unter Abnahme des ungiltigen Ausweises aus dem Etappengebiet entfernt, sofern nicht ihre Festnahme geboten ist. Ueber den Verbleib etwa mitgeführter Liebesgaben ist in solchem Falle Vereinbarung zu treffen. Giltige Pässe dürfen nur ausstellen unter Beifügung des Dienstsiegels: im Operations- und Etappengebiet die Kommandobehörden vom Divisionskommandeur und Etappen-Jnspekteur an aufwärts, im Heimatgebiete die stellvertr. Generalkommandos. Von anderen Dienststellen ausgefertigte Pässe werden erst durch das Visum der oben bezeichneten giltig. Auch die Inhaber giltiger Pässe sind auszuweisen oder festzunehmen, wenn sie sich Verstöße gegen gegebene Bestimmungen zu Schulden kommen lassen.
Ein kecker Schwabenstreich. Durch ein kühnes Unternehmen hat sich ein Württemberg«, der Gefreite Haist aus Neckarsulm, beiden Gefechten um R. besonders hervorgetan Er wurde während des Gefechts infolge der Dunkelheit von seinem Truppenteil abgesprengt und lief Gefahr, von den Franzosen gefangen zu werden. Nun zeigte sich, wie die Neckarzeitung berichtet, des Schwaben List und Unerschrockenheit. Haist hatte früher lange Zeit in Frankreich zugebracht und beherrschte die französische Sprache fertig. Da er rings von Franzosen sich umringt glaubte, so riß in Eile der Schwabe einem gefallenen französischen Oberleutnant die Uniform vom Leibe und zog sich solche im Gebüsch des Waldes an. Nach längerem Umherirren im Walde wurde er plötzlich von einem französischen Posten angerufen, der den Schwaben aber nach kurzem Wortaustausch weiter gehen ließ. Es wurde ihm aber dienftbeflifsentlich gemeldet, daß 600 Meter rückwärts eine Feldwache mit 84 Mann, befehligt von einem Sek.-Leulnant stehe. Der Schwabe ging stracks der Feldwache zu, empfing den Leutnant mit einem siedenden Donnerwetter, weil der Posten zu unsicher aufgestellt sei. Er erbat sich zwei Mann zur Patrouille und ging nun in größter Eile die entgegengesetzte Richtung zu, wo Haist mit den beiden Franzosen bald von einer deutschen Wache gefangen genommen wurde. Er wurde bald als ein Landsmann erkannt und nachdem er sein Abenteuer erzählt, wurde ihm eine Abteilung, die sich freiwillig dazu meldeten, mitgegeben. Die Wache überrumpelte er glücklich und ohne einen Schuß und Schwertstreich nahm er die ganze Feldwache gefangen. Nach reichlich einer Stunde gelangte er unter großem Jubel seiner Kameraden im deutschen Lager ein bei stockfinsterer Nacht.
Stuttgart. 29. Okt. Von der Bücherei-Abteilung des Roten Kreuzes Stuttgart, Friedlichstraße 23 b sind bis jetzt 70000 Bände Bücher und Zeitschriften in deutscher und 2000 Bände in französischer Sprache an die verschiedenen Lazarette des Landes hinausgegangen. Die gleiche Anzahl von Bänden steht noch zur Verfügung und wird demnächst ebenfalls ihre Wanderung zu unseren Verwundeten an- treten. Dazu kommen noch 1600 Spiele allerlei Art und die tägliche Lieferung von 500 Exemplaren der verschiedenen Tageszeitungen. Das Rote Kreuz ist damit erfreulicherweise in der Lage, das große Lese- und Unterhaltungsbedürfuis der Verwundeten in weitgehendstem Maße zu befriedigen. Den vielen freundlichen Gebern aber, die dies ermöglicht haben, gebührt der herzlichste Dank l
Stuttgart, 29. Okt. Die Firma Otto Ficker in Kirchheim-Teck hat dem Roten Kreuz 42000 Mappen geschenkt, die jeweils einen Block Briefpapier. fünf Hüllen und fünf Postkarten enthalten und für die Truppen im Felde bestimmt sind.
Stuttgart. 30. Okt. Von einem schweren Verlust wurden Verlag und Redaktion des Schwäbischen Merkurs betroffen: ihr allverehrter Seniorchef und Leiter des Blattes. Dr. jur. Karl Elben, ist heute vormittag im Alter von 59 Jahren gestorben. Mit herzlichem Bedauern wird die Kunde von seinem Hinscheiden im weiten Kreise der Bekannten des vortrefflichen Mannes, in der National- liberalen Partei und insbesondere auch bei seinen Berufskollegen ausgenommen werden. Dr. Karl Elben war 26 Jahre lang mit der Träger der guten festen Traditionen des altangesehenen Blattes.
Bietigheim, 30. Okt. Vor einigen Tagen kamen einige hiesige Knaben nicht zur gewohnten Zeit nach Hause. In ihrer Kriegsbegeifterung hatten sie sich entschlossen, auf den Kriegsschauplatz zu gehen, um den Soldaten Dienste zu leisten. Sie kamen jedoch nur bis Mühlacker, wo vom Roten Kreuz ihr Hunger gestillt wurde. Von hier aus wurden die jungen Leute wieder zu ihren Angehörigen, denen sie durch ihre „Vaterlandsliebe" begreifliche Sorge gemacht halten, zurückgebracht.
Die Daimler Motoren-Gesellschaften in Untertürkheim beschäftigt nach der „Köln. Ztg." zurzeit ebensoviel Arbeiter wie bei flottem Geschäftsgang in Friedenszeiten, nämlich 3000. Einzelne Abteilungen haben Tag- und Nachtschichten.
Mummelsee (Schwarzwald). Der in Baden- Baden angestellte 16jährige Kaufmannslehrling Eugen Sick aus Baden-Lichtental machte seinem Leben durch Ertränken im Mummelsee ein Ende. Das Motiv zu der Tat soll Untauglichkeit für den Kriegsdienst sein.
Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg, 31. Okt. In der heute im Staatsanzeiger erscheinenden 51. württ. Verlustliste sind aus dem Bezirk Neuenbürg folgende Namen auf- geführl:
Infanterie-Regiment 125, Stuttgart 3. Kompanie:
Reservist Friedrich Müller, Birkenseld, verw., Landwehrmann Gustav Schraft, Rotensol, gefallen.
9. Kompanie:
Musketier Rudolf Drollinger, Ottenhausen, schw. verw.
10. Kompanie:
Reservist Ernst Wilh. Herb, Neusatz, vermißt,
„ Ernst Oßmann, Birkenfeld. „
„ Hermann Barth Calmbach, „
„ Karl Kusterer II. Ottenhausen, vermißt,
„ Paul Albert Bester, Birkenfeld, „
Gefr. d. Landw. Karl Rentschler, Höfen, „ Landwehrmann Karl Duß, Conweiler. „
Wildbad, 30. Okt. Mit dem Eisernen Kreuz ist ausgezeichnet worden Professor Steurer von hier, welcher als Oberleutnant im Feldartillerie- Regiment Nr. 49 im Felde steht.
Neuenbürg. 31. Okt. Ein neuer Fahrplan wird am Montag den 2. November in Kraft treten. Wie der „Staatsanzeiger" schreibt, soll der neue Fahrplan gegenüber dem jetzt in Kraft befindlichen Kriegsfahrplan nicht unwesentliche Verbesserungen bringen. Der neue Fahrplan wird voraussichtlich einige Monate in Kraft bleiben. Bei der Kürze der Zeit und da namentlich die Fahrpläne der andern Eisenbahnverwaltungen nicht frühzeitig genug zu erhalten sind, ist das Erscheinen der Fahrpläne erst einige Tage nach Inkrafttreten zu erwarten.
Neuenbürg. 30. Okt. Vier Postwünsche der Feldgrauen kehren in den Feldpostbriefen immer wieder: 1. Sendet Feldpostkarten mit Antwortkarte. 2. Legt jedem Briefe Papier und Umschlag zur Antwort bei. 3. Sendet Feldpostanweisungen, damit wir unser Geld nach Hause schicken können. 4. Sendet Kopierstifte zum Ausfüllen der Postanweisungen, da Bleistiftschrift nicht genügt und Tinte nicht vorbanden ist.
Calmbach. Minderbemittelten Lungenkranken dürfte es zur Beruhigung dienen, zu erfahren, daß, während die großen Lungenheilstätten der Versicherungsanstalt Württemberg, Wilhelmsheim und Ueber- ruh, nach Ausbruch des Krieges ihren Betrieb eingestellt haben und als Vereinslazarette des Roten Kreuzes benützt werden, der Verein für Volksheil- stätten in Württemberg seine für die Aufnahme lungenkranker Männer. Frauen und Kinder eingerichtete Heilstätte Charlottenhöhe bei Calmbach auch während des Krieges in unveränderter Weise weiterbelreibt.
Alten steig, 30. Okt. Freud und Leid hat der Krieg der Familie des Stadtwundarztes Vogel hier gebracht. Der Sohn Wilhelm Vogel ist bei einem Nachtgefecht in Frankreich gefallen. Nach langer Ungewißheit ist nun die amtliche Nachricht über das Schicksal des Sohnes den Eltern geworden. Fast zu gleicher Zeit, in welcher die amtliche Trauerbotschaft einlief, kam die erfreuliche Nachricht, daß der als Oberarzt im Felde stehende Sohn Or. meä. Richard Vogel mit dem Eisernen Krenz dekoriert wurde.
Sonntagsgedanken (1. November).
Heldengeist.
(Lutherworte zum Reformationsgedächtnis, 31. Okt.)
Steht fest und werdet nicht müde, denn euer Gott ist mit euch! Was fürchtet ihr die Höllenbrände eurer Feinde, die den Himmel gleich wie der Rauch ersteigen wollen und werden doch von einem kleinen
Hauch göttlichen Geistes schnell verweht, lassen sich schön hart anfühlrn wie Wachs, müssen aber vor der Hitze bald zerschmelzen. Darum seid kühn, fürchtet sie nicht.
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Nur immer Trotz gefaßt und gedacht: Ich habe einen Gott, wenn auch gleich alles schief geht. Was frage ich da nach allem, was wider mich ist?
Laßt euch der Feinde Rat und Anschlag nicht irre machen, mein liebes Volk, wenn Gott für uns ist, wer kann uns Schaden tun? Der Glaube ist stärker als alle Feinde. Unsere Lampen kann niemand auslöschen. Darum sehe jeder zu, daß er diese zwei Stücke zusammen habe: Das Oel, das ist das rechte Gottoertrauen im Glauben und die Lampe, das Gefäß, das ist die Dienstbarkeit an deinem Nächsten. — Der Glaube ist und soll sein ein Stehfest des Herzens, der nicht wankt, wackelt, bebt, zappelt noch zweifelt, sondern fest steht und seiner Sache gewiß ist.
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Und wenn schon der Feinde so viel wären wie Sand am Meer, so sind sie ja Gottes Kreatur und können ohne seinen Willen keinen Gedanken haben, geschweige mir Schaden tun, wenn ers nicht will. Will ers aber, wohl mir! Denn ich weiß, daß sein Wille gnädig und väterliche Liebe ist. Darum steht so ein gläubiger Mensch in solcher Freude und Sicherheit, daß er sich von keiner Kreatur schrecken läßt, sondern ein Herr über alle Dinge ist, der sich vor nichts fürchtet, als vor Gott im Himmel.
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Herr Luther, gut ist eure Lehr' ein frischer Quell, ein starker Speer:
Der Glaube, der den Zweifel bricht, der ew'gen Dinge Zuversicht, des Heuchelwerkes Nichtigkeit!
Ein blankes Schwert in offnem Streit! —
Ihr bleibt getreu trotz Not und Bann und jeder Zoll ein deutscher Mann.
In Freudenpulsen hüpft das Herz, in Jubrlschlägen dröhnt das Erz, kein Tal zu fern, kein Dorf zu klein, es fallt mit seinen Glocken ein —
„Ein feste Burg" — singt jung und alt, der Kaiser mit der Volksgewalt:
Ein feste Burg ist unser Gott,
dran wird der Feind zu Schand und Spott.
C. F. Meyer.
Und ob die Welt voll Teufel war!
Zum Reformationsfeste 1914.
Ein' feste Burg ist unser Gott . . .
Gewaltig Lied von tausend Zungen In Schlachtenlärm und Roffetrott Aus tiefer Seelennot gesungen!
Ruchlose Feindschaft um uns her.
Zur See der Briten lauernd Höhnen:
Als ob die Welt voll Teufel wär'.
Scheint es seit Monden Deutschlands Söhnen!
Lang auf der Wartburg der Geduld Saß deutsche Kraft in ernstem Sinnen,
Ob Räubergier auch Schuld um Schuld Gehäuft durch freches Ränkespinnen,
Bis kalterwogner Meuchelmord Im Sturm verhing des Himmels Bläue:
Da ward zu heil'ger Tat das Wort Der edlen Nibelungentreue!
Da flog in allen Brudergau'n Blitzgleich das Schwert aus jeder Scheide,
Und mit dem alten Gottvertraun,
Das uns beseelt in Glück und Leide,
Ging's an den alten bösen Feind In Oft und West, wie auf dem Meere:
Wie er's mit Ernste auch gemeint
Wir schlugen ihn zu Deutschlands Ehre! . . .
Ein' feste Burg ist unser Gott . . .
Trutzlied, wenn Stürme uns umsausen:
Zum Angstschrei wird der Gegner Spott,
Wo deine mark'gen Klänge brausen!
Kampflied, das Not und Tod beschwor In alten wie in jüngsten Tagen:
Voll Inbrunst steig' auch heut empor.
Dem Herrgott Siegesdank zu sagen! . . .
(Nachdr. Verb.) - A- N-