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188.

Reuenbürg, Mittwoch den 2S. November M4.

72. Jahrgang.

Der Krieg.

Der Kaiser hat auf die Kunde des General­obersten von Hindenburg über die Erfolge der 9. Armee gegen die Russen an der ostpreußischen Grenze an den Führer der 9. Armee, den General von Mackensen, eine Glückwunschdepesche und seinen kaiserlichen Gruß an die Truppen, die mit uner­schütterlicher Tapferkeit gegen den Feind gekämpft haben, geschickt. Aus dieser Depesche geht hervor, daß jetzt gegen die Russen zwei deutsche Armeen, die 8. und 9., beide unter dem Oberbefehl des Generalobersten von Hindenburg gegen die Russen kämpfen. Der ehemalige deutsche Reichskanzler Fürst Bülow wird wahrscheinlich Deutscher Bot­schafter in Italien werden, da der deutsche Bot­schafter von Flotow in Rom für den dortigen schwierigen Posten nicht mehr recht zu passen scheint. Herr von Flotow ist mit einer geborenen russischen Fürstin vermählt und ein Stiefsohn von ihm kämpft gegen Deutschland im russischen Heere.

Es war vorauszusehen, daß die Verordnung des Bundesrats über die Höchstpreise für gewisse Fälle eine Einschränkung erfahren mußte. Dem Vernehmen nach steht daher auch eine Einschränkung der Bundesratsverordnung vom 28. Oktober 1914 über die Festsetzung von Höchstpreisen bevor. Sie wird sich beziehen auf Saatgetreide. Für solches sollen die festgesetzten Höchstpreise keine Geltung haben, so daß der Handel mit Saatgetreide frei­gegeben wird. Naturgemäß muß verhindert werden, daß diese Freigabe zu Mißbräuchen führt, indem Getreide als Saatgetreide verkauft wird, das tat­sächlich für andere Zwecke bestimmt ist. Die Ver­ordnung des Bundesrates wird daher bestimmte Vorschriften enthalten, die einen solchen Mißbrauch unmöglich machen.

Der Kaiser von Rußland hatte sich in letzter Woche mit seiner Familie wahrscheinlich zur Be­wunderung der großen russischen Siege nach Russisch- Polen begeben, doch hat man bis jetzt noch nichts davon gehört, ob der Kaiser von Rußland auch eine genaue Mitteilung über die Niederlagen der Russen an den deutschen Grenzen erhallen hat. Ganz sicher wird er aber Kunde von der Gefangennahme des Gouverneurs von Warschau, des Generals Baron Korff, durch die deutschen Truppen erhalten haben, denn der Herr Gouverneur ist ja nicht nach Warschau zurückgekehrt. Alle diese Erfahrungen machen natürlich auf das offizielle Rußland zunächst noch keinen Eindruck und wird von allen russischen amtlichen Kreisen mit dem Kaiser an der Spitze der baldige Sieg Rußlands über Deutschland und Oesterreich-Ungarn verkündigt. Sogar die Mutter des Kaisers von Rußland hat es für nötig emp­funden. dem Korrespondenten einer dänischen Zei­tung in Petersburg gegenüber zu erklären, daß Rußland in seiner gerechten Sache siegen werde. Worauf aber Rußland eigentlich seine gerechte Sache stützt, das hat die Welt bis jetzt noch nicht erfahren können, es sei denn, daß Rußland nach wie vor der Welt glauben machen will, daß es dazu berufen sei, die serbischen Königsmörder zu beschützen und die unverschämten Ansprüche der serbischen Politik zu unterstützen.

Das Ausland beschäftigt sich jetzt fortwährend mit der Leistungsfähigkeit des deutschen Heeres und mit der Frage, ob Deutschland besiegbar oder un­besiegbar sei. Es verdient da besonders hervor­gehoben zu werden, daß auch die englischen Zei­tungen jetzt viele Anerkennungen für die Tüchtigkeit und für die ganz unbeschreibliche Tapferkeit der deutschen Truppen aussprechen. Die deutschen Truppen zeigten trotz großer Verluste die glänzendste Tapferkeit und ein weniger tapferer Gegner als die Deutschen hätte wahrscheinlich schon lange die ver­

zweifelten Angriffe auf die französischen und eng­lischen Stellungen am Aserkanal aufgegeben. Voll Lobes über die Leistungen Deutschlands und des deutschen Heeres sind jetzt aber auch mehrere italie­nische und bulgarische Zeitungen. Das Mitglied der bulgarischen Volksvertretung, Daskalow, hat er­klärt, daß er während seines Aufenthaltes in Deutsch­land nur hätte beobachten können, daß alle Schichten des deutschen Volkes von der Unbesiegbarkeit Deutsch­lands durchdrungen seien. Diese natürliche Erkennt­nis des deutschen Volkes stütze sich auf dessen ein­mütige Entschlossenheit, den Krieg durchzuhalten, auch gewähre die straffe Ordnung und glänzende Organisation Deutschlands dem deutschen Heere eine ungeheure, Kraft.

Wien, 24. Nov. Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Erzherzog Karl Franz Joseph hat vom deutschen Kaiser ein Telegramm erhalten, durch das ihm für seine bewährte Teilnahme an den Operationen der verbündeten Armeen die Ver­leihung des Eisernen Kreuzes erster und zweiter Klasse mitgeteilt wird. Der Erzherzog hat über diese Auszeichnung dem Kaiser Franz Josef tele- graphisch Meldung erstattet und dem deutschen Kaiser seinen Dank telegraphisch ausgesprochen.

Amsterdam. 24. Nov. (WTB. Nicht amtlich.) DerTelegraaf" meldet aus Sluis: Den ganzen Sonntag über wurde hier Geschützdonner gehört, sowohl twa der User als auch von Apern und Dix- muiden her. Der Eindruck, daß die Kämpfe immer heftiger werden, wird durch die fortwährenden Truppenbewegungen verstärkt. Frische Truppen mar­schieren in großer Zahl nach Upern. Unter ihnen sah man auch eine bisher unbekannte Uniform aus einer Art grauem Samt.

Berlin, 25. Nov. Aus Amsterdam läßt sich dasBerliner Tagblatt" über das erneute Bom­bardement der belgischen Küste melden: Die Kano­nade sei so schwer gewesen, wie man sie noch niemals seit Ausbruch der Feindseligkeiten gehört habe. Man hörte wiederholt Explosionen, deren Donner noch mehrere Sekunden anhielt.

Wien, 24. Nov. Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Bei den jetzt im Zuge befindlichen Kämpfen in Russisch-Polen hat sich die Wirkung der schweren Artillerie wieder aufs glänzendste gezeigt. Die vielen Gefangenen sagen aus, daß die Wirkung des schweren Feuers entsetzlich und er­schütternd war. Die einfallenden schweren Bomben trieben die Russen wie aus Fuchslöchern nach allen Richtungen hinaus. Es kann ohne weiteres gesagt werden, daß den schweren Angriffen der Artillerie ein wesentlicher Anteil am Erfolg zukam.

Berlin, 23. Nov. Der ungarische Minister­präsident Graf Tis za ist heute aus dem deutschen Hauptquartier nach Berlin zurückgekehrt und reist heute abend nach Budapest zurück. In einer Unter­redung mit Professor Ludwig Stein, der darüber in derVoss. Ztg." berichtet, hat Graf Tisza seine hohe Befriedigung über den Empfang durch den Kaiser, den Reichskanzler und den stellvertretenden Generalftabschef ausgesprochen. Es gereicht dem Grafen Tisza zu hoher Genugtuung, daß in allen wesentlichen Fragen, die in diesem Augenblick die Herzen Deutschlands und Oesterreich-Ungarns mächtig bewegen, eine völlige Uebereinstimmung der Gesinnung und Handlung festgestellt werden konnte.

Kopenhagen, 24. Nov.BerlingskeTidende" meldet aus Paris: Der Kriegsminister hat alle Jahrgänge der Reserve und Teritorialtruppen von 1893 bis 1910, die noch nicht einberufen, oder die wieder heimgesandt worden waren, einberufen.

Mailand. 23. Nov. Das französische Parla­ment wird auf Mitte Dezember nach Paris ein­berufen, doch bleibt die Regierung vorläufig in Bordeaux, damit nicht, wie derTemps" schreibt. Paris wieder zum Ziel der deutschen Angriffe werde.

Die Tätigkeit des Parlaments soll sich auf Abstim­mungen beschränken. Debatten und Interpellationen müßten vermieden werden.

Die türkische Regierung hat in Kleinafien die den Engländern gehörende Eisenbahn Smyrna- Aidin mit Beschlag belegt. Es ist dies die türkische Vergeltungsmaßregel dafür, daß England die zwei auf englischen Werften befindlichen türkischen Kriegs- schiffe weggenommen, die Insel Zypern annektiert und die Verträge wegen Aegyptens verletzt hat. England hält sich bekanntlich für berechtigt, jeden Raub und Vertragsbruch für die Ausbreitung der eng­lischen Wellmachtstellung zu begehen und wird es höchste Zeit, daß England für seine Verbrecherpolitik bestraft wird.

Konstantinopel, 23. Nov. (WTB.) Um einen neuerlichen Beweis für die Pläne, die Rußland gegen die Türkei hegte, zu liefern und damit zu rechtfertigen, wie sehr die Türkei recht hatte, als sie auf die Seite des Dreibundes trat, veröffentlicht das BlattTuran" Erklärungen, die der frühere russische Botschafter in Konftantinopel, Giers, seinerzeit in derBirshewija Wjedomosti" machte. Giers äußerte sich folgendermaßen: Das Schwarze Meer wird ein russisches Meer werden müssen. Auch die Meerengen Bosporus, die Dardanellen und Gibraltar sollen russisch werden. Dagegen müssen Arabien und Mesopotamien England und Syrien Frankreich gegeben werden. Konftantinopel soll ein kleiner neutraler Staat werden. Diese Aeußerungen, sagtTuran", sind ein interessantes Dokument, denn sie beweisen, daß Giers nach Konftantinopel gekommen ist. nicht um die türkisch-russischen Beziehungen zu pflegen, sondern um an den Plänen zur Aufteilung der Türkei zu arbeiten. Sie stehen in offenem Widerspruch zu seinen Erklärungen, worin er die Hoffnung aussprach, daß die Zwischenfälle im Schwarzen Meer in freundschaftlicher Weise erledigt werden könnten. Wenn der frühere Botschafter so offen seine Gedanken äußerte, so beweist das den Grad der Feindschaft der Russen gegen die Türkei. Wir hoffen, daß angesichts solcher Dokumente die Nationen, die noch neutral geblieben find, die Ver­antwortung für den Krieg nicht auf uns schieben, sondern anerkennen werden, daß wir recht hatten.

Konstantinopel, 24. Nov. (WTB.) Eng­land macht in Persien verzweifelte Anstrengungen, um zwecks politischer Ausbeutung eine Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten herbeizuführen. Da die führenden Kreise beider Richtungen jedoch ent­schieden für den Islam eintreten, sind derartige Jntriguen aussichtslos. Die Sunniten und Schiiten sind völlig einig zum heiligen Krieg.

Mailaand, 24. Nov. (GKG.) Einer Mel­dung derUnion" zufolge haben die Türken beide Ufer des Suezkanals bei El Khazna am Ausfluß des Balahsees besetzt und damit den Suezkanal für englische Truppentransporte gesperrt.

""Rom, 24. Nov. Die osmanische Regiemng hat sofort beim Beginn ihrer Teilnahme am Krieg der italienischen Regierung die Erklärung abgegeben, sie verpflichte sich, die freie Schiffahrt im Suezkanal nicht zu verletzen.

Frankfurt a. M., 24. Nov. (WTB.) Nach einer Meldung derFranks. Ztg." aus Petersburg berichtet derRjetsch" aus Tokio von einer sehr starken Opposition gegen die Heeresvorlage Okumas.

Kopenhagen, 24. Nov. (WTB. Nicht amtl.) Der dänische DampferAnglo Dane" hatte letzte Nacht außer Falsterbo einen Zusammenstoß mit einem deutschen Torpedoboot, das schwer be­schädigt wurde. Zwei schwerverletzte Matrosen wurden an Bord des Dampfers gebracht. Der eine starb auf der Reise nach Kopenhagen, der andere kurz nach der Ankunft hier. Einzelheiten fehlen. (Notiz des WTB.: An zuständiger Stelle erfahren wir, daß bei dem Zusammenstoß der Heizer Birn-