Die amerikanische Regierung hat nun doch wegen der Vernichtung des großen englischen Dampfschiffes „Lusitania", wodurch bekanntlich auch eine Anzahl Amerikaner ihren Tod gefunden haben, eine Note an die deutsche Regierung gerichtet.
New-Aork, 18. Mai. (WTB. Reuter.) Präsident Wilson hat am Hudson River eine Flolten- schau über die atlantische Floite abgehalten. In einer Rede führte er aus. daß die Flotie den gehegten Idealen entspreche. Wichtig sei es für Amerika, daß es keine Gebietserweiterung nötig habe. Man müsse fich für die Menschlichkeit einsetzen und für das, was der Menschheit not tut. — (Bekanntlich tut der Menschheit im engeren Sinn, nämlich soweit sie Engländer, Franzosen und Russen umfaßt, besonders not die Lieferung von amerikanischem Kriegsmaterial, weshalb die amerikanische Regierung im Interesse der „Menschlichkeit" nichts tut, um der Befriedigung dieses Bedürfnisses durch amerikanische Fabrikanten irgendwie in den Weg zu treten. D. Red)
Haag. 18. Mai. „Daily News" teilen mit, daß in militärischen Kreisen vertäutet, Frankreich habe vor 3 Monaten nach den Vereinigten Staaten einen Auftrag auf Lieferung von 50 Stück 38 Zentimeter- Geschützen gegeben, die 26 Kilometer wett schießen. Diese Geschütze seien für die Sperrforts von Verdun und Toul bestimmt.
Amsterdam, 18. Mai. Die „Times" tischt ihren Lesern die Nachricht von geheimnisvollen Nebelbomben auf, welche die neueste deutsche Erfindung seien. Sie werden aus Luftschiffen geworfen und entwickeln einen so starken Nebel, daß die Luftschiffe geschützt sind gegen Angriffe von Fliegern und Kanonen.
Petersburg, 13.Mai. Die „Nowoje Wremja" bespricht die Beschießung von Dünkirchens aus deutschen Landbatterien und bemerkt dazu, daß eine derartige Schießleistung eine verblüffende Wirkung ausüben müsse. Der Besitz derart weittragender Geschütze komme im Werte drei gewonnenen Schlachten gleich.
Köln, 18. Mai. (WTB.) „Erbärmliche Lügen" nennt die „Kölnische Zeitung" die in dänischen Blättern verbreitete Nachricht, in Köln hätten Arbeiter Zettel an die Fenster angeschlagen mit der Aufschrift: „Gebt uns Brot, gebt uns unsere Kinder zurückI" — Die „Kölnische Zeitung" bemerkt dazu: Wir können über diesen neuesten, aus dem Geist des Dreiverbands geborenen Schwindel mit Heiterkeit zur Tagesordnung übergehen.
Lyon, 18. Mai. (WTB.) Der Progres meldet aus Lissabon: Die Zahl der Opfer des Aufstandes betrug bis zum Abend des 17. Mai über 200 Tote und 500 Verwundete. Die Mehrzahl der Opfer gehört der republikanischen Garde an. Admiral Brito ist eingekerkert worden. Er wird beschuldigt, dem Unterseeboot Espardarte den Befehl gegeben zu haben, die Schiffe zu versenken, die die Stadt beschossen.
Berlin, 18. Mai. (WTB. Amtlich.) Seine Majestät der Kaiser wohnte vorgestern den Kämpfen bei der Ueberschreitung des Sanabschnittes auf den Gefechtsftänden eines Generalkommandos und später einer Division bei.
Christiania, 17.Mai. „Morgenbladed" zufolge schreibt ein italienischer Oberst in einem Brief an einen hiesigen Norweger Freund, Kaiser Wilhelm habe drei Dinge ausgerichtet, für die die Welt ihm dankbar sein müsse: er habe den Russen den Branntwein genommen, den Franzosen die Religiosität wiedergegeben und England ein Heer geschenkt.
Frankfurt, 18. Mai. (GKG.) Die „Franks. Zeitung" meldet aus London. 18. Mai: Infolge der eingetretenen abnormen Preisteuerung für das Fleisch sind mehr als 3000 Fleischerläden im Lande geschlossen worden.
Das Reute/sche Bureau meldet: Folgende Namen sind von der Liste desHosenbandordens gestrichen worden: Der Kaiser von Oesterreich, der Deutsche Kaiser, der König von Württemberg, der Großherzog von Hessen, Prinz Heinrich von Preußen, der Herzog von Sachsen Koburg-Gotha und der Herzog von Cumberland.
Die Sammlung zur Kaiserspende deutscher Frauen und Mädchen nimmt einen schönen Fortgang. Mit besonderer Freude wird man hören, daß dieser Tage auch verschiedene namhafte Beiträge aus der Schweiz, von geborenen Schweizerinnen, für die Kaiserspende gesandt worden sind.
Nach den Feststellungen des preußischen Landwirtschaftsministeriums ist weder ein Mangel an Fleisch noch an Kartoffeln und Getreide zu befürchten. Die Bereitstellung von Fleisch-Dauerware habe sich als unnötig erwiesen. Die neuesten Erhebungen über unsere Kartoffelvorräte werden den Beweis liefern, ^
daß es uns an Kartoffeln nicht mangelt. Die lagernden Mehlvorräte und die guten Ernteaussichten lassen sogar die Hoffnung zu, daß eine Streckung unserer Grtreideoorräte im jetzigen Umfang vom Juli ab nicht mehr nötig ist und man vielleicht sogar die Brotkarten entbehren kann.
Karlsruhe. 14. Mai. Seit Mittwoch sind hier die ersten weiblichen Slraßenbahnschaffner, vorerst 4. im Dienst. In Mütze und kleidsamer Litewka stellen fich die Damen in ihrem neuesten Berufszweig ganz hübsch dar. — Auf dem hiesigen Friedhof befinden sich zurzeit auf dem hierfür bestimmten Felde 196 Kriegergräber, darunter 18 Offiziersgräber. 31 Franzosen, auch ein russischer Name ist vertreten und ein einfaches Kreuz enthält die vielsagende und ergreifende kurze Angabe: Unbekannt.
Württemberg.
Stuttgart, 17 Mai. In der letzten Sitzung des Stuttgarter Wirlsvereins berichtete Gastwirt Bötzel über die Verhandlungen mit dem Brauereiverband wegen der Bierpreisfrage und über die von den Wirten den Bierbrauern gegenüber gestellten Forderungen. Die von den Bierbrauern gemachten Versprechungen, kein Bier mehr an diejenigen Wirte zu liefern, die die Bierpreise nicht strikte einhalten, seien nicht gehalten worden. Weiter sei von den Wirten gefordert worden. Flaschenbier nicht mehr an Bäcker, Metzger und Spezereihändler zu liefern. Als Antwort sei den Wirten von den Bierbrauern entgegengehalten worden, daß die Wirte vor 20 Jahren die Gelegenheit zu derartigen Maßnahmen versäumt hätten. Jetzt sei der Flaschenbierhandel so in die Hände der Spezereihändler übergegangen, daß er ihnen nicht mehr entrissen werden könne. Außerdem sei auch die Organisation der Spezereihändler so fest und einig, daß es ihnen nicht schwer fallen würde, neben der Genossenschaftsbrauerei der Wirte eine Brauerei der Spezereihändler zu gründen. Der Redner bedauerte, daß der Mangel einer festgefügten Organisation die Wirte nicht zur Erfüllung ihrer Wünsche den Bierbrauern gegenüber gebracht habe.
Stuttgart, 17. Mai. Das Freilicht-Theater im Bopserwald wird auch Heuer wieder und zwar voraussichtlich im Juli Aufführungen veranstalten. Es ist zunächst ein dem Charakter der Zeit entsprechendes Stück (Andreas Hofer von unserem schwäbischen Landsmann Walter Lutz für die Freilichtbühne besonders bearbeitet) in Aussicht genommen. Darsteller sind wieder Mitglieder des K. Hoftheaters. Die Spielleitung liegt wie in den Vorjahren in den Händen von Hofschauspieler Brunno Peschel. Für unsere Verwundeten soll eine Anzahl Plätze unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Der Reinertrag der Aufführungen soll dem Roten Kreuz bezw. dem städtischen Hilfsausschuß zufließen.
Stuttgart, 17. Mai. (Wie man in Amerika unser» Feinden hilft!) Das „Stuttg. Neue Tagbl.", Nr. 139, Abendausg. vom Donnerstag, den 18. März 1915, berichtet darüber: „Eine sehr bekannte Schreibmasckinenfabrik Amerikas macht Patronenhülsen für eine der amerikanischen Munitionsfabriken. da diese nicht genug liefern kann". Jeder Deutsche sollte fich merken, wie Amerika in der schweren Zeit unfern Feinden hilft! „Keine amerikanische Schreibmaschine mehr!" sollte für Deutschland die Losung sein. Theodor Krafft, Generalvertrieb der deutschen Jseal- und Erika-Schreibmaschinen, Stuttgart.
Stuttgart, 17. Mai. Die Obsternteaus« sichten lassen sich, nach dem Bericht der Zentral- vermittlungsstelle für Obstverwertung, noch nicht übersehen. Die Blüte war überreich. Beerenobft und Pflaumen setzten sehr gut an. Kirschen gut, Birnen überreich, Aepfel mittel. Ab und zu macht sich Käfer- und Raupenfraß unangenehm bemerkbar; die rechtzeitigen gemeinschaftlichen Abwehrmaßregeln (für den Einzelnen zu umständlich) sind leider wieder versäumt worden. Ueber Kräuselkrankheit, gegen die wir noch kein wirksames Bekämpfungsmittel kennen, wird allerorts geklagt. Die Pfirsichbäume haben meist ein kümmerliches Aussehen.
Tübingen, 17. Mai. Im Alter von 79 Jahren starb hier Privatier, früher Kaufmann Chr. Gunßer. Derselbe hat nach dem Tod des volksparteilichen Kaufmann Schweikhardt ein Jahr, und zwar von 1899 bis 1900 Tübingen-Stadt im Landtag vertreten und gehörte der natioralliberalen Fraktion an.
Von der Alb. 17. Mai. Die bei uns mit Recht gefürchteten Nächte der Eisheiligen sind diesmal außerordentlich glimpflich vorübergegangen, ohne irgend welchen Schaden anzurichten. Wenn auch die Tem- ^ peratur mitunter stark heruntersank, so verhinderte
entweder bewegte Luft oder bedeckter Himmel die Eisbildung. Es ist nun nach glücklicher Ueberwindung dieses gefährlichen Zeitpunktes mit größerer Sicherheit auf einen geregelten Fortgang im Pflanzenwachstum zu rechnen.
Eine neue Art von Pferdeversteigerung. Das stellv. Generalkommando teilt mit, daß in der zweiten Hälfte des Monats Mai in Balingen eine Versteigerung von etwa 80 kriegsunbrauchbaren Militärpferden staüfinden werde. Um die mit einer erneuten Pferdeaushebung für die Landwirte verbundenen Härten möglichst zu vermeiden und zugleich Unzutraglichkeiten, die sich für die Pferdebesitzer und Militärverwaltung bei freihändigem Ankauf aus dem Zwischenhandel ergeben, nach Möglichkeit auszuschalten, beabsichtigt das stellv Generalkommando bei Gelegenheit der fraglichen Pferdeverfteigerung kriegsbrauchbare Pferde gegen Abgabe kriegsunbrauchbarer mit entsprechender Aufzahlung nach Abschätzung einzutauschen. Die Versteigerung wird infolgedessen in der Weise abzehalten, daß in erster Linie diejenigen Käufer befriedigt werden, die ihrerseits Pferde abgeben, die durch die in Balingen anwesende militärische Abnahmekommission als kriegsbrauchbar und preiswert befunden und zum Umtausch zugelassen sind.
klus StaSt. Bezirk unS Umgebung«
Neuenbürg. Das Eiserne Kreuz erhielt Mar Schund im Reserve-Regiment Nr. 119, Sohn des Goldarbeiters Gottfried Schmid hier.
In der württ. Verlustliste Nr. 183 vom 15. Mai 1915 sind folgende Namen aus dem hiesigen Bezirk enthalten:
Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 54.
1. Kompanie:
Musketier Heinrich Klauß, Wildbad, vermißt.
„ Ernst Keller, Gräfenhausen, vermißt.
4. Kompanie:
Kriegsfreiwilliger Hermann Faas, Höfen, gefallen.
6. Kompanie:
Ersatzreservist Ludwig Mauer. Feldrennach, infolge
schwerer Verwundung gestorben. Ersatzreservist Wilhelm Mauer, Feldrennach. gefallen.
Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart.
7. Kompanie:
Reservist Adolf Waker, Neuenbürg, verw.
* Neuenbürg, 16. Mai. Durch Vermittlung der Ev. Pfarrämter des Bezirks sind für Ostpreußen und Elsaß-Lothringen an verschiedene Sammelstellen (Rotes Kreuz. Kassenämter des Staatsanzeigers und des Schwäb. Merkurs, Geistl. Unterstützungsfonds u. a.) bis 30. v. M. eingesandt worden: 3733 «^. Auch eine Anzahl Naturalgaben wurden aus verschiedenen Gemeinden gespendet und durch die Pfarrämter vermittelt. Die vom Eo. Konsistorium angeordneten Kirchenkollekten zu Gunsten verschiedener Zwecke der Kriegshilfe haben im August v. I. 1452 «-A, im Februar d. I. 874 vergeben.
*Neuenbürg, 17. Mai. Für die notleidenden oftpreußischen Geistlichen wurde unter den deutschen evangelischen Pfarrern eine Sammlung veranstaltet. deren Ergebnis sich laut Veröffentlichung im „Verbandsblatt der deutschen evangelischen Pfarrervereine" auf 118040 Mk. beziffert. — Für die evangelische Kirche in Rom. die im Frühjahr 1915 hätte eingeweiht werden sollen, wenn nicht der Krieg ausgebrochen wäre, wurden zu dem speziellen Zweck einer künstlerischen Ausstattung der geschlossenen Vorhalle aus den Kreisen der evangelischen Pfarrer Deutschlands 20343 Mk. gespendet. Dieser Betrag wurde dem „Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß" in Berlin als dem Bauherrn der Kirche zur Verfügung gestellt. Am 2. Juni 1911 war der Grundstein zum Bau der Kirche im Quartiere Ludovisi in Rom gelegt worden. Am 21. Juni 1914 ertönte das Probegeläute der 3 Glocken, welche die Lutherstadt Wittenberg gestiftet hatte, über die „ewige" Stadt. Für den Monat März 1915 war die Einweihung der Kirche in Aussicht genommen. Der erste deutsche evangelische Gottesdienst hat in Rom stattgefunden am 27. Juni 1819. Als gottesdienstlicher Raum diente die Kapelle der deutschen Botschaft. Also rund ein Jahrhundert seither Vorbe- reitungszeitl Und was wird jetzt werden?
Neuenbürg, 18. Mai. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß nach der Bekanntmachung des Stellvertreters des Reichskanzlers über die Ver-