Wien, 25. Sept. Die »Ostdeutsche Rundsch." meldet lautD. T. aus Bukarest: DasJournal de Balkan" berichtet, daß der neue große Ansturm der Verbündeten auf die Dardanellen nunmehr be­gonnen habe. Die Engländer haben durch heran­geführte Verstärkungen ihre bei diesem Unternehmen einzusetzenden Kräfte auf über 100,000 Mann ge­bracht und auch die Franzosen führten neue starke Kräfte heran.

Wien, 25. Sept.Nea Himera" meldet laut D.T." aus Athen, daß Venizelos dem Könige eine Denkschrift überreicht habe, in der er seine Demission anbietet und Theokotis als seinen Nachfolger empfiehlt.

Budapest, 25. Sept. Aus Sofia wird ge­meldet. daß dort grenzenloser Jubel herrschte, als dir Makedonier in unabsehbaren Scharen ihren feier­lichen Einzug hielten. Der Höhepunkt der Begeisterung trat ein. als eine Truppe von makedonischen Deser­teuren aus Serbien in voller Uniform einmarschierten.

Kopenhagen. 25. Sept. LtRjetsch" stellten alle Fabriken und Werkstätten in Moskau den Be­trieb ein. Der Stadtpräsident und der Bürgermeister veröffentlichen einen Aufruf, in dem sie die Arbeiter­schaft flehentlich zur Vaterlandsliebe ermahnen, gleich­zeitig aber die strengsten Strafen androhev. wenn die Arbeit und der Verkehr nicht wieder ausgenommen werden. Die Zeitungen erscheinen nicht. Der Straßrn- bahnverkrhr ist wegen des Ausstandes eingestellt. Der Erzbischof warnt die Bevölkerung vor Fortsetzung der Unruhen.

Rußlands Waffen- nud Muuitionsbeschaffuug.

ckxlr. Die russische Behörde beeilt mit der größten Sorgfalt den Transport von Waffen und Munition über Archangelsk, da nur noch wenige Wochen der Hafen eisfrei gehalten werden kann und mit dem Einsetzen des Eises die Möglichkeit zur intensiven Benutzung des Weges über Ärchangrls so gut wie ausgeschlossen ist. Wie dieDeutsche Politische Korre­spondenz" erfährt, sind in den letzten Tagen allein in Archangelsk 14 komplette Batterien Feldartillerie mit Munitionswagen und allem Zubehör, sowie 72 Motorgeschütze ausgeladen wurden, die sofort nach der Front weiter gesandt wurden.

Berlin, 24. Sept. (WTB.) Nach derDeutsch Tagsztg." berichten aus Aegypten ausgewiesene deut­sche Frauen von einer starken Gärung unter der Eingeborenen-Bevölkerung Kairos. Die Sympathien für die Zentralmächte seien offenkundig. Unter den australischen Truppen seien Ausschreitungen an der Tagesordnung.

Luxemburg, 25. Sept. Die luxemburgische Polizei "hat durch Zufall die Urheber zweier schweren Verbrechen in zwei vierzehnjährigen Knaben entdeckt. Sie hatten voriges Jahr die Witwe Hoffmann aus Hermsdorf ermordet und anfangs dieses Jahres die 24jährige Natalie Schmoll aus Diekirch. In beiden Fällen liegt Raubmord vor.

Die Reuaulagr« bei der Dounersmarckhütte A.-G.

äxlr. Die Donnersmarckhütte A.-G^. die, wie man erwartet, für das abgelaufene Geschäftsjahr eine mehrprozentige Dividendensteigerung vornehmen wird, hat jetzt eine neue Röhrengirßerei in Betrieb ge­nommen. Der Neubau, der mit einem Kostenaufwand von etwa 2 Millionen Mark errichtet wurde, ist mit den modernsten Betriebseinrichtungen ausgestattet und soll auf eine Leistungsfähigkeit von jährlich 30,000 bis 40.000 Tonnen Muffen- und Flanschenröhren von 40 bis 1200 Millimeter lichter Weite und bis zu 6 Meter Länge gebracht werden. Außerdem ist ein Block Arbeiterwohnungen im Bau begriffen, der noch im Herbst dieses Jahres fertig gestellt sein soll.

Yuauschikai's Warnungen.

Uuanschikai, der Präsident der chinesischen Re­publik hat in einer Ansprache an die höheren Beamten sich bitter darüber beklagt, daß ein großer Teil der Beamtenschaft die Schwierigkeiten in der sich die Re­publik befindet nicht einsehen will und hat mit nackten und unverblümten Worten die gefährliche Lage be­schrieben. in der sich China zurzeit befindet. Große Teile des Landes seien unter fremde Kontrolle ge­langt und die Republik gleiche einem Nachen auf sturmbewegter See. Trotzdem er ein alter Mann sei, werde er nichts unversucht lassen, und die Unabhängig­keit und die Wohlfahrt Chinas zu verteidigen. Er hoffe jedoch, daß auch jeder der durch sein Amt be­rufen sei, an der Verwaltung des Vaterlandes mit­zuwirken, seine Pflicht erfülle. In poitifchen und diplomatischen Kreisen Chinas hat diese Ansprache des Präsidenten, wie dieDeutsche Politische Korre­spondenz" erfährt, das allergrößte Aufsehen erregt, da es das erste Mal ist. daß Uuanschikai sich der­

artig pessimistisch über die Lage Chinas vor der Oef- fentlichkeit geäußert hat.

Württemberg.

ex. Kriegsandachten im veutschen Wald e Eine besonders weihevolle Form von Kriegsgottes- diensten hat die Stadt Stuttgart an den letzten Sonntagen erprobt. Im stimmungsvollen Wald ausschnitt des Freilichttheaters, fern allem störenden Lärm, wurden sie veranstaltet; schlanke Buchen und Forchen, von der herbstlichen Mittagssonne vergoldet, umsäumten den Bergabhang, an dem die unüberseh­bare Schar der Zuhörer Platz genommen hatte. Sie schien mehr als sonst gestimmt, jedes Wort des Trostes, der Mahnung, der Verinnerlichung in sich aufzunehmen, das der Geistliche, am ersten Sonntag Stadtpfarrer Mayer, am zweiten Stadtdekan Traub, im schlichten Rock von der Bühne aus sprach. Kein Laut ging in der Hörsamen Waldlichtung verloren und keinerlei Störung durchbrach die Feierftimmung. Chorlieder, Gebet und gemeinsame Gesänge umrahmten die Feier. Vielleicht wird auch anderwärts im Lande der schöne Gedanke ausgenommen. Kriegs- andachten im deutschen Walde zu veranstalten in treuem Gedenken an unsre tapfern Soldaten draußen, dir in ihren Waldlagern im Osten und Westen unsere Heimat schützen. Wie freudig er in Stuttgart in allen Kreisen der Bevölkerung begrüßt wurde, zeigt der unerhörte Besuch von vorsichtig geschätzt 810000 Teilnehmern, den diese Feiern fanden.

Stuttgart. 25 Sept. Das Verbot der Ver­wendung von ungemischtem Weizenmehl bei der Bereitung von Brot gilt auch für die Bereitung von Brot auf Bestellung eines Kunden aus Mehl, das der Kunde dem Bäcker gegeben hat. Der Kunde macht sich durch die Bestellung des Brotes und die Lieferung des ungemischten Weizenmehls nicht ohne weiteres der Anstiftung zur Uebertretuvg des Verbots schuldig. Bayr. Oberstes Landesgericht Strafsenat 313/15.

Stuttgart. 25. Sept. (Preiserhöhung in den Bahnhofswirtschaften?) Eine Verteuerung der Speisen und Getränke in den Bahnhofwirtschaften ist geplant. Die Bahnhofswirte haben die Eisenbahndirektionen gebeten, die Festsetzung höherer Verkaufspreise zu genehmigen. Die alten Preise können bei den ge­steigerten Einkaufspreisen nicht innegebalten werden. Ganz besonders trifft dies bei der Verabreichung von halben Portionen zu, die als Kriegsneuerung ein­geführt sind.

Feuerbach. Die hiesigen höheren Schulen haben als Kriegsanleihe 7100 Mk. zusammengebracht, und zwar die Realschule 4100 Mark, die Mädchenrral- schule 3000 Mark.

Tübingen. DieSchwyrgerichtssitzungen des vierten Vierteljahrs 1915 beginnen hier unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirrktors Dr. Kapff am Montag den 25. Oktober d. I.. vorm. 1<U/i Uhr.

Heidenheim. 25. Sept. Ein Fabrikant von hier hat fünf Söhne im Felde stehen. Einer von diesen, der bei der Marinefliegerabteilung in Kiel diente, mußte, nachdem er zum Maschinistenmaat befördert worden war und das Fliegerabzeichen er­halten hatte, plötzlich in eine Klinik nach Kiel ver­bracht werden. Einige Monate später wollte der Vater seinen Sohn nach Hause bringen. Auf der Rückreise war plötzlich in Würzburg der Sohn spur­los verschwunden. Obwohl er Matrosenuniform trägt, konnte der junge Mann bis jetzt noch nicht ent­deckt werden.

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Das Stellv. Generalkommando XIII. (K. W.) Armeekorps veröffentlicht eine neue Bekanntmachung betreffend Beschlagnahme. Meldepflicht und Ablieferung von fertigen, gebrauchten und ungebrauchten Gegen­ständen aus Kupfer. Messing und Reinnickel. Diese Bekanntmachung bezieht sich auf die gleichen Haus­haltungsgegenstände wie die Bekanntmachung vom 31. Juli 1915 Beilage zum Staatsanzeiger vom 31. 7. 15 Nr. 177. Durch die neue Bekannt­machung wird die neue Verordnung vom 31. Juli 1915 darin erweitert, daß die Frist zur freiwilligen Ablieferung bis zum 16. Oktober 1915 verlängert wird, und daß die Sammelstellrn bis dahin zur Auf­nahme von freiwillig abgelieferten Gegenständen ge­öffnet bleiben. Ferner sind in Zusätzen zu der neuen Bekanntmachung die Gegenstände genannt, die an den Sammrlstellen zu den bereits in der Bekanntmachung vom 31. Juli 1915 angegebenen Preisen angenommen werden. Ein weiterer Zusatz ordnet die Meldung der nicht freiwillig abgelieferten Gegenstände in der Zeit vom 17. Oktober bis zum 16. November 1915

an; ein anderer Zusatz bestimmt, daß die der Be­kanntmachung unterliegenden Gegenstände, die bis zum 16. Oktober 1915 nicht freiwillig abgelirfert wurden, nach dem 16. November 1915 enteignet werden.

Auch über die Ablieferung von anderen Gegen­ständen. einschließlich Altmaterial, an die Sammel- ftellen und die hiefür von diesen zu zahlenden Preise sind Bestimmungen getroffen.

Es kann der Bevölkerung nicht dringend genug empfohlen werden, von der Möglichkeit der freiwil­ligen Ablieferung schnellstens weitgehenden Gebrauch zu machen.

(Der genaue Wortlaut der Bekanntmachung ist im Staatsanzeiger vom 24. Sept. 1915 einzusehen.)

In der württ. Verlustliste Nr. 274 vom 24. September sind folgende Namen aus dem hiesigen Bezirk enthalten:

Infanterie Regiment Nr. 121, Ludwigsburg.

4. Kompanie.

Karl Merkte, Loffenau, schw. verw.

Infanterie-Regiment Nr. 125, Stuttgart.

4. Kompanie.

Jakob Klotz, Waldrennach, l. verw.

6. Kompanie.

August Zimmermann. Bernbach, l. verw.

Ernst Schönthaler, Niebelsbach, l. verw.

7. Kompanie.

Gefr. Friedrich Rrntschler, Beinberg. l. verw. Berthold Regrlmann. Birkenfeld, l. verw.

Karl Schüttle, Wildbad, l. verw.

8. Kompanie.

Emil Hiller, Gräfenhausen. l. verw.

Ernst Neuhäuser, Neuenbürg, l. verw.

Adolf Krauß. Wildbad, l. verw.

Albert Kögel, Schwann, l. verw.

Theodor Schroth, Birkenfeld, l. verw.

Jakob Stoll, Schömberg, l. verw.

Karl Maisenbacher, Schömberg, l. verw.

Ulanen-Regiment Nr. 19.

4. Eskadron.

Gefr. Karl Süßer, Wildbad, l. verw.

Neuenbürg, 27. Sept. Der hier unter dem Namen China-Müller allgemein bekannte Wilhelm Müller. Sohn des gew. Flößers Fritz Müller, kam vor einigen Tagen zu einem 12 tägigen Urlaub von der Front nach Haufe. Cr suchte sich in seiner Urlaubszeit durch Aushilfsdienft einen Nebenverdienst zu verschaffen. Am Samstag abend kam er nach Hause und klagte über große Müdigkeit und Schlaf. Er legte sich auf das Sofa, schlief ein und erwachte trotz aller Bemühungen nicht mehr. Am gestrigen Sonntag verbrachte man ihn ins Bezirkskrankenhaus, wo er nun heute nacht, ohne wieder zu erwachen, gestorben ist. Der Verstorbene, ein fleißiger, braver Mensch, freute sich schon auf seine letzten 2 Urlaubs­tage, welche er in Ludwigsburg verbringen wollte, wo er die Tante seines Leutnants besuchen wollte, die ihn und seine Familie immer so reichlich mit Liebesgaben bedacht hatte, um dann frischen Mutes wieder ins Feld zu ziehen. Er hinterläßt eine Witwe und 4 Kinder.

:-: Wildbad, 27. Sept. Das K. Kurorchester konzertiert morgen Dienstag vormittag von 1112 Uhr zum letztenmal in dieser Saison, um den Mitgliedern des Kurorchesters, welche am 1. Oktober an ihren neuen Engagementsplätzen sein müssen und teilweise sehr weite Reisen zurückzulegen haben, eine rechtzeitige Abreise zu ermöglichen. Die Arbeiten an der neuen Bätznerstraße und an dem zu erstellenden Militär- genesungsheim sind in vollem Gange. Ein kleines Heer von Arbeitern findet dabei lohnende Beschäftigung.

Pforzheim, 26. Sept. In der letzten Zeit haben eine Anzahl Italiener, die seit Jahren hier ansässig und zumteil mit deutschen Frauen verheiratet find, die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Die neuen deutschen und badischen Staatsbürger find nun selbstverständlich auch, wie jeder Deutsche, bei uns heerespflichtig und sie sind auch alle bereits aus­gemustert und der Mehrzahl nach für felddienstfähig erklärt. Einer trägt schon feit einigen Wochen die feldgraue Uniform, ein anderer, der seine Naturali­sierung noch in Friedenszelten nachsuchte, ist sogar feit 8 Monaten im Schützengraben.

Calw, 24. Sept. Die Kartoffelversorg­ung wird in diesem Herbst rechtzeitig von der Stadt ausgenommen werden. Der Gemeinderat hat be- schlossen, eine größere Menge von Kartoffeln aufzu-