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93 . Amts- und AuzeLgeökatt für den Bezirk Kalw. 7 S. Ishrgovg.

«rschkirmn»rtage: Dienltaz, Donnvrrtaz, Sam»- t»S, Voantaz, Jnsertioniprei» 10 pfz. pro Z«tl» für Ltabt «US «»lirUort»; außer kezir! 1» Psg.

Kmtttche AeLamrtmachvnge«.

Die Ortsbehörden für,die Arbeiterversicherung

werden auf die in Nc. 3, Seite 18 des Amtsblatts des Vorstands der Versicherungsanstalt Württem­berg vom 1. Juni 1904 erschienene Entscheidung des K. Landgerichts Heilbronn hiemit besonders aufmerksam gemacht.

Diejenigen Ortsbehörden, welche das frag­liche Amtsblatt noch nicht zugesandt erhalten, werden beauftragt, dies dem Oberamt alsbald zu berichten.

Calw, 11. Juni 1904.

K. Oberamt.

Voelter.

Bekanntmachung.

Die am 14. Mai ds. Js. beschlossene Feld­bereinigung in den Gewänden

Bühl, Gechingerweg, Büchelbronn, Hahnbaum, Unterhönig, Jmental, Allmändle, Mühlberg und Weilerweg

in Simmozheim ist durch Erlaß der K. Zentral­stelle für die Landwirtschaft, Abteilung für Feld­bereinigung, vom 9. Juni 1904 Nc. 2016 ge­nehmigt worden.

Calw, 11. Juni 1904.

K. Oberamt. Voelter.

Fagesneuigkeilen.

Calw. Bei der gestern vorgenommenen Kirchengemeinderatswahl haben von 812 Wahlberechtigten 86 abgestimmt. Gewählt wurden: Fabrikant L. Schüz mit 75 Stimmen, Bau­inspektor Bretschneider mit 64, Garnzwirner Rühle mit 63, Fabrikant Blank mit 61, Kaufmann Zeutsch mit 37. Weitere Stimmen erhielten: Rektor vr. Weizsäcker 29, vr. weä. Zahn 28, Malermeister Jäger 28, Photograph Fuchs 17, Armenpfleger Giebenrath 13. Die übrigen Stimmen zersplitterten sich.

^ Dienstag, den 14. Juni 1904.

* Calw, 13. Juni. Der Bezirksverein Stuttgart des Schwarzwaldvereins machte gestern eine gelungene Floßfahrt von Wildberg bis Calw. Auf 2 Flößen waren die 200 Stutt­garter Teilnehmer untergebracht,' auch von Wild­berg und Calw machten mehrere Personen die Fahrt mit. Die lustige Gesellschaft fuhr vom schönsten Wetter begünstigt zu Tal, begleitet von Hunderten von Zuschauern. Bei Tanneneck und der Walkmühle hatten sich eine sehr große Zahl von Zuschauern aus der Stadt aufgestellt, die die Fahrt und namentlich den Durchgang durch die Floßgassen sehen wollten. An den Floßgassen kam es zu ergötzlichen Zwischenfällen. Tief senkte sich der Floß ins Wasser, die auf Brettern und Bälken liegende Gesellschaft wurde vom Wasser herzhaft durchnäßt, was der Heiterkeit der Teilnehmer aber keinen Eintrag tat, im Gegenteil, nach der glück­lichen Durchfahrt durch die Floßgasse schüttelten sich die Teilnehmer wie nasse Pudel und fröhliche Jauchzer verkündeten die frohe Stimmung. Einige Teilnehmer nahmen auch ein unfreiwilliges Bad, so fiel ein Mitfahrer, der seinen photographischen Apparat zur Aufnahme in der Hand hielt, im entscheidenden Augenblick ins Wasser, wurde aber sofort von einem Flößer dem nassen Element ent­rissen. So gab es mehrere Zwischenfälle, die manchen Stoff zur Erheiterung abgaben. Für feucht-fröhliche Stimmung hatte auch Heugle-Wild- berg gesorgt, der auf einem Wagen den Teilnehmern edlen Gerstensaft zuführte. Die Gesellschaft begab sich nach ihrer Ankunft hier größtenteils in den Badischen Hof bis zur Abfahrt nach Stuttgart. Die Fahrt hat allen Teilnehmern außerordentlich gefallen und es ist sicher, daß die spätere Floßfahrt des hiesigen Schwarzwaldvereins mit Freuden be­grüßt werden wird.

*-p. Calw, 13. Juni. Ein Schauspiel, das hier nochnie dagewesen", lockte gestern nachmittag halb Calw" hinaus an die Nagold. Auf 4 Uhr wurde nämlich der mit einigen Hundert Schwarz­waldvereinlern beladene Floß aus Wtld- berg erwartet. Pünktlich um 6 Uhr traf derselbe auch ein und bot den Zuschauern ein ganz eigen-

AbormernentSpr. in d. Stadt pr. Viertelj. Mk. 1.10 incl. Trägerl. Bierteljährl. PostbezugöpreiS ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- Ortsverkehr 1 Mk.. f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. Bestellgeld 20 Pfg.

artiges Bild dar. An ruhigen Stellen der Nagold bewegte sich der Floß langsam und majestätisch vorwärts. Die Fahrtgenossen hatten dabei hin­reichend Gelegenheit, die Schönheit unseres Nagold­tales zu bewundern. Wenn es aber durch eine der 8 Floßfallen mit Sausen und Brausen ging, dann bekam man auch die Macht und Nässe des Wassers zu verspüren. Manche der Zuschauer betrachteten dieses schnelle Fahren durch die Stellfallen, wo es für die Mitreisenden hießKopf ab, Fuß auf!" mit ängstlichem Gemüte. Aber für die Beteiligten war dies ein Hauptspaß. Auch sonst mangelte es nicht an Humor. Die fehlende Musik wurde durch heitere und ernste Gesänge ersetzt. Ein Solist mit kräftiger Stimme war unermüdlich in der Dar­bietung froher Lieder. Dazu sorgten auch manche, wenn auch unfreiwillig, für Abwechslung, und gar manchesmal hieß es, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Leider kamen in Wildberg die programmäßigen Bierkisten alle auf den 2. Floß da es über 400 Teilnehmer waren, wurden nämlich 2 Flöße benützt und trotz der hinreichenden Wassermenge wollte der Durst bei manchem nicht Weichen. Da erbarmte sich Herr Oberförster Sch. v. W. der dürftigen Männer. Mit kühnem Sprunge verließ er stillschweigend den Floß und ward nicht mehr gesehen. Nach 1'/» Stunden tauchte er aber auf der Landstraße wieder auf; hoch zu Roß verkündet er mit wohlwollendem Lächeln, das Bier komme mit Eilwagen bald nach. Und richtig, bald sauste unser Calwer Landsmann H. vom Schwarzwaldbräuhaus Wildberg mit schweißbedeckten Pferden daher und brachte die kühlende Labung. Wenn es auch anfangs schwer ging, die Bierkisten während der Fahrt an Bord zu bringen, so hatte unser findiger Floßwirt bald heraus gebracht, daß es genügte, die Flaschen ins Wasser zu werfen natürlich immer 20 zusammen in der geschlossenen Kiste. Das weitere gab sich von selber. Nach der Landung in Calw waren die Sonntagsflößer noch einige Stunden in verschiedenen Calwer Lokalen bei köstlicheremNaß" vereinigt. 3 Maschinen waren dann nötig, um diefeuchten" Gesellen wieder ihrer Heimat Stuagert zuzuführen. Auch einige zwanzig

gfstekÜsleDtr. Nachdruck verboten.

Die Schwestern.

Roman von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Der Kontrakt wird morgen schon abgeschloffen!" rief er freudig vor sich hin.Ullmann macht ein gutes Geschäft, denn Allegrina wird überroll Aufsehen erregen, und weltunerfahren, wie sie ist . . . Die Domani, die ihre Herrin ver­loren und einstweilen in der Garderobe zur Aushilfe ist, wird trefflich zu ihrer Gesellschafterin geeignet sein; sie ist eine brauchbare Person und soll ihr von anderer Seite empfohlen werden. Ullmann, ich sah eS dem alten Fuchs an, ist entzückt von ihr und wird ihr eine gut- Gage bieten. Lorinis Offerte zu bleiben, habe für meine Person endgiltig abgeschlagen, trotz glänzender Versprechungen. Ich singe noch an vier Abenden! Ullmann habe ich mich nur auf zwei Monate verpflichtet; länger wird auch der Zauber, den Allegrina mit ihrer Jugend und Schönheit auf mich übt, nicht währen, und wenn daS Leben sie erst in die Schule genommen hat, wird sie auch einsehen, was sie demselben als schönes Weib schuldig ist. Ihre jüngere Schwester hat daS auch schon begriffen, denn sie soll, wie man jetzt erst hört, mit einem blutjungen Verschwender nach Amerika gegangen sein unter dem Vorwand, dort ein glänzendes Engagement anzutreten. Die alte Jp. polita, die mich hier ja schon als Knabe kannte, kam täglich zu mir, mich um das Reisegeld in die Heimat zu bitten; ich gab ihr ein halbes Versprechen, sie

mußte aber sagen, sie erhalte das Geld von der Gesellschaft. So blieb ich durch sie auf dem Laufenden und habe jetzt dem sentimentalen Fürsten, der selbst gegen ein Engagement Allegrinas bei Lorina war, ein Schnippchen geschlagen. Morgen muß der Abschluß geschehen, wenn ich meinen Vertrag mit Ullnann unter­zeichnen soll."

Lorenzo saß am Mittag in bester Laune an der tadle ä'böte deSHotel de Hambourg," in welchem die ersten Kräfte der italienischen Oper wohnten oder zu speisen pflegten.

Am nächsten Mittag kehrte Allegrina in gehobenster Stimmung und mit beschleunigtem Herzschlag von dem entscheidenden Gang zurück.

Noch im Hut und ohne sich Zeit zu nehmen die Handschuhe abzulegen, warf sie sich in den Sessel, und zog ein Papier hervor. Die wenigen Zeilen des­selben lauteten etwa: daß Allegrina Skota mit vorausgesetzter Einwilligung ihres Vaters für die Dauer der an dem und dem Tage beginnenden Kunstreise der Ullmann'schen Operngesellschaft als zweite Sängerin gegen eine MonatSgage von zweihundertfünfzig Talern engagiert sei und sich allen Bestimmungen ihres Direktors hinsichtlich de» Rollenfachs u. s. w. unterwerfe, welche der auSzufertigende Kon­trakt enthalten werde.

Die Zeilen flössen vor ihren Augen durcheinander;- ihre Augen hafteten schließlich an der Unterschrift: Bernhard Ullmann.

Sie war also in die Genoffenschaft der Künstler eingereiht, sie sollte mit einer Anzahl erster und bedeutmder derselben die Welt durchziehen und nicht