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87. Amts- und Anzeigeölait für de« Bezirk Hak». 7». Ichrsm».
Ursch-lnunzrt-is«: Diintlag, KonnerStaz. SomS- > !>!, Gsnntag. FnserttonSvr»«« 10 lßfg. pro Heil, wr ktadt «'-» B-;irr5or1»; außer Bezirk II Lsg.
Samstag, den 4. Zum 1904.
NbonnementSpr. in d. Stadt pr. Biertelj. Mk. I.lo incl. LrSgerl. BisrteljLhrl. Postbezugspreis ohne Beitellg. f. d. Orts- u. Nachdar- ortSoerkehr l Mk.. s. d. sonst. Verkehr Mk. I.w. Bestellgeld W Psg.
Amtliche Aekarmtmachvngey.
Bekanntmachung des Kriegsministeriums, betreffend den Ankauf von Remonten für
das Remontedepot Breithülen.
Für das Königliche Remontedepot Breithülen wird wie im Vorjahr eine Anzahl Remonten auf Märkten im Lande aufgekauft und zwar: am 17. Juni in Münsingcn,
„ 18. „ „ Saulgau,
„ 20. „ ., Waldsee,
,. 22. .. „ Hall,
„ 23. „ „ Bietigheim,
je vormittags von 8 Uhr ab unter folgenden Bedingungen :
1) Die Pferde müssen im Alter von drei Jahren stehen, gesund, fehlerfrei, von gutem Körper- und Fußbau und auf den Knochen unverbraucht sein, auch derben Huf haben.
Ausnahmsweise dürfen auch Pferde, die im Jahre 1900 geboren sind, vorgestellt werden.
2) Hengste, Spitzhengste, trächtige Stuten, Schimmel, Falben, Pferde mit häßlichen Abzeichen sind ausgeschlossen.
3) Der Ankauf erfolgt in erster Linie von Züchtern und Pfcrdebesitzern Württembergs.
Die Deckscheine bezw. die Füllenscheine sind beizubringen.
4) Der Verkäufer haftet für die gesetzlichen Ge- währsfchler (Reichsgesetzblatt 1899 S. 219).
5) Die angekauften Pferde werden sofort gegen bare Bezahlung abgenommen.
6) Jedem Pferd ist eine neue starke rindlcderne
Trense mit starkem Gebiß und eine starke Kopfhalfter von Leder oder Hanf mit zwei mindestens zwei Meter langen Stricken ohne besondere Vergütung mitzugeben. ^
Stuttgart, 1. Juni 1904.
von Schnürten.
Tagesneuigkeiten.
* Calw. Eine unliebsame Erscheinung findet man gegenwärtig an den Obstbäumen. In großer Zahl treten die Raupen auf und fressen die Bäume halb kohl. Besonders werden die Zwetschgen- bäume von den Schädlingen befallen, die Gespinnste umfassen ganze Zweige und eine Menge Raupen nagen an den Blättern. Die Folgen dieser Plage sind deutlich sichtbar, die angesetzten Früchte welken und fallen ab. Es ist sicher, daß durch die Raupen der Ertrag vieler Bäume sehr geschmälert wird. Aber nicht blos am Steinobst sehen wir diese häßlichen Tierchen, auch am Kernobst beginnen sie ihre Zerstörung. Man trifft Apfelbäume, die ganz zerfressene Blätter haben und demnach wenig Obst liefern werden. Die Hoffnung auf ein gutes Obstjahr ist zwar immer noch vorhanden, aber manche Bäume werden den gewünschten und erwarteten Ertrag nicht geben. Es zeigt sich auch dieses Jahr wieder ein bedeutender Unterschied in den Sorten. Die spät blühenden Bäume haben viel mehr Früchte ongesetzt als die früh blühenden, mit Ausnahme der Goldparmänen, die Heuer überreich mit Früchten dastehen. Eine sehr reiche Ernte versprechen die Heidelbeeren. Im letzten Jahr ist diese Frucht rar gewrsen, um so reichlicher wird der heurige Ertrag sein. Die Beeren werden vielen fleißigen Händen eine gute Einnahme verschaffen.
sAmtlicheS ans dem StaatSanzeiger.s Die erste mittlere Post- und Telegr.-Dienstprüfung hat gestanden: Haug, Viktor, von Teinach.
^):( Liebenzell. Aus Anlaß der Feier der 300jährigen Zugehörigkeit Liebenzells zu Württemberg und des Besuchs Sr. Majestät des Königs
in Ltebenzell hat der Dirigent der hiesigen Kurkapelle, Hr. Wohlgemuth, einen Marsch für Se. Majestät komponiert, welcher huldvollst angenommen wurde, auch halte Wohlgemuth die Ehre, vor Se. Majestät gerufen zu werden. Außerdem komponierte W. einen Marsch: „Jubiläumsmarsch, der Stadt Liebenzell zum 300jährigen Jubiläum gewidmet," wofür Hr. Wohlgemuth laut Beschluß des Stadtrats zum Städt. Mustkdirigenten ernannt wurde.
D Gechingen, 31. Mai. Heute mittag wurde der Seiler Stiegel maier in bewußtlosem Zustande auf dem Felde aufgefunden, wo er einige Stunden hilflos gelegen hatte. Der Ortsarzt leistete dem Bedauernswerten die erste Hilfe, und ist der Unfall offenbar auf Hitzschlag zurückzuführen. — Der Gesangverein „Liederkranz" wird nächsten Sonntag eine Sängerfahrt nach Stuttgart ausführen.
Wildberg, 1. Juni. Der König hat der auf der Station Teinach verunglückten Schuhmachersehefrau Pauline Haffa und ihrem Kinde, die beide trotz ihrer schweren Verletzungen am Leben bleiben werden, die Summe von 100 zukommen lassen.
Stuttgart. Im Alter von 71 Jahren ist gestern Ober Postmeister a. D. RobertSteidle, der Ehrenvorstand des Stuttgarter Liederkranzes, plötzlich gestorben. Mit ihm ist eine Persönlichkeit dahingegangen, die im öffentlichen Leben lange Zeit und häufig hervorgetreten war. Auf wie vielen Gebieten Robert Steidle aber auch tätig gewesen, so tritt das alles doch zurück gegenüber seinem Wirken auf dem Gebiete des Männergesangs, insbesondere im Bereich des Stuttgarter Licderkranzes. Zu dieser Tätigkeit wurde er hingcführt durch seine ungewöhn-
Aenil let on. Nachdruck »erbarm
Die Schwestern.
Roman von Hans Wachenhnscn.
(Fortsetzung.)
Auch daß wider Erwarten noch immer nichts von dem sofortigen Engagement der' talentvollen Allegrina in der italienischen Oper weiter verlautete, fand Mißbilligung. ES hieß, dieselbe war nur auf Wunsch Lorenzo Garzonis zu einmaligem Auftreten zugelasscn; der Direktor, dessen Gesellschaft mehr als vollzählig, könnte jetzt eine zweite Sängerin nicht beschäftigen, die noch so ganz ohne Repertoir sei. Hätte sie wirklich eine hohe Protektion, es würde anders sein, meinte man, aber die Allegrina sei noch im Vaterhause und soeben erst von dem alten Garzoni aus dem Unterricht entlassen; woher also eine so jugendliche Künstlerin schon Routine und Repertoir, namentlich Protektion haben sollte!
Inzwischen war eS etwa so, wie sich die Habitues der Tester erzählten.
Rosa erschien am Ende dieser Woche sehr aufgeregt bei der Schwester in der Wohnung des Vaters. Sie hatte sich aus Aerger krank gemeldet, der Teater- arzt sie aber ganz gesund, nur sehr entrüstet gefunden über die Behandlung, die sie erleiden mußte. Folge davon war gewesen, daß sie schon vor Ende deS Monats ihre sofortige Entlastung erhalten.
Mit dieser in der Hand kam sie zu Allegrina und warf sich erschöpft auf einen Stuhl.
„Da, lieS!" ries sie, ihr daS Papier reichend. „Die denken, mich zu ärgern, aber gerade da» habe ich nur gewollt; ich bin frei und wenn sie denken, sie chikanieren mich, so irren sie! Zehn Engagement» kann ich haben; ich brauche nur zu wählen, denn der Röter ist allmächtig! Nach Darmstadt, «ach Karlsruhe,
nach Frankfurt, sogar nach Wien kann ich gehen! Ec hat meine Pho'.ozraphie cingesandt und sofort haben sie zuzsgriffen! Es sieht nur so aus, als ärgerte ich mich, denn ich bin so aufgeregt, die Wahl macht mich konfus! Und wie steht's denn mit Dir? Erst hieß es, man habe Dir eine glänzende Gage geboten und nun redet man vom Gegenteil. Ich sprach auch mit dem schönen Loremo, der mir begegnete; er tat, al» wisse er von nichts. Da siehst Du, wie'» geht! Nur nicht zu früh triumphieren! ... Ich muß mich bis morgen entscheiden, brauche nur einen der Kontrakte zu unterschreiben! Es wird mir leid tun, wenn ich den Vater nicht mehr sehen soll, aber einmal muß es ja doch geschehen! Er muß sich ja freuen, wenn ich versorgt bin! ... Uff! Gott sei Dank, daß ich endlich einmal so etwas bikomme, denn was tue ich mit all' den Bouquets, die mir meine Verehrer spenden, ich kann mir nichts dafür kaufen, und schlecht zu werden, dazu habe ich keine Lust, wenn Du mir auch immer ein Gesicht machst, als trautest Du mir da» zu. Von Dir hat man ja auch schon gesprochen, wegen de» jungen Fürsten, der sich bei Deinem Debüt so ins Zeug legte. Unsereins sagen sie ja immer gleich was nach, wenn sich einer mal für un» interresfiert."
Sie schaute die Schw ster mißtrauisch prüfend auf die kaum merkbare Röte der Wangen an, die Allegrina färbte, und erhob sich.
„Sage dem Vater, ich sei hier gewesen!" Sie reichte der Schwester die Fingerspitzen. „Sag' ihm, was ich erzählt, meinetwegen auch Jppolita, denn ich habe mir vorgenommen, kein Wort mehr mit ihr zu reden . .. . Ehe ich reise, sage ich Euch Adieu!"
Sie war hinaus; Allegrina erschien ihr Wesen so ganz verändert, daß sie dir Schwester nicht mehr verstand. WaS Rosa auf den Fürsten anspirlte, verletzte sie. Dieser war allerdings in der Wohnung des Vater» erschienen. Nicht gefaßt auf einen solchen Besuch, hatte sie selbst ihm die Außrntüre geöffnet, ihn mit