Sonntagsgedanken (9. Januar)
Einer für Alle.
Es ist der größte Irrtum, wenn ein Individuum sich einbildet, daß es für sich selber da sein und leben und denken und wirken könne. Fichte.
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Wenn das Vaterland auf dem Spiele steht, gibt es für Niemandeu Rechte, dann hat ein Jeder nur Pflichten.
Ernst von Wildenbruch.
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Darin liegt die Hoheit des Krieges, daß der kleine Mensch ganz verschwindet vor dem großen Gedanken des Staates; die Aufopferung der Volksgenossen für einander zeigt sich nirgends so herrlich.
Heinrich von Treitschke.
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Steht einer für alle und alle für einen, so kann nicht der Eine, das Ganze nicht fallen.
Die selbst sich nur lieben, das sind die Gemeinen, Die Edlen, sie leben und leiden mit allen.
Peter Rosegger.
Mitten wir im Leben sind-. Der „Lodzer
Zeitung" wird geschrieben: . . . Neben den Verschanzungen liegt abgerissener Stacheldraht und davor liegen zahlreiche Leichen. In der Nähe liegt die Leiche eines russischen Soldaten, eines Polen, er ist gestorben, während er betete, denn in seinen Händen befindet sich noch der Rosenkranz und neben ihm liegt eine Medaille mit dem Bildnisse der Mutter Gottes. Nicht weit davon liegt die Leiche eines deutschen Soldaten, gleichfalls eines Polen. Ihn traf die tätliche Kugel in dem Augenblick, als er einen Brief an seinen Vater schrieb. Er hatte gerade den Brief datiert und den Anfang geschrieben: „Lieber Vater! Ich bin gesund . .
Telegramm des Wolff'schen Büros an den „Enztäler".
(WTB.) Den 8. Jan. 3.30 Uhr nachm.
Großes Hauptquartier, 8. Jan. vorm. Amtl.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der andauernde Regen sumpft das Gelände um Flandern mehr und mehr an, sodaß die Operationen stark behindert werden. Oestlich von Reims versuchten die Franzosen heute nacht, uns einen Vorgraben zu entreißen; durch einen sofort angesetzten Gegenangriff wurden sie in ihre Stellung zurückgeworfen und verloren 50 Gefangene an uns. In der Mitte und im östlichen Teile der Argonnen machten unsere Truppen wieder Fortschritte. Ein nächtlicher französischer Angriff gegen unsere Stellung am Buchenkopf, südlich Diedolshausen (Vogesen), wurde
abgewiesen. Wiederholte Angriffe der Fran- ! zosen auf die Höhe westlich Sennheim brachen in unserem Artilleriefeuer zusammen. Wir! machten 2 Offiziere und 100 Mann zu r Gefangenen. Um die Ortschaft Oberburn- s Haupt, südlich Sennheim, wird zurzeit noch i gekämpft. !
Oestlicher Kriegsschauplatz: j
Auch im Osten herrschte ungünstige Wit> ^ terung. An der ostpreußischen Grenze und i im nördlichen Polen änderte sich nichts.' Oestlich der Rawka schritt unser Angriff fort. ' 1600 Russen wurden gefangen genommen,
5 Maschinengewehre von uns erbeutet. Auf dem östlichen Piliza-Ufer fanden nur Artilleriekämpfe statt.
Oberste Heeresleitung. QrtML RaeWchtM m» EÄWMWM-
München, 8. Jan. (WTB.) Anläßlich des 7 0. Geburtstages des Königs hat Kaiser Wilhelm an König Ludwig nachstehendes Telegramm gerichtet: Du vollendest heute Dein siebendes Jahrzehnt in ernster erhebender Zeit. Ich hätte es mir unter anderen Umständen nicht nehmen lassen, Dir zu diesem Tage meine Glückwünsche persönlich darzubringen. Da es le der nicht angängig war, so fahre ich zu Deinem Sohn, um mit ihm und im Kreise Dir nahestehender Männer Dein Geburtsfest zu begehen, einfach und schlicht, wie der Krieg es erheischt. Aber so einfach und schlicht die äußerliche Feier sein wird, so aufrichtig und herzlich sind die Wünsche, di« ich für Dich hege. Außer solchen für Dein persönliches Wohlergehen und das der Deinen, ist es ja besonders der eine groß; Wunsch, das eine heiße Gebet, in dem ich mich heute mit allen Deutschen innerhalb und außerhalb Bayerns eins weiß: Möge Dir und uns allen in Deinem neuen Lebensjahre der endgültige Sieg und ein ruhmvoller Friede beschieden sein. Das walle Gott. In treuer Freundschaft Wilhelm. Der König erwiderte: Ich bin tief gerührt durch die innige Aufmerksamkeit, die Du mir dadurch erweisest, daß Du den heutigen Tag bei meinem im Felde stehenden Sohn und den bayrischen Truppen zubringst. Empfange hierfür und für die warmempfundenen Glückwünsche zu meinem 70. Geburtstage meinen aufrichtigen, von Herzen kommenden Dank. Gott gebe Deinem Gebet um den endgültigen Sieg und einem ruhmvollen Frieden Erfüllung. Dieses ist der heiligste Wunsch aller, die in Treue feststehen zu Kaiser und Reich. Ludwig.
Berlin, 9. Jan. (WTB.) Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Frankfurt a. M: Wie die „Frankfurter Zeitung" mitteill, sind die deuischen und österreichisch-ungarischen Gefangenen von dem Dampfer „Potsdam" nunmehr auf das englische Schiff „Canada" gebracht worden. Das Schiff liegt bei der Hafenstadt Ryde auf der Insel Wight, 20 Minuten Fahrt von Portsmouth. Vermutlich soll damit erreicht werden, einen etwaigen deutschen s Angriff auf Portsmouth abzuwehren oder zu stören. '
Berlin, 9. Jan. (WTB.) Der bei Kotur gefallene Großfürst Alexander Michaelowitsch gehörte nach dem „Berliner Lokalanzeiger" zu den Mitgliedern des russischen Kaiserhauses. Politisch ist er öfter tätig gewesen. Er hatte zweimal den Minister Stolypin bewogen, trotz gegebener Demission im Amte zu bleiben.
Basel, 9. Jan. (WTB.) Nach einer Meldung der „Nationalzeitung" weist Hervee im „Guerre Sociale" auf den schweren Mißstand hin, daß Territorialsoldaten von 40 bis 42 Jahren Monate lang in den Schützengräben kämpfen, während Tausende von jungen Leuten in den Depots liegen.
Konstantinopel. 9. Jan. (WTB.) Nach Blättermeldungen ist der Scheck Scherif-Eddin aus einer berühmten kaukasischen Scheckfamilie mit Freiwilligen von mehr als 1000 Mann seines Stammes ' zur türkischen Armee gestoßen.
Basel, 9 Jan. Nach den „Baseler Nachr." hat Japan die gesamte Geschützbeute von Tsingtau an England verkauft. Dasselbe Blatt berichtet, daß bei Lodz und Lowitsch 8 russische Generale schwer verwundet worden sind.
Den 9. Januar 1915, mittags.
Basel. (Prioattel.) Im Dreieck Thann— Diedolshausen—Sennheim im Oberelsaß wird immer noch fortwährend gekämpft. Dir Deutschen sind nun endgültig wieder in Sieinbach eingezogen. Die Franzosen ziehen sich unter schweren Verlusten nach Thann zurück. In den unteren Vogesen in der Gegend von Diedolshausen und St. Di6 ist die französische Offensive zum Stillstand gekommen. Die deuischen Truppen haben die Strecke von St. Di6 bis St. Leonhardj besetzt. Alle französischen Angriffe wurden glänzend zurückgewiesen.
Kopenhagen. (Priv.-Tel.) „BerlinskeLitende" meldet aus Petersburg die Einziehung der 2 letzten Jahrgänge der russischen Reichswehr (Landsturm) zum 1. Januar russischen Stils.
Amsterdam. (Privattel.) Der Telegraph meldet aus Sluis: In der Nacht zum Donnerstag ertönte wieder Kanonendonner von der User her. Zwischen Lombardzyde und Westende und St. Georges wütet der Kamps heftig weiter, trotz des schlechten Wetters. Das Ueberschwemmungsgebiet bereitet dem französischen und belgischen Heer bei Nieuport die größten Schwierigkeiten. Die eigentliche Stadt Dixmuiden ist in den Händen der Deutschen.
Bern. (Pnv.-Tel.) Das „Berner Tageblatt" meldet: In der Gestalt einer Ortsangabe erwähnt die französische Heeresleitung, daß die Deutschen außer von Nsrdosten auch von Süden gegen Amiens vorrücken. Aus den 2 Oitsbezeichnungen ergibt sich, daß die heiß umstrittenen Städte Chaulnes und Roye noch immer in deutschem Besitz sind und daß zwischen Somme und Oise die deutsche Offensive, wenn auch langsam, doch stetig vorwärts kommt. Roye und Chaulnes liegen auf dem gleichen Längegrad wie Arras und Compiegne, sodaß an hissen Orten die Deuischen stark auf die französische Linie drücken. Ebenso wie bei Bethune, wo sie bereits einen kräftigen Keil in die feindlichen Reihen ge- trieben haben.
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Stadt Neuenbürg.
Stllmhch- und LtaiW-Veckus.
Am Montag, den 11. Januar 1915 vormittags 10 Uhr
kommen auf dem Rathauss aus den Waldabteilungen Jlgenberg, Heuberg, Weinsteige und Oberer Dachsbau zum Verkauf:
Stammholz: 8 36 Fm. Kl. III., 1,62 IV.,
6,93 V., 15,58 VI.
Baustangen: 138 St. Kl. la, 149 Ib, 305 II,
332 III.
Hagstangen: 77 Kl. I., 234 II., 512 III. Hopfenstangen: 625 Kl. 1., 1870 II., 655 III.,
355 IV., 1065 V.
Rebstecken: 2650 Kl. I., 1180 II., Bohnen
stecken: 195.
Brennholz: 31,5 Rm. tannene Prügel.
Den 29. Dez. 1914. Stadtschultheitzenamt.
Stirn.
K. Oöeramt Weuenöürg.
Vferde-Urrkauf.
Am 15. Januar ds. Js,, mittags 12 Uhr, werden im; Hofe der neuen Söflirrger Ulanenkaserne etwa 55 kriegsunbrauchbare Pferde versteigert. Näheres s. Staatsauz. Nr. 4. Den 7. Jan. 1915. Oberamtmann Ziegele.
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Heiserkeit, Katarrh, Verschleimung, Influenza oder Krampfhusten re. als
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E. Hanbensak; in Herren- alb: C. Bechtle.