Berlin, 18. Sept. Der Deutsche Kriegerbund hat auf die Kriegsanleihe 250 000 Mk., der Preußische Landeskriegerbund 100000 Mk. und der Kyffhäuserbund des Deutschen Landeskriegerverbandes 50 000 Mk. gezeichnet.
Berlin, 18. Sept. (WTB.) In Halle a. S. wurde gestern der russische General Marios gefesselt eingebracht, der angeordnet hatte, daß die in russischen Besitz gelangten deutschen Ortschaften verbrannt und daß die männlichen Einwohner erschossen werden sollten. Es heißt, er werde vor ein Kriegsgericht gestellt werden. — Verschiedene Blätter machen keinen Hehl aus ihrem Wunsch, es möge möglichst prompte Justiz geübt werden.
Straßburg, 18. Sept. (WTB.) Wie das Kriegsgericht Straßburg bekannt gibt, ist gegen den Rechtsanwalt Justizrat Blumenthal Untersuchung wegen Hochverrats und Landesverrats ringeleitet und sein Vermögen mit Beschlag belegt worden.
Aus Paris wird aemeldet, das Pariser Ge- meinderaiemitglied Dausset, ein glühender Nationalist, habe die Pariser Bannmeile durchfahren und die benachbarten Seine- und Marnedörfer besucht, wo Abteilungen der Kluckschen Armee am 5. und 6. September gelagert hatten. Dausset mußte feststellen. daß er in allen Ortschaften nur Günstiges über das Verhalten der deutschen Offiziere und Soldaten vernahm.
Wenn wir nur auch 42er hätten. „Berlins!« Tidendr" zufolge sind die englischen Zeitungen zu der Ansicht gekommen, daß England, um den Krieg zu dem Abschluß, welchen es für den einzig denkbaren hält, zu bringen, große, moderne Belagerungs- j geschütze Herstellen müsfe, die hinter den deutschen nicht zurückstehen. Die französische und englische Jngenieurwissenschaft, welche besonders auf dem Gebiete der Stahltechnik so große Triumphe gefeiert haben, werden sich dieser Aufgabe gewachsen zeigen. Material, Personal und Geldmittel seien ja vorhanden. Der Krieg wird den kräftigen Kanonen zufallen, schreibt das Parlamentsmitglied Sir Camp- ton Rikett in der „Daily Mail", deshalb muß England auch die Kanonen haben, für welche es Verwendung hat und es wird sie bekommen.
Die Stimmung in der Türkei.
Ein Deutscher, der soeben aus dem Orient zurückgekehrt ist, macht dem „Tag" Mitteilung von bemerkenswerten Aeußerungen türkischer Staatsmänner, deren Hauptinhalt nachfolgend wiedergegeben sei: „Der jetzige Weltkrieg wird das Ende oder — die Auferstehung der Türkei bringen. Eine verkleinerte Türkei, wie sie heute besteht, hat keinen Sinn und keine Existenzberechtigung. Der Entwicklungsgrad ihrer Bevölkerung ist noch kein solcher, daß sie anders geartete Bilder assimilieren könnte. Nur solange sie herrschen konnte, war sie groß und mächtig. Der jetzige Weltkrieg wird und muß dazu benützt werden, der Türkei ihr natürliches Machtgebiet zu geben, bezw. wiederzugeben. Ein jeder Osmane begreift heute, daß der Verlust der europäischen Türkei für uns in Wirklichkeit eins Stärkung, nicht aber eine Schwächung bedeutet hat. Alls uns stammverwandten Rsichsgenosfen, alle Schiiten und soweit möglich, auch die Suniten Asiens und Afrikas müssen wir um uns zu scharen suchen. Wenn nicht unsere Herrschaft, so muß wenigstens unser Einfluß wieder bis ans Asowsche Meer, an die Wolga und in den Sudan reichen, und die zentralafiatischen Khanate und die schulischen Teile Persiens umfassen. Der jetzt wütende Weltkrieg wird mindestens ein Jahr dauern, und wenn die Türkei während dieser Zeit ihr Ziel nicht erreicht, so wird si; es niemals erreichen und untergehen. Wir haben jetzt 800 000 Mann unter den Waffen, und unsere heutige Armee ist — dank der deutschen Instruktoren — besser als irgend eine, die die Türkei seit Jahrzehnten ins Feld gestellt hat. Ob dir Befreiung Aegyptens vom englischen Joch schon in diesem Kriege möglich sein wird, wird von dem Grade abhängen, in dem es Deutschland gelingen wird, die Seemacht Englands zu schwächen. Wenn wir das ursprünglich uns gehörende Aegypten in diesem Kriege noch nicht unserem Einfluß zurückzugewinnen vermögen, so wird dies als spätere Folge des jetzigen Krieges möglich sein, denn daß Englands See- und Weltherrschaft aus diesem Kampfe bedeutend geschmälert hervorgehen wird, darüber besteht bei uns kein Zweifel. Der Krieg wird die Befreiung der Welt, zugleich von dem brutalen Joche der Moskowiter und von der heuchlerisch verlogenen Anmaßung Englands bringen, die ihre Pläne auf dem verblendeten Reoanchedurst Frankreichs aufgebaut haben, um gegen Deutschland einen Vernichtungskrieg zu führen. Jeder gläubige Muselmann betet heute
für Deutschlands Sieg, denn für uns ist in Deutschland das Land der Aufrichtigkeit und der Gerechtigkeit, der deutsche Kaiser der natürliche Beschützer des Islam. Dank seiner ungeheuren Kraft und dem Todesmut seiner Bewohner wird Deutschland siegreich und als Vormacht der Alten Welt aus dem ungleichen Kampfe hervorgehen, der ihm trotz seiner jahrelangen Zurückhaltung und Mäßigung von seinen Gegnern mit unermüdlicher Tücke aufgedrängt wurde. Wir fürchten für Deutschland nur das eine — seine Großmut gegenüber den Besiegten . . ."
Württemberg.
Stuttgart, 17. Sept. Das Generalkommando gibt bekannt: Der überaus große Anfall von Postpaketen bei der Etappenkommandantur Ludwigsburg zur Weiterbeförderung an die Truppen im Felde gibt Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß es dringend geboten ist, im Interesse der raschen Beförderung und demgemäß im Interesse unserer Truppen nur das absolut Notwendige den Sendungen beizufügen. Das einzelne Paket darf das Gewicht von 5 Kilo nicht überschreiten. Besonders zu beachten ist, daß die Pakete eine genaue und deutliche Aufschrift tragen und stets mit einer Begleitadresse versehen sind. — Um Verwechslungen vorzubeugen, wird bemerkt, daß es sich bei der Beförderung von Paketen durch die immobile Etappenkommandantur Ludwigsburg nicht um Postpakete im Sinne der Postordnung handelt, sondern um Sendungen, die von der Etappenkommandantur in Militärzügen an die Etappenleitpunkte weiterbefördert werden. Die bei der Post eingeführten Begleitadressen können auch für diesen Zweck verwendet werden.
Stuttgart, 18. Sept. Drei weitere französische Geschütze sind gestern auf dem Schloßhos aufgestellt worden. Sie wurden von der 53. gemischten Infanterie-Brigade erobert. Es stehen nun 33 Geschütze im Schloßhof.
Stuttgart. 17. Sept. Der militärische Vertrauensmann vom Jungdeutschlandbund Oberstleutnant v. Hoff, hat an Oberlehrer Thumm hier einen Bnef für Jungdeutschland gesandt, in dem er zunächst für die treue Arbeit mit Jungdeutschland dankte und dann forffährt: Unterdessen bin ich in der Armee, deren Aufgabe es war, die teure Heimat vor dem drohenden Einbruch der Franzosen zu schützen, in 4 Wochen 16 Mal im feindlichen Feuer gestanden und habe mein Bataillon zum Sturm und Sieg gefühlt. Unser Kaiser hat mir am 7. Sept. dafür das Eiserne Kreuz verliehen. Mögen die Jungen, wenn es nottut. dem Beispiel folgen, das wir uns in heißem Kampfesringen bemühen, ihnen vorzulegen. Seit 4 Wochen haben wir keine Unterkunft mehr gesehen, keine Wäsche wechseln, uns nicht waschen können. Bis es in den unaufhörlichen Gebirgskämpfen möglich ist, die Verpflegung ungefährdet heranzuzirhen, dauert es oft 48 Stunden. Aber Hunger und Durst, Hitze und Nachtkälte werden frohgemut ertragen — es geht unaufhaltsam vorwärts von Sieg zu Sieg. Der Feind ist heimtückisch und zäh; von den Bäumen, aus dem Rücken, aus Häusern, wird hinterlistig gefeuert. Auf uns Offiziere hat man es natürlich besonders abgesehen, ganze Salven geben die Franzosen auf uns ab. Gott hat mich bisher gnädig bewahrt. Manch treuer Kamerad sank mir zur Seite nieder, darunter ach, so mancher der uns befreundeten Jungdeutschlandführer. Rächet sie, deutsche Jungmannen, wenn an euch die Reihe kommt, hinauszuziehen gegen den Feind. Wie nötig ihr all die Tugenden, die wir euch im Jungdeutschland anerziehen wollen, im Felde braucht, das sehe ich täglich. Nur diese vermögen alles zu ertragen und großes zu leisten, die
diese Tugenden ihr eigen nennen. Gott führe
uns alle wieder zusammen. Soll es nicht sein — nun. so ift's ja fürs teure Vaterland, das nie und nimmermehr untergehen wird.
Friedrichshafen, 18. Sept. Forstamtmann Umrath hier, Oberleutnant und Eskadronchef im Ulanenregiment Nr. 20, der im Felde einen schwierigen Patrouillenritt ausgeführt hat, wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. (Umrath ist der Schwager des Hrn. C. Commerell, Höfen.)
Ulm, 16. Sept. Seit 21 Jahren sind Heuer zum erstenmal wieder Rekruten unseres Landes in die Fußartillerie eingestellt worden. Eine württ. Fußartillerie hat es seit 1. Oktober 1893, nach 88jährigem Bestand, nicht mehr gegeben, weil Württemberg mit seinen im Lande verfügbaren Mannschaften die notwendigen neuen Truppenteile nicht aufstellen konnte; sie wurden vielmehr in den preußischen Etat eingestellt.
Ludwigsburg, 18. Sept. Für die Ostpreußen fließen die Beiträge in sehr erfreulicher Weise. Es ist jede Gabe ein Stern an dem dunkeln Himmel der Gegenwart. Ein besonders glänzender Stern ist aber der Ludw. Zeitung erschienen in Gestalt folgenden Briefleins, das sich im Postschalter an der Haustüre vorfand: „Für die armen Ostpreußen. Ungenannt. Von einem Mädchen, das trotz Kriegs- zeit nicht arbeitslos ist und sich aus diesem Grunde und weil der Feind nicht in unser Württemberger Land sinqedrungen ist, zu Dank verpflichtet hält." Diesen Zeilen lag ein — Zwanzigmarkschein bei.
Herrenberg, 18. Sept. Ueber eine schöne Tat opferwilliger Fürsorge wird aus Gärtringen berichtet: Der dort ansässige und zur Zeit als Rittmeister im Ulanenregiment Nr. 20 im Felde stehende Frhr. Hiller von Gärtringen läßt jeden Monat von ! seinem Gehalt 100 Mk. überweisen zur Verteilung an bedürftige hiesige Familien, deren Ernährer im ^ Felds stehen.
> Heidenheim. 18. Sept. Die Firma Gebrüder i Schäfer hat 100 000 Stück Zigarren dem Roten j Kreuz zum Nachsenden an unsere im Felde ftehen- ^ den Soldaten zur Verfügung gestellt, i Eßlingen, 18. Sept. Auch in unserer Stadt ! besteht die Absicht, in dieser schweren Zeit innerhalb ? der Einwohnerschaft nähere Fühlung miteinander zu ! nehmen durch allgemeine Zusammenkünfte und durch j Vorträge, die im Zusammenhang mit den gegen- ! wärtigen Zeitverhältnissen stehen. Der Ertrag aus diesen Vorträgen soll der Unterstützungskasse für Hilfsbedürftige bezw. dem Roten Kreuz je hälftig zugeführt werden. Es ist beabsichtigt, jedem Besucher dieser Versammlungen anheimzugeben, eine Gabe, auch die kleinste wird dankbar angenommen, zur Linderung der Not beizusteuern. Den ersten Vortrag wird Oberbürgermeister Dr. Mülberger halten über das Thema: „Der Krieg und die Gemeinde."
Stuttgart, 17. Srpt. Auf dem heutigen Most- ! obstmarkt auf dem Wilhelmsplatz betrug die Zu- ! fuhr 1500 Zentner. Preis 4 80 bis 5 20 Mk- per l Zentner. Verkauf lebhaft. — Auf dem Obstmarkt bestand die Zufuhr hauptsächlich in Zwetschgen. Preis 8 per Pfund. Aepfei kosteten 6—10 -ff, Birnen 7—18 -ff, Pfufiche 10—20 -ff. Trauben 20 <ff. Preiselbeeren 35 <ff per Pfund. — Auf dem Gemüsrmarkt kosteten Kartoffel 4ffs ^ff, Zwiebeln 8 -ff per Pfund, 100 St. kleine Einmachgurken 30 -ff, Filderkcaut kostete 15—18 per Stück.
Dem Feldpostbrief eines Fliegeroffiziers im Ulmer Tagblatr entnehmen wir folgende Stellen:
Wir haben bis jetzt nur eine Maschine (in den ersten Mobilmachungstagen) durch das Feuer eigener Truppen verloren (Fahrer und Beobachter blieben Gott Lob unverletzt) andere Abteilungen haben schon bis zu 6 Maschinen teils zerschlagen teils verloren — haben also ihren gesamten Flugzeugbestand (6 Maschinen) schon erneuern müssen — bei uns ist das Dank der Güte unserer durchweg erprobten Führer vermieden worden. Wenn ich an die Meldung zurückdenke, die ich am 28. zurückbrachte und an die Umstände, unter denen ich sie errang — Herrgott, ich bin Soldat und kann jeden Augenblick in solch furchtbar nahe Todesgefahr kommen — aber mit der Todesgefahr soll man nicht renommieren. Es war mein gefährlichster Flug bisher und ich verstehe jetzt noch nicht, wie wir entkommen sind. Es war böiges, schlechtes Wetter und die Wolken hingen tief — über Epinal kamen wir auf 800 Meter in das Feuer von Ballon-Abwehr-Kanonen — Schuß auf Schuß unmittelbar bei uns; jedes Krepieren war gellend zu hören, trotz dem Gegenwind und Motorlärm — furchtbar aber wurde es erst da, wo wir wegen des Gegenwindes kaum vom Fleck kamen — unter uns die Schlacht und auf uns schoßen in rasendem Schnellfeuer die Ballongeschütze. Und wir waren gerade in einem großen Wolkendach und kamen nicht in die rettenden Wolken und waren nur 1000 Meter hoch. Schuß auf Schuß, rechts, links, vor. über und unter uns — und trotzdem haben sie uns nicht heruntergeholt. 2 Treffer hatten wir nur — ich verstehe das jetzt noch nicht. Na. wir waren ziemlich fertig bei der Landung — aber meine Meldung war doch so wichtig, daß mich das Generalkommando, dem ich sie telephonisch übermittelte, noch in der Nacht zum A. O. K. nach C. schickte. Dort fand ich dann auch die erfreuende Anerkennung — Exz. H. gab mir die Hand und sagte, er danke mir, er wisse wohl, was es heiße, bei solchem Wetter, wo man ständig in den Wölken die Orientierung verliert, noch aufzuklären. Ich hatte die Stellung der gegenüberliegenden französischen Truppen