»», .
"7-^gW
E-L
LNM
-EW
! I 1 «
!' :i'
1^»
§s 99.
Amts- nnd Knzeigeökalt für den Aezirk Galw.
79. Ishrgau?.
Srschiivunzttage: Dtrnttag, vonnirrtan, Eamr« I «g, Tonn tag. Jnsrrtiontprit» 10 Pfg. pro Z«il« für Ltadt an» B»kirltort»; außer Bezirt I> Pfg.
Samstag, den 25. Zuni 1904.
AbonnemenrSpr. in d. Stadt pr. Diertelj. Mk. 1.10 incl. Trägerl. Dierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- ortSvertehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1 . 10 , Vestellgeld 20 Pfg.
Amtliche NeKamrtmachrmge«.
Bekanntmachung
betreffend de« Betrieb von Bäckereien und Konditoreien nnd die Beschäftigung von Gehilfen und Lehrlinge« in Schank- und Gastwirtschaften.
Bei einer in den letzten Monaten vorgenommenen Kontrolle der Bäckereien und Konditoreien und der Gast- und Schankwirtschaften im Bezirk seitens der K. Gewerbeinspektion wurde festgestellt, daß die Bestimmungen
1) der Bekanntmachung betreffend den Betrieb von Bäckereien und Konditoreien vom 4. März 1896, Reichsgef.- Blatt Seite 55,
2 ) der Bekanntmachung betreffend die Beschäftigung von Gehilfen nnd Lehrlingen in Gast- und Schankwirtschaften vom SS. Januar 1SVS, Retchsges. Bl. Seite 38.
3) der Vorschriften über die Führung von Arbeitsbücher«, s. Min.-A. -B». 18SS Seite 81,
4) der Vorschriften über die Sonntagsruhe im Gewerbebetriebs. Rin.-A.-Bl. 1895 Seite 57
nicht oder mangelhaft eingehalten werden.
Die OrtSvorsteher werden veranlaßt, den in Betracht kommenden Gewerbetreibenden die genannten Bestimmungen wiederholt bekannt zu geben und hauptsächlich darauf zu achten, daß die erforderlichen Verzeichnisse richtig geführt und die vorgeschriebenen Tafel« angebracht sind, sowie daß den Gehilfen und Lehrlingen die vorschriftsmäßigen ununterbrochene« Ruhezeiten gewährt werden.
Calw, 23. Juni 1904.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann.
Tagesneuigkeiten.
-r. Hirsau. Daß unser Schwarzwald ein Gebirge ist, das sich im württembergischen Katzenkopf über 1100 w und im badischen Feldberg sogar bis zu 1500 w erhebt, ist den meisten unter uns wohl noch aus der Schulzeit in Erinnerung. Dagegen wird es dem Reisenden und Touristen, der aus dem Herzen des Schwabenlandes kommt und zum erstenmal dem Schwarzwald einen Besuch abstattet, — ob er nun auf der Gäu- oder Schwarzwaldbahn sich seinem Ziele nähert — oft schwer fallen, jene alten Begriffe und Vorstellungen seiner Schulgeographie mit der Wirklichkeit und dem jeweiligen Augenblicksbild in Einklang zu bringen. Denn der Schwarzwald hat die Eigenart, daß er seine Gebirgsnatur nur gegen Westen und Süden in augenfälliger Weise offenbart und zur Schau stellt, während er nach Osten zu sich ganz allmählich verflacht und erniedrigt. Kommt der Wand erer zu Fuß oder mit dem eilenden Dampfroß durch die welligen Gelände des GäuS auf den östlichen Rand des Nagoldtales, der das Gebiet des Muschelkalks von dem des bunten Sandsteins scheidet, so schweift sein Blick über die in der Tiefe verborgene, unsichtbare Talfurche hinüber nach einer dunkeln waldbedeckten Hochebene, die gegen Westen immer mehr ansteigt, bis sie zuletzt in duftiger Bläue sich in der Ferne mit dem Horizonte vereinigt. Um so
überraschender ist es dem Nichtschwarzwälder, der so von der Höhe von Althengstett die ersten Reiseeindrücke vom Schwarzwald in sich aufnimmt, wenn er nach wenig Minuten, nachdem der Bahnzug dem Dunkel des Tälesbachtunnels entrückt ist, nun von der Höhe des höchsten deutschen Bahndammes suchend in die Tiefe schaut. Da breitet sich vor seinen erstaunten Blicken eingebettet ins grüne Nagoldtal im Zauber all' seiner Reize Hirsau vor ihm aus, umsäumt von mächtigen Bergen, die sich hier über 200 m über die Talsohle erheben und deren dunkler Hochwald am steilen Hang in deutlicher Sprache und Schrift verkündet: Das ist der Schwarzwald. Gewiß haftet allen, welche unvorbereitet und unvermittelt diesen Ausblick genießen, die Erinnerung an denselben zeitlebens im Herzen und Gedächtnis. Aber nicht nur dem Fremden und Reisenden, nein auch dem Bewohner des Tales selbst und besonders den Gästen von Hirsau und Calw macht es immer wieder neue Freude und Vergnügen, von der Höhe des doppelt mit Schienen umgürteten Welzbergs den Blick ins Tal schweifen zu lassen. Zumal an einem heitern und schönen Sommerabend ist solch ein Naturgenuß von hoher Warte besonders lockend und einladend. Dies ist nun selbst bei minder günstigem Wetter ermöglicht, da an geeigneter Stelle ein hübscher Pavillon errichtet wurde, an dem ein zu jeder Zeit gangbarer Weg vorbeiführt. Die bei der Herstellung des Pavillons beteiligten Vereine haben damit nicht nur einen glücklichen Griff getan, sondern sich auch in ganz besonderer Weise den Dank deS Publikums und vor allem den der Kurgäste von Hirsau verdient. Es ist zu hoffen, daß dieser neue Bau, der so keck und trutzig von senkrechter Felsenzinne ins Tal grüßt, nicht nur in diesem und künftigen Sommern viele Besucher und Gäste unter sein schützendes Dach nimmt, sondern daß ihm selbst eine lange Dauer beschieden sei. Dies wird dann der Fall sein, wenn ihm, wie überhaupt allen Schöpfungen, Anlagen, Einrichtungen und Veranstaltungen unserer Verschönerungsvereine seitens des Publikums und speziell der Heranwachsenden Jugend mehr Rücksicht, Schonung und Wertschätzung zu teil wird als man dies oft steht und erfahren muß. Die warme und freundliche Witterung der letzten Wochen hat schon einige Sommervögel angelockt; das Gros der Besucher und Gäste von Hirsau pflegt sich freilich erst später einzustellen, während das „Sanatorium Römer" das ganze Jahr besetzt ist und sich einer stets steigenden Frequenz erfreut, dabei aber auch seinen Pensionären immer neue Bequemlichkeiten und Verbesserungen bietet. Möge allen, die Heuer ihr Weg nach unserem Kurorte führt, um hier bei kürzerem oder längerem Aufenthalt Ruhe, Ec holung, Stärkung und Genesung zu finden, eine volle und ganze Erfüllung ihrer Wünsche beschieden sein und Hirsau für recht viele zu einer angenehmen und freundlichen Erinnerung werden.
^ X Bad Teinach, 23. Juni. Früher als sonst hat die Saison dieses Jahr begonnen. Eine stattliche Zahl von Kurgästen ist hier schon versam- melt, besonders im Badhotel, dessen Leiter es letzte Saison so gut verstanden haben, sich die Gunst der Gäste zu erwerben. Während des Winters find
viele rührige Hände tätig geworden, um dem das Bad frequentierenden Publikum etwas Neues zu bieten. Es erhielten die Spaziergänge bedeutende Verschönerungen und Ausdehnungen; die Trinkhalle, wo die vier heilkräftigen Teinacher Quellen zusammengefaßt sind, erscheint in einem reizenden neuen Schmuck, so daß die letztjährigen Gäste sich nicht mehr auskennen. Es ist eine Sehenswürdigkeit geworden, wie wir sie nur in den größten Bädern finden.
Die Kurkonzerte finden täglich 3mal, im Badhotel statt, abwechselnd im Brunnenhaus und im Lindengarten.
Die Kapelle, die unter der Leitung des Hrn. Musikdirektors Höfer aus Calw steht, hat sich sofort die Sympathien der Musikfreunde erobert, und stellt gegen das Vorjahr einen bedeutenden Fortschritt dar. Die mit sehr gewählten Programms ausgestatteten Konzerte, sind nicht nur eine Unterhaltung, sondern bedeuten einen höhern musikalischen Genuß.
Die rühmlichst bekannte Küche, unterstützt von einem wohlassortierten Keller, bedarf keiner weitern Empfehlung.
Wer jetzt die drückende Hitze der Städte mit dem Aufenthalt in dem Kühlung und Erfrischung spendenden Schwarzwald vertauschen will, versäume nicht, Bad Teinach auszuwählen; es vereinigt alle Heilmittel in sich, und kann bescheidenen und hohen Ansprüchen genügen.
Viktor v. Scheffel faßte seine durch mehrmaligen Aufenthalt in Teinach erhaltenen Eindrücke in folgende Worte zusammen:
Kühlschattig Tal, in das der Strahl Der Sonne spät und spärlich dringt,
Und du, o Quell, der perlend hell Heilkräftig aus dem Felsen springt — Forellenbach, der sanft gemach Und schwatzhaft durch die Wiesen rinnt — Schwarztannenhain, deß' Luft so rein Mich freundlich labte schon als Kind;
Lebt wohl, lebt wohl l eS naht die Zeit,
Der man den letzten Becher weiht Und scheidet dankbar im Gemüt!
Auch mich hat heut
Der Mai erfreut.
Wer weiß, ob er mir Wiedrum blüht?
fAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.s Bei der diesjähr. niederen Eisenbahndienstprüfung wurde für befähigt erkannt: Heinzelmann, Friedr., von Hirsau.
Stuttgart, 22. Juni. Gestern vormittag fiel ein 2jähriger Knabe von der Plattform eines Hauses der Weberstraße und war sofort tot.
Stuttgart, 23. Juni. Die Kammer der Abgeordneten beschäftigte sich heute nach Erledigung einiger von der Steuerkommission vorbehandelter Petitionen mit der Denkschrift des Landesverbands der Wirte Württembergs, betr. die Bestimmungen des neuen UmgeldgesetzeS vom 4. Juli 1900 sowie die dazu erlassenen VollzugSvorschrifteu. Bei diesem Anlaß entstand eine regelrechte Umgeldsdebatte, die fast den ganzen Vormittag in Anspruch nahm und sich sogar zu einem sozialdemokratischen Antrag (Keil) verdichtete: „Die Kammer der Abgeordneten wolle beschlichen, die Regierung zu ersuchen, bei der weiteren Ausschaltung der direkten Steuer-