Die Kreise des Handels und der Industrie beherrschen sämtlich die deutsche Sprache; soweit sie es nicht tun, sind sie jedenfalls als Mitglieder einer deutschen Handelskammer nicht geeignet.

Aus dem Maasmünstertal, 23. Sept. Ein kühnes Wagnis rettete einen jungen Lehrer unseres Tales aus französischer Gefangenschaft. Mit ver­schiedenen Geiseln sollte auch er nach Frankreich gebracht werden. Auch ein Fahrrad hießen die Franzosen mitgehen. Als die Deutschen gegen das Ta! anrückten, traten die Franzosen den Rückzug an und nahmen die Geiseln mit. An einer Stelle wurde im dichten Walde Halt gemacht, aber nur kurze Zeit, denn der Geschützdonner der Deutschen kam immer näher. Beim Aufbruch vergaß man das an einen Baum gelehnte Rad. Diesen Augenblick der Ver­wirrung benutzte der junge Lehrer, um sich auf das Rad zu Schwingen und talwärts zu fahren. Die verblüfften Franzosen gaben zwar mehrere Schüsse auf ihn ab, von Lenen aber keiner traf. So entging unser wackerer junger Mann der Gefangenschaft.

Von vier Brüdern Schoch, die sämtlich als Generale bei der bayrischen Armee im Felde stehen, haben drei das Eiserne Kreuz, einer den Max-Joseph-Ordsn, den bayrischen kour 1e mörite, erhalten. Der König von Bayern hat die Auszeichnung ihrer Söhne der 82 jährigen Mutter der Generale ducck einen Adjutanten mitteilen lassen.

Essen, 22 . Sept. Die Beamten der Firma Krupp, die die 42em-Haubitzen konstruiert und auch zuerst angewandt haben, sind mit dem Eisernen Kreuz' ausgezeichnet worden. Es sind dies das Mitglied des Kruppschen Direktoriums Professor Rausenberger, Hauptmann der Landwehr bei der Fußartillerie, sowie Hauptmann Wefener und Ober­ingenieur Kolb.

Düsseldorf, 23. Sept. Die ersten Liebes­gaben sind am Montag nachmittag in der Front der Westarmee bei Reims eingetroffen und zwar durch eine Automobilkolonne des Bezirksoereins vom Roten Kreuz für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Die Gaben wurden bei mehreren in der Feuerlinie stehenden Korps abgegeben. Von den die Kolonnen begleitenden Herren wurde festgestellt, mit wie war­mem Dank diese Gaben angenommen werden, auch wie groß das Bedürfnis ist, das hier dringend der Befriedigung harrt. Bei der einsetzenden Hsrbst- witlerung ist vor allen Dingen warmes Unterzeug, Decken und Verbandszeug vonnöten. Wurst. Schin­ken und in erster Linie Zigarren, sowie Tabak in jeder Form werden von den Kriegern sehnsüchtig er­wartet und mit Jubel begrüßt. Wer die Anstreng­ungen und Entbehrungen gesehen hat, die unseren Kriegern in der vordersten Linie auferlegt sind, dem erscheinen selbst die größten Opfer, die die Zuhause- gebliebenen bringen, gering, und betrachtet es als unbedingte Pflicht der ganzen Bevölkerung, die Samm­lung von Liebesgaben unter Einsetzung aller Kräfte im größten Umfange zu betreiben. Wenn dann noch die mit erheblichen Schwierigkeiten verbundende Heran­bringung der Gaben an die bedürftigen, das heißt an die in der Feuerlinie stehenden Truppen auf zu­friedenstellende Weise organisiert ist, wird diese Tätigkeit unseren Braven über manche schwere Stunde hinweghelfen.

Metz, 23. Sept. Vom Stadthause ist die kleine, über der Wölbung des Hauptportals eingelassene schwarze Marmortafel mit der Inschrift Uötsl clo ! ville entfernt worden, um fortab im Museum als Gedenkstück der französischen Zeit aufbewahrt zu werden. Nachdem mit den zweisprachigen Straßen- ^ schildern gleich nach der Kriegserklärung aufgeräumt ^ worden war. hatte auch diese Tafel am Stadlhause wohl nur noch historischen Wert, der ihr durch ihre Unterbringung in den städtischen Sammlungen ge- > wahrt bleibt. ?

Turin, 24.Sept. (Priv.-Tel.) WiederSlampa" ? aus Bordeaux gemeldet wird, erklärte der Abba ! Wetterle einem Journalisten gegenüber, die süd- ; deutschen Staaten blieben nur aus Interesse und ! Gewohnheit Bundesstaaten des Kaiserreichs. Es ! scheint deshalb, als wollten sie sich nicht trennen. Aber sobald ihnen jemand sicherere Garantien bietet als dis jetzigen, wird der Geist des Partikularismus aufleben und die Süddeutschen werden sich gern vom Reich trennen. Voraussichtlich wird Deutschland bald um Frieden bitten. Deutschland wird eine große Kriegsentschädigung zahlen können. Alle Eisenbahnen find verstaatlicht und haben einen Wert von 25 Milliarden. Nreußen besitzt große Kohlenbergwerke. Zerstörte Kunstwerke müssen mit anderen Kunstwerken bezahlt werden. Die Museen von Berlin, Düsseldorf, ! München und Dresden enthalten Werke von un- ° schätzbarem Wert. Der Sieg muß aber vollständig ! sein, sonst erneuert sich der Alpdruck in kurzer Zeit.

Frankfurt a. M., 22 . Sept. Nach einer in­direkten Meldung derFranks. Ztg." aus Bordeaux predigte in der dortigen Kathedrale bei der Messe Wetterle für die Entente und flehte den Segen des Himmels auf Frankreich herab.

Die deutschen Verluste. DieMagdeburg. Volksstimme" hat sich der Mühe unterzogen, die in den Verlustlisten bisher bekannt gegebenen Verluste der deutschen Armee einmal zusammenzuzählen. Bis einschließlich der 25. preußischen Verlustliste, der 8 . bayrischen, der 8 . sächsischen, der 14. württem- belgischen und der 4. Marineverlustliste wurden gezählt: 4975 Tote, 20146 Verwundete, 5936 Vermißte, zusammen 31057 Mann. Dazu kommen noch 35 Mann von einem Grenadier-Regiment, die neutrales holländisches Gebiet betreten hatten und dort zurückgehalten werden. Die Berichtigungen der Verlustlisten sind bei der Zählung bereits berücksichtigt. Die Zahl der Toten wird sich noch erhöhen, weil mancher Schwerverletzte noch durch den Tod von seinen Leiden erlöst amd. Man darf wohl annehmen, daß die der Zählung zugrunde gelegten Listen bis über den August nicht hinausreichen, daß im Gegenteil die nächsten Listen noch Verluste verzeichnen werden, die bereits im August entstanden sind.

WürttsmSerg.

Stuttgart, 23. Septbr. Nachdem bereits wiederholt größere Sendungen Liebesgaben mit jeder sich nur darbietenden Gelegenheit und Mög­lichkeit vom Roten Kreuz in Stuttgart nach verschiedenen Teilen des westlichen Kriegsschauplatzes hinausgesandt worden und speziell auch unseren -ttembergischen Truppen direkt zugute gekommen sind, ist jetzt ein umfangreicher Automobildienst für den gleichen guten Zweck organisiert worden mit förderlichster Unterstützung des K. Kriegsministeriums. des K Siellvertret. Generalkommandos und des K. Württemb. Automobilklubs. Dafür haben sich dankenswerterweise eine ganze Anzahl von Auto» besitzern zur Verfügung gestellt, so daß heute bereits 3 große, schwer bepackte Lastwagen nach Montmedy abgesandt werden konnten, während morgen früh t sine ganze Kolonne von 1214 Wagen ab hier,

! eins solche von 4 Wagen ab Heilbronn mit dem ! gleichen Ziele und schließlich eine von 6 Wagen ab ^ Ulm nach Neu-Breisach dirigiert werden.

Stuttgart. 23. Sept. Heute vormittag 9 Uhr traf wiederum ein großer Verwundetentransport aus Montmedy hier ein. Der Zug brachte 395 Verwundete, darunter 84 schwer Verwundete. Unter i letzteren befanden sich 42 und unter den leicht Ver- ^ wundeten 47 Franzosen. Die Verbringung nach den ! einzelnen Lazaretten war in einer Stunde erledigt,

! eine gewiß anerkennenswerte Leistung unserer ! Sanitätsmannschafren.

! Stuttgart. 25. Sept. Auf dem Schloßplatz i und auf der unteren Königsstraße standen heute um ! die Mittagsstunde 12 Privatautomobile, blumenge- ! schmückt und vollbepackt mit Liebesgaben für unsere ! Truppen bereit, die unter Führung von Ingenieur ! West nach dem Kriegsschauplatz abgingen. Dort ! werden sie voraussichtlich auf 4 Wochen für Ver- ! wundetentransporte benötigt werden.

! Stuttgart, 23. Sept. Die dem Staatsanzeiger ! heute beiliegende 24. württ. Verlustliste verzeichnet - vom Landwehr-Jnf.-Reg. Nr. 125 (Stab des 1 ., 2 ., 3. Bataillons, 1 . bis 12 . Komp.) 570 Namen ! und zwar: Gefallen bezw. gestorben 62, verwun- ^ det 392, vermißt 116. Unter der Gesamtzahl sind i 18 Offiziere und 1 Offizierstellvertreter (gefallen 7,

> verwundet 12 ).

s Stuttgart, 23. Sept. Die Oberin des zurzeit mit verwundeten Soldaten in großer Zahl belegten Marienhospitals erhielt von einem französischen Geistlichen aus Lyon die Nachricht, daß sich dort über 140 verwundete und gefangene deutsche Sol­daten befänden, deren größter Kummer es war, daß sie ihren Angehörigen kern Lebenszeichen zukommen lassen konnten. Die Oberin ließ nun den Angehörigen der Gefangenen, sowie dem Kriegsministerium Nach­richt über ihren Aufenthaltsort und über ihr Be­finden zukommen.

Stuttgart. 24. Sept. Heute konnte man unfern kühnen Flieger Helmut Hirth in Stutt­gart begrüßen. Er zeigte, lt. Neuen Tagblatt, in seiner Leutnantsuniform, geschmückt mit dem Eisernen Kreuz, die gleiche gefestigte Ruhe, die sein Wesm immer ausgezeichnet hat. Er weilt nur noch morgen hier, dann rüstet er sich zu neuen Taten, für die wir ihm ein herzliches Glückauf zurufen. Helmut Hirihs Ernennung zum Leutnant stellt die schnellste Beförderung dar. die bisher im deutschen Heere vor­gekommen ist. Helmut Hirth war vorher überhaupt '

nicht Soldat und stellte sich bei Ausbruch des Krixgz als Freiwilliger. Er wurde schon nach 14 zum Gefreiten, nach weiteren 14 Tagen zum Unter- offizier und denn nach 8 Tagen zum Leutnant k>». fördert.

Stuttgart, 23. Sept. Von einem weiteren Schwabenstreich wird neuerdings berichtet. Darnach hat ein Soldat aus Cannstatt, der kaufmännische Angestellte Hermann Stahl, allein eine französische Patrouille von 21 Mann gefangen genommen. Für diese kühne Tat ist ihm das Eiserne Kreuz verliehen worden.

Die für dieses Späkjahr 1914 vorgesehenen Staatsprüfungen im Hochbau- und im Bau­ingenieurfach werden wegen des Krieges vor­läufig V-! schoben.

Göppingen. 23. Seplbr. Die Oberklasse der hiesigen ObencaLschuie die 15 Schüler zählt, konnte idren Umerricht nicht beginnen, weit gleich mit dem Kriegsausbruch 10 als Kriegsfreiwillige ins Heer emgeireten stad. Dis übrigen 5 sind nach Ulm gefahren, wo 3 von ihnen tofort als Kriegsfreiwillige angenommen und eingekleidei wurden.

Göppingen. 23 Seplbr. Von hier ist heute ein Awo mit Liebesgaben für die Göppinger An­gehörigen der Infanterie Regimenter 123, 124 und 180 an die Fiont abgegangrn. Die Gaben bestehen aus Unterkleidern, Schokolade. Zeitungen, Zigarren re.

Unterteil kheim, 23. Sept. Auf dem hiesigen Güleebahrchof sind dieser Tage ungefähr 500 Fran­zosen aller Waffengattungen, unter ihnen mehrere Kavallsrieotfiziere, durchgeführt worden. In dem Transport befanden sich auch verschiedene Zivil­personen. Einer von ihnen hatte 3000 Mk. deutsches Geld und eins Anzahl Eheringe m den Taschen, die er höchst wahrscheinlich bei gefallenen Deutschen er- beule! hat.

B 0 eblingen, 24. Sept. Vor 8 Tagen wurde der auf dem Schlachtfeld erfolgte Heldentod des Reserveleutnants Max Keller, Sohn des Forst­meisters Keller hier, gemeldet. Jetzt wird mitgeteilt, daß ein zweiter Sohn, Reserveleutnant im Feld­artillerie-Regiment Nr. 49, Hermann Keller, mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde.

Horb, 23. Sept. In unserem industriearmen Bezirk sind 320000 Mk. auf die Kriegsanleihe gezeichnet worden.

Mühlhausen, 23. Sept. An der Baustelle der Kläranlage in Mühlhausen fuhren gestern um die Mittagsstunde zwei bei der Stadt beschäftigte Leute über den hochgehenden Neckar. Der Kahn stieß aus einen im Flußbett eingerammten eisernen Pfahl und kippte um. Einer der beiden Leute sank unter, der andere konnte sich an dem Pfahl fest- halten. Vier Arbeiter versuchten ihn zu retten. Der Nachen schlug ebenfalls um. Insgesamt sind fünf Personen ertrunken, die sämtlich verheiratet und Familienväter sind.

Vom Oberland, 23. Sept. (Poincare im Schwabenmund.) Lebte da noch vor etwa 10 Jahren in einem idyllischen Donaustädtchen ein Mann, der sich dnrH Sammeln von Knochen und ähnlichen Dingen sein karges Brot verdiente. Im Volksmund hieß er derBoinerkarle". Jetzt ist er wieder, wie dasNeue Tagblatt" erzählt, zu Ehren gekommen, denn in diesem Städtchen wird der Phrasenheld von Bordeaux auf gut schwäbisch nur derBoinerkarle" genannt. Das Städtchen ist Riedlingen, die Sache hier gang und gäbe.

Stuttgart, 19. Sept. Ein Kriegsteilnehmer erzählt derSaale-Zeitung": Eines Morgens betrat eine kleine deutsche Patrouille ein Dorf nahe der Maas, um zu erkunden, ob es von den Franzosen besetzt sei. Der Patrouillenführer, ein Gefreiter, hatte kaum mit seinen drei Mann das Schulgebäude betreten, als er durch die offenstehenden Fenster eine feindliche Aufklärungspatrouille die Dorfstraße Herab­kommen sah. Die zäülte zwar einen Unterleutnant und 9 Mann, war also mehr als doppelt so stark wie die deutsche Mannschaft. Aber unsere Feldgrauen verloren deshalb nicht eine Sekunde die Ruhe. Schleunigst verteilte der Gefreite seinHeer" auf mehrere Fenster und im nächsten Augenblick prasselte ein so gut gezieltes Schnellfeuer auf die Rothosen, daß ihrer 8 tot umsanken, während der Unterleutnant mit einem Füsilier verwundet und gefangen genommen wurde. Dieser Unterleutnant stellte sich als der Sohn des Knegsstiftsrs DelcaM heraus. Eine Kugel hat ihn an beiden Oberschenkeln verletzt und kampf­unfähig gemacht. Delcassä ergab sich mit dem An­stand eines gebildeten Mannes in sein Schicksal. Er zeigte sich sehr dankbar für die ihm von dem deutschen Sanitätskorps erwiesene treffliche Pflege. Er ist