vermischtes.

Einem Siegfried.

Siegfried": da klingt das jubelnde Lied, das wir ersehnen des Kampfes müd. Siegfried": da leuchtet ein freundlich Bild wie die Abendröte so mild.

Aber leis im frohlockenden Lied schwinget das Totenglöcklein mit. hinter des Sieges Majestät trauernd das dunkle Herzeleid steht und die Abendsonne so mild, sie verkläret rin Totengefild.

Siegfried I Molt segne dein Lebenslickt und deinen Kampf, daß zum Sieg er bricht, segne dir Wunden und Tränen und Not alles, was hinter dem Kinderland droht, laß dir erblühen ein Heimatland, stärker und schöner, als wir es gekannt. Lebenvergiftender Drachen Brut schone mir nicht und triff sie gut!

Panzert dir Gottes Friede die Brust, ist dir im Kampfe der Sieg bewußt, ep.- E. Goes.

Gustav Herve suhlt sich durch die jüngste Be­völkerungsstatistik wieder einmal zu einem Klagelied über den Geburtenrückgang in Frankreich veranlaßt. Ich höre, so schreibt er. arme Frauen in Trauer beim Lesen der Bevölkerungsstatistik sagen: Wir haben noch zuviel Kinder gehabt, da wir sie ja doch nur für die Schlachtbank erzogen haben". Arme Frauen, die nicht sehen, daß wir vielleicht die Schlächterei gerade darum haben, weil Franzosen und Französinnen seit 44 Jahren vor den Lasten der Vater- und Mutterschaft zurückgeschreckt sind. Ach. die elende Rechnung, die wir fast alle gemacht haben I Um unserer Tochter eine schöne Mitgift zu lassen, um unsere Ländereien nicht für mehrere Kinder zu zerstückeln, um uns nicht zu binden, um des Wohllebens willen haben wir fast alle diese schöne Rechnung gemacht, daß wir um so glücklicher seien, je weniger Kinder, wir hätten. Und so sind wir langsam ein Land der Junggesellen und einzigen Söhne geworden. Wohl liebten wir. jeder auf seine Art, unser Land; aber noch mehr liebten wir alle Unser Wohlsein. An unsere Leite, in Deutschland, füllte ein neuer Saft Stadt und Land. Bei uns verwandelten sich die Länder in Einöden, sogar Städte vegetieren nur. trotz dem Zustrom der Bauern. Wozu sich abmühen, vor allem für wen? Nach uns die Sintflut. Lebe wohl. Unternehmungsgeist! Will­kommen, kleines Beamtenpöstchen, willkommen die gute Anlage in S>aatsrenten I Und wir wundern uns, daß unsere Häfen und unser industrielles Rüst­zeug von den deutschen Konkurrenten verspottet wurden. Und wir entrüsteten uns, wenn sie von uns als einer dekadenten Nation sprachen. Wir nahmen ab. Als wir zum Dreijahrgesetz Zuflucht nehmen mußten, um den Vergleich mit der Friedensstärke des deutschen Heeres auszuhalten, haben wir nicht einmal gemerkt, daß wir unsere Vorsicht in der Kindererzeugung zu zahlen begannen. Heute bezahlen wir diese Vorsicht noch teurer! Aus Treue gegenüber Rußland, Schutz­macht der slavischen Nationen des Balkans, sind wir in diesen schrecklichen Krieg verwickelt. Ich frage: Hätten wir das russische Bündnis geschlossen, dessen Gefahr wir kannten, wenn wir den starken Geburten­überschuß gehabt hätten, der uns erlaubte, Deutschland zu trotzen? ....

Deutschland, Deutschland über alles! Es war eine stürmische Nacht, ein orkanartiger Wind fegte über die Schützengräben dahin, plötzlich einsetzender Platzregen fuhr den im Graben wachthaltenden Mann­schaften wie mit Peitschen durch das Gesicht. Ab und zu durchbrach der Mond die am Himmel sich türmenden Wolkenwände, um das Gelände kurze Zeit zu erhellen, Leuchtraketen stiegen hüben und drüben auf, aber der rasende Sturm entführte sie sehr bald. Plötzlich ein dumpfer Knall. Das von einer Kompagnie des Hannoverschen Reserve-Regiments Nr. 73 besetzte Grabenstück ist durch Minen in die Luft gesprengt. Zu gleicher Zeit schleudert feindliche Artillerie große Massen von Eisenhagel auf die noch besetzten deutschen Gräben. Die Deutschen wissen genug: Ein Angriff steht bevor. Und in der Tat, nachdem das Artilleriefeuer eine Zeitlang gewirkt hatte, stürmte die feindliche Infanterie auf die Spreng- ftelle los und besetzt den Graben. Die Kunde von dem Einbruch des Gegners erreicht den Abschnitt- tommandeur. Dieser gibt zwei Kompagnien den Befehl, sofort einen Gegenstoß zu unternehmen. Laut­los erklimmen dis Mannschaften den Rand der Hinteren Gräben und eilen mit aufgepflanztem Seitengewehr

dem Feinde entgegen. Von der rechten Anschluß- kompaqnie erreicht der Leutnant der Reserve Hesse aus Hoya mit seinem Zuge den Graben zuerst und seine Leute werfen unter brausenden Hurrarufen den Feind aus der Stellung wieder hinaus. Leider wird der Anschluß mit den links von ihm stürmenden Züoen-nicht erreicht, sodaß dazwischen eine Lücke klaff:, in der sich noch zahlreiche Feinde befinden. Der aus dem Graben zurückgeworsene Gegner macht gegen Heffes Abteilung wieder Front, und der Zug läuft Gefahr, von einer erdrückenden Uebermacht an- oegnffen. in Gefangenschaft zu geraten. In diesem Augenblick höchster Not erklingt das Schutz- und Trutzlied:Deutschland. Deutschland über alles!" Hesse bat es angeftimmt uns sogleich fallen seine Leute mit ein. Mächtig brausen die Verse durch die , Lus'. Das deutsche Lied verfehlt seine Wirkung nicht. ! Durch den Gesang eingeschüchtert, verläßt der Feind j fl ehend den Graben, verfolgt vom wohlgezielten i Feuer der kleinen Truppe des Leutnants Hesse. Er wurde für seine Geistesgegenwart und sein tapferes Verhallen mit dem E.sernen Kreuz erster Klasse belohn».

Im Nahkampf. Mit Handgranaten ging es gegen den Feind Dabei zeichnete sich der Wehr­mann Bosse aus Delligsen Kreis Gandersheim, hervorragend aus. Er sprang von Sckulterwehr zu Sckulterwehr vor, warf die Granaten in den feind­lichen Graben und trieb die Franzosen vor sich her. Auch vom Feinde kamen sie g<flogen, ein Zurück gab es nickt. Bald stellte sich ein Mangel an dieser wertvollen Waffe ein.Handgranaten nach vorn!" war die einzige Losung. Unermüdlich, die eigene Lebensgefahr nicht achtend, warf Bosse sie zwischen die Franzosen, die immer mehr zuräckwichen. Jetzt mangelte es bei ihnen zu unserem Vorteil an Gra­naten. Dafür setzte von allen Seiten ein lebhaftes Gewehrf.uer ein, von dem auch Bosse nicht verschont blieb. Ihm wurde fast das ganze linke äußere Ohr weggerissen. Trotzdem die Wunde stark blutete, wich Bosse nicht vom Platze, er nahm sich nicht einmal Zeit, sich verbinden zu lassen.Nur Handgranaten her!" rief er und arbeitet sich mit noch anderen be­herzten Männern immer weiter vor. So war nach Iffr Stunden dank diesen unerschrockenen Männern der französische Graben un unseren Händen. Bosse und seine top'eren Helfer wurden für diese Tat zum Eisernen Kreuz vorgeschlagen.

Was kostet uns der Unterhalt der Kriegs­gefangenen? Nach genauen Berechnungen sollen wir gegenwärtig 1 600 000 Kriegsgefangene in Deutsch­land haben, deren Verpflegung naturgemäß eine hübsche Summe kostet. Wenn man für Offiziere und Mannschaften den Einheitssatz von 50 Pfennig pro Kopf täglich in Ansatz bringt, ergibt das die Summe von 800000 Mark im Tag! Außerdem kosten die Einrichtung der Lager. Bewachung, Be­leuchtung rc noch ein schönes Stück Geld. Diese Unsummen siid aber nichtzum Fenster hinaus- geschmisscn". wie manche annehmen möchten, da nach Fliedensschluß eine Verrechnung sämtlicher veraus­lagten Gelder erfolgt.

Telegramm des Wolff'scheu Büros an denEnztäler".

(WTB.) Den 23. Juli, nachm. 3.50 Uhr.

Großes Hauptquartier, 23. Juli, vorm. Amtl. Westlicher Kriegsschauplatz:

Handgranaten-Angriffe des Feindes nördlich und nordwestlich von Souchez wurden mühelos abgewiesen.

In der Champagne unternahmen wir in der Gegend von Perthes umfangreiche Spreng­ungen und besetzten die Trichterränder.

Im Priesterwalde mißlang nachts ein fran­zösischer Borstoß.

In den Vogesen dauern dieWämpfe fort. Ein feindlicher Angriff gegen die Linie^Lingekopf- Barrenkops nördlich von Münster wurde nach heftigen Nahkämpfen vor und in jden Stellungen der Bayern und mecklenburgischen Jäger zurück­geschlagen. 2 Offiziere, 64 Alpenjäger wurden dabei gefangen.

Am Reichsackerkopf griffen die Franzosen erfolglos an.

Bei Mezeral warfen wir sie aus einer vor­geschobenen Stellung, die wir, um Verluste zu vermeiden, planmäßig wieder räumten.

In Erwiderung der mehrfachen Beschießung von Thieaucourt und anderen Ortschaften zwischen Maas und Mosel nahm unsere Artillerie gestern Pont-L-Mouffon unter Feuer.

Unsere Flieger griffen das Bahndreieck von St. Hilaire in der Champagne an und zwangen feindliche Flieger zum Rückzug. Auch auf die Kaserne von Gerardmer wurden Bomben ab- geworfen.

Bei einem Luftkampf über Conflans wurde ein feindliches Kampfflugzeug vernichtet.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

In Kurland folgen wir den nach Osten wei­chenden Russen unter fortgesetzten Kämpfen, -ei denen gestern 6550 Gefangene, 3 Geschütze, viele Munitionswagen und Feldküchen erbeutet wurden. Gegen den Narew und die Brückenkopf­stellungen von Warschau schoben sich unsere Armeen näher heran.

Vor Rozan wurde das Dorf Miluny und das Werk Szyky mit dem Bajonett gestürmt; in letzterm 290 Gefangene gemacht.

Nächtliche Ausfälle aus Nowo-Georgiew > mißlangen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Das Westufer der Weichsel von Jarro- ! wiec (westlich Kazimierz) bis Graniea ist vom ! Feinde gesäubert. Im Waldgelände südöstlich ! von Koziniez wird noch mit russischen Nach. ! hüten gekämpft.

i Zwischen Weichsel und Bug gelang es den ! verbündeten Truppen, den zähen Widerstand des Gegners an verschiedenen Stellen zu brechen und ihn dort zum Rückzug zu zwingen. Die blutigen ! Verluste -er Russen find außergewöhnlich groß.

Oberste Heeresleitung.

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Lingekopf und Barrekopf liegen 3 Kilometer ! nördlich Münster.

Graniea 10 Kilometer südlich Jwangorod. LÄtZM LMiW'ÄiMe"

Den 24. Juli 1915, mittags.

Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) DerFrkf. Ztg." wird aus Chriftiania gemeldet: Die nicht be­sonders deutschfreundlich gesinnteNew Sjösard Tidende" sch eibt in ihrer militärischen Ueberfichu Es kann nicht mehr lange dauern, bis Mitlelpolen in deutschen Händen ist und Rußland für lange Zeit auf die Defensive angewiesen ist. oder Frieden suchen muß. Die Zentralmächte hätten dann die Wahl, gegen Osten weiter vorzugeben oder ihre ganze Macht gegen den Westen zu werfen, wo die Verbündeten nicht fähig gewesen seien, die Zeit zu entscheidenden Operationen gegen die Deutschen auszunutzen.

Amsterdam. (Priv.-Tel.) Die Warschauer Nowa Gazetta" schreibt derFckf. Zig." zufolge unterm 5. Juli über die Stimmung in Warschau: Seil einigen Tagen ist Warschau in Schrecken. Die Stimmung, die noch unlängst allzu sorglos erschien, verändert sich hier und da in eine nervöse Erregung. Es ist bemerkenswert, daß mit Genehmigung der strengen russischen Zensur dieser Artikel schon am 5. Juli erscheinen konnte, daß er also sozusagen von den Behörden angegeben war, und daß man demnach schon in den ersten Julttagen eine derartige Beängstigung in Warschau feststellie, daß man es für möglich erachtete, durch die Zeitungen beruhigend zu wirken.

Berlin. (Priv.-Trl) DerVolkszeitung" wird aus Kopenhagen gemeldet: Die englische Presse bereitet ihr Publikum auf tragische Ereignisse auf der russischen Front vor. In einer Petersburger Meldung derTimes" heißt es: Die Russen hätten noch nicht ihr letztes Wort gesprochen, nachdem sie die letzten Stellungen vor Warschau geräumt haben. Aber man sei in ganz Rußland auf das Schlimmste vorbereitet.

Berlin. (Priv.-Tel.) DerDeutschen Tages­zeitung" wird aus Wien berichtet: Wenngleich der italienische Angriff am Jsonzo noch andauert, so läßt sich doch schon aus allen Anzeichen der gegenwärtigen günstigen Lage schließen, daß der Ausgang der großen Schlacht sehr erfolgreich für die Oesterreicher und Ungarn sein wird.