Präsident v. Haag anstelle des erkrankten Ministers des Innern aufklärende Worte über die Ernährung des Volkes, vor allem über die verschiedenen Pro­duktions- und Ernährungsmöglichkeiten.

Stuttgart, 17. Juni. Der Milchhändler Johannes Lang in Cannstatt wurde wegen Ver­fälschung der Milch mit mindestens durchschnittlich 20 Prozent Wasser zu 4 Wochen Gefängnis ver­urteilt. Die Berufung wurde verworfen.

Eßlingen, 18. Juni. Die neue Kaserne ist fertiggestellt und von der Militärverwaltung über­nommen worden. Sie wird zunächst von der 1. und 2. Kompagnie und zwei Rekrutenkompagnien des Ersatzbataillons Nr. 246 bezogen werden. Die Bau­kosten belaufen sich auf 1034000 Mark.

Neckarsulm, 18. Juni. Vom Schöffengericht wurde ein Landwirt von Lampoldshausen zu 80 Mark Geldstrafe und den Kosten des Verfahrens verurteilt, weil er bei der letzten Getreideanfnahme 7 Zentner in der Futterkammer versteckt und außer­dem durch Zudecken mit nassem Futter noch zirka 4 Zentner genußunbranchbar gemacht hatte.

Aus StaSt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 20. Juni. Die Witterung, die mit dem Mondwechsel am letzten Donnerstag die längst erhoffte Besserung erfahren hatte, so daß man sich am Samstag wieder einmal eines wolkenlosen Himmels erfreuen durfte, hat sich schnell wieder zum alten trüben Wetter verändert. Schon am Sonntag lagerte sich auf Berg und Tal wieder ein unguter Nebel und das Wetterglas ging wieder auf seinen früheren Stand zurück. Wenn es auch nicht zu Niederschlägen kam, so ist doch die immer wieder verschobene Heuernte, die gleich mit dem ersten freundlichen Tag wieder eingesetzt hatte, aufs unlieb­samste unterbrochen worden. Da nun seit gestern nachmittag das Wetterglas wieder einen entschiedenen Ruck nach oben gemacht hat und noch stetig steigt, so darf wohl bald wieder eine günstige Wendung des Wetters zu erwarten sein. Eine längere Reihe von sonnigen Tagen tut jetzt aber auch dringend not nicht nur für die Heuernte, auch für die gesamte Pflanzenwelt.

Wildbad. Vom 22.24. Juni findet in der Alten Linde hier eine Ausstellung mit Ver­kauf von Handfertigkeitsarbeiten der Verwundeten und Kranken der hiesigen Lazarette statt. Wie ja bekannt ist, erfreuen sich derartige Veranstaltungen einer großen Beliebtheit und so ist anzunehmen, daß der Besuch auch diesmal ein reger sein wird. L.

Pforzheim, 19. Juni. Die hier zu Markt gebrachten Kirschen reichen bei weiten: nicht aus, um das Bedürfnis zu befriedigen. Im Laufe die­ser Woche will deshalb die Landwirtschaftskammer der Stadgemeinde 10 Wagen Kirschen und 3 Wagen Erdbeeren überweisen. Der Verkauf soll in den Geschäften erfolgen.

Im Meltenbranä.

Oickginal-kriegsrornLN aus ernkter Teil

von Rudolf Zollinger.

38s (Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.)

Hier in Belgien?" fragte Erna erstaunt.Ja, sind wir denn nicht hier in einem neutralen Lande?"

Der Hotelier zuckte die Achseln.

Darüber, wie es nach meiner Ansicht um die belgische Neutralität bestellt ist, möchte ich mich nicht weiter äußern.' Ich habe jedenfalls Gründe, anzunehmen, daß zwischen der französischen und der belgischen Regierung für den Fall eines Krieges gegen Deutschland sehr bestimmte Abmachungen bestehen, und daß diese Abmachungen alles andere eher als freundlich für unser deutsches Vaterland sind. Jedenfalls würden bei einem Konflikt die Svmpathien der Bevölkerung nicht auffdeutscher Seite sein."

Es war ihm offenbar nicht erwünscht, zu noch weiteren Aeußerungen veranlaßt zu werden, und Erna war überdies so müde und erschöpft, daß sie sich kaum noch auf den Füßen halten konnte. Sie ließ sich ihr Zimmer anweisen und bat, ihr einen einfachen Imbiß auf dasselbe zu schicken.

Fünf Minuten später erschien denn auch ein Zimmermädchen mit der bestellten kalten Platte. Es war eine hübsche, zierliche Person von ge­schmeidigem, einschmeichelndem Wesen. Aber in dem Blick ihrer unruhigen, schwarzen Augen war etwas Lauerndes und Stechendes, das Erna mißfiel.

Während sie Besteck und Teller auf dem Tisch ordnete, bot sie mit unterwürfiger Geschwätzigkeit dem gnädigen Fräulein ihre weiteren Dienste an und schien von der freundlichen, aber bestimmten Ablehnung empfindlich gekränkt.

Lasset die Beeren reifen! Kaum sind die ersten Waldbeeren reif, so sieht man auch schon da und dort unverständige Leute mit großen Büscheln von Erdbeersträuchern daherlaufen. An einem sol­chen Büschel kann man 56 reife und halbreife Beerlein zählen, während vielleicht noch gegen 100 ganz grüne, kaum abgeblühte Fruchtansätze daran hängen. Es ist, zumal in der heutigen Zeit, gera­dezu frevelhaft, wenn man mit der köstlichsten aller Waldbeeren so umgeht. Der Schöpfer hat es weise angerichtet, daß die Erdbeeren an einem Sträuchlein nie alle gleichzeitig reif find, sondern wochenweise nach und nach zeitigen, so daß man den ganzen Sommer über immer wieder davon sammeln kann. Drum pflücke man immer nur die einzelnen ganz reifen Beeren ab.

Xricgslagcbuch 1H1415.

Juni 1915.

19. Bei La Bassee sowie nördlich Arras, ferner bei Perthes und am Paroy-Wald feindliche An­griffe abgewiesen. Franzosen beschießen Münster. Feindliche Angriffe in: Fechttale ohne Erfolg. Bei Szawle und an der oberen Dubissa erfolglose feindliche Angriffe. Myszyniec ge­nommen. In der Schlacht bei Magierow- Grodek voller Sieg. Russen werden hinter die Straße Zolkiew-Rawa-Ruska geworfen. Bei Olty Fortschritte der Türken. Angriffe der Italiener bei Plava, Ronchi und Monfal- cone abgewieseu. Oesterreicher beschießen Monoplai und bombardieren Bari und Brindisi.

20. Württemberger und Norddeutsche siegreich in den Argonnen. Vorposten bei Condreron zurückgenommen. Mezeratal geräumt. Er­oberung Rawaruskas. Verbündete Truppen vor Zolkiew und bei Lemberg am Szezarek- Bach. Heftige russische Angriffe bei Zales- zczyki und im bessarabischen Grenzgebiete unter schweren Verlusten für den Feind zurückgc- worfen. - Bei Seddul-Bahr feindliche An­griffe gescheitert. Italienischer Angriff bei Plava abgeschlagen. Deutsches U-Boot tor­pediert englischen PanzerkreuzerRorburgh" 100 Seemeilen östlich Firth of Forth.

Vermischtes.

Aus Baden. Es wird darauf aufmerksam ge­macht, daß der Höchstpreis von 25 Pf. für ein Pfund Kirschen in keinem Falle überschritten werden darf. Es ist vorgekommen, daß fürbessere" Sorten 30 Pfenig für das Pfund Kirschen verlangt wurden. Bei solchen Uebertretungen inacht sich nicht nur der Verkäufer, sondern auch der Käufer strafbar. Werden höhere Preise, als sie durch den Höchstpreis festge­setzt sind, verlangt, so erstatte man sofort Anzeige.

Die Frühkirschenernte an derBergstr^ ist nahezu beendet. Eine Menge Geld ist hM diese Ernte in diesem Jahr an die Bergstraße ge­kommen. Eine ebenso reiche Ernte liefern die ver­schiedenen Sorten von Erdbeeren. Auch Johannis- und Stachelbeeren gibt es in Masse und ebenso hängen die Heidelbeeren voll Früchte. Aepfel und Birnen dürfte es weniger geben.

Von der bayer. Grenze schreibt inan: Am Donnerstag nachmittag etwa um 2 Uhr wurde auf dem Waldweg zwischen Kaufbeuren und Oberger- maringen der 59 Jahre alte Landwirt und Händler Franz Kreutzer, der sich in die Stadt begeben wollte überfallen und durch Hiebe auf den Schädel so schwer verletzt, daß er während seiner Verbringung ins Krankenharis starb. Es war ihn: die Schädel­decke eingeschlagen und die rechte Hand, die der Er­schlagene wahrscheinlich zum Schutze erhoben hatte abgehauen. Bei ihm fand man noch einen Scheck auf 983 -/// und in einer Hosentasche 200 ,/(- 1300 in Papier, darunter ein Tausendmarkscheim waren geraubt. Am Freitag morgen wurden die Verüber dieser Tat in einer Wirtschaft in Kempten ausfindig gemacht und festgenommen. Sie leugneten, es wurde bei ihnen aber ein Tausendmarkschein und drei Hunderter, sowie ein blutbeflecktes Taschentuch gefunden. Ihre Persönlichkeit ist jetzt, nachdem sie anfänglich falsche Namen angegeben hatten, festge­stellt. Es sind zwei Soldaten. Der eine heißt Peter Eichinger, Stallschweizer von Neuburg n. D., der andere Joseph Horn, Stallschweizer von Groß- kitzighoseu. Der erstere hat sich am 10. Juni von seinem Regiment in Nürnberg entfernt, weil er an­geblich keinen Urlaub erhalten hatte, der zweite sollte am 15. Juni aus dem Urlaub in seine Garnison zurückkehren, was er aber nicht tat. Horn soll 11 Geschwister haben, von denen 5 Brüder im Felde stehen.

Aldingen O/A. Spaichingen, 14. Juni. Aus einem Wurf Schweine von 14 Stück erlöste ein hiesiger Bauer 696 für 10 Stück. Rechnet man dazu noch das zur Mast zurückbehaltene vierzehnte Stück, so gibt das einen Gesamtertrag von 750 N/, Es ist dies ein Beweis für die Rentabilität der Schweinezucht. Als zu Anfang des Krieges unsere Bauern ihre Söhne dem Vaterland zur Verfügung stellen mußten, hatte mancher Sorge, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Durch die hohen Preise ihrer Produkte sind sie aber dieser Sorge glücklick enthoben.

Der kalte Juni 1916 und 1871. I» derSchwetzinger Zeitung" wird darauf erwiese», daß der Juni 1871 ähnlich kalt war, wie die ver­flossene erste Hälfte des Juni in diesem Jahre. Dem kalten Juni 1871 folgte aber dann im Juli und August herrliches Sommerwetter. Hoffentlich ist es in diesem Jahre gerade so.

Ein Schädling. Die Blutlaus, dieses ver­derbliche Insekt, behaftet wieder die Apfelbäume.

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Obwohl die kurze Unterbaltung in französischer Sprache geführt worden war, und obwohl Erna diese Sprache ebenso vollkommen beherrschte wie die, in der sie erzogen war, mußte der Akzent sie dennoch verraten haben. Denn das Mädchen, das sich scyon zum Geben gewendet hatte, blieb an der Tür noch einmal stehen, um zu fragen:

Gnädiges Fräulein sind eine Deutsche, nicht wahr? Die meisten unserer Logiergäste sind ja Deutsche, und wir sehen sie in diesem Hause viel lieber als alle anderen Nationen."

Erna hätte ja der geschwätzigen Person die zudringliche Neugier einfach verweisen können, und sie war auch nahe daran, es zu tun. Dann aber kam es ihr wieder wie Feigheit vor, auf eine direkte Frage nach ihrer Nationalität die Antwort schuldig zu bleiben, und sie erwiderte kurz:

Ja, wenn es Sie wirklich interessieren kann: ich bin eine Deutsche. Und nun möchte ich gern ein paar Stunden schlafen."

Ich wünsche dem gnädigen Fräulein recht angenehme Ruhe. Und wenn das gnädige Fräulein irgend etwas brauchen, bitte ich nur zu klingeln. Sollte der Zimmerkellner kommen, so verlangen Sie gefälligst nach Fanchette, denn die Bedienung der Damen ist meine Sache."

Froh, die Schwätzerin los zu sein, verriegelte Erna hinter ihr die Tür. Trotz ihres Hungers konnte sie nur wenig genießen, denn die über­große Müdigkeit drängte jedes andere Bedürfnis in den Hintergrund. Ohne sich vollständig aus­zukleiden, ließ sie sich auf das Bett fallen und sank sogleich in einen langen und tiefen Schlaf, der sie für eine Reihe von Stunden alle hinter ihr liegenden Mühseligkeiten und alle Befürchtungen für die nächste Zukunft vergessen machte.

Ernas sehnlichste Hoffnung, daß ihr Bruder schon am nächsten Morgen aus Brüssel zurück­

kehren oder dem Hotel wenigstens den Zeitpunkt seiner Rückkehr anzeigen würde, erfüllte sich zu ihrer schmerzlichen Enttäuschung nicht. Und sie selber konnte ihm keine Nachricht zukommen lassen, da man hier weder seine Brüsseler Adresse, noch die Namen der Herren kannte, von denen er zu einer geschäftlichen Besprechung eingeladen worden war. Sie mußte sich also zu untätigem Warten bequemen, da es nach ihrem Bruch mit dem Grafen Wolkonski niemanden mehr gab, an den sie sich hätte wenden können. Aber die innere Unruhe, von der sie mit jeder Stunde mehr ge­peinigt wurde, machte ihr den Aufenthalt im Hotelzimmer unerträglich, und nachdem sie ihre von der Reise etwas mitgenommene Toilette Fräulein Fanchettes Hilfe abermals 'verschmähend hinlänglich instand gesetzt hatte, verließ sie das Hotel zu einem ziellosen Spaziergang durch die Stadt.

Bei ihrer regen Empfänglichkeit für alle neuen Eindrücke und ihrem stark ausgeprägten Kunstsinn würde ihr die alte Burgundenstadt unter anderen Umständen sicherlich eine Fülle des Interessanten geboten haben. Heute aber machte ihr das alles wenig Eindruck. Sie stand lange vor der herr­lichen Notre-Dame-Kirche, von der sie noch aus ihren Schuljahren wußte, daß sie die größte und schönste Kirche Belgiens sei. Sie sah zu dem Turme empor, der sich als schlanke, zierlich durchbrochene Pyramide in feinen Linien gegen den lichtblauen Sommerhimmel abzeichnete, und verweilte >m Hauptgewülbe des Gotteshauses geraume Zeit vor Peter Paul Rubens' herrlichen Meisterwerten. Aber sie konnte sich hier ebensowenig zu andächtige- Bewunderung sammeln, wie in der Jakobi- un der Dominikanerkirche, die sie später besuchte, un in der Gemälde-Galerie, deren köstliche Pe«e ihrer bedrückten Seele heute wenig oder nichts z sagen wußten.

(Fortsetzung folgt.)

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