägst, wird mir ja schließlich nichts anderes übrigbleiben, als ebenfalls Ja und Amen zu sagen. Aber ich tue es mit schwerem Herzen — das kann ich dir nicht verhehlen. Margaretes Verlangen ist mir ja allerdings jetzt nicht mehr so ganz unerklärlich wie früher. Ein verliebtes Mädel möchte dem Auserwählten ihres Herzens natürlich so nahe als möglich bleiben. Und da schrumpfen dann alle Schwierigkeiten und Bedenken in ein Nichts zusammen."
„Glaubst du wirklich, Onkel, daß das der Grund sein könnte?" fragte der junge Arzt zweifelnd. Er vergegenwärtigte sich Margaretes Benehmen in dieser letzten Zeit, und es fiel ihm schwer, sich in die holde Illusion zu wiegen, die die Auslegung des Sanitätsrats in ihm 'wachrufen wollte. Es wurde ihm vielleicht noch schwerer, als er zwei Stunden später auf seinem Heimwege das große Ereignis und das unverhoffte Glück dieses Abends noch einmal an seinem Geiste vorübergehen ließ. Denn es war eine im Grunde recht seltsame Verlobungsfeier gewesen, die da hinter ihm lag. Von dem Augenblick an, da Margarete das Zimmer wieder betreten hatte, um den in scherzhaft liebevolle Wendungen gekleideten Segen des Vaters zu dem neu geschlossenen Herzensbunde
tragen die Versichevi-cngscmftast Württemberg und der Kommunalverband.
Kus Staöt. Bezirk unS Amaebnng!.
Aus der amtl. württ. Verlustliste Nr. 484. Jnf.-Reg. Nr. 127, Ulm, 8. Komp.
Utffz. Friedrich Bott, Calmbach, l. veriv., b. d. Tr.
Gebirgs-Bataillon, 4. Komp.'
Karl König, Dobel, tödlich verunglückt.
Berichtigung zu Verlustliste Nr. 35:
Inf -Reg. Nr. 125, Stuttgart, 3. Komp.
Emil Fir, Birkenfeld, war irrtümlich als vermißt
gemeldet.
Berichtigung zu Verlustliste Nr. 465: Jnf.-Reg. Nr. 126, Straßburg, 12. Komp.
Karl Rühle, Eonweiler, bisher verwundet, gefallen.
** Pforzheim, 20. Okt. Heute hatten wir bei starkem Ostwind und sinkender Temperatur wiederholt leichten Schneefall.
P forz h eim, 20. Okt. Die Hinterbliebenen eines früheren Bijouteriefabrikanten und dessen Ehefrau, welche beide im Stillen viel Gutes taten, haben im Sinne ihrer Eltern der Stadt eine Schenkung von 45000 Mark gemacht, dabei sich aber ausgebeken, daß ihr Name ungenannt bleibe,
Sonntagsgedanken (21 Okt.)
Komm, Tag -es Herrn!
Du Tag des Herrn! Mit deiner Sabbat-Stille komm zu uns Müden, die vom Werktag krank: aus Lärm und Streit, führ du uns Wunsch u. Wille zu deiner Ouellen reinem Labetrank.
Nimm unsre Hände, die unsicher tasten: die leer geworden fülle wieder du!
Von unfern Schultern nimm die schweren Lasten und schließ des Werktags dunkle Tore zu.
Sing uns ein Lied, das lind wie Gottes-Odem durch alle Tiefen unsrer Seele zieht: schenk uns ein Wort, das über Staub und Bodem wie Sternenaugen auf uns niedersieht.
Komm, Tag des Herrn: Woll'st nicht vorüberschreiten, ivo je ein Herz in hartem Frohnen steht.
Die Hände alle, die sich sehnend breiten — kommj Tag des Herrn: und schließ sie zum Gebet!
Marie Sauer.
Vermischtes.
G u s s enftadt, 19. Okt. Einen Beweis dafür, mit welcher Rücksicht das Generalkommando den Anforderungen landwirtschaftlicher Betriebe gegenübersteht, zeigt hier ein Fall, den die „Gerstetter Albztg." berichtet: Einem im Felde stehenden Land- sturmmann ging sein einziges Pferd zugrunde. Seine Frau wandte sich in ihrer Not an das Generalkommando um Beihilfe zu den Saatarbeiten
zu empfangen, bis zu dem Moment seiner Ver- i
abschiedung hatte für Heinz das Beisammensein mit dem Onkel und der Base eigentlich genau denselben Verlauf genommen wie die meisten anderen Abende, die er in ihrer Gesellschaft zugebracht. Von Liebe und Hochzeit und dergleichen Dingen, die sonst die ganze Gedankenwelt jung verlobter Brautleute auszumachen pflegen, war kaum noch ! die Rede gewesen. Und Heinz konnte sich keiner Täuschung darüber hingeben, daß es einzig Margarete gewesen war, die absichtlich oder unabsichtlich, "bewußt oder unbewußt jedem auf solche Ziele hinweisenden Gespräch schon im ersten Entstehen eine andere unverfänglichere Wendung gegeben hatte. Die drei Menschen hatten sich vielleicht niemals ernsthafter und niemals über so unpersönliche Dinge unterhalten, wie gerade an diesem Verlobungsabend. Hätte ihm nicht Margarete willig ihre Hand überlassen, als er einmal unter dem Tische zaghaft nach den schlanken, kühlen Fingern tastete, und hätte sie ihm nicht von Zeit zu Zeit einen freundlich warmen Blick des Einverständnisses geschenkt — er würde am Ende alles Vorhergegangene für ein bloßes Spiel seiner Einbildungskraft gehalten haben. Aber etwas Unwirkliches, etwas, in das er sich erst immer wieder von neuem hineindenken und hineinfinden mußte, blieb angesichts der seltsam ruhigen, gleichsam unbeteiligten Haltung Margaretens für ihn trotz alledem in dem Geschehnis des heutigen Abends. Er war in eine wahrhaftige Verlegenheit geraten, als der Sanitätsrat sein Glas auf das Wohl und die glückliche Zukunft des Brautpaares geleert hatte. Und beim Abschied hatte er sehr energisch all seinen Mut zusammenraffen müssen, ehe er es über sich gewonnen hatte, für einen Moment seinen Arm um Margaretens zierliche Gestalt zu legen und mit schüchternen Lippen ihren in untätiger Duldung gewährten Mund zu suchen.
Nein, es war fürwahr nicht leicht, sich vor-
llnd siehe' da, kurz darauf erschieir von der Ulmer Garnison ein Feldgrauer mit zwei Pferden und bestellt nun das Feld nach allen Regeln bäuerlicher Kunst. Das Entgelt, das dafür zu entrichten ist, ist sehr niedrig gehalten. Solches Entgegenkommen verdient alle Äi,rrkenming.
Ausnützung des Bodens. Nach einer Bekanntmachung im Amtsblatt der Württ. Berkehrsanstalten ist die Herbstdrmgung der Eisenbahngrundstücke auch in diesem Jahr mit allen Mitteln zu betreiben. Zugleich ist zrr prüfen, ob vor dem Winter nicht noch weiteres Oedland zu Pachtgrundstücken für Angehörige der Eisenbahnverwastrmg zugerichtet werden kann.
Heidenheim, 19. Okt. Die 21 Jahre alte Dienstmagd Barbara Preis von Heldenfingen wurde wegen unerlaubten Verkehrs mit einem französischen Kriegsgefangenen zu einer Gefängnisstrafe von 2 Monaten verurteilt. Zur öffentlichen Brandmarkung wurde das Urteil gegen das schamlose Weibsbild durchs Oberamt bekanntgegeben.
Blaubeuren, 19. Okt. In Eggingen hat sich ein Mann, der angab, als Kriegsinvalide entlassen worden zu fein, als Banernknecht verdingt. Unter dem Vorwand, seinen Koffer in Harthausen zu holen, ließ er sich ein Pferd mit Wagen geben.. Er verschwand aber mit dem Fuhrwerk auf Nimmerwiedersehen. Das Pferd hat offnen Werk von ca. 3000 Mark.
Herbstnachrichten.
Strümpfelbach i. R., 19. Okt. Bei der hier üblichen sorgfältigen Auslese wird der Wein gut. Roch kein Kauf.
Flein, 19. Okt. Lese geht diese Woche zu Ende. Oualität entspricht den Erwartungen. Heute Preise in Rotwein 486—500 M. Noch Verschiedenes feil.
Aus den süd westdeutschen Weinbaugebieten. Das Herbstgeschäft verlief auf der ganzen Linie bis jetzt recht flott. Die Preise, die zu Beginn der Lese schon hoch waren, konnten infolge des geringen Ergebnisses und bei der überaus starken Nachfrage noch weiter in die Höhe gehen. So wurden im Elsaß in Weißenburg und Kleeburg neue Weißweine zu 45- 48 Mk., Rotweine zu 55 bis 60 Mk., in Barr, Schlettstadt und Umgebung zu 55—60 Mk., in der Kapfersberger Gegend, Winzenheim, Rufach, Türkheim, Rappoltsweiler, Kalmar und Gebweilcr zu 55—68 Mk. die 50 Liter gehandelt. In Baden wurden in Offenburg, Bühl,. Steinbach, Neuweier, Eisenthal, Oberkirch und Durbach neue Weiß- und Rotweine zu 90—120 Mk. bzw. 180—220 Mk., am Kaiserstuhl in Eichstetten, Endingen, Burkheim, Achkaren zu 98—135 Mk. bzw. 150 -190 Mk., in der Markgräflergegend in Rheinweiler und Laufen zu 130—135 Mk., in geringeren Weinsorten zu 90—IIO Mk., im Breisgau.
zustellen, daß ihr hartnäckig festgehaltener Wunsch einzig aus toller Verliebtheit geboren sein sollte, wie der Sanitätsrat gemeint hatte. Ein verliebtes Mädchen pflegt sich am glücklich erreichten Ziel seines Höffens und Sehnens sonst doch wohl anders zu benehmen, als Margarete sich während dieses Abends benommen hatte. Oder war all diese gelassene Zurückhaltung auf die Rechnung einer jungfräulichen Scheu zu setzen, die damit wieder vergessen machen wollte, daß in dem entscheidenden Augenblick eigentlich sie selbst die Werbende gewesen war?
Heinz war nicht frauenkundig und nicht eitel genug, um auf diese Fragen eine Antwort zu finden, die seinem Selbstbewußtsein geschmeichelt und zugleich die seltsamen, in ihrer Unbestimmtheit doppelt unbehaglichen Zweifel verscheucht hätte, von denen er sich bedrückt und beunruhigt fühlte.
Wohl blieb ein großes und dankbares Glücksgefühl der alles beherrschende Grundton seiner Stimmung; aber es lag doch — ihm selber unbegreiflich — etwas wie ein leichter Wolken- fchatten über den sonnenbeglänzten Zukunftsgefilden, die seine Phantasie sich in den leuchtendsten Farben auszumalen versuchte.
H *
Eine Stunde vor der Abfahrt des Lazarettzuges, der sie beide gen Westen führen sollte, hatte Margarete ihrem Verlobten einen Wunsch ausgesprochen, dem er sich nach Ueberwindung eines ersten, etwas schmerzlichen Befremdens gefügt hatte, weil er seine Berechtigung einzusehen vermeinte.
Sie hatte ihn nämlich um seine Einwilligung gebeten, daß während der Dauer ihrer gemeinsamen Tätigkeit die Innigkeit ihrer persönlichen Beziehungen für ihre Umgebung ein Geheinuus bleibe, und daß sie für die anderen nur als Verwandte, nicht als Verlobte gelten sollten.
(Fortsetzung folgt.)