werde so mäßig wie möglich gehalten, es sei aber mit einem Aufschlag von 3°/o für Broschüren und 10 °/o für gebundene Bücher zu rechnen. Ledereinbände. Halbfranz- und Pergamentbände bedingten einen noch höheren Aufschlag, je nach dem Steigen der Lederpreise.
Stuttgart, 30. April. Auf dem Pferdemarkt war der Verkehr heute nicht so lebhaft, wie am ersten Tag. Immerhin wurden noch viele Käufe abgeschlossen. Gegen Schluß des Marktes standen noch etwa 30 Pferde zum Verkauf. Die über den Markt erzielten Preise bewegten sich zwischen 500 ^ und und 3000 Auf dem Hundemarkt war der
Handel flau.
Heilbronn, 18. April. Der Bäckermeister Heinrich Schwab in Backnang bat im Monat Februar von seinen beschlagnahmten Mehloorrülen. von denen er 22 Zentner hätte verbacken und 1 '/i Zentner verkaufen dürfen, in Wirklichkeit 63 Zentner verbacken und verkauft. Deswegen wurde er von der hiesigen Strafkammer zu 200 ^ Geldstrafe verurteilt. — Diese Strafe erhielt der frühere Bäckermeister und jetzige Mehl- und Spezereihändler Johann Gottlieb Morchen. auch in Backnang, der im Februar 66 Zentner Weizenmehl an seine Kunden verkaufte, während ihm hiefür nur 12 Zentner erlaubt waren. Beide Bäcker haben zu der Strafe hin auch noch die Kosten des Strafverfahrens zu tragen.
Heidenheim, 20. April. Ein reicher Bauer von Söhnstrtten stand vor dem hiesigen Schöffengericht. weil er bei der Aufnahme der Getreidevorräte ungefähr 80 Zentner Getreide anzugeben verschwiegen hatte. Der Wert beträgt über 1000 Mk. Zu seiner Entschuldigung führleer an: „Schätzen kann fehlen". Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einer Geldstrafe von 250 Mark.
Horb, 18. April. In Rexingen ist die Maulund Klauenseuche erloschen. Der Oberamtsbezirk ist wieder seuchenfrei.
Gold.
Gold ist für die hinter der Kampffront Gebliebenen diejenige Munition, mit der sie die große Zahl unserer Feinde wirkungsvoll beschießen kann. Erfreulicherweise hat seit Kriegsausbruch die bei der Deutschen Reichsbank zugeflossene Goldmenge sich um über 1100 Millionen gehoben. Teils aus Patriotismus und teils aus mehr oder minder milde ausgeübtem Zwange ist dieses Resultat zu Stande gekommen. Auch Württemberg darf sich rühmen, sein gutes Teil hiezu beigetragen zu haben. So wurde in Stuttgart allein im Monat März die stolze Summe von 6 700000 Mk. bei der Reichsbank eingeliefert. Aber damit dürfen wir uns nicht begnügen. Auf dieses Edelmetall darf der Spruch umgedeutet werden: Nichts ist gesammelt, wenn nicht alles gesammelt ist. Jedes 10- oder 30 Mk.-Stück muß aus dem Verkehr gezogen und als Deckung für die Banknoten abgeliefert werden. Eigentlich sollte es nach den schon so oft gegebenen Aufklärungen nicht mehr notwendig sein, die Wichtigkeit dieser Seite unserer nationalen Verteidigung darlegen zu müssen. Aber die Menschen lernen oft sehr schwer und vergessen so gern und so rasch, was das Erfordernis des Tages bedeutet. Die Zunahme des Goldes beträgt z. B. für die letzte Woche 8018000 Mk., womit der Betrag nunmehr auf 2 355437 000 Mk. angewachsen ist. Die Deckung für alle Banknoten, die das Volk in Händen hat, beträgt jetzt 46 "/», d. h. für je 100 Mk. Papier ist 46 Mk. Gold als Sicherheit hinterlegt.
Für die restlichen 54 Mk. ist mehr als ausreichende Deckung in guten Handelswechseln, Forderungen an Staat, Private gegen Hinterlegung guter Wertpapiere vorhanden. Damit ist für jedermann, insbesondere auch für die neutralen und feindlichen Länder der absolute Beweis erbracht, daß trotz fast neunmonatiger Kriegsdauer der Kredit Deutschlands absolut unerschütterlich ist. Wer daher aus Eigennutz sein Gold weiter versteckt, ist ein Mensch, der sich einfach nicht belehren lassen will. Er versündigt sich schwer an seinem Vaterlande und alle Freude, die er über einlaufende Siege unserer Waffen äußert, ist eitel Heuchelei und Selbstbetrug. Wir wollen zugeben und nicht verübeln, daß es vielleicht in den ersten Augusttagen des vorigen Jahres bis zu einem gewissen Grade nicht zu tadeln war. daß man „für alle Fälle" etwas Gold eintat oder zurückbehielt. Aber dieser „Fall", d. i. die Ueberschwemmung der heimatlichen Fluren durch feindliche Horden, ist gottlob ausgeblieben und wird nun nicht mehr eintreten, was selbst die Allerängstlichsten einräumen. Also darum heraus mit dem Golde. Wir gebrauchen vor
allem gewisse Rohstoffe und Lebensmittel aus dem Auslande, die wir unter Umständen durch Goldzahlungen billiger bekommen, als durch anderweitige Zahlungsmittel. Da nun jeder essen will und natürlich so billig als möglich, so hat auch jeder dasselbe Interesse, dafür zu sorgen, daß alles Gold bei der Geldzentralstelle Deutschlands — der Deutschen Reichsbank — zusammenfließt. Ist die Golddeckung immer besser, so kauft Holland, Dänemark, Schweden. Amerika uff. bei uns sichere, gutrenlierende Papiere und bezahlt sie mit seinem Gelde. Dafür können wir uns dann leicht und bequem notwendige Waren beschaffen. Aber Voraussetzung ist immer das absolute Vertrauen in unsere Finanzwinschaft. Zeigt sich darin einmal nur ein kleiner Riß, so bröckelt es immer weiter und weiter. Noch über 1'/, Milliarden Gold sind bei uns in den Strümpfen versteckt. Sie müssen an das Tageslicht kommen und zu ihren vielen Brüdern gelangen. Der Einzelne braucht jetzt kein Gold, wohl aber die Gesamtheit. Je mehr und je rascher Gold berauskommt, desto bald« ist Hoffnung vorhanden, daß der Krieg für uns ein siegreiches Ende bringt.
Kus Staöt, Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg, 20. April. Heute nachmittag wurde Kaufmann Adolf Lustnauer jun. auf dem neuen Friedhof hier zur letzten Ruhe gebettet. Er war im November v. Js. als Ersatzresrrvist zum Ersatzbataillon Jnf.-Regts. 124 nach Ulm einberufen. Noch in der Ausbildung zum Kriegsdienst begriffen, erkrankte er an Gelenkrheumatismus, sodaß er mehrwöchiger Pflege im Ulm« Militärlazarett bedurfte. Alsbald nach seiner Entlassung von da, in der Woche vor Ostern, tat er wieder Dienst in seinem Bataillon. Kaum zu Hause, um über Ostern seinen Erholungsurlaub zu genießen, wurde er bei seinem ohnehin geschwächten Gesundheitszustand von ein« Lungenentzündung befallen, welcher der erst 30jährige junge Mann nach weniaen Tagen erlag. Die heutige Beerdigung gestaltete sich zu einer großen Trauerkundgebung. Hinter dem mit Blumen und Kränzen reich bedeckten Leichenwagen folgte zunächst eine Abordnung des Truppenteils, dem der so unerwartet rasch Verstorbene angehörte, dann eine Anzahl der hier in Pflege befindlichen verwundeten Krieger und der Militärverein, bestehend aus meist älteren Mitgliedern, da die jüngeren in großer Zahl unter der Fahne stehen. Es folgte eine große Zahl Leidtragender von hier und Umgebung. Die tiefempfundene Trauerrede hielt Dekan Uhl. Nach der Feier in der Friedhofhalle und nach der Einsegnung widmete der nach schwerer Verwundung vom Felde zurückgekehrte und nun dem Ersatzbataillon Jnf.-Regts. 124 in Ulm zugeteilte Leutnant Lechler unter trefflichen Worten dem bescheidenen, braven Kameraden «inen Lorbeerkranz mit schwarz-weiß-roter Schleife. Einen weiteren herzlichen Nachruf mit prächtigem Kranz widmete der Obmann der Krieger- und Militärvereine des Bezirks. Oberamtssparkassier Holzapfel, für den hiesigen Militärverein, ferner Schötzenmeister Klauser für den Schützenverein. Die Fahne des Militärvereins senkte sich zu Ehren des braven, allzufrüh im Dienste des Vaterlandes abberufenen Kameraden und einzigen Sohnes des langjährigen Militär-Vereinsvorstands.
* Neuenbürg. 20.April. (Familienfürsorge.) Es dürfte zeitgemäß und sachdienlich sein, wenn über die Unterstützung der Familien Ausmarschierter auch einmal wieder für die Oeffentlichkeit Bericht erstattet wird. Denn seit dem letztmaligen Aufklärungsversuch vom 11. Dezember v. I. (Enztäler Nr. 198) sind mehr als 4 Monate vergangen, und aus diesen 4 Monaten sind wieder mancherlei Erfahrungen und Beobachtungen zu verzeichnen. Wie bekannt sein dürfte, hat das „Rote Kreuz" die Familienfürsorge an die „Zentralleitung für Wohltätigkeit" abgetreten, die von Beginn des Krieges an als „Unterst ützungs ab t eil ung" des Roten Kreuzes diesen Zweig der Kriegshilfe als Zuwachs zu ihrer sonstigen Tätigkeit übernommen hat. Der Zentralleitung dienen in den einzelnen Bezirken die „Bezirkswohltätigkeitsvereine", die zur Ausübung dieser neuen, durch den Krieg ihnen zugefallenen Tätigkeit sich zu „Bezirksausschüssen für Familienfürsorge" erweitert haben. Auch im hiesigen Bezirk wurde ein „Bezirksausschuß" bestellt, bestehend aus den bisherigen Mitgliedern des „Vorstands" und 5 weiteren hinzugewählten Personen. Die laufenden Geschäfte besorgt der „Engere Rat", der seit Mitte September v. I. nunmehr 11 Sitzungen gehalten und 281 Unterstützungsgesuche erledigt hat. Die „Unterstützungsgesuche" fußen auf vorgetragenen Bitten und Nachweisen nach Anleitung des von der Zentral
leitung ausgegebenen „Fragebogens". Vollständigkeit der Angaben zu klarer Darlegung des Sachverhalts ist durchaus erforderlich, Zuverlässigkeit und strenge Wahrhaftigkeit Grundbedingung. Die gewährten Unterstützungen tragen nicht den Charakter von „Armenuntelstützung". sind aber ebensowenig mit Entschädigungsansprüchen für Erwerbsausfall zu verwechseln, vielmehr sind es Beihilfen der freien Wohltätigkeit zur Schaffung des „zum Lebensunterhalt unbedingt Erforderlichen". So heißt es in den „Grundsätzen" der Zentralleitung, deren erste Ziffer lautet: „Unterstützung tritt nur ein, wo die Not nicht in eigener Kraft überwunden werden kann, und nur in Ergänzung der reichsgesetzlichen Leistungen". Bei der Beurteilung der einzelnen Gesuche müssen allerlei Umstände beachtet werden, z. B. sind von Gewicht keineswegs einfach die Zahl der Kinder, sondern Gesundheitsumstände, Erwerbsfähigkeit und Verdienftgelegenheit, naheliegende Beisteuer Dritter. Ersparnismöglichkeiten u. ä. Am guten Willen, alles „recht" zu machen bei Beratung und Erledigung von Bitten, ist nicht zu"zweifeln, ab« „allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann"I Vielfach wird die Arbeit des Ausschusses erschwert durch Begehrlichkeit und Mißgunst, durch schiefe Darstellung der Verhältnisse und Verschweigen von fördernden Umständen, die. wenn sie ans Licht gezogen würden, die Bitte sofort als unbegründet und als Versuch der Benachteiligung anderer kennzeichnen müßten. Jedenfalls aber ist von Zeit zu Zeit eine Nachprüfung der Verhältnisse der Empfänger geboten, da die Umstände bei den einzelnen sich ändern können, und zu bedenken bleibt, daß die zur Verfügung stehenden Mittel fort und fort gesammelt werden müssen, also nicht unerschöpflich sind. Beiträge, kleine und große, sind dringend erbeten. Die Zentralleitung gibt zwar ihrerseits Zuschüsse aus den von ihr erfammelten Mitteln, aber sie setzt dabei immer voraus, daß im Bezirk felbst nach Kräften beigesteuert werde.
Neuenbürg, 31. April. Wie man aus zuverlässig« Quelle erfährt, sollen demnächst, um dem teilweise wucherischen Treiben im Benzolhandel zu steuern, Höchstpreise für Benzol festgesetzt werden. Da der gewissenhafte Handel mit Preisen zwischen 30 und 40 ^ für 100 Kilogramm handelt, dürften die festzusetzenden Höchstpreise kaum erheblich hierüber hinausgehen.
Neuenbürg, 19. April. Um die Kulturhöhe der kriegführenden Länder kennen zu lernen, empfiehlt sich rin Vergleich zwischen der Schulbildung der im Felde stehenden „deutschen Barbaren" und der übrigen Nationen. Darüber erfahren wir folgendes: Von 1000 zum Heeresdienst Eingezogenen waren Analphabeten in Rußland 617, in Serbien 434, in Italien 306, in Oesterreich Ungarn 220, in Belgien 92, in Frankreich 30. in England 10 (in der Schweiz 3). in Deutschland 0.5. Die Schule ist der wichtigste Hebel für die Bildung des Volks, und die Tatsache, daß wir hier weitaus an erster Stelle stehen, ist ein Beweis für die Kultur unserer Gesamtnation. Auch wird in keinem anderen Land die Fortbildungs- und Fachschule so gepflegt und zeigt sich bei der Arbeiterbevölkerung eine so rege Lernbegier wie in Deutschland. Das muß in dieser Zeit einmal deutlich ausgesprochen werden, in der man mit Entsetzen wahrnehmen muß, welche Vorstellungen man sich im Ausland über deutsche Verhältnisse macht. Wo gibt es im Ausland ähnliche Einrichtungen für die Bildung und Weiterbildung der Arbeiterbevölkerung wie bei uns ?
Neuenbürg, 21. April. Dem heutigen Vierteljahrsschweinemarkt waren 38 Stück Milchschweine und 45 Stück Läuferschweine zugeführt. Milchschweine wurden per Paar zum Preise von 18—28 Mk.. Läuferschweine zum Preise von 50—57 Mk. per Stück verkauft. _
Schälet «erh-Riude vo« Eiche«, Fichte« ««d Rot-Tanne«!
Man schreibt uns: Durch die Entfesselung des Weltkriegs sind uns größtenteils alle Zufahrtswege für die Einfuhr benötigter Hilfsmittel unserer Industrie gesperrt. Deshalb sind wir auch mit allen Lebensund gewerblichen Bedürfnissen auf uns selbst angewiesen. So steht es auch mit den Gerbstoffen für die Lederindustrie. Seit Kriegsausbruch sind die aus Oesterreich-Ungarn und den überseeischen Ländern fließenden Rindenbezugsquellen für uns verstopft, somit ist das Gerbereigewerbe auf das eigene Land, die Staats-, Gemeinde- und Privatwaldungen angewiesen. Unsere Bauern können und sollen in ihrem Teil dazu beitragen, dem vorhandenen Mangel an Gerbrinde abzuhelfen, indem sie sorgsam jeden ihrer Eichbüsche an den Hecken und Zeilen ihrer Grundstücke. in dem jetzt kommenden Frühling schälen. Auch