können. Jetzt soll in den nächsten Wochen, am 17. und 18 ds. Mts., eine weitere Rate von 10°/o zur Auszahlung kommen. Die Schlußrate, der auf 45°/o geschätzten Liquidationsmasse wird erst nach Kriegsende ausgefolgt werden können. Da es aber manchem Gläubiger erwünscht sein mag. eine etwas höhere Rückzahlung zu erlangen, ist der L quidationsausschuß, wie es heißt, bereit, auf die Guthaben einen Vorschuß von weiteren 10°/o gegen 6°/« Verzinsung prooifions- frei zu gewähren.
Metallbeschlagnahme. Durch die neue Bekanntmachung über Beschlagnahme. Meldepflicht und Auslieferung von fertigen, gebrauchten und ungebrauchten Gegenständen aus Kupfer, Messing und Reinnickel (oom 31. Juli) werden bekanntlich auch die Haushaltungen betroffen. Es kommen dabei, wie in den Amtsblättern zu lesen war, z. B auch Geschirre aus diesen Metallen — aber ohne Kunstwert — in Betracht, lieber die Einzelheiten der Anmeldung und Ablieferung werden die genaueren Bestimmungen noch veröffentlicht werden. Man wird diese also abwarten müssen. Wie es scheint, wird die Bestandsmeldung erst späier zu erfolgen haben; vorläufig ist an freiwillige Ablieferung der fraglichen Gegenstände gedacht.
vsrmiscrms.
Triberg. 3. August. Das „Echo vom Wald" berichtet, daß in lktz'er Zeit vielfach Leute aus der Stadt auf das Land kommen und höhere Preise für Lebensmittel bieten, als die Landleute selbst verlangen. So wurden in Langenschiltach und Tennenbronn für Eier 15 geboten, während die Landleute 13 für das Stück verlangen.
Schule und Lederersparnis. Die württ. Oberschulbehörden haben den Auftrag gegeben, im Interesse der Ersparnis von Leder anzuweisen, daß den Kindern sowohl das Barfußlaufen, wie auch die Benutzung von Holzschuhen und Holzpantoffeln in den Schulen in allen geeigneten Fällen gestaltet und gegebenenfalls hierzu ausdrücklich angeregt wird. Außerdem soll in den Schulen darauf bingewiesen werden, daß genageltes Schuhwerk drei- bis viermal solange hält, wie ungenageltes.
Presse und Krieg. Wie die Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker mitteilt, habrn am 1. Juli d. I. wieder über 200 Zeitungen ihr Erscheinen eingestellt. Seit Beginn des Krieges sind es bereits 1200 Zeitungen und Zeitschriften, die aufgehört haben zu erscheinen. Fast ebenso viel Zeitungen haben sich infolge der durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse veranlaßt gesehen, eine Erhöhung der Bezugspreise eintreten zu lassen.
Sendungen an bürgerliche Kriegsgefangene in Rußland. Aus Rußland zurückgekehrte Deutsche, die in den dort gebildeten Hilfskomitees der Zivilgefangenen tätig waren, baten den Deutsch-Russischen Verein, darauf hivzuweisen, daß es sich nicht empfiehlt den Zurückgebliebenen Postpakete zu senden. Die Zölle, die für deutsche Waren noch um 100 Prozent erhöht worden sind, machen es in allen Fällen fast unmöglich, die Pakete einzulösen. Dagegen empfiehlt es sich. Geld zu senden, das nach den vom Deutsch- Ruffischen Verein gemachten sehr zahlreichen Erfahrungen in die Hände der Empfänger gelangt. Der Deutsch-Russische Verein ist aus Wunsch bereit, die Sendungen weiterzuleiten.
Der schwarze Rekrut. Vor kurzem gab in Straßburg die Erscheinung eines schwarzen Rekruten, der emem hiesigen Pionierbataillon zur Ausbildung überwiesen war, Veranlassung zu lebhaftem Aufsehen, man besprach in der manigfachften Weise den farbigen deutschen Soldaten und es wurde auch ein Vorsakl bekannt, wobei sich der Afrikaner vor der Neugier der Menge kaum zu schützen wußie. Es war ein aus Deutsch-Südwestafrika stammender Eingeborener, der sich in Westfalen freiwillig gemeldet hatte und nach Straßburg überwiesen wurde. Inzwischen ist der Mann nun allerdings wieder von der Truppe entlassen worden, da man an höherer Stelle nicht wünschte, daß ein Neger in den Reihen deutscher Vaterlandsverteidiger stehe, eine Auffassung, die zweifellos in den weitesten Kreisen geteilt wird; die auch in der Beurteilung der französisch englischen Heranziehung farbiger Truppen deutlich zum Ausdruck kam.
sD rutsche Hundenamen Ij Wir lesen in der Sprachecke des Allgemeinen Sprachvereins: Tiefeingewurzelte Vorliebe für das Fremdländische ist die Ursache, daß viele Deutsche ihren Hunden fremdländische Namen geben. Mit griechischen und lateinischen Namen protzen breitspurig die Helden- und Kaisersöhne Hektar und Nero und blähen sich auf
dringlich die wackeligen Bellas und Floras. Geckenhaft eitel schwänzen die Kläffer, die auf französische Namen hören, wie die Scherns (von cdöri — Liebling), die Suhris (von souris — Maus), die Chas- sees (von eds.88e — Jagd), die Barrys (Verstümmelung von Paris), die Minetten und Finetten. Ihnen äffen die englischen Lords und Leddies ( — Iackie8) mit anmaßlicher Vornehmtuerei nach. Am schrecklichsten aber klingt es dem Ohr jedes sprachlich empfindenden Menschen, wenn weibliche Wesen aus einer Hundefamilie mit dem häßlichen Wortplunder Feldine. Waldine oder gar Odine behängt werden. Seinem Freund, Liebling. Lebensgefährten und Arbeitsgenossen, dem deutschen Hund, einen ausländischen Namen zu geben — so mahnt der Krieg — sollte jeder Hundebesitzer unterlassen. Die jetzige Jahres- zeit, die vielen neue Züchterfreuden bringt, ist die beste Gelegenheit, eine Eprachreiniaung iu den deutschen Hundeställen vorzunehmen. Wer kurze Namen wünscht, der rufe seinen Hund Blitz, Flamme, Frei, Flink, Hilf, Schlau, Such. Stark, Treu, Wicht. Zorn. Wer Behendigkeit und Farbe in Namen ausdrücken will, dem stehen Falk und Wiesel zu Gebote, und wer das Stummelschwänzchen will mitreden lassen, der nenne ihn Stümper. Wem die Freude an Wald und Wasser im Namen widerhallen soll, der nenne seinen treuen Begleiter Strom. Wasser. Elbe, Leine, Birke. Eiche. Fichte. Blume. Oder soll der Name der Träger besonderer Vorzüge sein, dann wähle er aus der Sage Wodan oder Freia, Siegfried oder Brünhild oder aus den Stammesnamen Sachs und Frank« oder aus den heiligen Tieren der Vorzeit Adler, Rabe. Wolf. Alle diese Namen haben einen stolzen Sinn, der Kraft, Sieg. Beute. Schnelligkeit, Tapferkeit. Wachsamkeit bedeutet, woran unsere Altvordern ihres Herzens Lust und Freude hatten. Wer sonst einen guten deutschen Namen sucht, findet eine reichhaltige Lifte in dem Namenbuch der deutschen Schäferhunde, das der Verein für deutsche Schäferhunde herausgegeben hat (und in dem Namenbuch, das im Verlag des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins erschienen ist). Die in diesen Büchern zu- sammengeftellten Namen vereinigen Takt und Geschmack mit gutem Sinn und deutschem Gefühl.
Bauernregeln vom August. Jst's hell am St. Laurentiustag s(10.) viel Früchte man sich versprechen mag. — Was die Hundstage gießen, muß die Traube büßen. — Der Sichel vergiß nicht Barnabas, er sorget gern fürs längste Gras. — Jst's in der ersten Augustwoche b-iß. bleibt der Winter lange weiß. — Im August Wind aus Nord, jagt Unbeständigkeit fort. — Mariä Himmelfahrt Sonnenschein bringt uns viel und guten Wein. — Hitze am St. Dominicas (4) ein strenger Winter kommen muß. — Sind Laurentius und Bartholomäus schön, ist guter Herbst vorauszusehen. — Schön Wetter zu Mariä Himmelfahrt (15) verkündet Wein von bester Art. — Wenn großblumig wir viele Disteln erblicken, will Gott gar guten Herbst uns schicken. — Wie das Weiter am Hyppolit (13). so es mehrere Tage geschieht. — Je mehr Regen im August, je weniger Wein. — Wie Bartholomäitag sich hält, so ist der ganze Herbst bestellt. — Wer im Heuet nicht gabelt, in der Ernte nicht zappelt, im Herbst (Weinlese) nicht früh auffteht, seh' zu. wie's ihm im Winter geht. — Meltau im August ist sehr ungesund, ungereinigt Obst bring nicht in den Mund.
Gute und böse Geister.
Das Buch einer Schauspielerin.
Die gesamte Presse aller Schattierungen beurteilt dies Merkchen aufs günstigste. So schreibt beispielsweise die in Kiel erscheinende „Schleswig-Holsteinische Volkszeitung" in ihrer Nr. 168 vom 21. Juli 1915:
Gute und böse Geister. Kleine Erzählungen von Gast- und Erholungsreisen von Lucie Viscna. Die in München lebende bekannte Schauspielerin plaudert in dem Schriftchen über ihre Erlebnisse auf Gastspiel- und Erholungsreisen. Die Erinnerungen sind flott geschrieben und lassen den Laien manchen Blick hinter die Kulissen der Theaterwelt tun. Von mancher frohen Stunde in ihrem Beruf weiß die Künstlerin mit heiterem Humor zu erzählen, verrät dem Leser aber auch, daß hinter dem glänzenden Flitter des Scheins sich vieles Unschöne und viel Elend verbirgt. Es ehrt die Künstlerin, daß aus ihren Schilderungen ein tiefes Empfinden mit den Armen und Elenden ihres Berufes spricht. — Der volle Ertrag der ersten Auflage des Buches ist von der Künstlerin für die tapferen deutschen und österreichischen Soldaten bestimmt worden. Das hübsch ausgestattete Merkchen ist zu einem mäßigen Preis (1.25 ^) im Verlag des Schweizer Druck- und Verlagshauses in Zürich erschienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen.
Reden und Taten.
Durchs Weltall lief der Julischrecken:
„Wenn Joffre jetzt den Degen zückt.
Muß Deutschland gleich die Waffen strecken/ Still sind die Unser» vorgerückt.
„Wie wird La France in Glorie schwelgien! Die neue Grenze ist der Rhein!"
Da nahmen wir zunächst mal Belgien Und rückten dann in Frankreich ein.
Der Schwarm von rauberpichten Geier»,
Der unfern Ost verheerte, schwor. Weihnachten in Berlin zu feiern —
Wir rückten still in Polen vor.
Ja, während sie als Siegesbeute Das Reich schon unter sich geteilt.
Sind unsre lieben, grauen Leute Spornstreichs von Sieg zu Sieg geeilt.
Das war ein gottbegnadet Streiten!
Mut. Ruhm und Land der Feind verlor Bereits im ersten Jahr — im zweiten Rückt Deutschland noch ganz anders vor.
Die Herren merken jetzt — na warte! — Mas doch so'n Krieg mit Michel heißt.
Sie strichen Deutschland von der Karte Und werden selber aufgespeist.
Nun rasch die letzten vorqenommen.
Nach Strich und Faden stramm verhau»! Ob, wenn die Schwalben wiederkommen.
Die werden schaun! Die werden schaun!
Caliban im „Tag".
Konstantinopel, 5. August. (WTB.) Die Bekanntgabe der Einnahme von Warschau hat den tiefsten Eindruck gemacht. Die von den Zeitungen gebrachte Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Binnen kurzem trugen alle Straßen reichen Flaggenschmuck.
Berlin, 6. August. (WTB.) Der „Berliner Lokalanz." meldet: Der Metzgermeister Lang aus aus Berchtesgaden, der seit Kciegsbeginn als Vizefeldwebel bei den bayerischen Motorfahrern steht, hat auf einer Dienstfahrt ein französisches Flugzeug mit seinem Karabiner heruntergeschossen. Den Führer, sowie den Beobachter, einen Major, hat er tödlich getroffen.
Berlin. 6. August. Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" aus Prag wird aus Bukarest gedrahtet: Die Sondergesandtschaften Englands. Frankreichs, Italiens und Rußlands sind in Bukarest und Athen eingetroffen, um neue Vorschläge des Vierverbands zu Lberbringen.
Den 6. August, mittags.
Paris. (Pr.-T.) Dem „Matin" wird laut Frankfurter Zeitung aus Rom gemeldet: Die türkische Regierung soll in der Absicht, einen Bruch mit Italien zu vermeiden, geneigt sein, die italienischen Untertanen, die nach Italien zurückzukehren wünschen, abreisen zu lassen, dagegen veröffentlichen die Blätter eine Depesche der Gazetta del Popolo, die besagt, daß sich der italienische Botschafter in der Türkei Garoni, der das Leben der hohen Persönlichkeiten in Kon« i stantinopel in Gefahr glaubt, beschlossen habe, die Stadt zu verlassen.
! Berlin. (Priv.-Tel) Aus Budapest wird dem ^ „Berl Lokalanz." berichtet: Nach einer Meldung ! des Sofia;» Berichterstatter der Bukarest» „Minerva"
! sind die türkisch-bulgarischen Verhandlungen abge- ! schlossen und die Vereinbarungen unterzeichnet. Bul- ! garten hat damit der Türkei gegenüber Verpflichtungen ^ übernommen.
i (Priv.-Tel.) Aus Wien meldet das „Berliner ! Tagebl.": Nach einer Meldung aus Athen richtete ; die griechische Regierung eine scharfe Einspruchnote ; nach London wegen der Besetzung Mythilenes durch i die Verbündeten. Ebenso hat die griechische Regie» ! rung Einspruch dagegen erhoben, daß englische Kriegsschiffe griechische Dampfer mit Eisenbahnmaterial beschlagnahmt haben.
Berlin. (Priv.-Tel.) Dem „Berl. Tagebl." wird aus Rotterdam gemeldet: Der „Courant" schreibt, es sei kein Geheimnis mehr, daß Rußland seit Beginn des Krieges 6—7 Millionen Soldaten ins Feld t geschickt habe Es habe nun noch ungefähr so eben- ! soviel zur Verfügung, aber davon seien vorläufig ' nur 2 Millionen verwendbar.