alle darauf Hinzielen, die heimische Landwirtschaft, den schwäbischen Bauernstand zu heben und zu för­dern, kamen seit dem Regierungsantritt Wilhelms H. zustande.

Stuttgart, 5. Oktober. In einem Leitartikel zum Regierungsjubiläum schreibt das Landes­organ der Sozialdemokraten Württembergs, die Schwäb. Tagwacht, u. a.: König Wilhelm II. hat nie persönliche Politik getrieben oder zu treiben versucht. Er hat sich zu allen Zeiten streng im Rahmen seiner verfassungsmäßigen Stellung bewegt. Uns, die wir an das Gottesgnadentum nicht glauben, liegt es fern, alle Errungenschaften der letzten 25 Jahre auf politischem, wirtschaftlichem, geistigem, künstlerischem Gebiet dem König zuzuschreiben. Wohl aber kann sestgestellt werden, daß der König mit regstem Interesse die Entwicklung des Landes aus allen Gebieten verfolgt und nach Kräften gefördert hat. Besonders die Ausgestaltung der Ver­fassung ist bei ihm nicht nur auf kein Hindernis gestoßen sondern hat seine Unterstützung gefunden. Das Verhältnis zwischen König und Volk ist in Württemberg ein ungetrübtes. Nie hat der König verletzende Aeußerungen gegen einzelne Parteien getan. , In seinem öffentlichen Auftreten legt er sich die Zurückhaltung auf, die vou dem über den Parteien stehenden ober­sten Diener des Staates zu wünschen ist. Nehmen wir alles in allem, so will es uns scheinen, daß unter den gegebenen Verhältnissen gar nichts ge­ändert wurde, wenn morgen in Württemberg an die Stelle der Monarchie die Republik treten würde. Kein zweiter Anwärter würde, wenn alle Bürger und Bürgerinnen des Staates zu entscheiden Hütten, mehr Aussicht haben, an die Spitze des Staates gestellt zu werden als der jetzige König. Daraus ergibt sich von selbst, daß das württembergische Volk des Königs am Tage des Regierungsjubiläums mit freundlichen Gefühlen gedenkt.

* Stuttgart, 6. Okt. Die Königin hat aus Anlaß des heutigen Gedenktages dem Schwäbischen Franenvereine eine Stiftung von 40000 Mk. zuge­wendet zur Einrichtung einerSozialen Frauen­schule", welche die Ausgabe haben wird, Mädchen und Frauen für die berufsmäßige oder freiwillige Hilfsarbeit in der Wohlfahrtspflege des Staates, der Gemeinde und Vereine durch gründliche Kennt­nisse und praktische Schulung heranzubilden. Außerdem sind der Zentraleitung für Wohltätigkeit zur Verteilung an einzelne zurzeit besonders be­dürftige Vereine und Anstalten, ferner dem Stutt­garter Wohltätigkeitsverein und dem Verein zur Hilfe in Notstandsfüllen auf dem. Lande größere Summen zugegangen.

Stuttgart, 5. Okt. Ministerpräsident Or. v. Weizsäcker wurde zum Regierungsjubilüum des Königs in den erblichen Freiherrnstand erhoben.

Giegesriel.

Kriegserzählung von W. H. G e i n b o r g.

1-1 (Nachdruck verboten.)

Es war an einem Herbsttage des Jahres 1914.

Die Tochter des Sanitätsrats Doktor Willim stand am Fenster und spähte mit dem Blick sehn­süchtiger Erwartung auf die Straße hinab. Auf wen sie wartete, würde sie freilich keinem Men­schen offenbart haben am allerwenigsten dem, dem ihr Hoffen und Harren galt. Denn niemals sollte er erfahren, was sie für ihn fühlte. Sie wußte ja, daß dies Gefühl von ihm nicht er­widert wurde, daß sie ihm bis heute nichts anderes gewesen war und in Zukunft nichts, an­deres sein würde als eine gute Freundin, wie er deren bei der Liebenswürdigkeit seines Wesens und dem Ansehen seiner gesellschaftlichen Stellung wahrscheinlich recht viele hatte. Wäre es anders gewesen, so hätte sich's ihr bei einem der vielen Besuche, die der junge Architekt als der vertraute Freund ihres Bruders während der letzten Mo­nate hier in ihrem Elternhause gemacht, wohl in einem Wort, einem Blick, einem heißeren Händedruck verraten. Und sie empfand keine Ent­täuschung darüber, daß es nicht geschehen war; denn sie hatte es gar nicht anders erwartet. Bern­hard Sewald war in ihren Augen, ein Mann, der wohl Anspruch auf eine schönere, klügere und elegantere Frau erheben durfte, als es die kleine, unbedeutende Margarete Willim ihm Hütte sein können. Sie dachte nicht daran, sich ihn zu er­obern. Es war ihr genug, daß sie ihn lieb hatte. Und das bescheidene Glück dieser unerwiderten Zuneigung konnte kein Mensch ihr zerstören, weil eben kein Mensch etwas davon ahnte.

Wie sie um ihn gebangt hatte seit dem Tage, da er unter den ersten als Unteroffizier der Re­

Stuttgart. Die Städt. Sparkasse hat für sich und ihre Einleger aus die neue Kriegsanleihe 10 Millionen gezeichnet. Die Zeichnungen der Kasse auf die 1.4. Anleihe belaufen sich aus 45,75 Millionen. Das Ergebnis der Zeichnung bei der Firma Ehr. Pfeiffer war einschließlich eigener Zeich­nung 850000 -/A.

König Wilhelm II. von Württemberg und Graf Zeppelin.

Daß der König von Württemberg zu den ersten und treuesten Förderern gehört, die Graf Zeppelin bei der Erfüllung seines Lebenswerkes gesunden, war bisher schon in engeren Kreisen bekannt. Nun finden wir in der Festnummer, die die Zeitschrift lieber Land und Meer" zum 25jührigen Regierunngs- jubiläums des Königs herausgibt, ein schönes und aufschlußreiches Dankesbckenntnis des GrasenZeppelin, den die Redaktion der genannten Zeitschrift um eine Aeußerung zu dem festlichen Tag gebeten hatte. Graf Zeppelin schreibt:Wohl nennen die Schwaben mit Stolz ihr Württemberger Land die Wiege der Zeppelin-Luftschiffe, die die Begeisterung des ganzen deutschen Volkes aus der Asche des Echterdinger Opfers einst neu erstehen ließ, und von denen heute in unserem Daseinsringen eine wesentliche Mitwirk­ung zur Niederzwingung unseres schlimmsten Feindes erwartet wird: aber wenige wissen, wie sehr das Zusammenfallen der Regierungszeit König Wilhelms II. mit der Entstehung und Entwicklung dieser Luftschiffe entscheidend für letztere gewesen ist. Von den vielen Kundgebungen lebendigsten Interesses des Königs für meine Gedanken und Arbeiten und des mir ge­schenkten Vertrauens seien nur drei in ihren Er­folgen ausschlaggebende Taten hervorgehoben: Als im Jahre 1893 Kaiser Wilhelm II. sich zur Besich­tigung der württembergischen Truppen in Stuttgart einfand, da nahm unser König die Gelegenheit wahr, um die Hindernisse zu beseitigen, die es mir bis da­hin unmöglich gemacht hatten, die persönliche Förde­rung des Kaisers für das weitere Vorgehen zu ge­winnen. Die nächste Folge davon war die Einsetzung eines Ausschusses unter dein Vorsitze von Helmholtz zur Prüfung meiner Entwürfe. Wenn dabei zunächst auch ein ablehnender Beschluß zuwege kam, so liegt doch der Ausgang der ganzen Weiterentwicklung des Unternehmens in den Verhandlungen dieses Aus­schusses. Im Jahre 1904 waren ein erstes Mal alle meine eigenen und von mir aufzutreiben ge­wesenen Mittel erschöpft; da rettete der König das Luftschiffbauunternehmen vor dein sonst unausbleib­lichen Untergang durch die Bewilligung einer Lotterie in Württemberg. Ein wirksameres Mittel, um der ganzen Welt Vertrauen zu meiner Schöpfung zu scheuten, konnte es nicht geben, als im Jahre 1908 das württembergische Königspaar, allen gekrönten Häuptern voraus, sich aus einem Zeppelinschiff durch die Lüste tragen ließ. Schon aus den ange-

serve ins Feld gezogen war, niemand hatte es gemerkt. Von seiner Verwundung in der Loth­ringer Schlacht hatte sie durch ihren Vater er­fahren, dem er's auf einer Postkarte aus dem Kriegslazarett mitgeteilt. Und auch da hatte sie sich tapfer in der Gewalt behalten. Halb ge­nesen, war Bernhard Sewald etliche Wochen spä­ter in die heimatliche Garnison entlassen worden, das schwarz-weiße Band des Eisernen Kreuzes auf der Brust. Und seitdem war er manchmal, wenn der vielbeschäftigte Arzt sich für ein abendliches Plauderstündchen freimachen konnte, heraufgekommen, um ihren Vater zu besuchen, der ihm, dem Elternlosen, mehr und mehr zum väterlichen Freunde geworden war. Dann hatte sie wohl hier und da der Unterhaltung der Herren beigewohnt, immer auf das eifrigste mit irgendeiner Wohlfahrts-Handarbeit beschäftigt. Nur selten aber hatte sie sich an den ernsten Gesprächen beteiligt, und er mochte um ihrer Emsigkeit willen wohl den Anschein gewonnen haben, als nähme sie kein Interesse daran. Daß ihr in Wahrheit kein Wort aus Sewalds Munde entging, daß ihr Herz in stürmischen Schlägen pochte, wenn er von den Schrecknissen jener ersten, opferreichen Kriegstage erzählte, daß sie erzitterte, so oft er seinem heißen Verlangen nach baldiger Rückkehr in die Front Ausdruck gab er konnte es un­möglich vermuten. Denn ihre Lippen blieben ja stumm, und ihr brauner Kopf war immer tief über die Arbeit herabgeneigt.

Nun war seiner Sehnsucht endlich die längst gehoffte Erfüllung geworden. Mit einer Ersatz­truppe sollte er wieder hinausziehen in den Kampf. Seit zwei Tagen schon war sein Häuf­lein marschbereit, und vor einer Stunde hatte er telephonisch angefragt, ob er dem Herrn Sa­nitätsrat nicht ungelegen kommen würde zu einem kürzen Abschiedsbesuch.

Dieser Abschied war es, dem Margarete

führten Beispielen ist die dauernde, auf wirklichem Verständnis gründende Teilnahme des Königs mein Tun und die mächtige Förderung zu erkennen die mir dadurch zuteil wurde. Und es darf über­zeugungsvoll behauptet werden, daß König Wilhelm II in vorderster Linie derjenigen steht, denen man die Verwirklichung meiner Erfindung zu verdanken hat

Graf Zeppelin."

bus.ZtaSt. Bezirk unS Umgebung.

Mit dem Eisernen Kreuz l. Klasse wurde ausgezeichnet Leutnant Kim mich im Jnf.-Regiment Nr. 127, Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse und des Friedrichsordens mit Schwertern (vor dem Kriege Finanzpraktikant in Neuenbürg), z. Zt. schwer verwundet in Stuttgart.

Seine Majestät der König hat dem Hauptmann Freiherrn von Gaisberg-Helfenberg, zuletzt der Reserve des (damaligen) Jnf.-Reg. Nr. 122 (Calw), Führer des Landsturm-Jnf.-Bataillons Calw den Charakter als Major verliehen.

Mit dem Wilhelmskreuz wurden ferner ausgezeichnet: Postinspektor Lang in Neuenbürg, Postinspektor Herrmann in Wildbad.

Laut amtlichen Mitteilung wurden mit dem Wilhelms kreuz ausgezeichnet die Ortssteuer­beamten Mettler in Höfen und Merz in Herren- alb.

Seine Majestät der König hat dem Buch­halter Bürkle von Conweiler als Leiter der Geschäftsstelle für Familienunterstützung in Stuttgart das Wilhelms kreuz verliehen.

Seine Majestät der König hat auf das Forst­amt Herrenn lb den Oberförster Schmitt in Wildberg versetzt. Oberförster Majer in Wangen (vorher in Schwann) ist auf das Forstamt Wein­garten, Kameralverwalter Fromlet in Altenfteig auf das Kameralamt Ellwangen versetzt.

Neuenbürg, 5. Okt. Die Zeichnungen aus die 5. Kriegsanleihe betragen bei der hiesigen Ober­amtssparkasse einschl. einer eigenen Zeichnung - 839300 -M. Das Zeichnungsergebnis der Sparkasse bei allen 5 Anleihen stellt sich wie folgt:

I.

Anleihe

67 Zeichner

70600 ^

II.

244

272600

III.

517

526000

IV.

812

771000

V.

551

839300 .,

2191 2480200

Neuenbürg, 5. Okt. Durch eine nachträg­liche Gabe eines früheren Bezirksangehörigen (aus Höfen) von 500 hat sich das Bezirksergebnis

Willim entgegenharrte, zum Tode betrübt und doch ihrer selbst vollkommen sicher. Ihre Be­trübnis würde ihm in dieser Trennungsstunde ebenso verborgen bleiben, wie ihm ihre heiße Freude bei jedem seiner Besuche verborgen ge­blieben war.

Sie sah die schlanke feldgraue Gestalt raschen Schrittes die Straße heraufkommen und trat vom Fenster zurück, um sich irgend etwas im Zimmer zu schaffen zu machen. ^ Wenige Minuten später hörte sie seine Stimme und die ihres Va­ters in dem anstoßenden Salon. Nur den Vor­hang, der die verbindende Türöffnung abschloß, brauchte sie beiseite zu schieben, um den gelieb­ten Gast zu begrüßen. Aber es lag ihr mit einem Male wie Blei in den Gliedern, und eine bis­her ungekannte namenlose Angst, daß sie im entscheidenden Augenblick vielleicht doch nicht stark genug sein könnte, fesselte sie an den Platz, auf dem sie stand.

Die beiden nebenan ahnten nichts von ihrer Nähe. In der Uniform eines Stabsarztes saß der Sanitätsrat seinem jungen Besucher gegenüber, dessen Gesicht noch immer etwas bleich und schmal war von den ausgestandenen Leiden. Ruhig, ja mit einem Unterklang von heiterer Zuversicht führten sie das Gespräch, von dem sie wußten, daß es für lange Zeit, wenn nicht für immer, das letzte zwischen ihnen sein würde.

Sewalds Freude, endlich aus der zwecklosen Untätigkeit erlöst zu sein, gab seinem Wesen die Munterkeit und Frische zurück, die ihm in den letzten Wochen ganz verloren gegangen schienen. Ein paarmal lachte er über launige Bemerkungen des Sanitätsrats hell auf. Margaretens Name aber wurde nicht genannt. Der Scheidende legtt wohl gar keinen besonderen Wert darauf, sie noch einmal zu sehen.

(Fortsetzung folgt.)