betreffenden Staat zurückgeben. Schweden, Dänemark und Norwegen wollen auch einen gemeinsamen Protest gegen die verschärfte Blockade des Vierverbandes erheben. Viel nützen wird dieser Protest nicht, denn die neutralen Staaten haben sich bis jetzi ja alles vom Vierverbande gefallen lassen.
Holländische Zeitungen wollen wissen, daß das belgische Heer, welches bei dem Ansbruche des des Krieges 300000 Mann stark war, jetzt nur noch 50000 Mann zähle. Danach hätte der Anschluß Belgiens an Frankreich und England dem unglücklichen Lande 250000 Mann Soldaten gekostet. Da reden die frechen Engländer und Franzosen noch von dem Beistände, den sie Belgien im Weltkrieg geleistet hätten.
Stuttgart, 6. April. Der König hat besohlen, daß von einer Feier auf den 21. Juni ds. Js. fallenden 50jährigen Militärjubilüums abgesehen werden sollte.
Stuttgart, 7. April. Die gesamte württem- bergische Presse hebt mit Stolz und Dankbarkeit die großen Verdienste Hindenburgs um unser Vaterland hervor. Auch die Blätter der Sozialdemokratie machen keine Ausnahme.
Stuttgart, 7. April. Eine „Holzlieferer-Ver- einigung für Heereszwecke für Württemberg und Hohenzollern", der nur Produzenten als Mitglieder beitreten können, wurde im Einvernehmen mit dem Württ. Kriegsministerium gegründet.
Stuttgarter Geld- und Pferdelotterie. Ende nächster Woche, Samstag, 15. April, findet garantiert die Ziehung der Stuttgarter Geld- und Pferdelotterie statt. Bei dieser beliebten 1 Mark-Geldlotterie kommen 2187 nur bare Geldgewinne zur Verlosung. Hauptgewinn 15000 Mk.Lose zu 1 Mk., 13 Lose 12 Mk., sind in den bekannten Verkaufstellen noch zu haben. Für richtige Einhaltung des Ziehungstages übernimmt die mit dem Generalvertrieb beauftragte Firma I. Schw sickert, Stuttgart, Marktstr. 6, jede Garantie.
Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Auszug aus der Zusammenstellung der in den Verlustlisten der nichtwürttembergischen Heereskontingente sowie der Marine verzeichneten Württem- berger im Staatsanzeiger vom 18. März Nr. 65.
Landw.-Jnf.-Regt. Nr. 110.
Wilhelm Pfeifer, Bernbach, leicht verw.
Kav.-Esk. Nr. 8 und der 8. Ers.-Div. Gefreiter Adolf Gorgus, Arnbach, leicht verw. Jnf.-Regt. Nr. 186.
Gustav Fauth, Feldrennach, schwer verw.
Res.-Jns.-Regt. Nr. 209.
Wilhelm Lenz, Gräfenhausen, schwer verw.
Das leltlame
51j Erzählung von E. Frhr. v. Skariegg.
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Doktor von Bergheim wich ihr aus — und iah sie überhaupt nicht mehr an. seit jener andere üe umwarb. Jener andere? Hatte sie denn den geliebt? Zum erstenmal fiel es ihr brennend am die Seele: es war das Seltsam-Fremde das Abenteuerliche, was ihr Interesse für Feldern wachgeruien hatte. Und ausschlaggebend war die Dankbarkeit gewesen, die üe empfand, als er ihr erzählte. wie er für ihren Bruder besorgt war.
Als üe an den Bruder dachte, kamen ihr die Tränen.
Ob wohl der Mann die Gedanken seines Gegenüber erraten hatte? Er sah unentwegt und sah auf ihr Haar, das um die Schläfe wie zahme Schlangen züngelte. Jetzt aber beugte er sich ein wenig vor.
.Gnädige Frau, was sollen die Tränen?"
Sie hatte nie zu ihm von ihrem Bruder gesprochen. Stolz und Scham hatten ihr die Lippen geschloffen. Jetzt aber warf es die Not der Stunde aus ihr heraus. All ihr Leid strömte sie aus, daß es dem Manne vor ihreigen ums Herz ward.
Als sie schwieg, kragte er leise:
.Und Sie glauben, daß Gras Feldern ihm jetzt eine Stütze sein wird?"
„Nein," sagte üe hart. „Graf Feldern bedarf selbst der Stüve. Er ist und bleibt ein Fanatiker, in dessen Leben alles nur eine Rolle spielt, was seinen höheren e w cken dient. Darum fürchte ich für meinen Bruder."
„Er wird bald sein Verwandter lein."
Da blickte üe aui und ihr Äuge war kühl und ihre Stimme ilang fremd und trotzig.
..'"umals!"
Doktor von Bergheim wäre fast in wilder Freude
Auszug aus dem Staatsanzeiger vom 27. März 1916 Nr. 72.
Jnf.-Regt. „Kaiser Wilhelm" Nr. 116.
Karl Luft, Loffenau, vermißt.
tz. Oberniebelsbach, 5. April. Gestern feierte der älteste Bürger unserer Gemeinde, der Bauer Gott lieb Roth, seinen 90. Geburtstag. Trotz seines hohen Alters ist er noch verhältnismäßig gesund und rüstig. Mit Fleiß und Freudigkeit geht er noch seinem Berufe nach. Zur Kirschenzeit steht er oft von früh bis spät auf der Leiter uud pflückt die reifen Früchte. Bewundernswert ist noch die Frische seines Geistes. Für alles zeigt der alte Mann Interesse, namentlich auch für den Weltkrieg, dessen Ende er noch erleben möchte. Zur Feier seines Geburtstages brachten ihm die Schulkinder mit ihrem Lehrer ein Ständchen. Pfarrer Lutz und Schultheiß Glauner sprachen im Namen der kirchlichen und bürgerlichen Gemeinde die Glückwünsche aus und überreichten dem Gefeierten ein nettes Geldgeschenk. Möge unserem ältesten Bürger ein ruhiger, sorgenfreier und gesegneter Lebensabend beschert sein!
Vom unteren Amt, 6. April. Dank der günstigen Witterung in der letzten Zeit konnten die Feldarbeiten rasch fortschreiten. Die Wiesen sind abgerecht, die Sommerfrucht ist im Boden. Gegenwärtig werden die Kartoffeln gesteckt. Durch das sonnige Wetter und die warmen Gewitterregen, die in den letzten Tagen niedergingen, wird das Wachstum der Pflanzen sehr gefördert. Der Graswuchs ist schon weit vorgeschritten und die Wintersaaten stehen auch dieses Jahr prächtig. Seit kurzes Zeit sproßt, blüht und grünt die ganze Natur. Dre Befürchtung, die Blüte der Frühobftbüume könnte wegen frühzeitiger Entfaltung zu Grunde gehen, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Gegenwärtig blühen Pflaumen-, Birn- u. Kirschbäume in schneeigem Weiß. Die Kirschenblüte ist es besonders, die einen Gang in die Orte des unteren Amtes zum Schönsten macht, was die Natur gegenwärtig darbietet.
Pforzheim, 3." April. In der Fabrik Rau- Drujenbaum erfolgte aus bis jetzt noch unaufgeklärter Ursache eine schwere Explosion, durch die sämtliche Fenster des großen Arbeitsraumes zertrümmert und auch einzelne Maschinen beschädigt wurden. Werkmeister Pfeiffer erlitt eine schwere Kopfverletzung.
Pforzheim, 7. April. Im Haufe Hügelftr. 3 hatte sich die 8 Jahre alte Marie Heinz, Tochter des zurzeit in franz. Gefangenschaft befindlichen Christian Heinz, im 3. Stock auf das Treppengeländer gelegt, um hinunterzurutschen. Hierbei bekam sie das Uebergewicht und fiel in den Hausgang hinab, wo sie tot liegen blieb.
Karlsruhe, 7. April. Das Ministerium des Innern hat mit Verordnung vom Heutigen mit Rücksicht auf die bestehende Knappheit an Eiern das für die Ofterzeit übliche Färben von Eiern verboten.
aufgesprungen. Aber mit fall übermenschlicher Gewalt zwang er fick auf seinen Ptttz.
„Nie." wiederholte sie. „Ick würde niemals einen Mann heiraten, der - mag der Grund sein, welcher er wolle - seine erste Pflicht, die Pflicht gegen sein Kind so vernachlässigt hat. Übrigens verzichtet Graf Feldern auf die Scheidung. Schon aus diesem Grunde i ist eine Verbindung also ausgeschloffen. Wußten ! Sie denn nickt, da' Feldern —"
„Waren Sie denn tür mich zu sprechen?"
Sie lchlug die Augen nieder.
„Wenn Sie mir mir sprachen, geschah es immer nur, um mir weh zu tun!"
„Ich wollte es nicht!"
„Und in mir lebte der Trotz."
„Und weshalb?"
„Lassen wir das, Doktor! Die Wunden sind vernarbt." -
„Die Wunden aus der Jugendzell? Weil ich Sie ein wenig quälte und das Backfischchen gern ein bißchen böse machte?"
„Ich wäre töricht, wenn ich daran dächte —"
„An was sonst?"
Ein leises Dämmern stieg in ihm auf, ein Glücks- gesühl durchrieselte ihn und er wagte nicht, weiter zu sprechen, aus Furcht, es möchte ein Irrtum sein, dem grausame Wirklichleit folgen müsse.
„Nicht heute," sagte sie.
„Doch, doch, drängte er. „Mathilde, war es die Einsamkeit, daß Sie Ihre er^e Ehe schlossen?"
„Ich antworte nicht." widerstrebte sie und war doch schon halb besiegt.
„Fch lane Sie nicht. Mathilde, bis Sie mir antworten." muchzte er.
Da sah lie ihn an mii ckren beiden leuchtenden Sternen, die ihm alle Z oeifcl ans der Seele mahlten. uno sagte ganz e>sc: „öa." Er schlag sie nicht
Ihr Konfirmanden vom Eisernen Jahr.
Ihr Konfirmanden vom Eisernen Jahr, du gottgeweihte, jungdeutsche Schar, die sich dem Herrn will geloben:
Euch machte Gott selber die Herzen bereit: f
ihr hörtet im Sturmbraus der herrlichen Zeit die gewaltige Stimme von oben!
Euch streifte die jungen Stirnen die Not; ihr lerntet das heiligste, höchste Gebot:
In Treue zu dulden, zu sterben.
Die Väter haben's euch vorgelebt;
Die Brüder, die tapfern, die nicht gelebt — den Heldensinn sollt ihr erben!
Ihr saht die Mütter schmerzbereit, das höchste Opfer in heiligem Leid dem Vaterlands zu bringen.
Ihr hörtet der Feinde Hohn und Spott, ihr lerntet jubeln: der Herr ist Gott!
Ihr lerntet das Lutherlied singen.
Ihr Konfirmanden vom Eisernen Jahr: Alldeutschland kämpfte für Thron und Altar — nun tretet ihr in die Reihen!
Nun hebt auch ihr die Hand zum Schwur:
Getreu bis zum Tod auf des Heilands Spur euch Seinem Dienste zu weihen.
Die Glocken, die euch geleiten heut, die uns gesungen das Siegesgeläut, die mögen euch stets umschweben!
So sollt ihr nun tapfere Kämpfer sein —
so sollt ihr als Sieger gehen ein
zu einem ewigen Leben! Marie Sauer.
Sonntagsgedanken (8. April).
Fahrt ins Leben.
Vergeßt mir auch die Jugend nicht; denn wenn die Welt zusammenbricht, soll eine neue Welt sie bauen!
Darauf sollt ihr im Voraus schauen und euch zu solchem Werke rüsten, indem ihr Männer zieht und Christen.
Es ist eine eherne, schneidende Wahrheit, was einst der Philosoph Leibniz ausgesprochen: „Gebt mir die Jugend und ich mache euch d as Jahrhundert." Wollen und sollen wir, das deutsche Volk, das neue Jahrhundert der Menschheitsgeschichte nach Gottes Willen machen, dann muß ein „heiliger Lenz" anbrechen, wie damals in altersgrauer Vorzeit bei dem Volk der Lateiner: ein Hingeben der Volksjugend zum heiligen Dienst in des Ewigen Namen.
Stuhrmann.
-i- -K
In einigen Fischerdörfern an der Nordsee herrscht noch die Sitte, daß der Fischer, bevor er sein Boot in die See hinausschiebt, niederkniet und spricht: „Behüte mich Gott; denn mein Boot ist so klein, und das Meer so groß."
Das ist eine kurze und gute Andacht zu nennen, die auch dein wohl ansteht, der sein Schifflein klar macht zur Fahrt ins Leben.
in seine Arme, er trat ihr nicht einmal näher, nur ganz leise hauchte er ihren Vornamen.
„Dann haben Sie auch Feldern nicht geliebt?
Ich weiß. Sie wollen nicht mehr antworten. Aber jetzt Mathilde, jetzt ist mir der Weg vorgezeichnet. Hinein in Kampf und Sieg. Und wenn ich heimkehre — o. du, wenn ich Heimkehre."
Sie reichte ihm die Hand, die er an seine Lippen zog.
„Aus Wiedersehen! Auf Wiedersehen."
Und während er festen Schrittes den Weg durch den Garten ging, der auf die Bahnhossstraße hinausführte, lag oben ein junges Weib betend auf den Knien: „Laß ihn mir wiederkommen, Gott, laß ihn mir wiederkommen, und laß ihn den Bruder finden."
g.
Sechs Monate waren vergangen. Eine Zell, die für Deutschland schwere Prüfungen, aber auch herrliche Siege brachte, eine Zeit der Erhebung und der Läuterung.
In der polnischen Stadt, in der der russische Generalissimus sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, herrschte reges Leben. Soldaten aller Truppengattungen durcheilten die Straßen - es galt teilzunehmen an dem großen Vorstoß, den Rußland neuerdings auf seiner ganzen Front plante.
Fürst Michael Mickaelow'tick laß in seinem kosibar ausgeslatteten Arbeitszimmer. Vor ihm stand — Grcn Kerauchi.
„Und Sie sind fest überzeugt. Gras, daß Feldern Verrat sinnt?"
Lisi (Schluß ,v!gt.)