Ministerium und den Truppenteilen in geeigneten Fällen Vorschläge zum Erlast oder zur Milderung militärgerichtlich verhängter Strafen. Gleiche Vorschläge werden gefordert vom Justizministerium zur Erweisung der Kgl. Gnaden, vorzugsweise an solche, die zu ihren Verfehlungen gegen die Strafgesetze unter dein Drucke äußerer Not. durch Unbesonnenheit oder Verführung veranlaßt worden sind.
Auf die gestern vom Präsidenten der I. Kammer Fürsten zu Hohenlohe-Bartenstein beim feierlichen Empfang der Landstände, desgleichen auf die vom Präsidenten der II. Kammer v. Kraut verlesene Adresse, worin die Stände zum Zeichen herzl. Dankbarkeit des württembergischen. Volkes den Betrag von 500000 Mark zur freien Verfügung des Königs stellen, dankte der König bewegten Herzens mit dem Dichterworte: In Führten und in Nöten zeigt erst das Volk sich echt und führte u. a. weiter aus: die Daheimgebliebenen und nicht am wenigsten mein landesväterliches Herz erfüllt Trauer um die vielen gefallenen Helden. Ihrer gedenke ich heute mit heißem Dank. Sorge haben wir nicht um den Sieg, den uns kein Feind entreißen soll, wohl aber um all' die Lieben draußen, die stündlich noch ihr Leben einsetzen für die heilige Sache des Vaterlandes. Trotz alledem, soll der Tag aufrechten und mannhaften Sinnes begangen werden voll Zuversicht und vor allem, voll Dankbarkeit gegen den Allmächtigen Gott der in seinem unerforschlichen Ratschluß uns eine schwere Prüfung auferlegt, zugleich aber auch die Kraft gegeben hat sie siegreich zu bestehen. Der König schloß mit dem Wunsche, daß der Tag nicht mehr allzufern sein möge, an dem es uns vergönnt sei, die so schnöd unterbrochene Friedensarbeit wieder aufzunehmen, die Wunden des Krieges zu heilen und ungestört von äußeren Feinden, unsere teure Heimat als würdiges Glied de? großen deutschem Vaterlandes wieder schöneren und glücklicheren Tagen entgegen zu führen.
Als Sprecher der Abordnung zur Ueberreichung der Jubiläums spende brachte sodann Graf Zeppelin die Jubiläumsgabe dar, die, dem Sinne des Königs entsprechend, zur Linderung der vielgestaltigen Not, die im Gefolge des Kriegs über zahlreiche Familien hereingebrochen ist, bestimmt ist. Trotz der hohen Anforderungen an die Opferfreudigkeit habe der Ruf in allen Kreisen lebendigen Widerhall gefunden: nicht weniger als annähernd 2*/L Millionen Mark feien aus dem ganzen Lande in großen, kleinen und kleinsten Beitrügen zusammengeflossen.
Die Dankesworte des Königs, mit denen er die Jubiläumsgabe entgegennahm, lauteten: „Tiefgerührt, mein lieber Graf, danke ich Ihnen für die erhebenden Worte, die Sie im Namen des Ausschusses für die Landessammlung an mich gerichtet haben, und für die geradezu überwältigende Summe, die Sie mir als Ergebnis der veranstalteten Landes-
8ieges2iel.
Kriegserzählung von W. H. Gein borg.
3s (Nachdruck verboten.)
„Verzeihen Sie, Herr Sewald, wenn ich Sie für einen Augenblick allein lasse. Ich bin sogleich wieder zurück."
Etwas befremdet blickte er ihr nach, wie sie durch die Tür, die in ihres Vaters Arbeitszimmer führte, verschwand. Aber sie ließ ihn in der Tat nicht allzulange warten. Bei ihrem Wiedereintritt war es ihm, als läge auf ihren Wangen ein hö- heres Rot als zuvor, ibre junge Brust schien rascher zu atmen, und die ersten Worte kamen unsicher, beinahe stammelnd, von ihren Lippen.
„Wenn Sie mir versprechen wollen, mich nicht zu verraten — da ist das Morphium, das der Papa Ihnen nicht geben wollte."
Ein winziges, flachrundes Holzschächtelchen, nicht größer als ein Markstück, hielt sie dem Erstaunten mit ausgestrecktem Arm entgegen. In seiner ersten, schier fassungslosen Ueberraschung zögerte Sewald, es zu nehmen.
„Ich — ich begreife nicht, Fräulein Willim — Woher wissen Sie überhaupt, daß ich-"
„Ich habe dadrinnen hinter dem Vorhang jedes Wort hören müssen, das Sie mit Papa gesprochen. Und es hat mir so leid getan, daß er Ihnen die kleine Bitte abgeschlagen. Ich kann es ja sehr gut begreifen, daß Sie — in einem solchen Fall — ich meine, wenn-"
Ihr Gesicht stand jetzt ganz in Flammen, und etwas rührend Hilfloses war in dem Versagen ihrer Stimme. Bernhard Sewald aber sah aus wie jemand, der etwas sehr Schmerzliches erfährt, und das unwillkürliche Zucken seiner Mundwinkel war voll Bitterkeit.
Doch was auch immer während dieser wenigen
fammlung zu Füße legen. Ich danke aus tiefstem Herzen Gott, der mich diesen Tag hat erleben lassen an dem ich so schöne Beweise empfange von der Treue und Anhänglichkeit meines Volkes an meine Person und von dessen unermüdlicher Opferwilligkeit und Freude am Geben und Helfen in der Not. Stets hat das schwäbische Volk feinen Stolz und ein gewisses Vorrecht darin erblickt, auch da an erster Stelle zu sein, wo es Leidende zu trösten und Not zu lindern gilt. Die Art und Weise, wie diese über alles Denken und Erwarten große Summe zusammengekommen, in größeren wie kleinen Summen, von Reich und Arm, das macht mir diese Gabe besonders rührend und wert. Ich wollte, ich könnte jedem Geber selbst die Hand drücken und ihm sagen, was an diesem Tage mein Herz bewegt. Möchte diese Spende dazu dienen, manchem über die schwere Zeit des Krieges hinwegzuhelfen. Es ist ja überall Not, und wie und wo am besten geholfen werden kann, läßt sich nur schwer übersehen. Ich verkenne die Schwierigkeit einer gerechten Verteilung nicht; aber was in ineinen Kräften steht, soll getan werden. Und nun schließe ich mit der Bitte zu Gott, die ja auf aller Lippen schwebt: Möge der Tag, wo die Glocken im Ganzen Lande Sieg und Frieden einläuten, nicht mehr allzu ferne sein!
Stuttgart. (SCB.) Durch das Hinzutreten des Resultats der Reichsbankstelle Ulm ist das Gesamtergebnis der 5. Kriegsanleihe in Württemberg auf 403 Millionen angewachsen.
Stuttgart, 7. Okt. (SCB.) Der König hat aus Privatmitteln die Summe von 300000 Mark in deutscher Kriegsanleihe je zur Hälfte an d?n württembergischen Landesausfchuß der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen, sowie an den württ. Landesausfchuß für Kriegsinvalidenfürforge und zwar' zur Verwendung für Landeskinder überwiesen.
RunSschau.
Berlin, 7. Okt. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Der Erfolg hat die Zweifler glänzend widerlegt. Der patriotische Sinn und die Einsicht des deutschen Volkes haben sich mancherlei umlaufenden Gerüchten und Einflüsterungen zum Trotz bewährt, und ein neuer Beweis unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit wie er nicht großartiger gedacht werden kann, ist erbracht worden. Zum Schutze des Vaterlandes, zum Schutze der heiligsten Güter der Nation, zum Schutze von Herd und Familie hat sich der Aufmarsch der Milliarden auch diesmal mit jener Sicherheit vollzogen, die keiner unserer Feinde für sich in Anspruch nehmen kann. Voll Stolz aber ohne 'Ueberhebung, verkündigen wir den neuen Finanzsieg, erfüllt von dem Bewußtsein, daß, solange der Krieg auch dauert, das deutsche Volk bereit sein wird, feine ganze Kraft in den Dienst des Vaterlandes zu stellen. — Die „Köln.
Sekunden in seinem Innern vorgegangen sein mochte, er war jedenfalls rasch damit fertig geworden. Und seine Erwiderung hatte keinen anderen Klang als den freundlichen Dankes.
„Sie sind gütiger, Fräulein Willim, als ich mir's jemals verdienen konnte", sagte Bernhard Sewald. „Aber noch weiß ich nicht recht, ob ich von Ihrer Güte auch wirklich Gebrauch machen darf. Ich fürchte, Ihr Herr Vater könnte Ihnen ernstliche Vorwürfe machen, wenn er den" — Diebstahl hatte er sagen wollen» aber er besann sich noch zur rechten Zeit — „die Eigenmächtigkeit entdeckte."
Noch immer hielt sie ihm auf ihrer flachen Hand das Holzschächtelchen entgegen. Und jetzt hatte sie sich auch schon wieder ganz in der Gewalt.« Es war sogar, als hätte sich ihre Verlegenheit in Ungeduld, mit einer kleinen Beimischung von Trotz, verwandelt.
„Er wird es nicht bemerken. Das Glas mit dem salzsauren Morphium ist ja noch beinahe voll. Ich habe das Quantum nur schnell auf der Briefwage abwiegen können. Aber ich denke, es sind ungefähr zwei Gramm. — Und Sie brauchen sich kein Gewissen daraus zu machen, daß es gestohlen ist. Ich nehme alles auf meine eigene Verantwortung."
Da nahm er das Schächtelchen aus ihrer Hand und barg es sorgsam in einer der vielen Taschen seines neuen grauen Waffenrockes.
„Ich danke Ihnen, Fräulein Margarete. Und wenn ich in die Lage kommen sollte, von diesem Pulver Gebrauch zu machen, dann werden also Sie es sein, die ich als meine Wohltäterin segne."
„Ach, wir wollen es nicht so sentimental an- sehen — nicht wahr? Es ist doch nur für einen Fall, der ganz gewiß nicht eintreten wird. Sie haben ja gehört, was Papa von den vielen gesagt hat, die sich auf dem Schlachtfeld für verloren
Ztg." schreibt zum Erfolg der fünften Kriegsanleihe: Das deutsche Ergebnis ist ein Erfolg, der sich unseren bisherigen Anleihe-Ergebnissen würdig anreiht, besonders wenn man die Zeitverhältnisse in Betracht zieht, unter denen die Anleihe aufgelegt und gezeichnet worden ist. Die Anleihe hatte mit vielen Feinden zu kämpfen. Sie haben den Mut unserer Truppen nicht erschüttern können, und auch die Zuversicht im Lande behielt die Oberhand. Wenn das Ergebnis der 5. Kriegsanleihe dasjenige unsere bisherigen Rekordanleihe, der dritten, um 1,51 Milliarden unterschreitet, was unsere Feinde emsig ausrechnen und verwerten werden, um es als ein Zeichen angeblicher deutscher Erlahmung umzn- deuten, so ist in Betracht zu ziehen, daß das Deutsche Reich seine Kriegsanleihen dann auslegt, wenn es neues Geld zur Kriegführung bedarf, und daß es dann auch nicht die Anleihe verschiebt.
Haag, 7. Okt. In holländischen Bankkreisen versichert man, daß etwa 21 Millionen Gulden Zeichnungen, also rund 50 Millionen Mark aus Holland auf die letzte deutsche Kriegsanleihe erfolgten, obschon keinerlei Ankündigungen der Anleihe im Anzeigenteil der holländischen Presse zu finden war. Dies im Gegensatz zu der jetzigen französischen Kriegsanleihe, für welche drei holländische Banken Inserate aufgeben.
Berlin, 7. Okt. Aus Genf wird der „Deutschen Tagesztg." berichtet: Ein Teil der Pariser Blätter stellt fest, daß die allgemeine Kriegslage etwas düster sei. Das Sorgenkind sei Rumänien. Obwohl der größte Teil der Pariser Blätter den Donauübergang zuerst als einen großen militärischen Erfolg hinstellte, wird nun versucht, den Lesern klar zu machen, daß der Uebergang nur eine bloße Kräftebindung der deutschen und bulgarischen Truppen bezweckt habe, damit Sarrails Offensive erleichtert werde. „Liberte" beschuldigt Italien, daß es eine habsüchtige Politik im Epirus betreibe. „Bannet Rouge" sieht in China Kriegswolken aufsteigen, wodurch Japan in der Lieferung von Kriegsmaterial ausbleiben könnte. Dieser Umstand könnte zu einer Katastrophe in Rußland führen. Die Pariser Ausgabe des „New-Aork Herald" schreibt, Amerika sei nervös, weil es nach Japan hinhorche, cs dürft aber deshalb den Konflikt im O-Bootkrieg nicht übersehen. „Figaro" und „Gaulois" ermahnen das Publikum, trotz" einer leichten Verstimmung nicht zu verzagen. Der erste Zeichnungstag für die neue Kriegsanleihe beginne in einem ernsten Augenblick. Hoffentlich zeige die ganze Nation eine ungebrochene Opferkraft.
Ludwigshnfen, 7. Okt. Nicht allein in der Erzeugung von Kriegsmaterial, sondern auch aus dem Gebiete der Herstellung von für die Volkscr- nührung wichtigen Produkten oder Fabrikaten hat sich die deutsche Industrie während des Krieges glänzend bewährt. Einen Beweis hiefür bilden u. a.
hielten, und die dann doch wieder zu ganz gesunden Menschen wurden. Ich würde Ihnen das Pulver sicherlich nicht verschafft haben, wenn ich nicht die feste Ueberzeugung hätte, daß Sie es mir nach Ihrer Wiederkehr unangetastet zurückgeben werden."
Er nahm ihre kleine Hand, deren eisige Kälte ihn fast erschreckte, und führte sie an seine Lippen.
„Leben Sie wohl! — Und wenn ich darum bitten darf, so behalten Sie mich in freundlichem Andenken — bis zu meiner Wiederkehr — oder falls ich nicht kommen sollte — für eine möglichst lange Zeit."
„Leben Sie wohl, Herr Sewald — auf Wiederseyen !"
Vielleicht hatte sie doch noch etwas mehr — etwas Wärmeres — Herzlicheres — sagen wollen.
Aber auch des tapfersten Mädchens Kraft hat irgendwo ihre Grenzen. Und es war die höchste Zeit gewesen, daß Bernhard Sewald sich empfohlen hatte. Wer weiß, ob er sonst nicht doch noch die ersten der Tränen gesehen hätte, die jetzt so heiß und so unaufhaltsam rannen!
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Als Bernhard Sewald erwachte, war tiefe Dunkelheit um ihn her. Er mußte etwas sehr Schönes geträumt haben, denn seine Seele war «noch voll Heiterkeit, und er fühlte sich leicht uno froh. Mit Behagen nahm er wahr, daß der Morgen offenbar noch fern war. Er durfte ah" wieder einschlafen, in der Hoffnung, daß der beglückende Traum sich fortsetzen würde, dessen Nachwirkung er verspürte, ohne sich seiner erinnern z können. Aber er mußte sich aus der Rückeniag auf die rechte Seite drehen, wenn er rasch e ' schlummern sollte. So war er es seit den Tage» seiner Kindheit gewöhnt.
(Fortsetzung folgt.)