84. Juni 1866 zum zweitenmale bei Custozza voll­ständig von den Oesterreichern geschlagen, und am 20. Juli wurde die italienische Flotte bei der Insel Lissa im Adriatiscken Meere an der Küste von Dal­matien durch die österreichische Flotte unter Admiral Tegetthvff so gut wie vernichtet. Trotzdem erhielt Italien infolge der Unterstützung durch das siegreiche Preußen die damals noch österreichische Provinz Venerien mit der Hauptstadt Venedig, wie ihm auch im Jahre 1870 als Folge der deutschen Siege in Frankreich der Kirchenstaat mit der Hauptstadt Rom mühelos in die Hände fiel. Nachdem Frankreich im Jahre 1881 die Italien gegenüberliegende, vor­wiegend von Italienern kolonisierte nordafrikanische Provinz Tunis sich angeeignet hatte, versuchte Italien den afrikanischen Negerstaat Abessinien unter seine Oberhoheit zu bringen. Nach anfänglichen Erfolgen wurde jedock die dorlige italienische Armee im Jahre 1896 bei Adua vernichtend geschlagen und die Großmacht" Italien mußte in dem darauffolaenden Frieden von Addis Abeba die vollständige Unab­hängigkeit des balbzivilisierten Negerstaate? aner kennen. Abessinien hatte damals nur 3 Millionen Einwohner. Im Jahre 1911 übeifiel Italien die Türkei, um ihr die Provinz Tripolis in Nordafrika zu entreißen. Da Tripolis Italien gegenüberliegt, konnte Italien durch seine Flotte beliebige Trupp-n- mengen hinübersenden, während die Türkei, die da­mals noch keine nennenswerte Flotte besaß, keinerlei Verstärkungen nach Tripolis zu schicken vermochte. Trotzdem erlitten dir Italiener in Tripolis schwere Schlappen und sehr schwere Verluste, die ihnen hauptsächlich durch den kühnen Führer der türkischen und arabischen Truppen in Tripolis, dem jetzigen türkischen Kriegsminister Enoer Pascha, zu­gefügt wurden. Die Italiener vermochten sich in Tripolis in der Hauptsache nur an der Küste zu halten und auch nur so weit, wie die Geschütze ihrer Kriegsschiffe reichten! Erft nachdem Anfang Oktober 1913 die Balkanftaaten Bulgarien. Griechenland. Serbien und Montenegro der Türkei den Krieg er­klärten, willigte die türkische Regierung am 15. Oktober 1913 im Frieden von Lausanne in die Abtretung von Tripolis an Italien. Trotzdem hat der Wider­stand der Eingeborenen in Tripolis gegen die ita­lienische Herrschaft nicht aufgrhört, und die Italiener erlitten erst vor kurzem eine schwere Niederlage, bei der die gesamte Artillerie des betreffenden italienischen Truppenteils von den aufständischen Arabern erobert wurde, während die von den Italienern gebildeten Eingeborenen Regimenter zu den Aufständischen über- gingen. Daraufhin hat die italienische Regierung beschlossen, alle im Innern von Tripolis befindlichen italienischen Besatzungen zurückzuziehen und nur die Küstenplätze zu halten. Die Kolonie Tripolis ist etwa doppelt so groß wie das deutsche Reich. Diese kurzgrfaßte Geschichte der italienischen Kriege zeigt klar, daß die Tapferkeit der italienischen Truppen nicht so groß ist wie die Verschlagenheit und die Gewissenlosigkeit der italienischen Regierung.

TelkMtUM des WolffHt« Amor lm de«EuMll".

(WTB.) Den 3. Juli 1915. nachm. 3.30 Uhr.

Berlin. (Amtlich.) Auf der Rückkehr von Vor­postenstellungen traf am 3. Juli, gegen 6 Uhr morgens, ein Teil unserer leichten Seestreitkräfte, die ihrer Aufgabe gemäß in aufgelöster Ordnung fuhren, zwischen Gotland und Windau bei strichweise un­sichtigem Wettter auf russische Panzerkreuzer. Es entspannen sich Einzelgefechte, in denen unsere schwächeren Streitkräfte versuchten, den Gegner in den Bereich der Unterstützung zu ernsterem Kampfe zu ziehen. Im Verlauf dieser Einzelgefechte ver­mochte S.M. SchiffAlbatros" nicht den Anschluß an die eigenen Streitkräfte wieder zu gewinnen. Nach zweistündigem schwerem Kampfe gegen 4 Panzer­kreuzer, die mit der Beschießung auch innerhalb der schwedischen Hoheitsgewässer fortfuhren, mußte das Schiff infolge zahlreicher Treffer in finkendem Zu­stande bei Oeftergard auf Gotland auf den Strand gesetzt worden. Es hatte 31 Tote und 37 Verwundete, deren sich die schwedische Behörde und Einwohner in menschenfreundlicher Weise annahmen.

Der Stellvertretende Chef des Admiralstabs: gez. v. Behacke.

(WTB) Den 3 Juli, nachm. 5.00 Uhr.

Großes Hauptquartier. 3. Juli, vorm. Amt!.

Westlicher Kriegsschauplatz:

Die Franzosen griffen in der Nacht unsere Stellungen nordwestlich von Souchez an. Der Angriff wurde abgewiesen.

BeiLes Eparges mißlang ein durch Hand- - granatenfeuer und Stinkbomben vorbereiteter . französischer Angriff.

! Die vorgestern auf dem Hilsenfürst eroberten Werke gingen gestern wieder an den Feind ver­loren.

I Oestlicher Kriegsschauplatz:

j Nichts von Bedeutung.

! Südöstlicher Kriegsschauplatz:

> Nördlich des Dnjester drangen unsere Truppen unter Verfolgungskämpfen über die Linie MariampolNarajowMiasto gegen den Zlona-Lipa-Abschnitt vor. Sie haben den Bug abwärts von Kamionka-Strumilowa vis unterhalb Krylow an vielen Stellen erreicht und sind auch iu nördlicher Richtung zwischen Bug und Weichsel im flotten Vorschreiten.

Die Niederungen der Lubanka und -es Por sind, trotzdem der Gegner an einzelnen Stellen noch hartnäckigen Widerstand zu leisten versuchte, nunmehr in unserer Hand.

Auch am Wyznica-Abschnitt zwischen Kras- nik und der Mündung faßten deutsche Truppen auf dem Nordufer Fuß.

! Zwischen dem linken Weichseluser und der Piliza ist die Lage im allgemeinen unverändert.

Ein russischer Gegenstoß südwestlich von Radom wurde abgewiesen.

s Oberste Heeresleitung.

i -

(WTB.) Den 4. Juli 1915, 3.30 Uhr nachm.

Großes Hauptquartier, 4. Juli, vorm. Amtl.

^ Westlicher Kriegsschauplatz:

In den Argonnen haben unsere Truppen ihre Offensive fortgesetzt. Die Beute hat sich erheblich erhöht. Sie beträgt seit den ersten Julitagen 2556 Gefangene darunter 37 Offiziere, 25 Ma­schinengewehre, 72 Minenwerfer, 1 Revolver- kanone.

j Auf den Maashöhen wiederholte der Feind ! trotz aller Mißerfolge viermal seine Versuche zur ! Wiedereroberung der verlorenen Stellungen bei Les Eparges. Wir wiesen seine Angriffe glatt ab.

Nordwestlich von Regnieville eroberten wir die französischen Stellungen in 600 Meter Breite und entrissen nördlich von Fey-au-Haye. dem Feinde ein Waldstück.

Die Fliegertätigkeit war gestern sehr lebhaft, i Deutsche Flugzeuge bewarfen das Landquartfort ! bei Harwich, sowie eine englische Zerstörerflottille und griffen das befestigte Nancy, die Bahn­anlagen von Domvasle und das SperrfortRemire- mont an. Ein englisches Flugzeug stürzte nördlich von Gent an der holländischen Grenze brennend ab. Ein deutsches Kampfflugzeug zwang einen Flieger bei Schlucht zur Landung. Der Feind bewarf Brügge, ohne militärischen Schaden anzurichten.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Die Lage ist unverändert.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Die Armee des Generals v. Linstngen ist in Verfolgung gegen die Zlona-Lipa. 3000 Russen fielen in unsere Hand. Unter dem Druck der Armee weicht der Feind aus seinen Stellungen von Narajow-Miasto bis nördlich Przemysl- any. Von Kamionka bis Krylow am Bug ist die Lage unverändert.

Die Armeen des Feldmarschalls v. Mackense» sind im fortschreitenden Angriff.

Zwischen Weichsel und der Piliza hat sich nichts wesentliches ereignet.

Oberste Heeresleitung.

LLlAts ÄachfßchlLK U» LMMMUM-

New-York, 4. Juli. (WTB. Reuter.) Ein Anschlag auf Morgan wurde in dessen Sommer­wohnung in Clenceoe auf Long Island von 9 Uh, morgens ausgeführt. Nach Aussagen der Beamten, die den Urheber des Anschlgges verhafteten, erklärte dieser, er sei deutscher Abkunft und bereit, sein Leben zu opfern. Beim Verhör erklärte er, die Inspiration zur Tat von oben erhalten zu haben. Alle möglichen Explosivstoffe und mehrere Revolver wurden bei ihm gesunden. Der Mann erklärte einem Pressevertreter, er heiße Frank Holt und sei deutscher Professor des Deutschen an der Cornelluniverfität.

Paris. 5. Juli. (WTB.) DerMatin" meldet aus New Jork: Eine Kugel, die Morgan traf, drang in den Unterleib ein. Die Verletzung ist schwer, aber nicht tödlich. Der Angreifer halte zwei Revolver, zwei Dynamitpatronen und ein mit Nitro­glyzerin gefülltes Fläschchen bei sich. Er erklärte, von Gott beauftragt zu sein, Morgan zu töten.

Den 5. Juli, mittags.

Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Das halb­amtliche Organ der rumänischen Regierung, die Jndependance Rumäne", wendet sich, nach einem Telegramm derFrkf. Ztg." aus Budapest, in einem Artikel gegen die unruhigen Elemente der nationalen Aktion und ersucht, Rumänien nicht in ein leicht­sinniges Abenteuer zu stürzen. Es verlange niemand, daß di« nationale Aktion ihre Meinung unterdrücke, aber sie achte darauf, daß die öffentliche Ordnung nicht gestört werde. Bezeichnend für die Haltung Rumäniens ist die Rede, die Take Jonescu vor einigen Tagen in der Konferenz der konservativen Partei gehalten hat. Er wünsche nicht, sagte er u. a.. daß Rumänien sofort in Aktion trete, sondern nur, daß alle Vorbereitungen getroffen werden und das Land für den passenden Augenblick vollständig vor­bereitet sei.

Kopenhagen. (Priv.-Tel.) Die russisch« Presse erörtert lebhaft die Frage der Verlegung der Hauptstadt nach dem Innern Rußlands. Es herrscht, lautFrkf. Ztg.", allgemeine Einigkeit, daß die Verlegung notwendig sei, weil Petersburg weder geographisch noch etnographisch die Zentral« sei. Große Meinungsunterschiede bestehen aber über die Lage der neuen Hauptstadt. Einige wünschen einen Ort in der Nähe der Dardanellen, die bald geöffnet werden würden, andere sprechen von Tambow, Moskau oder einer Wolgaftadt. Auch Turuthansk wird als geographisches Zentrum genannt. Nowoja Wrrwja schreibt: Steigen wir bald möglich vom deutschen Fensterbrett Petrograd, wo es nach deutscher Küche riecht, und wandern wir rasch in die Säle unseres lichten russischen Schlosses.

Budapest. (Priv.-Tel.) Nach einer Bukarest«« Meldung desAz Eft" erregen die albanischen Opr- rationen der Serben in Griechenland große Beun­ruhigung. Man glaubt, daß dadurch das Verhältnis zwischen Griechenland und Serbien eine Spaltung er­fahren werde. Die griechische Presse greift Serbien an und betont, daß durch die albanische Aktion das griechisch, serbische Bündnis unmöglich gemacht worden sei.

Frankfurt a. M. (Priv. Tel.) Nach einer Mel- düng derFranks. Zeitung" aus Genf berichtet die Agence Fournier, daß die australische Regierung di« Einreihung von 100000 Mann beendet habe, die zur Abfahrt nach England bereit stehen.

Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Die Korrespon- den;Rundschau" in Wien weidet lautFrkf. Ztg." aus Kopenhagen: Wie verlautet, planen gewisse Kreise und Dumafraktionen noch vor dem Zu­sammentritt des Parlaments Kundgebungen für di« Fortsetzung des Krieges.

D« sollst dich vor Redeusarte« und Uebertreibuvgeu hüte«.

Witterung.

Wir befinden unS nunmehr wieder vollständig unter der Herrschaft von Hochdruck. Für Montag und Dienstag ist trockenes, heißes und zu Gewitter geneigtes Wetter zu erwarten.