Paketchen als Liebesgabe zu Weihnachten abgesandt. Die Freude und der Dank spiegelt sich in all den zahllosen Feldpostbriefen und -Karten wieder, die Tag um Tag beim Roten Kreuz von den Kommandostellen wie von einzelnen Empfängern der Christfestschachteln einlaufen und in geradezu begeisterter und vielfach rührender Weise wird dabei die frohe und erhebende Stimmung geschildert, die die Art und Weise der so glücklich erzielten Einzel- bescheerung unter unseren Soldaten bis in die vordersten Linien ausgelöst hat. In gleicher Weise äußern sich die Empfänger der durchweg so liebevoll gefüllten Schachteln in ihren direkten Tankesgrüßen an die Absender des Inhalts, wie von allen Seilen zu vernehmen ist. Hier ist also wahrhaft reichster Segen der Mühe und Sorge Preis gewesen und das Schwabenvolk kann das schöne Gefühl auskosten, seinen tapferen Söhnen im Felde in dankbarem Gedenken echte Freude bereitet und praktischen Liebesdienst geleistet zu haben.
Stuttgart. II. Jan. Bekanntlich ist in der letzten Woche wieder eine größere Kolonne, bestehend aus 23 Beamten und 45 Unterbeamten und Hilfs- unterbeamlen des Stalions- und Bahnbewachungs- dienftes nach Belgien abgegangen, die dem Belriebs- amt in Antwerpen unterstellt werden soll. Auch in dieser Woche wird wieder eine Gruppe von 80 Mann abgeordnet werden. Diesmal handelt es sich wieder um Personal für eine Betriebswerkstätte unter Führung eines Stabes von mittleren Maschinentechnikern. Bei den Eisenbahnkolonnen im besetzten Feindesland sind bis jetzt im ganzen etwa 1100 württ. Eisenbahner verwendet. Weiter stehen über 2500 Angehörige der Eisenbahnverwaltung beim Dienst mit der Waffe in der Front.
Stuttgart. 11. Jan. Bisher werden besonders ermäßigte Schülerkarten zur Benützung der fahrplanmäßigen Personenzüge in 3. und 4. Klaffe auch an Personen in gewerblichen Berufen abgegeben zum Besuch der Vorbereitungskurse für die Meister- und Gesellenprüfung, die von Staatsbehörden, Innungen oder Handwerkskammern veranstaltet werden. Diese Ermäßigung ist jetzt auch den Besuchern derartiger Kurse bewilligt worden, die von anderen gewerblichen Vereinigungen als Innungen veranstaltet werden.
Stuttgart, 11. Jan. Der Wertbrief- und Wertpäckchenverkehr mit Argentinien und Chile wird bis auf weiteres aufgehoben. Derartige Sendungen dürfen daher einstweilen bei den Postanstalten nicht mehr angenommen werden.
Stuttgart, 11. Jan. Nach einer Mitteilung der Ober-Postdirektion Straßburg gehen beim Postamt 1 in Straßburg immer noch zahlreiche ver- fchloßene Privatbriefsendungen u. a. auch aus Württemberg ein. Die Postanstalten find neuerdings darauf hingewiesen worden, daß nach Bekanntmachung Nr. 1 Privatbriefsendungen nach Elsaß- Lothringen usw. nur offen zur Beförderung zugelaffen sind. Nach Orten in den Kreisen Altkirch, Mülhausen, Thann. Gebweiler, Colmar und teilweise Rappoltsweiler sind auch Privatpakete an Militärpersonen in festen Standorten (stabile Truppen) nicht zulässig.
Stuttgart. Die Strafkammer hatte sich kürzlich mit 5 Vorstößen gegen das Höchstpreisgesetz zu befassen. In sämtlichen Fällen handelte es sich jedoch um leichte Uebertcetungen. Die angeklagten Kartoffel- und Spezereihändlerinnen hatten den Zentner und das Pfund Kartoffeln teurer verkauft, als der damals festgesetzte Höchstpreis war. Der Profit war durchweg gering. In einem Fall z. B. hatte sich die Angeklagte durch die Gesetzesübertretung 1 verschafft. Es wurden Geldstrafen von 5 ^ und 10 ^ ausgesprochen.
Maulbronn, 11. Jan. Ueber das Vermögen des Bierbrauereibesitzers Friedrich Rieger ist das Konkursverfahren eröffnet worden.
Schwarzenberg. 11. Januar. Mit welchem Geist auch des Schwarzwalds Söhne im Kampf fürs Vaterland ihre Pflicht erfüllen, das beweisen zwei Briefe, welche in ihrer Schlichtheit hier wieser- gegeben seien. Wenige Tage vor seinem Tode vollführt der Vizefeldwebel Gottlieb Seidt als Pionier mit bewundernswertem Mute im Granatfeuer die Sprengung einer Brücke, wofür er nicht nur seine Beförderung, sondern auch das Eiserne Kreuz erhält. Für seinen verwundeten Vorgesetzten eintretend, wird er als Zugführer zu einem Sturmangriff kommandiert und ehe er diesen schweren Gang antrat, richtete er in sicherer Todesahnung an seine Eltern folgende erschütternde Zeilen: Meine Lieben! Wenn Ihr dieses Schreiben erhaltet, werde ich nicht mehr am Leben sein. Ich schreibe dies einige Stunden
vor meinem Tode. Für heute abend ist der Sturm auf die feindliche Stellung angesagt; wer weiß, wer wieder zurückkommt. Für Eure Liebe und Güte nochmals innig dankend, verbleibe ich Euer Euch im Tode innig liebender Sohn und Bruder Gottlieb. — Liebe Ellern, der Herr, der Tröster aller Seelen, tröste Euch in Eurem Schmerze Im Himmel sehen wir uns wieder; ich sterbe mit den Worten: „Es kann mir nichts geschehen, denn was Gott hat ersehen und was mir selig ist." Mögen auch Euch diese Worte um mich trösten. Gott gebe uns den Sieg und schütze Euch, unser Vaterland, unfern Kaiser und König. Euer Gottlieb.
tLandeSproduktenbörse «Stuttgart). Bericht vom 11. Jan. Im Getreidegeschäft herrscht vollständige Ruhe, es fehlt rach wie vor an jedem Angebot, so daß unsere Mühlen demnächst gezwungen sein werden, ihre Betriebe einzustellen. HWir notieren nach neuer Mahlvorschrift: Brotmehl: 41,50 bis ^ 42.50, haussrei Stuttgart,
Kassa abzüglich l°/o Skonto. — Der diesjährige Frühjahrssaatfruchtmarkt findet am Montag, den 8. Februar ds Js>, von vormittags 10 Uhr ab im Lokal der Landesproduktenbörse «Europäischer Hof) in Stuttgart statt. Muster sind bis spätestens Samstag, den 6. Februar vormittags, an das Sekretariat der Börse (Europäischer Hof) einzusenden.
Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Das Eiserne Kreuz haben erhalten: Musketier Karl Ochner im Infanterie Regt. 126, Sohn des Jakob Ochner von Langenbranv; Reservist Karl Großmann. Sohn des Chr. Großmann z. „Wind- Hof" und Pionier Hermann Treiber von Wildbad.
Die Silberne Militärverdienstmedaille haben erhalten: Reservist K. Chr. Haag von Kohlhäusle und Unteroffizier Karl Aberle von Wildbad. _
Neuenbürg. 12. Jan. In der heute im Staatsanzeiger erscheinenden 95. württ. Verlustliste vom 12 Jan. sind aus dem hiesigen Bezirk folgende Namen aufgeführt:
Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 248 3 Kompanie:
Landwehrm. Johann Wildprett, Höfen, erkrankt.
5. Kompanie:
Ersatz Res. Ernst Regelmann, Engelsbrand, l. verw „ Christian Barth, Calmbach, gefallen.
„ Friedrich Rexsr, Maisenbach, l. verw.
6. Kompanie:
Ersatz-Res. Jakob Pfrommer, Bieselsberg, verw.
„ Gottfried Müller, Unterniebelsbach, verw.
Berichtigung zur Verlustliste Nr. 44: Infanterie-Regiment Nr. 180, Tübingen-Gmünd 8. Kompanie:
Kriegsfreiwill. Gustav Maisch, Maisenbach, bisher vermißt, war verwundet.
Neuenbürg. (Sitzung der bürgerlichen Kollegien vom 11 Jan.) Zur Fortsetzung der Noistands- arbeiten haben die bürgerlichen Kollegien beschlossen, den im Jahre 1912 begonnenen Holzabfuhrweg im Buchberg vollends zur Ausführung bringen zu lassen. Es handelt sich noch um eine Strecke von ca. 500 Meter. Nach Beendigung dieser Arbeiten soll eine Verbesserung der Waldwege vorgenommen weiden.
Pforzheim, 11. Januar. Die hiesige Stadtgemeinde läßt es sich angelegen sein, auch an ihrem Teile mitzuwirken, die Volksernährung sicherzu- stellen. Sie will, soweit als irgend möglich, alles brach liegende Gelände bebauen oder bebauen lassen, und fordert alle Grundstücks-, Garten- und Bauplatzbesitzer. die nicht verpachtetes oder brach liegendes Gelände besitzen, auf, mit der Stadtgärtnerei wegen der Nutzbarmachung in Unterhandlungen zu treten. Ein hübscher und verheißungsvoller Anfang auf dem Gebiete wurde mit den Schrebergärten gemacht. Im Bürgerausschuß wurden Zweifel laut, ob sich diese, anderwärts längst glänzend bewährte Einrichtung hier empfehle. Alsbald nach dem Ausschreiben aber waren die zunächst verfügbaren 110 Gärten vergeben und weitere Liebhaber wurden für später vorgemerkt. Eine hiesige Firma hat ein Ausschreiben erlassen, nach welchem sie Gelände im Enztal auf drei Jahre pachtfrei überläßt, wenn es urbar gemacht wird. Auch bei diesem Angebot dürfte es nicht an Liebhabern fehlen.
Pforzheim, 11. Jan. Gegen die vor mehreren Jahren eingeführte Polizeistundenverlängerung auf nachts 2 Uhr wurde seitdem namentlich von kirchlicher Seite Widerspruch erhoben. Auf Antrag des Stadtrats hat nunmehr das Bezirksamt die Polizeistunde wieder allgemein auf 12 Uhr festgesetzt.
Pforzheim, 11. Jan. Ein Bauer aus Bieselsberg verkaufte an zwei Händler ein Pferd für 720 Mark. Der Kaufpreis sollte in Pforzheim bezahlt werden. Dort machten die beiden Händler den Bauern betrunken und gaben ihm dann 130 Mark und zwei wertlose Kuxe. Die Polizei verhaftete die beiden Händler, Andreas Wacker aus Pforzheim und Gottlieb Singer aus Zuffenhausen. Das Pferd wurde beschlagnahmt.
V.6. (GKG.) Der 3. Jan. war ein Ehrentag für das Landsturmbataillon Calw und für die Landfturmeskadron Cannstatt. Es fand an diesem Tag in einer großen Halle des Palais des Fotes ein Konzert statt, veranstaltet von Mannschaften, Musikern und Gesangskünstlern der gegenwärtigen Besatzung von G. Der Elappeninspekteur Frhr. v. S. hatte dem Kommandeur des Landsturmbataillons Calw Oberstleutnant v. S. mitgeteilt, daß der Armee- oberkommandant Herzog Albrecht zu dem Konzert erscheinen werde, und ließ das Landsturm-Bataillon und die Landsturm Eskadron vor dem Palais zum Empfang des Herzogs Ehrenwache stellen. Als der Herzog erschien, ließ Oberstleutnant v. S. präsentieren und brachte ein dreifaches Hurra auf den Herzog aus. Während des Präsenliermarsches. gespielt von den Kapellen sämtlicher in G. liegender Truppenteile, schritt der Herzog die Front des Bataillons und der Eskadron ab, die einzelnen Kompanien mit dem Ruf: „Guten Abend Kameraden" begrüßend. Mit Begeisterung wurde der Ruf erwidert. war es doch jedem ein erhebendes Gefühl, hier im Feindesland von einem Angehörigen des württ. Königshauses und zugleich vor dem ruhmreichen Führer der 4 Armee in Parade zu stehen. Der Herzog sprach sich dem Kommandeur gegenüber anerkennend über die gute Haltung und den vortrefflichen Eindruck, den die württ. Truppen auf ihn gemacht halten, aus. Das Konzert nahm einen wohlgelungenen Verlauf. Unter den mitwirkenden Künstlern befand sich auch ein engerer Landsmann, der Konzertsänger Haas von Calw, Gesangslehrer am Konservatorium in Karlsruhe und Pforzheim, der z Zl als Gefreiter bei der 1. Kompanie Landsturm-Bataillon Calw steht und nach dem Konzert von dem Herzog huldvoll ongesprochen wurde. (S. M.)
Wenn wir Weißbrot und Kuchen, wie wir es bisher gewohnt waren, weiter essen, wird unser Vorrat an Weizen höchstens noch bis zum April reichen. Früher wurde unser deutscher Weizenvorrat durch Zufuhr von etwa 40 Millionen Zentner aus dem Auslande ergänzt, von dieser Zufuhr sind wir jetzt abgeschnilten. Es heißt also, sich beizeiten daran gewöhnen, nur Roggenbrot zu essen. Dies ist für gesunde und kräftige Menschen nicht schwer, für schwache und kranke desto schwerer. Darum ist es die Pflicht jedes gesunden Menschen, schon jetzt auf Weißbrot und Kuchen zu verzichten, damit das Weizenmehl für die, die es nur sehr schwer entbehren können, länger reicht. E» geziemt sich auch nicht, daß wir uns hier in Festkuchen. Kränzen, Pfannkuchen. feinen Backwaren usw. gütlich tun, während die Blüte unserer Nation draußen im blutigen Ringen steht und den größten Entbehrungen ausgesetzt ist. Wir müßten uns schämen, wenn wir nicht einmal ein so kleines und unbedeutendes Opfer zu bringen vermöchten. Weihnachten und Neujahr ist vorüber und es sind gewaltige Mengen von Weizenmehl zu Kuchen verwendet worden. Damit sei es aber genug. Von jetzt ab gehört kein Kuchen mehr in ein deutsches Haus!
5. Preußisch-Süddeutsche Klassenlotterie. Von der 5. Lotterie ist die 1. Klaffe am 10. und 11. Juli 1914 gezogen worden. Die Ziehung der weiteren 4 Klaffen mußte wegen des Kriegsausbruchs verschoben werden. Nunmehr soll diese Lotterie ihren Fortgang nehmen und die Ziehung der 2. Klasse am 12. und 13. Februar 1915 erfolgen. — Spielern der 1. Klaffe, bei denen die Erneuerung der Lose für die folgenden Klassen im gegebenen Zeitpunkt mit Schwierigkeiten verbunden ist, dürfen in Milderung der Bestimmungen des Lotterieplans erleichternde Zugeständnisse gemacht werden, worüber die Lotterie-Einnehmer Auskunft erteilen. Die Beteiligung neuer Spieler an dieser Lotterie ist jederzeit möglich.
vermischtes»
Offenburg. 10. Jan. In einem Feldpostbrief, den die „Offenburger Zeitung" veröffentlicht, heißt es: „Eine Merkwürdigkeit muß ich aber doch noch schreiben. Man sagt oft: Berg und Tal kommen nicht zusammen, aber die Leut'I So ist es mir in Rußland ergangen. Als wir am Ende der Schlacht > bei Lodz viele Gefangene machten und sie an uns