Extrablatt brS Cnztilcrs.
Ausgegeben: Neuenbürg, den 17. Dezember 1914, mittags 12 Uhr.
TcksnMt brs Wolssslhtii Karos an den „EnMcr".
(WTB.) Den 16. Dez., nachm. 3.15 Uhr.
Großes Hauptquartier, 16. Dez. vorm. Amtl.
Im Westen versuchte der Gegner erneut einen Vorstoß über Nieuport, der vom Feuer seiner Schiffe^von See her unterstützt wurde. Das Feuer blieb gänzlich wirkungslos. Der Angriff wurde abgewiesen, 450 Franzosen wurden zu Gefangenen gemacht. Auf der übrigen Front ist die Erstürmung einer vom Feind seit vorgestern zäh gehaltenen Höhe östlich von Sennheim erwähnenswert.
Von der ostpreußischen Grenze ist nichts Neues zu melden.
In Nordpolen verlaufen unsere Angriffsbewegungen normal. Es wurden mehrere starke Stützpunkte des Feindes genommen und dabei etwa 3000 Gefangene gemacht und 4 Maschinengewehre erbeutet.
> In Südpolen gewannen unsere stark im Verein mit den Verbündeten kämpfenden Truppen Boden.
Oberste Heeresleitung.
(WTB). Den 17. Dez. 5.45 vorm.
Berlin. (Amtlich.) Teile unserer Hochseestreitkräfte machten einen Vorstoß nach der englischen Ostseeküste und beschaffen am 16. Dez. früh die beiden befestigten Küstenplätze Scarborough und Hartlepool. Ueber den weiteren Verlauf der Unternehmung können zurzeit noch keine Mitteilungen gemacht werden.
Ehes des Admiralstabs der Marine: v. Pohl.
(WTB.) Den 17. Dez. 5.55 vorm.
Berlin. (Nicht amtlich.) Nach englischen Meldungen wurden in Hartlepool über 20 Personen getötet, 80 verwundet und beträchtlicher Schaden angerichtet. Die Beschießung der Festung West-Hartlepool begann zwischen 8 und 9 Uhr früh. In Scarbourgh find zwei Kirchen beschädigt und mehrere Dächer eingestürzt. In Whitby soll die historische Abtei teilweise zerstört sein. Die Bevölkerung flieht nach dem Landesinnern.
Wien, 15. Dez. (WTB.) Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich gemeldet: Die durch die nötig gewordene Zurücknahme des eigenen rechten Flügels geschaffene operative Lage ließ es ratsam erscheinen, auch Belgrad zunächst aufzugeben. Die Stadt wurde kampflos geräumt. Die Truppen haben durch die überstandenen Strapazen und Kämpfe wohl gelitten, sind aber von bestem Geiste beseelt.
Berlin, 15. Dez. Aus Kopenhagen meldet die „National-Zritung": Wie „Daily News" eimäumen
Der Krieg.
müssen, ist durch die Wegnahme von Lodz die WinterauLrüstung der russischen Soldaten ernstlich in Frage gestellt. Die Tuchfabriken von Lodz, bekanntlich die bedeutendsten in Rußland, waren fast vollständig für Militärlieferungen mit Beschlag belegt und Tag und Nacht beschäftigt, Stoffe für die russischen Soldaten herzustellen. Abgesehen von den großen Vorräten an fertigem Militärtuch, das jetzt nicht zur Ablieferung kommen kann, werden die Webereien ihre Tätigkeit nunmehr der deutschen Armee widmen müssen.
Berlin, 15. Dez. Der älteste Sohn des Reichskanzlers v. Belhmann Hollweg ist. wie das „Berl. Tageblatt" erfährt, bei einem Patrouillenritte in Ostpreußen verwundet worden und in russische Gefangenschaft geraten. Die Verwundung jft ziemlich schwer, da es sich, außer um eine Wunde am Beine, auch um einen Kopfschuß handelt.
Berlin, 15. Dez. (WTB.) Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Rotterdam: Der Petersburger Berichterstatter der „Daily Mail" erklärt, daß die erneute Beweglichkeit der Deutschen in Polen nicht nur ihren Eisenbahnlinien, sondern auch der gewaltigen Masse von Automobilen für den schnellen Transport ihrer Truppen zu verdanken sei. In einer kleinen Stadt seien vor kurzem 3000 deutsche Automobile zusammengezogen gewesen, die zwischen 20 und 30 000 Mann transportieren konnten. Ueberdies legten die Deutschen neue Straßen an. Wenn Steinschlag nicht zu haben sei, so gebrauchten sie Baumstämme zur Pflasterung. Der Plan des russischen Generalstabs sei nunmehr, die Deutschen von ihren Eisenbahnen fortzulocken.
Auszug aus der Zusammenstellung der in den Verlustlisten der nicht württembergischen Heereskontingente, sowie der Marine verzeichneten Württembergs!: im Staatsanzeiger vom 12. Dezember Nr. 296:
Leib-Gren.Regt. Nr. 109, Karlsruhe. Grenadier Wilhelm Ohngemach, Engelsbrand, verw. Jnf.Regt. Nr. 142.
Reservist Jakob Stieringer, Enzklösterle. vermißt. Brigade Ersatz Bataillon Nr. 56. Rastatt. Ersatzreservist Gottlob Herrn. Schmauderer, Engelsbrand, l. verw.
Ersatzreservist Karl Weber, Grunbach, l. verw. Landwehr-Infanterie Regt. Nr. 81, Frankfurt a. M. 12. Kompanie:
Landwehrmann Joh. Pfrommer, Rotenbach, gefallen.
Jnf.Regt. Nr. 111, Rastatt.
Res. Felix Merkel, Langenbrand, bish. vermißt, i. Laz.
Jnf.Regt. Nr. 114, Konstanz.
Reservist Max Bott, Wildbad, l. verw.
Unteroffizier Gottfried Lamport, Enzklösterle, verw.
Neuenbürg, 17. Dez. In der heute im Staatsanzeiger erscheinenden 82. württ. Verlustliste vom 17. Dez. sind aus dem hiesigen Bezirk folgende Namen aufgeführt:
Infanterie-Regiment Nr. 180:
8. Kompanie:
Eisatzreservist Friedr. Proß, Arnbach, l. verw. Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 247 3. Kompanie:
Ersotzreservist Georg Schar ff, Schwarzenberg, l. verw. 8. Kompanie:
Kriegsfreiw. Fritz Kiefer, Wildbad, verw.,
9. Batterie:
Kriegsfreiw. Wilhelm Glauner, Gräfenhausen, verw.
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London, 17. Dez. (WTB.) Die Admiralität teilt mit: Eine wichtige deutsche Flottenbewegung fand gestern früh in der Nordsee statt. Scarborough und Hartlepool wurden beschossen. Unsere Flottillen sind an verschiedenen Punkten in Kämpfe verwickelt. Die Aktion wird fortgesetzt.
Berlin, 17. Dezbr. (WTB.) Zu der Be- schießung befestigter englischer Küstenplätze heißt es im „Berliner Tageblatt": Aehnlich wie bei dem Vorstoß auf Aarmouth am 4. November haben unsere Streitkräfte abermals die minendurchseuchte Nordsee durchquert, um englische befestigte Plätze zu beschießen. Es scheint, daß unsere Schiffe von den englischen Küstenpatrouillenbooten gesichtet wurden und diese sogleich größere Streitkräfte alarmierten. Wir sehen mit Spannung weiteren Nachrichten entgegen. — In der „Deutschen Tageszeitung" wird dieser erneute Vorstoß deutscher Seestreitkräfte nach der englischen Küste mit großer Genugtuung begrüßt, ganz besonders jetzt unmittelbar nach dem Gefecht bei den Falklandsinseln. Großbritannien und die ganze Welt mögen daraus ihre Schlußfolgerungen auf den Geist und den Willen ziehen, die in der deutschen Marine und in der Seekriegsleitung leben.
Berlin, 17. Dez. (WTB.) Ueber einen Land» sieg unserer Marine berichtet die „Kreuzeitung" aus dem Großen Hauptquartier vom 16. Dezember: Am 11. Nov. hat eine ganze französische Division bei Lombartzyde, nördlich Nieuport, einen Durchbruch zu versuchen beabsichtigt. Elf Bataillone Matrosenartillerie und Marineinfanterie kamen dem Feind zuvor und gingen im Sturm, voran ein Marineinfanteriebataillon mit entfalteter Fahne, gegen die starke französische Stellung an. Da der Dünenflugsand Gewehre und Maschinengewehre teilweise unverwendbar machte, entschied das Bajonett und nach blutigem Gefecht warfen unsere 6000 die 15 000 Franzosen in die Flucht. Die Franzosen ließen eine große Masse von Toten und Verwundeten auf dem Schlachtfeld und verloren über 800 Gefangene, darunter viele Offiziere. Der „Kriegs- berichterstatter der „Kreuzzeitung" sagt dazu: Für den Heldengeist unserer Offiziere ist es kennzeichnend, daß wir bei 200 Toten 14 Offiziere verloren haben, die in Oftende feierlich bestattet worden sind. Auf die verbündeten Feinde, namentlich auf die Franzosen selbst, hat dieser Landsieg unserer Marine den tiefsten Eindruck gemacht.
Berlin, 16. Dez. Aus Genf meldet der „Lokal- Anzeiger": Die Schlag auf Schlag einander folgenden Zerstörungen französischer Bahnhöfe durch deutsche schwere Geschütze werden im Joffreschen Hauptquartier schmerzlich empfunden. Nach den am Bahnhof von Commercy angerichteten Verheerungen wird heute die durch die Beschießung verursachte Zerstörung des Vogesenbahnhofs St. Leonard südlich von St. Dies und der daraus notwendig sich ergebenden Unterbrechung des Truppennachschubs gemeldet. Dagegen verschweigt die Joffresche Note die gründlich mißglückten, für die Franzosen sehr verlustreichen Versuche, nördlich Verduns und südlich St. Mihiels größere Bewegungsfreiheit zu gewinnen. Die Militärpresse sieht für heute einen neuen französischen Vorstoß aus der Richtung Toul voraus, ferner Operationen auf den Steinbach im Elsaß umgebenden Höhen, wo die Franzosen Verstärkungen erwarten, und in Flandern die Fortsetzung des gestern unerfüllt gebliebenen Bestrebens, bis zu den festen deutschen Stellungen bei Zillebeke südöstlich Apern vorzudringen.
Berlin, 17. Dezbr. (WTB.) Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Rotterdam: „Daily Chronicle" meldet unter dem 15. Dezember aus Dünkirchen, daß die rbündeten bei den jüngsten Kämpfen um Apern ^4000 Mann in drei Tagen verloren haben. Die englische Heeresleitung versuche, den Verl- in Offizieren durch Beförderung von Unteroffizieren zu Leutnants auszugleichen. Die „London Gazette" vom Montag enthält zum Beispiel die Namen von 64 Unteroffizieren, die das Leutnantspatent erhalten haben.
Berlin. 17. Nov. (WTB.) Ueber die neuen Kämpfe bei Apern berichtet, laut „Vossischer Zeitung", „Daily Chronicle": Die Deutschen eröff- netrn ihren Angriff mit einem scharfen Bombar- dement aus St. Eloi. Die Deutschen, die aus