nur von der Kriegsleder-Aktiengesellschaft erlaubt. Besondere Bestimmungen gellen für die aus dem neutralen Ausland eingeführten Häute und Felle. Sie find nicht beschlagnahmt; ihre Besitzer unterliegen aber einer Pflicht zur Meldung und Lagerbuchführung. Ueber Ausnahmen von den Anordnungen der Bekanntmachung, deren Wortlaut im Staatsanzeiqer vom 10. November 1915 eingesehen werden kann, hat nur die Kriegs-Rohstoff Abteilung des Königlich Preußischen Knegsmini- steriums, Berlin UV, Verlängerte Hedrmannstraße9/10, zu befinden. Stuttgart, den 10 November 1915.
Neuenbürg, 15 Nov Die am Sonntag nach- mittag in der hiesigen Siadtkirche zugunsten der Be- zirks-Kcieqerfamilien Hilfe veranstaltete Musikalische Aufführung hatte sich eines schönen Gelingens und eines vollen inneren wie äußeren Erfolges zu erfreuen. Sie bildete eine herzerhebendr Vorbereitung für die am kommenden Sonntag stattfindende kirchliche Feier zum Gedenken an die für das Vaterland gefallenen Krieger. Der erste Teil des von Oberlehrer Vollmer, dem trefflich bewährten Leiter des Eo. Kirchenchors und des Turngesangoereins, in feindurchdachter Weise zusammengestellten Programms brachte als herrlichen Grundton für die ganze Feier das Ocgelpräludium mit dem Gemeindegesang: Ein' feste Burg ist unser Go t (V. 1 u. 2). darauf „Gebet für das Vaterland" — „Hör' uns, Gott. Herr der Welt" in wirkungsvollem Vortrag des mit Frauen- und Männerstimmen verstärkten Gemischten Chors. Es folgte der herze,fuschende Schülerchor: „Der Herr ist unsere Zuversicht und Stärke" (Ps. 46. 2—4) und Lied für Violine und Orgel (die HH. Pfarrer Breitweg-Birkenfeld und Kazma irr-Schwann).—Mit dem zweiten Teil kamen „Leid und Trost" zum ergreifenden Ausdruck zunächst durch das innige „Kriegs ge bet" von Zoepf: „Auf unfern wunden Seelen lastet der schweren Zeilen bitl're Not", wie durch das wehmütige „Laßt mir die Klage" von Händel; beide Stücke durchaus stimmungsvoll gesungen vom Gemischten Chor. Dem hierauf folgenden Orgelsatz aus dem Konzert in V-Moll von Friedmann-Bach (Pf. Kazmaier) schloß sich an der vortrefflich wirkende Gesang von „Harre, meine Seele" durch den mit dem Kriegsmännerchor des Liederkranzes vereinigten Sängercho c des Turnvereins. Mit dem Bariton- solo „Sei stille dem Herrn" (Ps. 37) von Mendelssohn gabHc. Hauptlehrer Stolz eine überaus dankenswerte Darbietung. — Während der zweite Teil des Programms mit dem T-arZv rsiiZioZO für Violine und Orgel schloß, begann der dritte Teil: „Lob und Dank" mit dem herrlichen Männerchor „Gott, gib Frieden Deinem Lande" und mit dem Schülerchor: „Herr, Deine Güte reicht, soweit der Himmel reicht", worauf das Orgeltrio von Merkel (Pf. Kazmaier) und der Gemeindegesang „Wie groß ist des All- mächt'gen Güte" und das von Hrn. Hauptlehrer Stolz ansprechend gesungene Baritonsolo „Dir, Jehova, will ich singen" von Seb. Bach folgten. Den erhebenden Schluß bildete das ergreifende Niederländische Dankgebet: „Wir treten zum Beten vor Gott, den Gerechten". mit Orgelbegleitung gesungen vom Kirchenchor. Dieses prächtig gesungene Lied erhielt in der Schluß-Strophe „Wir loben Dich oben. Du Lenker der Schlachten" eine klangliche Fülle durch den mit Männerstimmen verstärkten Gemischten Chor. Die ganze Aufführung hat gezeigt, was mit vereinten musikalischen Kräften geleistet werden kann. Es war. wie schon gleich eingangs gesagt, ein hervorragender musikalischer Genuß, ein voller Erfolg des veranstaltenden Kirchenchors und seines verdienten Leiters, wie des vereinigten Männerchors und der einzelnen Mitwirkenden. Es steckt eine Summe von Mühe und Arbeit hinter sämtlichen Leistungen. Wir dürfen deshalb, gewiß im Sinne all der dankbaren Zuhörer, nicht zurückhalten mit der Anerkennung und dem Dank an Alle, die ihre Kraft und ihr Können in den Dienst der schönen und guten Sache gestellt haben. Herz, sicher Dank gebührt namentlich dem Veranstalter des Ganzen, dem Leiter der gemischten Chöre. Hrn. Oberlehrer Vollmer, dem Dirigenten der Männerchöre, Hrn. Reallehrer Wid maier, den HH. Solisten Pfarrer Kazmaier und Pfarrer Breitweg. wie Hrn. Hauptlehrer Stolz. Auch der klingende Erfolg der aller Herzen erbauenden Gedächtnisfeier ist ein befriedigender, war doch das Gotteshaus fast bis auf den letzten Platz besetzt. Wir werden veranlaßt, mitzuteilen. daß sich der Ertrag des Kirchenkonzerts auf 269 Mark beziffert,j
Neuenbürg. 16. Novbr. „Du forderst viel, o Vaterland!" Sieg und Erfolge in Ost und West durften wir dankbaren Herzens hinnehmen. Aber unausbleiblich ist auch die Nachricht von den Opfern, welche bei ihrer Erringung gebracht werden müssen.
Die Zahl der Opfer, die der schwere Krieg auch aus unserer Gemeinde gefordert hat. hat sich wieder vermehrt. Gestern abend erhielt die Familie unseres Hrn. Dekan Ubl die Trauerkunde, daß ihr Sohn Hermann im Feldlazarett von Menin bei Ipern an den Folgen einer schwerenKopfschußwunde gestorben ist. Za Anfang Dezember vv''. Js. eingerück, zur militärischen Ausbildung nach Zuffenhausen und nach einem Offiziersausbildungskurs zunächst zum Unteroffizier befördert, war Hermann Uhl, von glühender Vaterlandsliebe beseelt. Ausgangs Juli ds. Js. f,oh- gemut und mit Begeisterung hinausgezogrn in den Kampf für Deutschlands Ehre. Aber nur zu bald sollte er sein junges Leben lassen. Am 19. Ok'ober traf ihn im Schützengraben das feindliche Geschoß (Schrapnell) und verwundete ihn schwer am Kopfe. In bewußtlosem Zustand ins Feldlazarett verbracht, wurde alsbald eine glücklich verlaufene Operation an ihm vollzogen, die hoffen ließ, ihn am Leben zu erhallen. Eine nötig gewordene zweite Operation war anscheinend gleichfalls gelungen. So verliefen bange Tage und Nächte zwischen Furcht und Hoffnung. Es sollle nicht sein; er wurde nach Gottes unerforschlichem Ratschluß aus dem Leben berufen. Er ist, wie viele andere der ihm vorausgegangenen Kameraden, für sein teures Vaterland gestorben Herb ist der Schmerz und tief die Trauer der allveredrlen Familie um den hoffnungsvollen einzigen Sohn und Bruder; groß und ungeteilt ist auch die allseitige, aufrichtige Teilnahme der Bewohner von Stadt und Bezirk.
Neuenbürg, 17. Nov. Der regnerischen Witterung der letzten Woche, die sich bis Sonntag abend fortsetzte, folgte am Montag heiteres Wetter mit leichtem Frost, am gestrigen Tage vereinzelter Schneefall. In der letzten Nacht ist nun eigentlicher Schnee- fall eingetreten, der sich heute fortsetzt, sodaß wir heute den ersten Schnee in diesem Wmter zu verzeichnen haben. Die vorangegangenen Niederschläge haben dem Wafferftand der Enz in erwünschter Weise noch rechtzeitig aufgeholfen.
Neuenbürg. (Weihnachtsbitte.) Weihnachten ist nicht mehr fern und wir müssen uns mit dem Gedanken abfinden, daß unsere Krieger ein zweites „Fest des Friedens" noch inmitten von Kampf und Gefahr draußen stehen. Gewiß regen sich wieder Herzen und Hände, unfern Braven draußen einen Lichtstrahl in das Dunkel von Winter und Krieg zu senden. Wir machen ihnen wohl die beste Freude, wenn wir auch an ihre Frauen und Kinder denken und ihnen ein wenig Sonnenschein in die rauhe Wirklichkeit hereinbringen. Weihnachten und Kinder — Kinder und Weihnachten, wir könnens uns nicht anders denken und dies wollen wir auch im Kriegsjahr nicht missen, denn es ist ein wunderbarer Zauber, der auch noch die Alten gefangen nimmt, und gerade ein Kriegsweihnachten wird im Erinnern fortleben bis zum weißen Haar. Mehr wie je brauchen wir leuchtenden Kinderblick, da, so vieler Augen durch Tränen verdunkelt sind und der Mutter Herz schwer ist durch die Not der Zeit. Der Vater ist fern. Die Mittel sind knapp und alle Lebensbedürfnisse teuer. Da wird manche Mutter dem in seliger Erwartung fragenden Kind: Was bringt das Christkind? sagen: Diesmal geht es vorüber. — Nein, es soll nicht vorübergehen, und ich denke, alle, welche von Kriegsnot nichts zu spüren haben, helfen zu seinem Einzug. Es werden annähernd 400 Kinder sein, die wir und mit ihnen die Mütter mit nützlichen Gaben erfreuen wollen. Unsere Bitte, diesen Gedanken verwirklichen zu können, wird gewiß überall Widerhall finden. Die Gebenden muß es ja selbst mit Befriedigung erfüllen, mitzuteilen, bleibt es doch ewig wahr:
Willst du glücklich sein im Leben.
Trage bei zu andrer Glück.
Denn die Freude, die wir geben,
Kehrt ins eigne Herz zurück.
Neuenbürg. 16. Nov. Dem S.C.B. wird von hier geschrieben: Auch hier streikten die Butterverkäufer. Auf den letzten Wochenmarkt hatten die Bauersfrauen keine Butter gebracht, wohl aus Aerger über die vom Bundesrat festgesetzten, aber gewiß nicht zu geringen Höchstpreise. Der Gemeinderat wird nun Vorsorge treffen, daß eine auswärtige Molkerei Butter hierher liefert. Auch wird von einigen Bürgern vorgeschlagen, die Stadt solle auf ihrem großen Wiesengelände im Breiten Tal eine Milchwirtschaft einrichten.
Wildbad. Die württ. Silberne Militär- Verdienstmedaille erhielten: der Gefreite d. R. Math. Osterlehner und der Hornist-Gefreite d. R. B e ch t l e.
Freudenftadt, 15. Nov Nach überaus stürmischen Tagen setzte am Samstag abend ein starker Schnee fall ein, der gestern und heute nacht anhielt. Es liegt hier über 20 Centimeter Schnee, auf den Höhen wesentlich mehr. Die Winterlandschaft bietet ein prächtiges Bild.
Baiersbronn. 15. Nov Sicherem Vernehmen nach, ist die Stelle eines Stadtpfarrers an der Hospitalkirche in Tübingen dem Pfarrer Saut er hier (vorher in Gräfenhausen) übertragen worden.
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Lyon, 15. November. (WTB.) Die hiesigen Blätter melden aus Kandia, daß am 12. ds. Mts. der Dampfer „Lassiihion" mit 22 Mann der Besatzung des englischen Danpfers „Macallester", der von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden war. in Kandia einträf. Von dem übrigen Teil der Besatzung, der 67 Mann betrug, fehlt jede Nachricht. Die Geretteten erzählen.daß das deutsche Unterseeboot an demselben Tage 2 weitere Dampfer versenkt hat.
Berlin, 16 Nov. Aus Zürich meldet die „Voss. Zeitg ": Die „Tribuna" erfährt aus Saloniki, daß am letzten Mittwoch rin serbischer Ministerrat staitgefunden habe, der beschloß, in Nord- und Süd- Serbien bis zum letzten auszuhallen und auf die Hilfe der Verbündeten zu vertrauen. Am 23. November würden 150000 Mann in Saloniki gelandet sein.
London. 16. Novbr. (WTB.) Am Samstag herrschte in Irland und in der Irischen See der stärkste Orkan seit 20 Jahren. Eine beträchtliche Anzahl von Schiffen wurde an Land getrieben und beschädigt. Die Städte Dublin und Kingstown erlitten großen Schaden.
Genf. 16. Nov. Clemenceau benutzt die Demission Churchills zu einem scharfen Angriff gegen dar Kabinett Briand. Briand sei wohl ein Redner, aber kein Tatenmensch. England beginne seine Fehler auszumerzen. Briand dagegen vergrößere die schon bestehenden. Er treibe Parteipolilik und bildete ein Ministerium, das einem Nebenparlament gleiche, und dessen Hauptziel die bezahlte Untätigkeit darstell«.
Berlin. 16. Nov. Nach dem „Berl. Lokalanz." besagen in Budapest eingelaufene Athener Nachrichten, daß König Konstantin unerschütterlich an der Neutralität festhalte. Die Armee stehe hinter dem Monarchen. Das Volk wolle keinen Krieg; besonders die Neugriechen seien gegen jedes Risiko.
Straßburg i. Elf.. 13 Nov. Nach einer Meldung der „Metzer Zeitung" aus „zuverlässiger Qaelle" soll die Schiffbarmachung der Mosel, die lange von Preußen bekämpft wurde, beschlossene Sache sein. Metz, als Mittelpunkt der lothringer Industrie, soll einen großen Hasen erhalten.
Den 17. November 1915.
London, 16. Novbr. (WTB ) General Sir Francis Lloyd sagte in einer Werbeversammlung, er glaube nicht, daß die Deutschen am Ende ihrer Spannkraft seien. Sie hätten vielleicht etwas weniger Leute und Kriegsmaterial, seien aber noch eine starke Militärmacht. Ihre konzentrierte Eiligkeit sei einem mächtigen, dem Meere zufließenden Strom vergleichbar, während dir Engländer wie vereinzelte Tropfen eines Sommerregens seien. Wir können und werden sie schlagen, schloß der General, wenn wir alle Hilfsquellen des Reiches ihnen entgegenftellen.
Bordeaux. 16. Nov. Das französische Schiff „Bearnais", an dessen Bord eine Explosion stattfand, wurde in den Hafen geschleppt. Nachdem der mit Wasser angefüllte Schiffsraum ausgepumpt worden war, entdeckte man die Leichen des Kapitäns und des Heizers, die durch die Explosion getötet worden waren.
Lugano, 16. Nov. In den Internationalen Docks der Firma Gontrand in Rivarolo ist ein Riesenbrand ausgebrochen. Sämtliche Docks mit ihren ungeheuren Vorräten an Oel. Fetten, Baumwolle und Benzin sind zerstört. Die Verluste gehen in die Millionen. Der Brand wütet noch fort. Man vermutet Brandstiftung.
New-Jork. (Prio.-Tel.) Die Washingtoner Regierung betrachtet laut „Franks. Zeitung" die italienische Veröffentlichung über die Versenkung der „Ancona" als ungenügend und will ausführlichere Einzelheiten abwarten, bevor sie bei Oesterreich-Ungarn Protest erhebt. Die Zeitungen äußern sich ruhiger.
Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Aus Bern wird der „Frkf. Ztg." berichtet: Wie das „Berner Tagebl." erfährt, darf seit gestern kein Passagierdampfer den Hafen von Genua verlassen. Für Reisen über Italien bleibt nur noch der Weg über Neapel offen.