B erlin, 16. Sept. Nach derKöln. Ztg." berichtet der Pariser Berichterstatter eines Madrider Blattes über die autokratischen Zustände in Frankreich Der Kriegsminister Millerand wirtschafte wie ein Allein­herrscher. Das Günftlingswesen im Kriegsministrrium schütze eine halbe Million Drückeberger. Mangels jeder Organisation mußten die Züge mit den Schwer­verwundeten aus den Marnekämpfen ganz Frankreich durchqueren.

Paris, 17. Sept. (WTB) DerTemps" meldet: In der Geschoßfabrik in Le Pecq ereignete sich gestern morgen eine heftige Explosion. Ein Teil der Fabrik flog in di« Luft. Die Fensterscheiben aller Häuser im Umkreis von 500 Meter wurden zertrümmert Dem Umstand, daß die Nachtschicht die Arbeitsstelle verlassen hatte und die Tagschicht noch nicht angrtreten war, ist es zu verdanken, daß nur drei Personen verletzt worden sind. Der Schaden ist sehr bedeutend. Die Ursache des Unglücks ist noch unbekannt.

London, 17. Sept.Zentral News" melden aus Cardiff, daß die Erregung unter den Berg­arbeitern immer zunehme. Die Zahl der Streikenden sei jetzt bereits wieder auf über 4000 gestiegen.

London, 16. Sept. DieTimes" berichtet aus Toronto: Infolge einer Konferenz zwischen Regie- rungsvertretern, Fabrikanten, Bankiers und Eisen­bahngesellschaften wird Kanada wahrscheinlich die Herstellung von Feldgeschützen und schweren Geschützen übernehmen.

Lugano, 17. Sept. Nach einer Meldung der Giornale d'Jtalia" aus Sofia veröffentlichen die dortigen Zeitungen den Wortlaut des am 23. Dez. 1914 zwischen Rußland, England und Frankreich geschlossenen Dardanellenvertrags. dessen wichtigste Bestimmung die ist. daß Konstantinopel und die Meerengen Rußland zufallen sollten. Der Vertrag sollte vor den Balkanstaaten geheim gehalten werden.

(»F-kf, Z'g.")

Aus Baden, 16. Sept. Der Stand der Trauben ist in allen Lagen des badischen Wein­baugebiets noch immer so günstig wie zuvor. In einzelnen Bezirken rechnet man auf einen Dreiviertel- Herbft, während in den anderen Gegenden ein halber Ertrag eingebracht werden wird. Frühtrauben wurden am Kaiserstuhl und in der Ortenau schon häufig ge­schnitten und in den Handel gebracht; auch Vorlesen wurden schon gehalten. Der allgemeine Herbst nimmt in nächster Woche seinen Anfang. Das Geschäft mit 1914er Weinen gestaltete sich ruhiger. Die Preise sind gesunken. _

Jahrestag-Kalender des Weltkriegs 1914/15.

September 1914.

19. Besetzung der Lüderitz-Bucht durch die Engländer. Die französische Flotte beschießt nochmals Cat- taro ohne Erfolg, sowie den Leuchlturm von Lissa; ein französischer Panzerkreuzer wird von !

den öfterreich. Küftenforts in den Grund geschossen.

20. Erste Beschießung von Reims. Rumänien be­schließt. seine Unparteilichkeit nach wie vor un­bedingt aufrecht zu erhalten. Der deutsche Kreuzer Königsberg versenkt den englischen Kreuzer Pegasus" vor Sansibar.

21. Bei den Kämpfen um Reims werden von den Deutschen die feftungsartigen Höhen von Craonelle erobert. Die Japaner nähern sich langsam den Befestigungen von Tsingtau.

Kriegstagebuch 19. September 1914. Die Lage im Westen ist im allgemeinen unverändert. Auf der ganzen Schlachtfront ist das englisch-fran­zösische Heer in die Verteidigung gedrängt worden. Die Durchführung des Angriffs gegen die Linie der Sperrforts südlich von Verdun ist vorbereitet. Im Elsaß stehen unsere Truppen längs der Grenze den französischen Kräften dicht gegenüber. Bei Auguftowo ist die 4. Finnländische Schützenbrigade geschlagen worden. Beim Vorgehen gegen Ossowirc wurden Saczuczin nach kurzem Kampf genommen.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Sept. An die Bäcker wendet sich die Städt. Polizeidireklion in einer Bekanntmachung, in der darauf hingewiesen wird, daß bei der Be­reitung von Brot ungemischtes Weizenmehl, Weizen- und Roggenauszugsmehl nicht verwendet werden dürfen, und daß diese Vorschrift vielfach nicht beachtet werde. Abgesehen davon, daß Zuwiderhandelnde mit Geld- sirafe bis zu Mk. 1500 oder mit Gefängnis bis zu 3 Monaten bestraft werden, werde durch die be­obachtete mißbräuchliche Verwendung namentlich des Weizenauszugsmehls der Bevölkerung das vorwiegend zum Kochen bestimmte vollwertige Mehl entzogen. Die Gewerbetreibenden werden daher zur Einhaltung der Vorschrift ermahnt.

Stuttgart. Der Allgemeine Deutsche Ver­sicherungs-Verein a. G. in Stuttgart zeichnet für eigene Rechnung 8 Mill. Mark (vorher 2 und 7 Mill).

Ludwigs bürg, 15. Sept. Bei der Neufest­setzung der Höchstpreise für Fleisch durch die Gemeinde­kollegien kam zur Sprach«, es solle beim K General­kommando ein Verbot der Verwendung von Kalb­fleisch in den Mannschaftsküchen der Truppenteile angeregt werden. Auch seitens der Behörden sollte ein Verbot des Verkaufs von Kalbfleisch erlassen werden. Von der Regierung sollte dafür gesorgt werden, daß die Kälber nicht geschlachtet werden, sondern angebunden bleiben.

Aalen. 17. Sept. (Preisregulierung durch die Gemeinde) In unserer Stadt kosteten die Zitronen in letzter Zeit 15 Pfennig und mehr. Die Stadt nahm nun den Verkauf selbst in die Hand und schreibt das Stück zu 9 Pfennig aus. und sirhe da. am Ver- kanfstag erschien in der Zeitung ein Inserat eines g'ößeren kaufmännischen Geschäfts mit dem Inhalt, daß daselbst Zitronen das Stück »u 5 und 8 Pfg-, bezw. 10 Stück zu 58 Piq. und 78 Pfg. zu haben sind. Das kaufende Publikum, besonders aber die Gemeindeverwaltungen können sich den Reim hieraus selbst machen.

Großbottwar, 16. Sept.Fürden ersten hiesigen, neuen Wein wurden 220 Mark pro 3 Hektoliter erzielt; Gewicht nach Oechsle 70 Grad. Der Stand der Weinberge ist außerordentlich schön, die Trauben find in der Reife früher vorgeschritten wie in vielen anderen Jahren.

6us SlaSt. Bezirk unv Umgebung.

Vom unteren Amt, 18 Sept. Die piächtige Witterung in der ersten Hälfte des September hat in den Weinbergen Wunder gewirkt, ein Gang durch dieselben wird das bestätigen. Gesund und frisch ist noch das Laub mit den bereits ausgereiftrn Trauben. Die Stöcke hängen voll wie schon lange nicht mehr und nicht nur mit der Quantität sondern auch mit der Qualität des Neuen wird der Bebauer zufrieden sein. Es ist nur schade, daß in den letzten Jahren der Weinbau infolge Fehlherbstes sehr zurück­gegangen ist; Heuer wird der Weingärtner wieder einmal für seine Mühe und Arbeit belohnt werden. Soviel bekannt, beginnt im Laufe der letzten Woche des September die Weinlese. Rasch gelangt auch das Obst vollends zur Reife. Der Ertrag von Birnen ist überall gut. Aepfel und Zwetschgen stehen etwas zurück. Die Kartoffelernte hat begonnen; die Ernte wird eine gute sein. Ein sehr gutes Erntejahr haben die Imker zu verzeichnen. Was diese in früheren Jahren in Pfunden ernteten, geht diesmal durchweg in die Zentner. Hat doch ein bekannter Imker im Bezirk bereits 80 Zentner Honig zu buchen. So werden auch die Imker im Kriegsjahr zur Ernährung unseres Volkes beitragen und mancher Feldgraue in Feindesland wurde schon erfreut durch Zusendung einersüßen Liebesgabe" I

Feldrenn ach. 18. Sept. Nächsten Dienstag findet hier Vieh- und Krämermarkt statt.

Pforzheim. 17. Sept. (Zwei schwere Unfälle durch Unvorsichtigkeit.) Der Straßenwart Wilhelm Weiß und der Vorarbeiter Berroth fuhren einen leeren Gießwagen die steile Wilferdinger Straße herab, wobei der Wagen ins Schießen kam. Weiß, der auf dem Wagen saß, fiel herab und wurde ge­tötet. Der fünfjährige Sohn Alfons des im Felde stehenden Landsturmannes Konrad Müller wollte in i dem Hause Lindenstraße 139 auf dem Geländer herabrutschen und fiel vom 5. Stock das Treppen­haus herab. Das Kind wurde rötlich verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Pforzheim, 16. Sept. Im Alter von 71ffs Jahren starb Frau Rosalie Auerbach geb. Schmidt die Witwe unseres Heimatdichters Aauerbach, den sie um mehr als 33 Jahre überlebte. Ludwig Auerbach selbst, der Dichter des weithin in Deutsch­land bekannten und vielgesungenen LiedesO Schwarz­wald. o Heimat, wie bist du so schön" und so vieler bekannter Gedichte, war 1840 geboren und ist, noch nicht 42 Jahre alt, im Juli 1882 gestorben. Die nun Dahingeschiedene Witwe lebte seitdem hier im Kreise ihrer Kinder, eines Sohnes und einer Tochter, die beide hier verheiratet sind. Sie ist erst vor etwa 8 Tagen noch rüstig und gesund abgereist- wurde aber in Murnau von einem Herzschlag ereilt, der ihrem Leben ein Ziel setzte.

Aus Warschau erhalten wir soeben von einem

Feldgrauen folg. Zuschrift:.Als langjährige

Abonnenten des Enztäler erhalten wir denselben auch in Feindesland. Mit großem Vergnügen lasen wir (einige Schömberger Kameraden) die Notiz aus

Schömberg mit dengroßen Kartoffeln". Selbst­verständlichinteressiert es uns. wem wohl in Schöm­berg die großen Kartoffeln wachsen? Viel­leicht kann der Hr. Redakteur durch eine Anfrage in unserem Heimatblatt den glücklichen Züchter solche Riesenkarloffeln erfahren und dies uns gelegentlich Mit­teilen, natürlich unter Verschwiegenheit unserer

Namen. Im Voraus besten Dank!-Durch

Veröffentlichung vorstehenden Briefs dürfte vielleicht der angelegentliche Wunsch der neugierigenKame­raden in Warschau" am besten erfüllt werden. (Vorkehendes zeigt wieder aufs Neue deutlich, mit welch' lebhaftem Interesse selbst eine scheinbar be­langlose Mitteilung, wenn nur eben aus der Heimat kommend, bei unseren Soldaten draußen im fernen Felde ausgenommen wird.)

Wien. 18 Sept. (WTB.) Am 14. Sept. gelang es nach 6stündigem Kampf 4 km der feindlichen Höhen- ftellungen an der karnisch-julischen Front zu nehmen. Zwei stark befestigte feindliche Stellungen, die seit Beginn des Krieges in den Händen des Feindes waren, der Findenningkofel und die Cima de Puartis, sind in unserem Besitz. Unsere Verluste waren über Er­warten gering. Am Nachmittag des 14. Sept. wurde ein feindlicher Angriff auf unsere Vrsio Stellung blutig abgewiesen.

Konstantinopel. 18. Sept. (W.T.B.) Der Bericht des Hauptquartiers besagt u. a.: Die Lage an den Dardanellen ist unverändert. Unsere Auf­klärungstruppen kehren von ihren Plänkeleien mit dem Feind jedesmal beutebeladen zurück. Unsere Arlillerie belchießt den Feind fortgesetzt wirksam. Bei Seddul-Bahr wurde in einer Minewerferstellung eine große Explosion hervorgerufen. Ein Teil unserer Flotte hat einen Leuchtturm und eine Fabrik an der Südküste der Krim erfolgreich beschossen, ohne selbst beschädigt zu werden, und dann vier große russische vollbeladene Segelschiff« versenkt. An der Jrakfront wurde ein feindliches Lager überumpelt, ihm große Verluste beigebracht und viel Beute ab­genommen. Bei einem neuen Angriff am nächsten Tag verlor der Feind mehr als 100 Tote und wurde verjagt. Nördlich von Korna wurde ein englisches Fluzeug heruntergeschossen. Die zwei Insassen wurden gefangen genommen.

Berlin. 18. Sept. (WTB) LautBerliner Lokalanz." wird nach englischen Blättern die Ver­lobung des Prinzen von Wales mit der ältesten Tochter des Zarenpaares nach Beendigung des Krieges in Aussicht genommen.

Rom. 18. Sept. (WTB.) Das schweizerische Mililärdcpartemrnt setzte mit Wirkung vom 20. Sept. ab den Verkaufspreis für 100 Kilogramm Weizen auf 37,50 Francs statt wie bisher 40 Francs, für Mehl auf 49 Francs statt wie bisher 48,75 Francs und für Hafer auf 33 Francs statt wie bisher 34 Francs fest.

Bukarest, 18. Sept. (WTB. Der Herzog von Mecklenburg traf vorgestern zu Schiff in Giurgewo ein. Er setzte die Reise nach Macin zunächst im Sonderzug, später zu Schiff fort. Dort wird er vom König und der Königin empfangen werden.

Den 18. September, mittags.

Berlin. (Priv-Tel.) Aus Zürich meldet der Lok.-Anz.": Gestern Nacht sind die beiden fran­zösischen Flieger. Wachtmeister Madon und Corpora! Chatelain die im letzten Winter bei einer Notlandung im Jura gefangen genommen wurden und seitdem auf dem Gotthardt interniert waren, aus dem Wach­lokal ausgebrochen und entflohen.

Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Aus London wird derFrkf. Ztg." berichtet: Eine Abordnung der Führer von 22 englischen Gewerkschaften wurde von Lloyd Georges empfangen. Der Minister sagte der Abordnung zu, daß eine allgemeine Erhöhung der Löhne für die Arbeiter der Munitionsfabriken zugrftanden werden solle. Die Lohnerhöhung werde 4 Schilling für den Tag betragen und für Akkord­arbeit 10 Proz. Ungefähr 5000 Bergleute würden von dieser Lohnerhöhung profitieren.

Berlin. (Priv.-Tel.) Aus Kopenhagen erfährt derLok.-Anz.": Nach einem Telegramm aus Peters­burg hat die Vertagung der Reichsduma im ganzen Lande die größte Erregung hervorgerufen. Die Ver­bände der Städte und Seftows ersuchten sofort tele­graphisch um die Erlaubnis zur Abhaltung eines Kongresses, auf dem die politische Lage erörtert werden solle, da diese im höchsten Grade für das russische Volk beunruhigend sei. Wie verlautet, be­absichtigt die Regierung wenige wichtige vom Duma­block verlangte Reformen durchzuführen.