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Bremen, 20. Juni. Der Schnelldampfer Kaiser Wilhelm II" deS Nordd. Lloyd hat auf seiner letzten Reise von New-Aork hieher einen neuen Ozeanrekord aufgestellt. Der Dampfer passierte Sandy Hook Feuerschiff am 14. d. M. um 8 Uhr 12 Minuten morgens und Eddystone Leuchtturm am 20. d. M. um 1 Uhr 10 Minuten morgens; die Dauer der Reise betrug mithin 5 Tage 14 Stunden 58 Minuten. Unter Berücksichtigung des Zeitunterschieds betrug der Durchschnitt der Ge­schwindigkeit 23,58 Seemeilen.

Bremen, 20. Juni. Vom Kaiser ging dem Präsidenten des Nordd. Lloyds auf die Mit­teilung von der letzten Rekordreise des Dampfers Kaiser Wilhelm II" nachstehendes Telegramm zu: Gerade jetzt, wo ernstlich angcstrebt wird, weitere Geschwindigkeitssteigerungen bet transatlantischen Fahrten zu erreichen, ist mir die Nachricht von der unübertroffenen Leistung des Schiffes, das meinen Namen trägt, sehr willkommen. Ich gratuliere dem Nordd. Lloyd zu dem neuen Erfolg. Wilhelm."

Cuxhaven, 21. Juni. Die zahlreichen zur Regatta auf der Unterelbe gemeldeten Jachten starteten heute Vormittag bei vorzüglichem Segel­wind. Auf demMeteor" nahmen der Kaiser, der Reichskanzler und die Herren des Gefolges, auf derIduna" der Kronprinz und auf demOrion" Prinz Heinrich an der Regatta teil. DerMeteor" ging als erster durch den Start. Dicht auf ihm war derJngomar" des Hrn. Plank von Newyork.

Paris, 20. Juni. Aus Villefrance wird gemeldet: In dem Dorfe Baume, wo sich umfangreiche Kohlengruben befinden, zeigten sich große Erdrisse. 500 Familien schweben in Lebens­gefahr, da verschiedene Häuser Risse zeigen und einzustürzen drohen. Die ganze Habe der Betreffenden ist verloren. Die Bevölkerung ist von großem Schrecken ergriffen und kampiert im Freien.

Paris, 21. Juni. Eine aus Liaoyang eingetroffene Depesche meldet, daß durch Signale der mit den Japanern einverstandenen Chinesen, welche schon bei Wafangon die russischen Stellungen insbesondere die Positionen der Batterien verrieten, Stackelbergs Rückzugsplan vereitelt sei. Seit der gestrigen Nacht schlägt man sich bei Kaitschou.

Petersburg, 21. Juni. In hiesigen hohen militärischen Kreisen erwartet man mit großer Besorgnis weitere Nachrichten vom Kriegsschauplatz, da, falls die Wege nicht durch Regen unpassirbar gemacht sind, heute oder morgen eine Schlacht zwischen den Russen und der Armee des Generals Oku unausbleiblich ist. Der Kampf dürfte ein verzweifelter werden und man täuscht sich nicht darüber, daß ein glücklicher Ausgang des Kampfes

für die Russen zu erwarten ist. Die Armee Stackel- berg ist nur noch ein Schatten ihres früheren Be­standes. Sie hat 150 Offiziere verloren. Kuro- patki ist, als er dieses Armee-Korps nach Süden vorschob, einer ihm aus Petersburg erteilten In­struktion gefolgt.

Petersburg, 21. Juni. General Kuro- patkin berichtet, daß das Korps Stackelberg seinen Rückzug in der Nacht auf einem schwierigen Wege bewerkstelligt habe. Trotzdem seien die Mann­schaften guten Mutes.

London, 20. Juni.Central-News" meldet aus Tokio: Admiral Kamimura berichtet, die russische Wladiwostokflotte sei entkommen und befinde sich in Wladiwostok.

London, 21. Juni. Aus Liaoyang wird telegraphiert: Hier sind Berichte eingegangen über weitere größere Kämpfe im Süden. Eine Schlacht soll in der Nähe von Kaitschou im Gange sein. Ein Eisenbahnzug mit Verwundeten passirte in nördlicher Richtung. Weitere Züge werden folgen.

London, 21. Juni. Die Zahl der russischen Toten und Verwundeten in der Schlacht bei Wa- fango ist erheblich größer als von den Russen ein­gestanden wird. Aus Niutschwang wird gemeldet, daß 3500 Verwundete mit der Bestimmung nach Charbin durch Taschikan kamen. Es herrscht ab­soluter Mangel an Medizinalvorräten. Die Zahl der getöteten Russen überschreitet weit 2000, und Gefangene werden noch immer eingebracht.

London, 21. Juni. Nach übereinstimmen­den Meldungen aus Föngwantschön, Tschifu und Niutschwang soll Kuropatkin durch Stackelbergs Niederlage zur Ergreifung offensiver Operationen bewogen worden sein. Die russische Armee marschiert auf Liaoyang südwärts und konzentriert sich bei Haitscheng, wo schon zwei Divisionen stehen. Auch befindet sich eine bedeutende Abteilung beiHsiahata. Stackelberg sei durch Eilmärsche in einer Sturm­nacht zwei couvergierenden japanischen Kolonnen entkommen. Eine dritte japanische Kolonne soll ihn jrdoch 30 englische Meilen westlich von Siujen an­gegriffen haben. General Nodzu befehligte die Ja­paner. Eine sibirische Schützenbrigade unter General Krondatienko steht mit Stackelberg in Fühlung und sucht seinen Rückzug zu decken. Kuropatkin dirigiert die Operationen persönlich von einem Punkte nördlich von Haitscheng.

K onstan tinopel, 21. Juni. Nach Konsularberichten aus Armenien geht dort alles drüber und drunter. Die letzten Meldungen sprechen von 40 eingeäscherten D örfern. Die Kurden

morden alles, was ihnen vor die Klinge kommt. Die Truppenbefehlshabcr entschuldigen die Vor­gänge bei den Konsuln damit, daß sie nicht ge­nügend Mannschaften hätten. Der französische und englische Botschafter protestiren gegen die Untätig­keit der Behörden bei der Pforte.

New - Iork, 20. Juni. Die beiden letzten Tage waren für den deutschen Stadtteil Tage all­gemeiner Trauer. Gestern bewegten sich hundert und heute 200 Leichenbegängnisse durch die Straßen, die mit Tausenden angefüllt find. Ein Zug umfaßte 29 nicht identificterte Leichen, die auf Kosten der Stadt begraben wurden. 568 Leichen sind gefunden, 329 werden noch vermißt. 53 Ver­letzte befinden sich in den Hospitälern, 30 Leichen sind so verbrannt, daß eine Jventificirung unmög­lich war. Die Untersuchungen werden fortgesetzt, jedoch durch den passiven Widerstand der Dampfer- Gesellschaft erschwert. 50 Leichen wurden heute im Rumpf des Wracks entdeckt, doch ist es noch nicht möglich gewesen, sie zu bergen. Der bisher ge­sammelte Unterstützungsfonds beträgt 40000 Dollar, doch sind 150 000 notwendig.

New-Jork, 21. Juni. Die erste Vor­stellung der Buren, welche den Transvaalkrteg auf der Ausstellung in St. Louis darstellen, hat gestern stattgefunden. 200 Buren und 200 englische Soldaten stellen die verschiedenen Episoden der Schlacht bei Colenso sowie die Gefangennahme Cronjes in Paardeberg dar. Ueber 15 000 Per­sonen verfolgen dieses Schauspiel. Die Generale Cronje und Viljoen ernteten reichen Beifall.

Tokio, 20. Juni. Das Volk ist entsetzt über das Unglück in der Tsushima-Straße. Speziell die progressive Partei hielt eine Versamm­lung ab und nahm Beschlüsse an, worin von dem Kriegs- und Marineminister genaue Auskunft da­rüber gefordet wird, welche Maßregeln zum Schutze von Transportdampfern getroffen worden sind und welches Verfahren gegen die für das Unglück ver­antwortlichen Personen beabsichtigt ist, sowie welche sichere Maßregeln in Zukunft getroffen werden sollen. Von den untergegangenen Schiffen sind schließlich mehr Ueberlebende eingetroffen, als ursprünglich angenommen worden war. Sie erzählen von schauer­lichen Szenen, wie Menschen und Pferde mit den Wellen kämpften.

Tokio, 20. Juni. Die Russen haben am verflossenen Donnerstag die japanischen Handels­schiffeJamata" undAndscht" bei der Insel Kojima in den Grund gebohrt. 30 Ueber­lebende sind in Jeshei eingetroffen. Hiermit hat das Wladiwostok-Geschwader im Ganzen 5 japanische Schiffe in den Grund gebohrt.

Ortspolizeiliche Vorschrift betreffend das Laufenlaffen der Hühner.

Auf Grund des Z 366 Ziff. 10 des Reichsstr.-Ges.-Buchs und Art. 51 des Pol.-Str.-Ges. wurde am 9. Juni ds. Js. mit Zustimmung des Gemein­derats folgende ortspolizeiliche Vorschrift erlassen:

das Laufenlaffen von Hühnern auf den öffentliche« Strafte« und Plätze« der Stadt Calw ist verboten.

Diese Vorschrift wird, nachdem sie durch oberamtlichen Erlaß, vom 14 ds. Mts. für vollzichbar erklärt worden ist, hiemit öffentlich bekannt gemacht mit dem Anfügen, daß Zuwiderhandlungen gegen dieselbe nach 8 366 Ziff. 10 Str.-G.-B. strafbar sind.

Calw, den 21. Juni 1904.

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