habe. Die Diener nahmen ihn sofort gefangen. Der Urheber des Anschlags scheint nervenkrank zu sein.
Petersburg. 10. August. (WTB.) Die „No- woje Wremja" berichtet: In dem Seniorenkonvent der Duma äußerte der Führer der revolutionären Bauernschaft, Trudowiki, namens Kerenskis eine Beschwerde. daß sein Passus über die Friedenswünsche aus dem amtlichen Stenogramm gestrichen worden sei. Hiezu bemerkte Markow, wenn Kerenski nicht Mitglied der Duma wäre, verdiente er für seine Aeußerungen gehenkt zu werden. Ungefähr zehn Gouverneure, die nicht energisch genug seien, werden jetzt von dem Minister des Innern abgesetzt.
Lyon, 9. August. (WTB.) Wie „Nouvellifte" meldet, wurde Poperinghe gestern eine Stunde lang von der deutschen Artillerie beschossen. 32 Granaten fielen auf die Stadt. Nach dem zehnten Schuß trat eine Pause ein, so daß die Bevölkerung glaubte, die Beschießung sei zu Ende. Wenige Minuten später setzte das Feuer wieder rin und verursachte bedeutenden Schaden.
Lyon, 10. Aug. (WTB.) Wie der „Progres" auS Cettinje meldet, wurde die militärische Untätigkeit Serbiens und Montenegros von Rußland angeraten, da man dort die serbisch-montenegrinischen Heere nicht opfern wollte, ohne eines Sieges sicher zu sein. Die Untätigkeit werde aushören. Man ! erwarte in Belgrad und Cettinje nur den Befehl aus Petersburg, um die Offensive wieder aufzunehmen, die mit den italienischen militärischen Operationen in Uebereinstimmung gebracht werden soll. Wahrscheinlich werde die Besetzung von Triest und Görz das Zeichen für die Aufnahme einer gemeinsamen Offensive Italiens, Serbiens. Montenegros und Rußlands sein.
Frankfurt, 9. Aug. (GKG.) Aus Budapest meldet die „Franks. Ztg.": Nach einer Bukarefter Meldung des „Az Eft" liegt aus Dedeagatsch die Mitteilung vor, daß die Flotte der Verbündeten die Blockade der bulgarischen Häfen noch mehr geschlossen habe. In unmittelbarer Nähe von Dedeagaisch kreuzen ununterbrochen englische und französische Kriegsschiffe und verhindern jeden Schiffsverkehr, um so Bulgarien zur See völlig zu isolieren.
Berlin. 10. Aug. (WTB.) Wie dem „Berliner Lokalanzeiger" aus Chiasso gemeldet wird, wurden auf Wunsch der Königin Elena die Galaräumr des königlichen Palastes in Rom zu einem Lazarett für 200 Verwundete hergerichtet.
Berlin, 10. August. (WTB.) Dem „Berliner Lokalanzeiger" wird aus Basel berichtet, daß das „Reuter'sche Bureau" aus Italien melde, daß die Zahl der Soldaten, die Gliedmaßen infolge Erfrierens verloren haben, erstaunlich hoch ist. Diese aus dem Gebirgskrieg herrührende Gefahr werde im Herbst noch viel größer.
Stuttgart, 9. Aug. Der König hat. laut StaatSanzeiger, ein Telegramm erhalten, wonach ein ^ würtlembergisches Regiment am 5. August als erstes in Warschau einmarschiert ist, freundlich begrüßt von der Bevölkerung.
Deutschland werde hart!
Unter der Ueberschrift „Deutschland werde Hartl" trit Georg Bernhard in der „Boss Ztg." in frischen, klaren Worten dafür ein, daß das neue Deutsche Reich das System der Anbiederung, die im Grunde würdelosen internationalisierenden Bestrebungen auf- gebrn möge. Der Krieg habe uns jenseits der Bezirke von Heer, Flotte und wirtschaftlicher Organisation manche bittere Enttäuschung gebracht. „Die bitterste vielleicht bot uns das jähe Erwachen aus dem Traume unserer Liebe zu aller Welt. Wir deutsche waren vor dem Kriege die rührigsten Träger des internationalen Gedankens. Wir gingen darin vielfach so weit, daß das Fremde uns interessanter als das Heimische erschien. Daß wir trotz aller Bildung oder vielleicht gerade wegen ihrer oft die fremden Geisteswellen nach unserem Ehrenbilde formten und tatsächlich vielfach da gröblich mißverstanden, wo wir zu verstehen meinten, tut nichts zur Sache. Der Wille zum Verstehen war bei uns. die wir fremde Geographien und fremde Sprachen mit Eifer erlernten, so groß wie bei keiner anderen Nation. Wir glaubten, daß die Liebe erwidert würde. Wir hielten begeisterte Kongreßreden für bare Gesinnungsmünze. Und gerade wir mußten es nun erleben, daß eine Nation nach der andern gegen uns auf den Plan trat. Wir haben uns bitter über die Schlammfluten der Lüge und der Verleumdung beschwert, die unter englischer Führung der größte Teil der Presse der Welt gegen uns heranführte. Aber das Schlimmste war, daß die Völker das glaubten, was ihre Presse über uns schrieb, und daß kaum hier und da die eine oder die andere Stimme zu unserer Verteidigung sich erhob. Immer einsamer wurde es um Deutschland und seine Verbündeten in der Welt > . . Einzig , und allein die Erfolge unserer Woff-n. die Achtung, ! die wir schließlich der Welt auf den Schlachtfeldern und auf den Meeren abzwangen, haben schließlich die Stellung einzelner Länder zu uns wieder korrigiert. All unsere Kulturarbeit vorher hat nicht vermocht, uns auch nur einen Freund zu erwerben oder gar zu erhalten. — Noch als der Krieg schon im Gange war, wurde das bei uns durchaus nicht allenthalben eingesehen. ES gab Noch immer Leute in Deutschland. die mit den armen Franzosen Mitleid hatten, sich um die Zerstörung französischer Kulturwerke bangten und die Engländer für die Hüter politischer Erbfreiheit hielten." — Das sind sehr, vernünftige Worte, die leider auch heute noch auf gewisse Ueber- politiker zutreffen, die allwöchentlich ihre Leser mit einem nach außen gefühlvollen, noch immer von allerhand Widerhaken strotzenden Leitartikel beglücken. Bernhard geht am Schluffe seiner Ausführungen auf die Verlegenheit der Feinde Deutschlands ein, die sich so gründlich verrechnet haben und sagt u. a : „Die Behauptungen von Munitionsmangel bei der englischen und der französischen Armee sind unwahr. Nie hat es diesen Armeen an Geschossen gefehlt. Ich habe mich, als ich im Februar an der westlichen Front war, selbst davon überzeugen können, wie unsinnig die englische und französische Artillerie Granaten und Schrapnells verschwendete. Alle Berichte von der Front bestätigen, daß der gleiche Zustand dort auch heute noch besteht. Aber man mußte auf
seiten unserer Gegner die Lüge vom MunitionSmangel erfinden, damit das Volk neue Hoffnung schöpfte und , damit namentlich gegenüber Rußland ein Borwand ! dafür voihanden war, daß die Rassen sich ohne Hilfe ihrer Alliierten in Polen und Galizien opfern mußten. Uns kann es freilich gleich sein, aus welchen Gründen wir siegen. Die Tatsache des Sieges genügt uns. Und alle Ausreden werden nicht vermögen, der Welt die Tatsache des deutschen Sieges länger vorzuenthalten. Schon heute aber mögen sich die verantwortlichen Politiker der fremden Staaten darüber klar sein, daß ein militärisch siegreiches Deutschland politisch nicht mehr dasselbe Deutschland sein wird wie vorher. Unsere Vereinsamung in schwerer Kriegszeit hat uns gelehrt, daß schwächliche Rücksichtnahme in der Politik mißverstanden wird und keine Freunde schafft. Wir werden aus dieser Erfahrung die Nutzanwendung ziehen: ^ wir werden Gleiches mit Gleichem vergelten!"
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Den 10. August, mittags.
Frankfurt a. M (Priv.-Tel.) Aus Wien wird der „Franks. Ztg." gemeldet: Auf der Strecke von Jwangorod nach Warschau leisten die russischen Nachhuten den sie kräftig angrrifenden Truppen der Armee v. Woyrsch hartnäckigen Widerstand. Diese Armee überschritt in der Verfolgung die Straße Garmolin Ryki, die große Straße Warschau Lublin nordöstlich von Jwangorod in östlicher Richtung. Inzwischen haben die Truppen das östliche Ufer der Weichsel bei Warschau erreicht und Nowo-Georgiewsk wurde auch im Osten zwischen Narew und Bug abgeschlossen. Die Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand ist in der Verfolgung der Russen siegreich im Vordringen. Der Feind befindet sich östlich des Bug und westlich von der Weichselsfront im Weicheil. Durch die Besetzung der BefeftigungSwerke Drmbe und Sierokan der Narewfront ist der feindliche Rückzug arg gefährdet.
Berlin. (Priv Tel.) Die Berliner Morgenpoft berichtet aus Amsterdam: Nach dem „Daily Expreß" haben fünf deutsche Armeekorps einen Angriff auf Wilna unternommen, wo die Russen auf drei Seiten umzingelt zu sein scheinen. Auch bei Kowno entwickeln sich gewaltige Gefechte. Deutsche amtliche Berichte liegen darüber nicht vor.
Berlin. (Priv.-Tel.) Nach einer Meldung des „Berliner Tageblatts" aus Kopenhagen berichtet „Berlinske Tidende" aus Paris, daß Italien nunmehr in seinem Verhältnis zur Türkei eine Entscheidung herbeiführen werde. Italien werde in entschiedener Form die sofortige Erfüllung aller seiner Ansprüche und Ersatz für die vielen feindlichen Handlungen von der Türkei fordern. Die Kriegserklärung wird in den nächsten Tagen erwartet.
Druck und Verlag der L. Meeh'sche» vuchdruckerei d«> Euztäler». — Verantwortlicher Redakteur L. Merh t» Neueuhürg