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und Anzeig-MLt für den Aezirk Hakv. 79 . Iahrgau«-.
Irsch,tnungstag«: Dirnstag. ronnerStag, Sams- >«I, Sonntag. JnsertionSpret» 10 Psg. pro Z«tl, für Stadt ,a« Iizirlsort,; außer Bezirk 11 pfg.
Donnerstag, den 23. Znni 1904.
Abonnementspr. in d. Stadt pr. Viertels. Mk. 1.10 tncl. Lritgerl. Bierteljiihrl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- ortSverkehr 1 Mt., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. Bestellgeld 20 Pfg.
Tagesnemgkeiten.
Z Calw, 21. Juni. Heute hält hier der Württemb. Landesverband selbständiger Konditoren seinen 6. Verbandstag ab. Die Stadt hat den Frühlingsschmuck ihrer Wälder in ihren Straßen verpflanzt und bietet ein einladendes Bild für die Gäste. Die Verhandlungen fanden im Saal der Brauerei Dreiß statt und nahmen einen sehr lebhaften Verlauf; die Beratungen über die Gründung einer Sterbekasse, über die Bedeutung der Rabattvereine für das Konditorgewerbe und über den gemeinschaftlichen Einkauf von Waren, zeigten ein erfreuliches Bild moralischen und wirtschaftlichen Zusammenhalts in dem Konditorverband. Auch die Fortbildung im Beruf fand in eingehenden Beratungen über die Benützung der Fachpresse und die Einrichtung von Fachfortbildungsschulen ihre Würdigung. Nach den fast bstündigen Verhandlungen folgte ein gemeinsames Mittagsmahl im „Waldhorn", welches Reden des Verbandsvorfitzen- den Hrn. Konditor Krüger-Stuttgart, des Hrn. Regierungsrats Voelter, des Hrn. Stadtschultheißen Conz und eine gelungene Begrüßung der Gäste durch ein Schwarzwälder Bauernpaar, (Konditor Haager und Essig-Calw) würzten. Der freundlichen Einladung der htes. Konditoren folgend fand sich abends ein großer Teil der hiesigen Einwohnerschaft bei einem Gartenfest im Bad. Hof zu einem gemütlichen Zusammensein mit den Gästen ein. Eine prächtige Beleuchtung des Gartens, die Weisen der Kurkapelle und des „Ltederkranzes" verschönerten den Abend und ein Tänzchen beschloß den Tag. Unsere Gäste werden den morgigen Tag noch zu Ausflügen in die Umgebung benützen.
Calw, 22. Juni. Wie wir hören, kann die auf nächsten Sonntag geplante Floßfahrt des Schwarzwaldvereins nicht ausgeführt werden, es mußte dieselbe auf Mitte Juli verschoben werden. Gelegentlich sei hiemit auch darauf aufmerksam gemacht, daß am 3. Juli in Tetnach die Jahresversammlung des württ. Schwarz- waldvereinS abgehalten wird.
Calw, 22. Juni. Bei der heute stattgefundenen staatlichen Bezirks-Rtndviehschau kamen nachstehende Preise im Gesamtbeträge von 820 zur Auszahlung. Preisrichter waren die Herren Landestierzuchtinspektor Fecht, Gutsbesitzer Walther von Aach, Gutspächter Adelung vom Sindlinger Hof und Landwirtschaftsinspektor vr. Wacker von Leonberg. Farrenpreise erhielten: Jak. Schweizer, Ostelsheim, HI. Pr. (100 ^L), Gemeinde Althengstett und Gemeinde Oberhaugstett je IV. Pr. (80 ^.). Kuhpreise: Pfrommer, Frtedr., Bäckermeister, Calw, III. Pr. (80 ^.), Fahrion, G., Hof Dicke, III. Pr. (80 ^.), Schaible, W., Wagner, Ostelsheim, III. Pr. (80 ^.), Hanselmann, Karl, Liebeisberg, III. Pc. (80 ^.), Linkenheil, Gottfried, Bauer, Simmozheim, IV. Pc. (60 -^L), Claus, Christian, Bauer, Oberhaugstett, IV. Preis (60 ^L), Bäuerle, Georg, Zimmermann, Althengstett, V. Pr. (40 ^L), Hanselmann, Martin, Neubulach, V. Pr. (40 °^L), Claus, Chr., Bauers Witwe, Obeihaugstett, V. Preis (40 ^.).
Liebenzell, 21. Juni. Das weit bekannte alte Gasthaus zum „Anker" in Dill- Weißenstein wurde um 70000 an einen Pforzheimer Wirt Hermann, verkauft.
)( Deckenp fronn, 21. Juni. DieHeu-
ernte ist zum größten Teil beendigt; der Ertrag ist qualitativ und quantitativ ein sehr guter. Das Getreide und die übrigen Feldfrüchte stehen ebenfalls sehr schön und versprechen eine reiche Ernte. Nur der Obstertrag dürfte etwas zu wünschen übrig lassen. — Im Hause des Maurers Joh. Georg Süßer wurde heute nachmittag, während die Inwohner dem Feldgeschäfte oblagen, ein Einbruchsdiebstahl verübt und eine silberne Taschenuhr gestohlen. Ein größerer Geldbetrag blieb dem Dieb verborgen, der von mehreren Nachbarn, darunter vom Landjäger selbst, beim Betreten und Verlassen des Hofes gesehen worden war, aber seiner guten Kleidung wegen bei ihnen keinen Verdacht erregt hatte. Erst der vom Felde heimkehrende S»hn des Bestohlenen entdeckte den Diebstahl. Der Einbrecher war inzwischen Stammheim zu verschwunden.
Neuenbürg, 21. Juni. Im Eyachtal ist ein Schindeldecker in den Sägmühlebach geraten und ertrunken.
Stuttgart, 21. Juni. Die Firma Hermann Tietz errichtet auf der Königstraße ein modernes Warenhaus und hat zu diesem Zweck einen großen Häuserkomplex angekauft. Mit dem Abbruch der Häuser, in denen sich seither 9 Ladengeschäfte befanden, ist nunmehr begonnen worden.
Stuttgart, 21. Juni. Sicherem Vernehmen zufolge bcgiebt sich der Kgl. Hof mm nächsten Samstag von Bebenhausen nach Friedrichshafen zum Sommeraufenthalt, wo er gegen 1 Uhr eintrifft.
Stuttgart, 21. Juni. Wochenmarkt. Auf dem heutigen Engrosmarkt war die Kirschenzufuhr eine geringere als am letzten Markt. Die
AptstÜstsDtß» Nachdruck verboten.
Die Schwestern.
Roman von Hans Wachenhusen.
(Fortsetzung.)
„So möge es Ihnen denn gelingen!" rief er mit bewegter Stimme. „Ich werde Sie sehr vermissen; meine Gedanken werden Ihnen auf Ihrem Wege folgen und Sie versprechen mir eins: auch Sie werden eines Freundes gedenken, der stets bereit sein wird, jeden Dorn aus dem Weg- zu räumen, der Ihren Fuß verletzt, und es wird daran nicht fehlen, denn ich kenne diesen Weg!"
„Und nun noch eins!" bat er, den Ton wechselnd. „Diese, den HauLbe- bewohnern unbekannte Dame, die einzige Zeugin des Ablebens meines alten, verehrten Freundes, haben Sie eine Ahnung, wer sie sein kann? Verkehrte bei Ihnen eine Dame . . .?"
Allegrina schüttelte den Kopf, und der Fürst sah, daß sie keine Auskunft geben könne.
Er erhob sich schnell, zum Gehen bereit, um einer U-b-rwältigung durch sein Gefühl vorzubeugm, denn Allegrina, wie er sie heute hatte kennen gelernt, erschien ihm nicht mehr in der geistigen Unbedeutendheit eines in stiller Umgebung herangereisten Mädchen, dessen sich schützend anzunehmen er für seine Pflicht gehalten, schon um des Vaters willen. Er sprach ihr nur noch einige Worte hinsichtlich der Anordnungen, dir er für die Ueberführung des Hingeschiedenen in seine Heimat getrofstn, bat sie, von ihr empfangen zu werden, sobald diese Ueberführung sein Kommen notwendig machte, und schied von ihr in herzlicher Weise.
Fast eine Woche hindurch hatte Fürst Leopold nichts von seinem „Schütz
ling" gehört, wie er Allegrina nannte. Bei seinem letzten Besuch, nachdem er selbst die letzte übernommene Pflicht gegen den Verstorbenen erfüllt, hatte er sie ernst, gefaßt, ruhig gefunden. Sie erwartete eine Gesellschafterin, die ihre Einsamkeit mit rhr teilen werde, so hatte sie ihm gesagt, jede Unterhaltung über die nächste Zukunft vermeidend, ihm aber versprochen, ihn rufen zu lasten, wenn sie eines Ratgebers bedürfe.
Er wartete vergebens in steigender Unruhe und schlug endlich, von dieser getrieben, wieder den Weg nach ihrer Wohnung ein.
Diese war geschlossen, das kleine Türschild war entfernt, alles deutete darauf hin, daß die Wohnung verkästen sei. Kopfschüttelnd wandte er sich unten im Flur an eine Magd, die ihn bereits mehrmals gesehen.
Das Fräulein sei heute morgen, als cs noch nicht Tag, abgereist, sagte sie ihm. Die Wohnung sei schon gestern geräumt worden, alles an einen Händler verkauft. Man habe nur gehört, daß sie nach Hamburg gewollt.
Schwer enttäuscht verließ der Fürst das Haus. Das Verhalten feiges Schützlings erschien chm undankbar. Sie wies damit jede Einmischung in ihr Tun zurück; jedenfalls hatte sie andere Ratgeber ihm vorgezogen.
Als er seine Wohnung gegen Mittag betrat, überreichte ihm sein Diener ein Billet, besten Aufschrift von einer Frauenhand war. Er blickte zuerst nach der Unterschrift . . . „Allegrina Skota"-
„Also dies wenigstens! Es war das Geringste, was ich erwarten durfte!"
„Durchlaucht I" So laS er, von einer Hand geschrieben, die sicher keine ruhige gewesen. „Zürnen Sie nicht dem dankbarsten Herzen, wenn eS all die Güte, die Sie ihm erwiesen, nur durch diese wenige Zeilen zu erwidern vermag! Vergeben Sie einer Unglücklichen und Verlassenen, wenn sie diese Güte vor der Welt jetzt nicht weiter in Anspruch zu nehmen wagt, ohne das Urteil derselben herauszufordern. Empfangen Eie also tausendfachen Dank in dieser Form!