von unbewaffneten: und ungeübten: Auge kaum er­kannt werden können. Auch sind sie nicht mehr zu hören, sobald der Motor abgestellt ist.

Stuttgart, 16. Okt. Die Gründung eines württ. Landeswohnungsvereins ist in einer unter dem Vorsitz von Präsident v. Scheurlen hier gehaltenen Versammlung, der auch der Minister des Innern, Or. v. Fleischhauer, anwohnte, nach Vorträgen des Staatssekretärs a. D. Der::bürg und des General­sekretärs des bayrischen Landeswohnungsvereins, Hofrats Or. Busching-München erfolgt. Zun: Ehrenvorsitzenden des neuen Vereins wurde Geh.- Hofrat Or. v. Pfeiffer gewählt.

Stuttgart, 16. Okt. (Eine Mahnung an Kriegersrauen.) Die Franzosen haben im Sep­tember eine Flugschrift aus getreu nachgebildeten Briefen aus Deutschland hergestellt und durch Flieger in großen Mengen an und hinter der deutschen Front abwersen lassen. In der Flugschrift sind 26 Briefe an deutsche Kriegsgefangene in einem einzigen französischen Lager abgedruckt. Absender sind An­gehörige, zumeist Ehefrauen der Gefangenen. Die Briese enthalten bewegliche Klagen über den Mangel an Lebensmitteln in Deutschland, über Hunger und Elend in den Familien. In anderen Briefen wird über Kriegswucher und Ungerechtigkeiten bei der Lebensmittelverteilung geschimpft. Dazu bemerkt der Staatsanzeiger: Wenn die Briefschreiberinnen wüßten, wie ihre Klagen dem Feinde Vergnügen bereiten und von ihn: als Kampfmittel gegen die deutschen Soldaten verwendet werden, dann würden sie doch wohl lieber von solchen Dingen schweigen. Sie müssen einsehen, daß solche Jammerbriese gerade­zu kriegverlängernd wirken, ganz abgesehen davon, daß sie den Männern, die in der Gefangenschaft ihren Familien doch nicht helfen können, das Herz nur unnötig schwer machen. Möchten sich doch alle Angehörigen von Gefangenen diesen Zusammenhang genau überlegen!

Cannstatt, 17. Okt. Die Witwe des ehe­maligen Tuchmachers Dieterle wurde gestern mittag aus den: Steigfriedhof beerdigt. Bon neun Söhnen, die sämtliche unter den Waffen stehen,, sind ihr zwei in: Tode vorausgeeilt, der eine ist im Mai 1916 gefallen, der andere fand am Mittwoch den 11. Okt. den Heldentod. Er wurde mit anderen seiner Kameraden gerade an den: Tage in fremder Erde bestattet, an den: die Mutter in der Heimat die Augen schloß.

Aus StaSt, BLZirk unS Amqcbuna.

Zum Baurat bezw. Bauinspektor befördert wur­den aus Anlaß des Regierungsjubiläums die Herren Meßmer und Schelling bei der Kgl. Württemb. Eisenbahnbetricbsinspektion Pforzheim.

Neuenbürg, 17. Okt. Aus Anlaß des Regie­rungsjubiläums ist außer den bis jetzt in unserem

Blatte mitgeteilten Auszeichnungen noch an eine Reihe von Bezirksangehörigen in Anerkennung besonderer Verdienste das Charlottenkreuz (an Geistliche, Aerzte, Ortsvorsteher, Lehrer, Lehrerinnen, Kranken­schwestern usw.) verliehen worden. Wir müssen da­von absehen, diese Auszeichnungen im einzelnen nach­träglich zu erwähnen, umsomehr, als uns mitgeteilt wurde, daß einer Weisung des K. Staatsministe­riums zufolge die Veröffentlichung nicht gewünscht wird.

Jugendwehr Neuenbürg. Mit dem Wiederbeginn der Hebungen möchten wir nicht ver­säumen, sämtliche hiesigen Jungmannen ebenso freundlich wie dringend zum Besuch unserer Hebungen einzuladen. Der Ernst der Zeit gebietet es jedem jungen Mann, sich mit allen Kräften dem Dienst fürs Vaterland zu widmen, und die Jugend­wehr gewährt ihn: dazu die beste Gelegenheit. Unter verständnisvoller Anleitung werden die Jung­mannen an unseren, jeden Dienstag und Donners­tag in der Turnhalle stattsindenden Uebungsabenden mit den auf den Heeresdienst vorbereitenden mili­tärischen und turnerischen Hebungen bekannt geinacht, und durch Ausmärsche, Gelände- und Schießübun­gen soll ihre Ausbildung dann noch weiter geför­dert werden. Nicht nur die militärischen Kommando­stellen, sondern vor allem die aus der Jugendwehr zun: praktischen Heeresdienst eingetretenen jungen Leute selbst sind sich über den Wert dieser vorbe­reitenden Uebungen einig und besonders die letzteren betonen in mündlichen und schriftlichen Aeußerungen immer wieder, wie gut ihnen der Besuch der Jugend­wehr getan habe. Dazu kommt noch der weitere Umstand, daß durch die militärischen Dienststellen jeder eintretende Rekrut nach einer abgestempelten Bescheinigung über den Besuch der Jugendwehr be­fragt wird: kann er diese nicht vorweisen, so fällt er natürlich sofort unangenehm auf, mährend die Bescheinigung über den erfolgreichen Besuch, zumal wenn darin besondere Fähigkeiten vermerkt werden können, jederzeit eine direkte Empfehlung ist. Möge daher kein Jungmann versäumen, sich der Jugend­wehr anzuschließen! Besonders hervorheben möchten wir noch, daß zur Teilnahme an den hiesigen Schießübungen auch sämtliche Jung- und Landsturm­leute des Bez:rks freundlichst eingeladen sind.

Volksernährung. Zu einer Besprechung von Fragen der Volksernährung und Lebensmittelversor­gung hatte am Samstag mittag der Vorstand der württ. Landesversorgungsstelle, Regierungsrat Schüle, die Vertreter der Presse ins Landesgewerbemuseum zur Mitteilung eingeladen. Zunächst kam die Obst­beschlagnahme zurSprache, die in unserem Lande so viel böses Blut gemacht hat. Nach den Angaben von Reg.-Rat Schüle sah sich die württembergische Regierung eines Tages ohne vorherige Ankündigung im Besitz der Beschlagnahmeverfügung. Diese hatte den Zweck, Obst in genügendem Umfang für die

Marmeladebereitung bereitzustellen. Die mürtteip- bergische Regierung erhob sofort Einsprache und er­reichte, daß die Veröffentlichung der Verfügung zurück­gehalten wurde. Bei einem persönlichen Besuch in Berlin ließ Reg.-Rat Schüle keinen Zweifel darüber daß die Beschlagnahme eine sehr unglückliche Muß­regel sei. Denn der Most, zu dessen Herstellung das Obst in Württemberg in weitestem Umfang heran­gezogen wurde, sei hier nicht Genußmiktel, sondern Bedarfsgegenstand für weiteste Kreise, besonders in Gewerbe und Landwirtschaft. Das Obst, das zur Marmeladebereitung aus Württemberg hinausgehe käme nur in ganz verschwindenden: Umfang dem Lande wieder zugute, da die fabrikmäßig hergestellte Marmelade hier nur wenig Abnehmer habe. Schließ­lich wurde in Berlin erreicht, daß man dort zwar natürlich nicht auf die allgemein angeordnete Be­schlagnahme verzichtete, aber doch in folgenden Punkten Entgegenkommen zeigte: ein größerer Teil des be­schlagnahmten Obstes soll, ebenso wie ein Teil des aus dem Ausland eingeführten Obstes, dem Land wieder zur Mostbereitung zur Verfügung gestellt werden, Württemberg soll Obst nur für Heereszwecke liefern, ferner sollen in Württemberg nur die von den württ. Organisationen zugelassenen Aufkäufer tätig fein, und außerdem sollte die württ. Industrie besondere Berücksichtigung finden. Es wurde so für Württemberg erreicht, was zu erreichen war. Eine Aushebung der Beschlagnahme wäre zu erlangen ge­wesen unter der Bedingung, daß man sich verpflichtet hätte, das Württemberg treffende Kontingent restlos aufzubringen. Diese Bedingung aber war unmöglich zu erfüllen. So blieb die Beschlagnahme des Most­obstes bestehen, auch als die des Tafelobstes aus­gehoben wurde. Die Bedenken gegen die Beschlag­nahme haben sich alle als zutreffend erwiesen. Es wird gegenwärtig trotz allen: sehr viel Obstfür den Hausbedarf" vermostet,, und die Leute hoffen, den Most spater zu guten Preisen absetzen zu können. Vielleicht täuschen sie sich; denn man wird unter­suchen müssen, warum sie von demHausbedarf" auch noch verkaufen können; es wird also nicht un­gefährlich sein. Immerhin muß sich auch die Be­völkerung sagen, daß in den ernsten Zeiten, in denen wir leben, schließlich das weniger dringende Bedürf­nis, wie es die Mostbeschaffung schließlich doch ist, gegenüber dringenden Notwendigkeiten zurücktreten. Die Regelung der Ei er Versorgung ist jetzt fast im ganzen Reich annähernd nach württembergischem Muster dnrchgeführt. Trotzdem wird man in den nächsten Monaten mit einen: sehr starken Mangel an Eiern zu rechnen haben. Auch beim Zucker werden die Hoffnungen, daß das neue Wirtschafts­jahr größere Mengen als bisher zur Verteilung zu­lassen werde, nicht in Erfüllung gehen. Knapp wird es in den nächsten Monaten auch mit Fleisch, Fett und Käse stehen. Dagegen sollte man mehr von unserer guten Ernte in Filder kr aut und Bodenkohlraben Gebrauch machen. Insbesondere

Giegesriel.

Kriegserzählung von W. H. Geinborg.

17s (Nachdruck verboten)

Diesmal aber sollte er ihr glauben sie spürte plötzlich ein schier übermächtiges Verlangen, noch heute alles wieder- qutzumachen. was sie ihm alle die Jahre hindurch absichtlich und unabsichtlich an Betrübnis und Herzeleid zugefügt.

Und ich hätte doch so gerne einmal unter vier Augen mit dir gesprochen", fuhr sie fort, ihm die beabsichtigte Erwiderung abschneidend.Weil ich dich um einen Freundschaftsdienst bitten möchte um den größten, den du mir je­mals erweisen könntest."

Aber sind wir denn nicht jetzt unter vier Augen?" fragte er.Und zweifelst du etwa daran, daß ein einziges Wort genügt, mich zu allem bereit zu machen, was du von mir verlangen kannst?"

Ich will hinaus ins Feld, Heinz I Die Tätig­keit hier in dem heimatlichen Lazarett genügt mir nicht mehr. Hier gibt es Hunderte, die das­selbe leisten können wie ich. Denn es gehört so wenig Opfermut und Entsagung dazu, hier als Pflegerin zu wirken. Draußen aber vorn an der Front wo auch das Sanitätspersonal wirk­lichen Gefahren und Mühseligkeiten ausgesetzt ist da wäre de: Platz, auf dem ich mich ganz be­friedigt fühlen würde."

Ich weiß, daß noch immer kein Ueberfluß an Pflegerinnen ist, die von so heiligem Willen beseelt sind, auch das Schwerste zu vollbringen, wie ich."

Heinz machte kein Hehl aus seinem Erstaunen. Alles andere mochte er eher erwartet haben als dies. Und sein Kopfschütteln bewies, wie wenig einverstanden er mit ihrem Vorhaben war.

Du hast wohl keine rechte Vorstellung von dem, was du da auf dich nehmen willst, liebe Margarete! Und ich glaube auch nicht, daß der Onkel einem solchen Vorhaben jemals zustimmen würde."

Das ist es ja eben, weshalb ich mich an dich wende. Natürlich wird er dagegen sein, weil er mich für viel schwächlicher und zimperlicher hält, als ich es in Wirklichkeit bin. Es gibt nur einen einzigen Menschen, der ihn bestimmen könnte, seine Einwilligung zu geben. Uüd dieser eine bist du. Es wäre ja schon genug, wenn du mir einen Platz in dem Lazarettzuge verschaffen könntest, mit dem du jetzt wieder ins Feld hinausgehst. Und dazu, daß er sich damit einverstanden erklärt, könntest du meinen Vater gewiß überreden."

Die Möglichkeit, dich bei dem Personal dieses Zuges noch unterzubringen, wäre ja nicht aus­geschlossen. Aber du muht doch einsehen, daß es aus anderen Gründen nicht angeht. Der Dienst hier ist ein Kinderspiel gegen das, was draußen verlangt wird."

Siehst du nun sprichst du es selbst aus, was ich so bedrückend empfinde. Und wenn irgend­einer, so müßtest doch gerade du es sein, der mir das nachfühlen kann, du, der schon fast über Menschenkraft hinaus seine Schuldigkeit getan hat, und der du es doch nicht einmal über dich ge­winnst, deinen Erholungsurlaub bis zu Ende zu genießen."

Das ist etwas ganz anderes, Margarete! Ich bin ein Mann, ein Arzt und nebenher doch auch gewissermaßen Soldat."

Und ich bin ein Weib, eine Krankenpflegerin und eine Tochter des Landes, das jetzt um sein Leben kämpft! Ich nehme für mich dasselbe Recht in Anspruch, mich aufzuopfern, wie du."

Ich bewundere dich um dieses heiligen Eifers, um dieser hochfinnigen Hingebung willen, Mar­

garete ! Aber nicht ich darf es sein, der dich in deinen: Vorhaben unterstützt."

Und warum nicht ? Weil ich es nicht um dich verdient habe?"

O, davon kann nicht die Rede sein. Aber wenn dir draußen etwas zustieße wenn deine zarte Gesundheit zusammenbräche unter der Last der Strapazen wenn du von einer der gefähr­lichen Krankheiten ergriffen würdest, die draußen unausgesetzt ihre Opfer fordern woher sollte ich dann den Mut nehmen, nachher vor deinen Vater hinzutreten und wie wie sollte ich selbst es ertragen?"

Mein bißchen Leben ist genau so viel oder so wenig we.rt, wie das der Millionen, die zu jeder Stunde dem Tode ins Auge sehen", ver­setzte Margarete.Die Fürsorge, die aus deiner Weigerung spricht, ist in meinen Augen nichts anderes als ein Beweis der Geringschätzung. Nur weil du meinen Opfermut nicht ernst nimmst, oder weil ich dir zu klein und zu armselig scheine für eine so herrliche Ausgabe, glaubst du mir meine Bitte abschlagen zu müssen. Wenn du mich nur ein klein wenig lieb hättest, würdest du mir freudig die Hand gedrückt und ,Ja' gesagt haben."

Sie legte sich wohl selbst nicht Rechenschaft darüber ab, welche Beweggründe es gewesen waren, die ihr dies gefährliche Wort Angegeben hatten. All der Schmerz, die Bitterkeit, die Be­schämung, die in ihrem Herzen stürmten und wühlten, rangen nach Befreiung in der leiden­schaftlichen Beharrlichkeit, mit der sie sich jetzt an diesen einzigen Gedanken festklammerte an diesen Gedanken, der ihr wohl schon früher zu­weilen gekommen war, der aber erst in diesem - Augenblick mit der elementaren Gewalt emes unwiderstehlichen Verlangens von ihr Besitz ge° nommen hatte.

(Fortsetzung folgt.)