Kopenhagen, 7. Aug. (WTB.) Die Bark „Vanadis". von Brevik kommend, ist in der Nordsee van einem deutschen Unterseeboot in den Grund geschossen worden. Die Mannschaft, bestehend aus 10 Mann, ist von dem Dampfer „Oran" an Bord genommen worden. Die „Vanadis" war mit Grubenholz beladen.
Basel. 7. August. 68 deutsche Zivilinterniertr aus dem Departement Süone und Loire trafen, von Genf kommend, heute in Basel ein. Sie reisten teils nach Mülhausen, teils nach Straßburg weiter.
Wien, 8. Aug. Blältermeldungen aus Kon- stantinopel zufolge wütete vorgestern in der Gegend von Sila ein fürchterliches Sturmunwetter. In diesem schauerlichen Wetter versuchte ein feindlicher Torpedojäger sich dem Ufer zu nähern, wobei er jedoch in einen Wafserstrudel geriet und unterging. Es soll sich um ein englisches Schiff handeln. („D. T.")
Mannhafte Worte. In der sozialdemo kratischen .Chemnitzer Volksftimmr" veröffentlicht Genosse Ernst Heilmann einen Aufsatz, in welchem er u. a. ausführt: „Heute gibt es für uns nur zweierlei: überwältigend siegen, oder kapitulieren. England würde uns, wenn wir gleich Südwest die Waffen auf Gnade und Ungnade streckten, gewiß milde behandeln. Wie es den Deutsch-Südwestern weitgehendes Entgegenkommen zeigte! England ist ja so klug. Unterwerft euch doch, ihr Halb
engländer I Aus Deutschland wird Gceyland, sonst dürft ihr eure Steckenpferde behalten. Für uns andere bleibt Deutschland Deutschland und wird verteidigt gegen jeden Feind. In diesem Kampf bestimmt nur Deutschlands Interesse unsere Mittel. Zu besonderer Schonung sind wir gegen niemand mehr verpflichtet. Wir dürfen schonen und verzeihen, dürfen aber auch drohen und schlagen. Es ist nicht unsozialistisch, die Franzosen zu warnen, daß der zweite Winterfeldzug
sie nicht bloß Menschen kosten könnte. Wir
wollen weiter aus eigenem Recht, nicht von fremder Gnade in Bothaland oder Greyland leben. Dazu hilft uns gegen diese Feinde nur eines: den Daumen aufs Auge und die Knie auf die Brust. Und greinen uns ein paar Heilige dazwischen, wie furchtbar das Schicksal der französischen Arbeiter sei, so erwidern wir ihnen: die französischen Arbeiter bleiben Männer, auch wenn wir mit ihnen Kugeln wechseln, ihr aber seid — alte Weiber. Mögen darum die ewig schwankenden Gestalten plötzlich den Vrrina der Internationale spielen wollen; — ich gehe zum Hindrn- burg." (N. Korr.)
Die standhafte Schweiz. Nach Informationen von beftunterrichteter diplomatischer Seite nehmen die Verhandlungen zwischen den Ententemächten und der Schweiz bezüglich der Ausfuhrerlaubnis einen sehr langsamen Verlauf und werden streng geheim geführt. Es ist somit schwierig, genaue Angaben zu erhalten, da die Verhandlungen augenblicklich auf einem kritischen Punkt angekommrn sind, was auf gewisse politische Kreise sogar beunruhigend wirkt. England hatte anscheinend gehofft, in der Schweiz ein zweites Portugal zu finden. Es sieht sich mit seinen Verbündeten arg enltäutcht und besonders Italien hatte sich die Sache ganz anders gedacht. Es bleibt überhaupt abzuwarlen, welche Erfolge England mit seinem „Druck auf die Neutralen" erzielen wird. Es ist doch recht fraglich, ob sich auch die Nordmächte weiter den englischen Ueber- griffen fügen werden. Vielleicht ahmen sie das tapfere Beispiel der Schweiz bald nach.
Keine Volkszählung 1915. Das „Berl. Tagebl." meldet: Die Volkszählung 1915, die nach den bisherigen Gepflogenheiten am 1. Dezember 1915 stattfinden würde, wird nach einer Mitteilung des Statistischen Amts uicht in diesem Jahre abgehalten, sondern auf einen noch später zu bestimmenden Termin verlegt werden. Das Reichsamt des Innern hat Anweisung ergehen lassen, die Frage der Veranstaltung der nächsten Volkszählung wegen der durch den Krieg bedingten Aenderung der Verhältnisse bis nach Friedensschluß zurückzuftellen.
Mannheim, 4. Aug. Die Stadtverwaltung hat bereits 375000 Eier verkauft im Werte von rund 50 000 Mark. 750—800000 Stück werden für den Winter eingelagert werden. Für Ankauf von Gemüse und Obst wurden bis jetzt 40000 Mk. aufgewendet. Aus dem selbstbewirtschafteten Gelände von 70 badischen Morgen (25 da) wurde reiche Ernte gezogen. Ferner sind aus städtischer Eigenbebauung etwa 3000 Zentner Kartoffeln und 60000 Köpfe Kraut zu erwarten. An Teigwaren wurden 50000 Kilogramm im Werte von 43000 Mk. bestellt, Zucker wurde für 5000 Mk. gekauft. Dieser wird zu 4—6 Pfg. unter dem Einkaufspreis abgegeben. An Salz wurden 1000 Ztr. für 10000 Mk. beschafft.
Kriegstagebuch: 10. August 1914. Der von Belfort nach Mühlhausen vorgedrungene Feind, das 7. französische Armeekorps und eine Infanterie- Division der Besatzung von Belfort, ist heute von unseren Truppen aus einer verstärkten Stellung westlich Mühlhausen in südlicher Richtung zurückzeworfen worden. Amtlich wird bekannt: Nach einer dem König zugegangenen Meldung hat das 8 württem- bergischr Infanterie-Regiment 126 bei Mühlhausen zwei Feldgeschütze des 4. französischen Artillerie-Regiments erobert; ferner hat bei den Grenzschutz- kämpfen das II. Bataillon des würltembergischen Infanterie-Regiments 180 an entscheidender Stelle mit hervorragender Enttchlossenheit und Tapferkeit eingegriffen und den Gegner zurückgeworfen.
Württemberg.
Stuttgart, 6. August. Eine Beifügung des Finanzministeriums weist, laut Staatsanzeiger. im Hinblick auf die besonderen Verhältnisse des Krieges die vergebenden Behörden an, bei der Anwendung der Bestimmungen über die Vrrgebunng von Arbeiten und Lieferungen auf diese Verhältnisse Rücksicht zu nehmen. Hiebei sind insbesondere die Bestimmungen betr. Ausschluß der Generalunternehmung und tunlichste Berücksichtigung kleinerer Unternehmer, betr. Fristen für die Ausführung der Arbeiten und Lieferungen, betr. Bemessung de: Zuschlagsfristen, vorzugsweise Berücksichtigung der am Ort wohnenden Unternehmer, Unzulässigkeit der ausschließlichen Berücksichtigung des niedrigsten Angebots als solchem, betr. Beschleunigung der Abnahme und Zahlung, ausgiebige Bemessung der Abschlagszahlungen. Verzicht auf Sicherheitsleistungen ins Auge zu fassen. Bei der öffentliche» Vergebung von handwerksmäßigen Arbeiten und Lieferungen sind insoweit als die Rücksichtnahme auf die ortsansässigen Gewerbetreibenden es zuläßt. Angebote von Hardwerker- vereinigungen vorzugsweise zu berücksichtigen, falls sie anderen für den Zuschlag in Betracht kommenden Angeboten gleichwertig sind. Auch ist von der Möglichkeit der freibändigen Vergebung an eingetragene Handwerkergenossenschaften in geeigneten Fällen Gebrauch zu machen.
Stuttgart. 7. Aug. Das Ministerium des Innern veröffentlich! im Staatsanzeiger die württrm- bergischen Ausführungsbestimmungen zu der Bekanntmachung des Bundesrats gegen übermäßige Preissteigerung.
Tübingen, 7 August. Bis zu welchem Grade die moderne Chirurgie gediehen ist. zeigt eine Operation, die in der Chirurgischen Klinik an einem Feldgrauen vorgenommen wurde. Ihm hatte ein französisches Geschoß die ganze Nase bis auf die Spitze weg- gerisien. Heute ist er wieder im Besitz eines tadellosen Gesichtserkers, wozu er selbst das Material lieferte. Das Nasenbein stammt von einem Beinknochen, das deckende Fleisch vom Arm. Die so zu- sammenkonstruierte Nase war eher geheilt, als die Wunden, die durch Entnahme des nötigen Materials entstanden. (Reutl. Gen. Anz.)
Schramberg, 8. August. Als kürzlich auf dem hiesigen Wochrnmarkle für Eier 14 Pfennig für das Stück verlangt wurden, brachte eine Bauersfrau aus der Umgebung einer hiesigen Familie einen Korb Eier, die sie zum Preis von 11 Pfennig das Stück abgab, mit dem Bemerken: sie verlange auch nicht mehr, als die Händler ihr im Hause bezahlen.
Hohenheim, 8. Aug. Gestern nachmittag kurz i nach 4 Uhr wurde von den Instrumenten der hiesigen s Erdbebenwarte ein größeres Erdbeben verzeichnet. ! dessen Hord höchstwahrscheinlich in Südeurpa und ! zwar in Albanien ogrr m Calabrien sich befindet. j
Jsny, 8. August. Folgendes Geschichtchen er- ! zählt der „Stadt- und Landbote": Steht da während der Serenade ein Männlein an unserer Anschlagtafel für Telegramme und versuchte die russischen Namen auszusprechen, das ihm trotz Augenverdrehen und angewandter Zungenfertigkeit nicht gelingen will. Ihm gibt ein dabei stehender Unteroffizier den guten Rat, beim Buchstabieren „dreimal zu speien und zweimal zu nießen", dann würde es mit Leichtigkeit gehen. — Wer versucht's?
Mitteilungen der Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung in Stuttgart, 7. Aug. Marktlage: Der Preisrückgang hält an. Für Aepfel ist wenig Nachfrage. Das Kuchenbacken ist erschwert, während der Ferien wird ohnedies erheblich weniger gekauft. Bei dem niederen Preis für Frühzwetschen würde es ratsam sein, den Bedarf zum Einmachen hiervon zu decken, in Spätzwetschgen fällt die Ernte sehr gering aus. Aus den an der Markthalle von j 8 Uhr morgens ab angeschlagenen Grotzpreisen ergeben sich mit einem Aufschlag von 25—33 °/o die Kleinhandelspreise; die Kontrolle liegt nun in der Hand der Käufer selbst. — Bei der Zentralvermittlungsstelle des Württ, Obstbauvereins
liegen zahlreiche Angebote vor: alle Sorten Tafelbirnen, besonders Geißhirtle, mehrere Tausend Zentner Tafel-, Koch-, Dörr- und Mostäpfel und -Birnen, Steinobst und Nüsse. Nachfragen von Konsumvereinen, Kantinen und anderen Vereinigungen, sowie von zahlreichen Privaten. Vermittlung kostenlos!
Aus StaSt» Bez irk u nS Umgebung.
In der württ. Verlustliste Nr. 240 vom
6. August 19 l 5 sind folgende Namen aus dem hiesigen Bezirk enthalten:
Infanterie-Regiment Nr. 120, Ulm
7. Kompanie:
Bott, August. Wildbad. gefallen.
Jnfanrerie-Regiment N-. 125, Stuttgart 10. Kowvanie:
Wohlgemuth, Friedrich. Oberlengenhardt, infolge
Verwundung gestorben. Reserve-Infanterie Regiment Nr. 246 4 Kompanie:
Kull, Fnrdnch, Loffenau, infolge Verwundg. gestorben. 6. Kompanie:
Rapp, Wilhelm, Crlmbach, l. vrrw.
8. Kompanie:
Skyfried, Christian, Sprollenhaus, gefallen.
Theater in Neuenbürg. Am Samstag, den 14. August, abends 8 Uhr findet im Saale des Gafthof z. Anker in Neuenbürg ein Großer Patriotischer Abend statt, bestehend aus Gesang- und Klaviervor- > trägen. Rezitation und Theater. La die Mikwirkenden alle van guten Bühnen kommen und mit dem glänzend zusammengestelllen Programm überall den größten Erfolg hatten, ist ein genußreicher Abend zu erwarten und da rin Teil der Einnahme der hiesigen Roten Kreuz-Kaffe zufließt, ist der Besuch auf's wärmste zu empfehlen.
Bezahlt die Versicherung weiter! Der Vorstand der Württ. Privat. Kranken- und Sterbe- kaffe. Versicherungsoerein auf Gegenf. Stuttgart I schreibt uns: Täglich einlaufende zahlreiche Gesuche um Unierstützung für eingetretene Unfälle, Erkrankungen oder Todesfälle im Felde gestandener Mitglieder. welche aber seit Kriegsausbruch ihre Beitragszahlung einstrlllen, veranlassen uns, die Angehörigen wiederholt zu ermahnen, die Prämien (Beiträge) für solche Versicherungen pünkllich weiter zu bezahlen, f wie überhaupt der Versicherung größte Aufmerksamkeit zu schenken. Die törichte Weigerung mancher Frauen, die Versicherungsprämien zu entrichten, ist offenbar ziemlich verbreitet. Mit Recht warnte schon die Tagespresse vor Unterlassung der Zahlung von Versicherungsprämien in den zahlreichen Fällen, wo das Familienoberhaupt im Felde steht. Es geschieht das häufig in der Meinung, daß die Zahlung nicht erforderlich sei oder doch verschoben werden könne, da der Versicherungsnehmer im Felde stehe. Demgegenüber hebt sogar eine staatliche Warnung hervor, daß die Unterlassung der Prämienzahlung äußerst schwere wirtschaftliche Schäden für die Versicherten Hervorrufen kann. Solange die Prämie nicht bezahlt ist. ruht die Versicherung, und dir Versicherungsgesellschaften können, wenn ein Schadenfall eintritt, die Zahlung ablehnen.
„Die große Zeit der Presse^.
In dem „Zeitungsspiegel", der im Verlag des Evang. Prrßoerbands in Stuttgart erscheint, veröffentlicht der Herausgeber, A. Hinderer, eine längere Abhandlung unter dem obenerwähnten Titel. Der Artikel weist u. a. auch auf dir großen Schwierigkeiten hin, mit denen die deutsche Presse gegenwärtig ohne Ausnahme zu kämpfen hat, die aber in weiten Kreisen nicht gewürdigt werden, da man sich von den Verhältnissen der Presse meist ganz falsche Vorstellungen macht. Hier möge nur ein Abschnitt aus dieser Abhandlung folgen:
Es wird kaum ein Gewerbe sein, in dessen ganze Organisation der Krieg so vielseitig umgeftaltend eingegriffrn hätte, wie das Zeitungsgewerbe. Der Ausbruch des Krieges brachte mit einem Schlag alle seitherigen Nachrichtenquellen in dem jetzt feindlich gewordenen Ausland zum Versiegen. Die Mitarbeiter, die von den großen Zeitungen in den Hauptstädten und anderen wichtigen Plätzen unserer Feinde unterhalten wurden, mußten in größter Eile nach Deutschland zurückkehren, sei's zu den Fahnen, sei es. um andere Verwendung zu suchen. So war die Presse genötigt, unter erheblichen Kosten einen indirekten Bencrchrichtigungsdienst aus den Ländern der Feinde durch Mittelsmänner in den neutralen Staaten einzurichten. Mit wieviel Schwierigkeiten diese Umorga- nisation verbunden war, kann aus naheliegenden Gründen nicht einmal angedeutet werden. Dazu kam.
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