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89. Amts-

und Anzeigeßkait für den Aezirk Hakv. 79. Jahrgang.

Irs<h«inung«tage: Dtvnltag, Donnrr«tag, Sanir- »onntag. Ans«rtivn«pr»i» 10 Vsg. pro Zeile für Stadt im» B,j!r»ort«; außer Bezirk IS Psg.

Dienstag, den 7. Zum 1904.

Nbonnementipr. in d. Stadt pr. Viertels. Mk. 1.10 incl. Träger!. Bierteljiihrl. Postbezug-preis ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar­ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Berkehr Mk. 1.10, Bestellgeld so Big.

Amtliche Aekav«tmach«rlgeNc

Bekanntmachung.

Die am 16. April d. I. beschlossene Feld­bereinigung in den Gewänden

Saaleräcker, Saaler, Dorfwiesen, Steig, Römer, Herdweg, Seewiesen, Jhlesgasse, Schroten, Hurd- weg, Grund, Moos, hinterm Moos, Pfaffen­grund, Glasweg, Haldenäcker, Frohnwiesen und Gaismad

in Oberhaugstett ist durch Erlaß Kgl. Zentralstelle für die Landwirtschaft, Abteilung für Feldbereinigung, vom 26. Mai 1904, Nr. 1708, genehmigt worden.

Calw, 4. Juni 1904.

K. Oberamt.

Voelter.

Bekanntmachung.

In Gemäßheit der im Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern vom 28. Dezember 1898, und im Wochenblatt für Landwirtschaft vom 8. Januar 1899 veröffentlichten Grundbestimmungen für die staatlichen Bezirksrindvtehschauern findet am Mittwoch, den SS. Juni 1904, vormittags 7'/,. Uhr, aus dem Brühl in Calw ein- staatliche Bezirksrindviehschau statt.

Zugelassen werden zu der Schau Zuchttiere des Roten und Fleckviehs, nämlich:

a. Farren, sprungfähig, mit 26 Schaufeln, d. Kühe, erkennbar tragend oder in Milch mit höchstens 3 Kälbern.

Preise können bei der Schau in nachfolgenden Abstufungen zuerkannt werden:

a. für Farren zu 140, 120, 100, 80 d. für Kühe zu 120, 100, 80, 60, 40 Uebrigens wird bemerkt, daß die Höhe, wie auch die Zahl der zu vergebenden Preise jeder Ab­stufung erst bei der Schau selbst unter Berück­sichtigung der Beschaffenheit der vorgeführten Tiere endgültig festgesetzt wird.

Diejenigen, welche sich um Preise be- werde« wollen, haden ihre Tiere minde­stens 10 Tage vor der Schau bei dem

K. Oberamt unter Benützung der von die­sem zu beziehenden Anmeldeformulare an­zumelden und spätestens bis zu der oben angegebenen Zeit auf dem Musterungsplatz aufzustellen. Farren müssen mit Nasenring versehen sein und am Leitstock vorgeführt werden.

Vorstehendes wird hiemit zur Kenntnis der Landwirte des Bezirks gebracht unter Hinweisung darauf, daß verspätet angemeldete Tiere zur Teil­nahme an dem Preisbewerb nicht berechtigt sind und daß Farren ohne Nasenring zurückgcwiesen werden.

Calw, 6. Juni 1904.

K. Oberamt.

I. V. Amtm. Ripp mann.

Tagesneuigkeiten.

Calw. Zum Liebenzeller Jubiläums­fest möchten wir nachtragen, daß Hr. Fabrikant Schüz hier von der Festtribüne herab mehrere photogr. Aufnahmen gemacht hat. welche alle wohl­gelungen sind. Die Bilder hat Hr. Schüz, in einem Album vereinigt, Sr. Majestät dem König über­mitteln lassen und hierauf folgende Zuschrift erhalten:

Bebenhausen, 2. Juni. Geehrter Herr Schüz! Das von Ihnen übersandte Album mit Photographien vom Jubiläumsfest in Liebenzell habe ich Allerhöchsten Orts zu unterbreiten nicht verfehlt. Se. Majestät haben es sehr gerne entgegengenommcn und lassen für dessen Einsendung freundlichst danken, (gez.) Gemmingen.

*x Calw, 6. Juni. Einen sehr gelungenen Ausflug machte gestern vormittag der hiesige Bezirks-Verein des württemb. Schwarzwald­vereins. 25 fröhliche Wanderer (wäre das Bett mitgegangen, dann hätten noch einige Dutzend mehr ihr am Samstag gegebenes Versprechen gehalten) marschierten pünktlich um 6 Uhr ab, talaufwärts der Station Teinach zu. Von da gtngs bei morgen­frischer Waldesluft aufs Waldccker Schlößlein,

das wegen seiner reizenden Lage inmitten des schattigen Waldes viel mehr der Zielpunkt für Sommerausflüge scin sollte, als es leider der Fall ist. Beim Weitermarsch wurde manche reife Erd­beere gepflückt; auch die wogenden Saatfelder und die reichbeladenen Obstbäume im Köhlers- und Seizental erfreuten das Herz des Wanderers. Unter kundiger Führung gings dann in dem reizenden Seizental, das aber noch einer Erschließung durch einen ähnlichen Weg wie der Rötclbachweg harrt, aufwärts, dem Eingang des Silberbcrgwerks zu. Dort empfingen uns in dankenswerter Weise 2 Vereins­mitglieder aus Neubulach, ausgerüstet mit Lichtern und Laternen. Leider kann man zunächst nur etwa 20 m weit in den Stollen Vordringen. Jedoch wird in nächster Zeit der ernstliche Versuch gemacht, eine größere Strecke des Gangs zugänglich zu machen. Von den Schätzen des Bergwerks konnte man auf den Schutthalten von Neubulach noch in kleineren Bruchstücken auslcsen etwas Kupferlasur, Malachit oder einige Quarzkristalle. Nach einer einstündigen Vesperiost bei Mitglied Roller z.Hirsch" gings auf aussichtsreichem Wege über Altbulach und dann am Bcrghang hinab zurStation", von der aus alle zum Mittagessen hcimfuhren. An dieser alle Teilnehmer sehr befriedigenden Wanderung nahmen auch 2 Damen teil, welche bis zum Schluß tapfer mit den Herren Schritt hielten. Wir empfehlen die ganze Tour auch anderen Wanderern, insbe­sondere möchten wir auf das Waldccker Schlößlein und auf die aussichtsreiche Bulacher Höhe Hin­weisen. Von den vielen Ausflügler», die gestern unsere Gegend besuchten, möchten wir besonders hervorhebcn die Ortsgruppe Renningen des Schwäb. Albvereins. Bei derselben war auch der berühmte Volks- und Naturdichter Wagner von Worm- bronn, der sich dem Schreiber dieses gegenüber in sehr begeisterten Worten über den Calwer Röiel- bachweg ausdrückle.

Wildberg, 6. Juni. Der hies. Lieder­kranz beging gestern seine Fahnenweihe auf

FeitlüelVO. Nachdruck verboten.

Die Schwestern.

Roman von Hans Wachenhus en.

(Fortsetzung.)

Ich hatte eigentlich die Absicht, damit etwas anderes zu kaufen. Aber Sie gehen vor!" lächelte er, während Rosa errötend, mit klopfendem H.-rzen und unsicherer Hand das Taschentuch nahm.Bei Ewest habe ich Kredit, ich brauche dort kein Geld . . . Sind Sie jetzt heiterer?" Er blickte ihr mit fast kindlichem Lächeln ins Gesicht, der das Herz plötzlich so leicht ward.

Zu diesem blutjungen Manne glaubte sie Vertrauen haben zu dürfen; er mit seinem überquellenden, noch fast knabenhaften Wesen erschien ihr ungefährlich gegen die anderen, die sich an sie drängten. Sie, die ihn schon seit Jahren auf ihrem Wege durch die Friedrichstraße kannte, glaubte ihn richtig zu beurteilen, und er machte ihr auch kein Hehl daraus, daß er als einziger Sohn seinem Vater, die Mutter war längst tot Verdruß bereitete.

Aber," so hatte er ihr schon einmal gesagt, als er ihr begegnet,wozu wären denn die Väter da! Der meinige hat mit seiner Fabrik Geld wie H u zusammen gescharrt, er quält sich trotzdem bis zum spätesten Abend in seinem Bureau und verlangt jetzt, nachdem er mir s.it der Schule ein Jahr Freiheit vergönnt, daß ich mich an seiner Stelle quälen soll. Er hätte daS nicht tun

sollen, denn, nachdem ich jetzt das Leben kennen gelernt und weiß, wie schön es ist, fällt es mir nicht ein, den Kontorhocker zu spielen. Neulich sagte er mir einmal in seinem Aerger über meine Schulden, ich solle mich in Acht nehmen, daß er mich nicht enterbe. Aber daS ist ja Mumpitz! Wem will er denn sonst sein Geld hinterlassen? Wenn ich es erst habe, werde ich einen ganz anderen Gebrauch davon machen, die Fabrik verkaufen und als großer Herr leben!"

Gustav Engelbrecht, eben erst im einundzwanz'gsten Jahr, ein hübscher Junge, hem das Leben noch die roten Backen nicht gebleicht, fand in der Tat dasselbe so schön, daß er ihm ninrals hätte entsagen können.

Ec hatte eine unermeßliche Freude daran, den Künstlerinnen, namentlich denen vom Ballet, den Hof zu machen, sie mit Geschenken zu überhäufen, von der Loge aus ihre Blicke zu Haschen, sich ihrer Bekanntschaft zu rühmen. Er machte sich jedem verbindlich, der ihm ein Gentleman zu sein schien, trug immer die Taschen voll TheaterbilletS, drängte sich in die EportSkreise, in die Ställe des Zirkus, hielt sich Reitpferde, deren eins, das in der Stallung der Fabrik stand, er dem Vater jedoch nur bekennen durste, während er ander« in einer Manege untergebracht; er speiste bei Heller, Borchardt, Ewest u. a. und ward auch wirklich gern gesehen, von den einen wegen seines heiteren Temperaments, von den andern wegen seiner Freigebigkeit, die keine Grenzen, auch in dem Konto­buch der Wirte hatte, weil sein Vater al» Millionär bekannt war und seine Schulden von diesem bisher pünktlich gedeckt wurden.