Reckbcrglmusener Geldlotterie statt. Es kommen 2000 Geldgewinne mit 48000 Mk. zur Verlosung. Der Hauptgewinn beträgt 20000 Mark. Lose zu 1 Mark, 13 Lose 12 Mark sind noch in den be­kommen Kaufstellcn zu haben. Für richtige Ein­haltung des Ziehungstages übernimmt die mit dem Losbetrieb beauftragte Firma I. Schweickert, Stutt­gart, Marktstraße 6 jede Garantie.

Ans Staöt. Bezirk unS Am<;ebrmg.

Neuenbürg. Der Obergefreite Ferdinand Höhn bei der Fuß-Art.-Batt. 638 im Osten, Sohn des Uhrmacher Hohn hier, erhielt für tapferes Ver­halten vor dem Feind die Österreich. Tapfer­keits-Medaille. Derselbe ist schon im vorigen Jahr mit der württ. Silb. Militärverdienstmedaille ausgezeichnet worden.

Gustav Müller aus Rotensol, früher Unterlehrer in Gräsenhausen, Offizier-Stellvertreter im Res.-Jns.-Reg. Nr. 248, wurde zum Leutnant d. Res. befördert, nachdem er schon früher mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden war.

Neuenbürg, 5. Sspt. Unsinnige Gerüchte sind augenblicklich in der Bodenseegegend und längs der badisch-schweizerischen Grenze verbreitet. Da sie weitergetragen werden könnten, so muß ihnen rasch und energisch entgegengetreten werden. Die Gerüchte kamen von der Schweiz herüber und werden ver­mutlich von feindlicher Seite verbreitet zur Beun­ruhigung der deutschen Grenzbevölkerung. Es wird ausgestreut, die Schweiz werde, dem Beispiel Ru­mäniens folgend, sich der Entente anschließen, und es müsse jeden Tag mit der Räumung der Untersee­gegend gerechnet werden. Auch in Pforzheim und Umgebung ging das beunruhigende Gerücht um, daß nun auch Holland auf die Seite unserer Feinde getreten sei und gegen uns losschlagen werde. Es ist einfach unglaublich, wie solch durch gar nichts begründetes Geschwätz Glauben finden kann und man sollte sich vor Weiterverbreitung solcher Gerüchte in acht nehmen.

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Frankfurt a. M., - 5. Sept. (WTB.) Die Frkf. Ztg." meldet aus Bern vom 4. Aug.: Nach einer Ausstellung des Bureau Veritas in Paris be­läuft sich die Gesamtzahl der im Monat Juni durch Kriegsereignisse verloren gegangenen Handels­schiffe auf 60 mit insgesamt 103057 Tonnen. Auf die Handelsflotte der Alliierten kommen Vierfünftel dieser Verluste, nämlich 49 Schiffe mit 81601 Ton­nen. Italien hat unter den feindlichen Untersee­booten am meisten zu leiden gehabt. Es verlor 12 Dampfer und 13 Segelschiffe mit rund 37000 Tonnen. Die Verluste Englands im Juni betragen nach der Veritas 13 Dampfer mit 28399 Tonnen.

Franksrurt, 5. Sept. DieFrkf. Ztg." aus Christiania: Der englische DampferNmüma" 4000 Tonnen Jphalt, ist im Weißen Meer aufge­laufen. Die Ladung mußte über Bord geworfen werden. Das Schiff ist wahrscheinlich verloren.

Basel, 5. Sept. Die amtlichen Verlustlisten des Zentralerkennungsdienstes in Kiew verzeichnen vom 1. Juni, also seit Beginn der russischen Offen­sive, bis 20. Aug. die Namen von 685000 Mann­schaften und Unteroffizieren, sowie von 54600 Offi­zieren, Sanitätsoffizieren und Feldgeistlichen als tot, verwundet oder vermißt. Die Zahl der ge­fallenen Mannschaften allein betrügt 310000, der gefallenen Offiziere 18000, worunter sich 23 Gene­rale und 38 Oberste befinden.

Stockholm, 5. Sept. Großfürst Nikolai Ni- kolajewitsch soll lt.B. T." nach Meldungen russ. Blätter zum Oberbefehlshaber der russischen Balkan­armee, die zum Kampf gegen die Bulgaren und Türken bestimmt ist, ernannt werden. Die Blätter knüpfen hieran lange Kommentare und betonen, daß die Berufung des Großfürsten auf den neuen Posten unmittelbar bevorstehe.

Wien, 5. Sept. DieZeit" berichtet aus Zürich: Filipeseu äußerte, die rumänische Heeres­leitung bedürfe, um rasch und sicher zum Ziele zu gelangen, einer Armee von rund O/s Millionen Mann. Rußland werde eine Million stellen müssen.

Budapest, 5. Sept. Der Sonderberichterstatter desPesti Naplo" hatte eine Unterredung mit dein Brigadegeneral Flebig, welcher u. n. sagte: Nach den gestrigen schweren Stunden erwarten wir die weiteren Ereignisse mit vollstem Vertrauen. Wir halten unsere Stellungen fest in Händen. Es ist nicht wahr, daß die Rumänen Herkulesbad haben, obwohl wir mit einer fünffachen Uebermacht zu kämpfen hatten. Die Feinde zogen Verstärkungen heran, trotzdem faßten wir festen Fuß und behaup­teten uns.

Berlin, 5. Sept. DasBerliner Tageblatt" meldet aus Lugano: Im Minifterrat teilte Sonnino mit, Italien beteilige sich an der Aktion gegen Griechenland mit drei Kriegsschiffen, die sich bereits dreier deutscher Dampfer, sowie der Funkenstalion bemächtigt hätten. Die meist wohlinformierre Stampa" ineldet weiter, die Lage in Griechenland sei geradezu furchtbar. Die nach Europa gelangenden Nachrichten geben nur den kleinsten Teil der tat­sächlichen Ereignisse wieder, da Athen von der Welt völlig isoliert ist. DieStampa" macht Andeutungen über eine Abreise des Königs nach Larissa und die Einsetzung einer Regentschaft.

Lugano, 5. Sept. (GKG.) Dei^Secolo" meldet aus Saloniki: Oeffentliche Anschläge der Unabhängigen Regierung von Griechisch-Mazedonien verordnen die sofortige Zwangsaushebung aller männlichen Griechen in Mazedonien von 18 bis 46Jahren. JnGalatistabeiSalonikiistdasersteJnter- niertenlager für die verhafteten Staatsbürger errichtet.

unbedingt losschlagen werde. Sonnino endlich brachte es fertig, den letzten und, wie es anfänglich schien, ganz unbesiegbaren Widerstand des Königs zu überwinden unv wegzuräumen.

Zürich, 4. Sept. (GKG.) DieN. Z. Z." meldet aus London, 3. September! Im Pilgrims Club in London teilte der als Ehrengast anwesende frühere amerikanische Generalamvalt James Beck mit, daß über viertausend Amerikaner unter briti­scher Flagge und etwa zehntausend unter französischer Trikolore kämpfen.

London, 5. Sept. (WTB. Reuter.) Der fran­zösische SeglerGeneral Archinard" (356 Brutto­registertonnen) wurde versenkt.

London, 5. Sept. (WTB. Reuter.) Der britische DampferSwiftwings" wurde versenkt.

Württemberg.

Heilbronn, 5. Sept. An dem geschmückten Kriegerdenkmal im alten Friedhof wurde eine würdige Sedanfeier gehalten, an der sich die Be­hörden, Militär, Kriegervereine und Jugendwehr beteiligten. Die Gedächtnisrede hielt Stadt- uud Garnisionspfarrer Gauß: an die Jungmannen wen­dete sich Professor Calmbach. Die militärischen Vereine ließen durch Weingärtner Schneider einen Kranz niederlegen.

Friedrichs Hafen. Aus nunmehrigen Ver­öffentlichungen geht hervor, daß der Luftschiffbau Zeppelin eine Zweigniederlassung in Staaken in der Mark errichtet, wo vor einiger Zeit umfangreiche Terrainkänfe vorgenommen wurden.

Schorndorf, 4. Sept. (Die Reise in die andere Welt.) Gestern früh kam ein hiesiger 54jähriger Bürger im Schalterraum des Bahnhofs zu Fall und starb kurz daraus in Anwesenheit seiner Tochter, mit der er nach Stuttgart zu reisen im Begriff stand.

Wilhelm - Charlotten-Heim in Urach. Die Grundsteinlegung des ersten württembergischen Heimes der Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns- Erholungsheime, des neunten, das die Gesellschaft damit in Bau nimmt, findet am Sonntag den 10. September ds. Js., nachm. 4 Uhr in Gegen­wart Sr. Majestät des Königs und Ihrer Majestät der Königin, sowie Vertretern der Staatsregierung und der Handelskammern statt. Die Feier wird stelbstverstündlich dem Ernste der Zeit angemessen sein. Die Begrüßungsansprache hält Staatsrat v. Mosthas, die Weiherede der Vorsitzende der Gesell­schaft, Hr. Kommerzienrat Baum aus Wiesbaden. Kaufmannschaft und Industrie aus dem ganzen Reiche werden vertreten sein.

Geldlotterie. Nächste Woche, 14. September 1916, findet im Rathause zu R e ch b e rgh aus en unter amtlicher Leitung die Ziehung der großen

Irn Melrenbrancl.

Hriginal-I^iegsroman aus ei-nlstei- 2eit von Rudolf Zollinger.

1.07) (Nachvrua vertanen. Vorbehalten.)

Lassen Sie uns hoffen, daß der schöne Traum in irgendeiner fernen Zukunft zur Wirklichkeit wird. Aber wenn es der Fall ist, so wird es doch je­denfalls nicht mehr unserm Geschlecht beschieden sein, diese Wirtlichkeit zu erleben. Die Braute, die Frauen und die Kinder derer, die jegt im Kampfe verbluten mußten, sie werden nicht ver­gessen können und nicht verzeihen. Auch nach dem Frieden, der heute noch in so unabsehbare Ferne gerückt scheint, wird zwischen den beiden Nationen eine Kluft gähnen, die reine gute Ab­sicht einzelner auszusüllen vermag ein Ab­grund, über den hinweg es nimmermehr eine Brücke freundlicher Verständigung gibt. Das muß jeder deutsche Mann uno jedes deutsche Mädchen respektieren. Wie wahrscheinlich auch jeder patriotisch fühlende Franzose es respektieren wird."

Aber wir sind doch nicht bloß Zugehörige dieses oder jenes Volkes, wir sind doch vor allem Menschen, Erna, wir sind ein Mann und ein Weib! Gibt es da nicht Rechte und Gesetze, die größer und heiliger sind als die Gebote der Vaterlandsliebe?"

Nein, mein Freund, nein und abermals nein. Wenn das Bewußtsein der Pflichten, die auch ich als schwaches Weib gegen mein Vater­land zu erfüllen habe, nicht schon im Augenblick des Kriegsausbruches ganz unerschütterlich gewesen wäre, so würde es sich hier in diesen Räumen hinlänglich gefestigt haben, um mich stark zu machen gegen jede Versuchung. Dies Vaterland, für das ich so viele edle heldenhafte Männer habe bluten und leiden sehen dies Vaterland ist auch für mich zu etwas so Hohem und Heiligem

geworden, daß ich mich hinfort nicht an ihm versündigen könnte, ohne mir selber bis ins innerste Herz hinein verächtlich zu werden! Ich habe Sie lieb, Lecomte, und ich wäre unter anderen Verhältnissen vielleicht sehr glücklich ge­worden an Ihrer L-eite. Ein Opfer aber, das mich meine Selbstachtung kosten würde, könnte ich Ihnen nicht bringen, wie viele Sommer und wie viele Winter aua) immer inzwischen über die ' Gravhügel unserer gefallenen Heldenbrüder dahin- gegungen wären!"

Er sühlte gut genug, daß jedes ihrer Worte -ein Ausflug lauterster und heiligster Ueberzeugung war, und daß daran! auch kein Mittel der Ueber- redung die Macht haben würde, sie anderen Sinnes zu machen. Zn tiefer Traurigkeit starrte er vor sich hin.

Es war ein Traum," sagte er leise.Nun ist er zerronnen, lassen Sic uns also nicht weiter davon sprechen! Wir werden uns nach diesem Tage nie mehr sehen, und vielleichl wird es auch am besten sein, wenn wir nie mehr von­einander hören. Aber ehe wir scheiden, mochte ich Ihnen noch einmal recht von Herzensgründe danken und möchte Ihnen aus tiefster Seele alles Gute und Schöne für Ihren ferneren Lebensweg wünschen. Möge Ihre Zukunft hell und sonnig sein! Und mögen Sie das reichste Erdenglück finden an der Seite eines Mannes, der Ihrer würdig ist!"

Ihre guten Wünsche nehme ich dankbar an, Lecomte, alle bis auf den letzten, der doch nimmermehr in Erfüllung gehen könnte. Denn mein fernerer Lebensweg ist mir mit voller Bestimmtheit vorgezeichnet, und auf ihm wird kein Platz mehr sein für jene Art von Liebe, an die Sie denken."

Verständnislos sah er sie an.

Was können Sie beabsichtigen, Erna? Wann wäre je ein Weib von der Natur reicher aus­

gestattet worden, zu lieben und geliebt zu werden, als Sie?"

Auch wenn Sie darin recht hätten, mein Freund, damit ist es zu Ende. Ich habe meinen wahren Beruf gesunden, und ich werde ihm unverbrüchlich treu bleiben. Oder stad Sie auf Grund Ihrer hier gemachten Erfahrungen vielleicht der Meinung, daß ich nicht zur barm­herzigen Schwester tauge?"

Sie wollten sich Ihr Leben lang diesem Dienst der Barmherzigkeit opfern? Ihr ganzes Leben lang? Nein, das kann und darf Ihr Ernst nicht sein! Sie die begnadete Künstlerin, der wie wenig anderen die Gabe verliehen ist, die Menschen zu erfreuen und zu beglücken?"

Mein lieber Lecomte! Wer wachen- und monatelang in einem Kriegslazarett lebte, der würde nie mehr heimisch werden können in der bunten Scheinwelt der Kulissen. Der Gedanke an eine Rückkehr zur Bühne erscheint mir als eine so tolle Unmöglichkeit, daß er mich fast zur Heiter­keit reizen könnte. Was bedeutet die Kunst, was bedeutet der Beifall der Menge für einen Men­schen, dem es vergönnt war, das Größte und Er­habenste, zugleich aber auch das Furchtbarste und Schrecklichste aus nächster Nähe zu sehen!"

Nun wohl, so mögen Sie auf die Kunst verzichten! Warum aber auch auf alle Freuden und Genüsse des Lebens? Sie gehören einer be­vorzugten Gesellschaftsklasse an. Mit offenen Armen wird man Sie empfangen, wenn «ie wieder in die Kreise zurückkehren, aus denen Sie hervorgegangen sind. Da werden Sie dann auch die schmerzlichen Eindrücke allgemach ve- gessen lernen, die Ihnen jetzt einen so unnatür­lichen Entschluß eingeben wollen."

(Fortsetzung folgt.)