Kopenhagen, 11. Sept. Die „Berlinske Tidende" schreibt aus London: Lloyd George empfing eine Deputation englischer Städtevorsteher wegen eventueller Staatshilfe an die Gemeinden während des Krieges. In einer Rede über die Aussichten des Krieges sagte der Finanzminister: Es ist dies die letzte Milliarde, welche den Krieg entscheiden wird. Die erste wird Deutschland ebensogut aufbringen können, wie wir, aber nicht die letzte. Man muß aber damit rechnen, daß Deutschland alles aufbieten wird, um den Krieg solange fortzusetzen, bis es sich bequemen wird, die Bediugungen anzunehnen, die England für den Frieden schließlich stellen wird. (!)
Stockholm, 11. Sept. Dem russischen Botschafter in Tokio gab der japanische Minister des Aeußern die Erklärung ab, daß Japan der Londoner Dreiverbandsabmachung gegen einen Separatfrieden beitrete. Dabei erklärte der japanische Minister, daß selbst die Besetzung von Kiautschou nicht das Ende der japanischen Kriegshandlungen bedeuten werde. Andererseits werde Japan aber nicht auf dem europäischen Kriegsschauplatz eingreifen.
Berlin, 11. Sept. (WTB.) Alle Anzeichen deuten darauf hin. daß die öffentliche Meinung Englands immer energischer eine kräftige Aktion der englischen Flotte fordert, um die Minengefahr in der Nordsee zu beseitigen. Dazu mag auch der Umstand beitragen, daß die Ursache des Untergangs der Oceanic" noch immer nicht bekannt und daß man argwöhnisch geworden ist; da die Admiralität neuerdings versucht, den Verlust des „Pathfinder" auf eine andere Ursache als eine Mine zurückzuführen. Die deutschen Minen scheinen also der englischen Admiralität doch ernstlich zu schaffen zu machen, umsomehr, als die von der englischen Admiralität behauptete Untätigkeit der deutschen Flotte in einem anderen Lichte erscheinen lassen.
London, 11. Sept. Ein Telegramm aus Simla meldet: 70 000 Mann indischer Truppen seien nach Europa gegangen, darunter drei Reiler- brigaden. (Franks. Zlg)
Lausanne, 11. Sept. (WTB.) Die „Gazette de Lausanne" gibt eine Mitteilung der englischen Handelskammer wieder, der zufolge im August die englische Einfuhr um 550 Millionen, die Ausfuhr um 500 Millionen Franks gesunken ist, obschon Großbritannien die Seewege beherrscht.
Oesterreichisches Pressequartier, 11. Sept. (GKG.) Der Angriff der Oesterreicher machte gestern gute Fortschritte. Erzherzog Thronfolger Karl Joseph Ferdinand erhielt in den Kämpfen die Feuertaufe. Der Oberkommandant, Erzherzog Friedrich und Generalstabschef Baron Konrad von Hoetzendorff waren zugegen.
Oesterreichisches Pressequartier, 11. Sept. (GKG.) Kurt v. Reden, Kriegsberichterstatter der „Franks. Ztg." meldet: Die neue Schlacht bei Lemberg dauert fort. Die österreichisch-ungarische Offensive macht langsam weitere Fortschritte.
Wien, 11. Sept. (WTB). Gestern sind hier in großer Zahl russische Geschütze eingelroffen. Sie wurden vor dem Arsenal aufgestellt und sind zum größten Teil von den Armeen Auffenberg und Dankl erbeutete Trophäen.
Paris. 11. Sept. (WTB). (Nichk amtlich). Dem „New-Aork Herald" zufolge sind in der Schlacht bei Gumbinnen, in der das russische Gaadekorps große Verluste hatte, die Großfürsten Johann und Oleg Konstantinowitsch gefallen.
Rotterdam, 11. Sept. Einer Meldung der „Times" zufolge haben die Deutschen die Stadt Arras im Departement Pas de Calais besetzt.
beiden Brüder nach kurzer Zeit zusammen spielten, alle 5 Minuten. Das war ein Konzert! Wer in der Nähe stand, hatte vom Schall allein das Gefühl, als würde er umgeworfen. 1 ffr Tage dauerte das Eisenlied und im ganzen wurden 125 Schüsse abgegeben. Dann war Manonviller deutsch geworden. Merkwürdig war die Richtung der Rohre anzuschauen. Fast senkrecht. Es sah aus. als schössen sie geradezu in den Himmel. An die 20 Sekunden lang war das Pfeifen der abgeschossenen Ladung hörbar, deren höchste Flugbahn, wenn die Geschütze am Fuße des Montblanc ausgestellt würden, bequem über den höchsten Berg Europas reichen würde.
Englische Bestialität. Stettiner Blätter berichten auf Grund brieflicher Mitteilungen von zuverlässiger Seite (Stettiner Bürgern, die im Dienste des Roten Kreuzes stehen) von haarsträubenden Bestialitäten englischer Truppen und zwar z. T. mit dem Bemerken, daß die Veröffentlichung dieser Schreiben ausdrücklich gewünscht werde. So wird der „Ostsee-Zeitung" geschrieben: „Vor gefangenen Engländern hielt ein Oberstleutnant soeben etwa folgende Ansprache an die versammelten Soldaten und uns: „Kameraden, verbreitet dies in Eurer Heimat, was ich jetzt sage. Diese gefangenen Engländer haben in barbarischer Weise an unseren Truppen gehandelt. Sie hielten die Hände hoch, zeigten die weiße Fahne und ließen unsere Truppen auf 50 Meter herankommen. Dann schossen sie sie nieder. Den Gefangenen und Verwundeten wurden mit Hakenmessern und eisernen Haken die Wunden aufgerissen, die Kehlen mit Messern durchstochen usw. Hier stehen die Burschen. Alles dies, was ich sage, beruht auf amtlicher Untersuchung. Mit solchen Bestien müssen unsere braven Truppen kämpfen." Ein Schrei der Entrüstung und Wut ging durch unsere Reihen, ein Pfui über Englands Truppen. Nur die eiserne Disziplin hielt uns zurück, diese Bestien niederzumachen Lieber Freund, werden deutsche Frauen und Mädchen sich solchen Fremdlingen an den Hals werfen, ihnen die Händedrücken und sie mit Liebesgaben überschütten? Ich habe das feste Vertrauen zu Dir, daß Du solchen entarteten Weibern ins Gesicht sp . . ." — In ähnlicher Weise wird dem „Generalanzeiger" u. a. berichtet. daß Verwundeten die Augen mit Korkziehern ausgebohrt worden seien. Noch einmal sei bemerkt, daß es sich hierbei um zuverlässige Mitteilungen auf Grund amtlicher Feststellungen handelt.
Berlin, 11. Sept. Aus Karlsruhe wird gemeldet. daß gestern der Minister des Innern Frhr. v. Bodmann auf der Redaktion des sozialdemokratischen „Volksfreundes" vorgesprochen hat, um in seinem Namen, sowie im Auftrag des Staatsministeriums das Beileid anläßlich des Todes des Ab geordneten Dr. Frank zum Ausdruck zu bringen.
Frankfurt. Im Anschluß an die kürzliche Mitteilung über die Errichtung der neuen Hilfsbank in Pforzheim hört die Frankfurter Zeitung, daß das Grundkapital von 1000 000 Mk. je zur Hälfte übernommen wird von der Rheinischen Kreditbank und der Süddeutschen Diskontogesellschaft. Der Darmstädter Bank wurde eine Beteiligung freigeftellt, doch liegt eine Entscheidunng von dieser Seite bisher noch nicht vor. Gegenüber dem Pforzheimer Bankverein allein haben sich die übernehmenden Banken zu einer späteren Option auf das Kapital bereit erklärt. Auch der Garantiefond von 1000 000 Mk. ist gesichert. Die Reichsbank wird von der neuen Bank für das Vierfache ihres Garantiekapitals für 8000000 Mk. Wechsel hereinnehmen.
Württemberg.
Unsere „Brummer".
Nach einem vom Generalkommando genehmigten Bericht der „Münch. N. N." aus Aoricourt haben unsere „Brummer" eine lichte Weite von 42 ow. Die Rohre selbst sind sehr lang. Die Geschosse sind mannshoch. Die Sprengladung geht in die Zentner. In Aoricourt wurden 2 solcher Geschütze nicht weit vom Bahnhof eingepflanzt, um das mächtigste der französischen Sperrforts, Manonviller, niederzuringen; wohlverstanden in einer Entfernung von ein paar deutschen Meilen! Die Bedienungsmannschaft sieht also ihr Ziel nicht. Berge liegen dazwischen. Aber was man nicht sieht, kann man berechnen. Dazu sind genaue Karten da. Aber nicht auf sie allein verläßt man sich — auch ein Fesselballon steigt an ihrer Flanke in die Höhe. Die darin Sitzenden sehen die Wirkung, und dann dauert es nicht lange, bis die Treffer haarscharf sitzen. Alle 10 Minuten folgten bei einem Geschütz die Schüsse, und als die
Stuttgari, 11. Sept. Gestern nachmittag hat der König abermals die im Wilhelmshospital untergebrachten Verwundeten besucht.
Stuttgart, 10. Sept. (Postsendungen an Land- sturmlrute.) Eine Bekanntmachung des stellvertretenden Generalkommandos besagt: Die Beförderung von Postsendungen an ausmarschierte Angehörige der Landsturminfanteriebataillone wird häufig dadurch verzögert oder unmöglich gemacht, daß in der Ausschrift das betr. Bataillon nicht nach dem Namen seines Landwehrbezirks, z. B. Landsturmbataillon Ellwangen, Ludwigsburg, Calw usw. bezeichnet wird, sondern nach einer Nummer, die es erst nach dem Ausmarsch in seiner neuen Verwendung erhalten hat und der heimatlichen Postbehörde unbekannt ist. Letztere weiß dann nicht, nach welchem Teil des Kriegsschauplatzes die Sendung zu leiten ist, wodurch die Sicherheit und Schnelligkeit der Weiterbeförderung beeinträchtigt wird. Es ist deshalb dringend anzuempfehlen, die Landsturmbataillone bei Postsendungen
nur nach ihrem heimatlichen Landwehrbezirk zu k. nennen. i
Tübingen. 9. Sept. Der Bezirksklehrerverem
Tübingen hat in seiner Versammlung beschloss,» neben der großen Spende, die der Deutsche Lehr«.' verein bezw. der Würtl. Volksschullehrerverein «» das Rote Kreuz gibt, von sich aus dem Rol» Kreuz noch 200 Mk. und den Notleidenden in Ost. Preußen 50 Mk. zu verwilligen.
Die Stadt Ulm hat den Hilfsbedürftigen Ostpreußens den Betrag von 5000 Mk. überwiesen.
Der Reutlinger Liederkranz hat je 500 Mk. für das Rote Kreuz und für bedürftige Hinterbliebene der Ausmarschierten Reutlingens zur Verfügung gestellt.
— Im Bezirk Gerabronn sind bis jetzt rund 32 000 Mk. an Betrügen für das Rote Kreuz eingegangen. — In Bietigheim hat der Soldatenverein die Absicht, das gesamte Barvermögen mit ungefähr 1500 Mk. zur Unterstützung seiner ausmarschierten Kameraden oder deren Angehörigen zu verwenden.
Rottenburg, 7. Sept. Von den aus dem Bezirksgefängnis in Straßburg ins hiesige Landesgefängnis eingebrachten Gefangenen sind zwei entwichen.
Rtedlingen, 9. Sep>. Am letzten Jahrmarkt wurden wieder durch gewissenlose Personen Schauer- nachrichlen hier und im Bezirk verbreitet, so von einer Niederlage der Deutschen, bei der diese 20—
30 000 Gefangene verloren hätten; die Japaner ständen schon am Ural, um vereint mit den Russen über Deutschland und Oesterreich herzufallen. Es ist wahrscheinlich, daß das Ganze ein Markt-Trick von Viehhändlern war. um die Preise zum Sinken zu bringen. Die Erfinder und Verbreiter solcher unwahren Alarmnachr-chten machen sich schwerer Strafe schuldig und werden unnachsichtlich zur Anzeige gebracht.
Ellwangen, 9. Sept. Das hiesige Gymnasium beginnt heute seinen Schulunterricht ohne die Oberprima, da diese bis auf den letzten Mann ins Feld gezogen ist, darunter auch der Sohn des Rektors des Gymnasiums.
Künzelsau, 10. Sept. Unter großen Schmerzen ist in Mulfingen der Bauer Schmieg gestorben. Er hatte am Abend Obst gegessen und kurz darauf Bier getrunken. Bald darauf wurde er von > Brechruhr befallen, der er erlegen ist.
Ueber die alkoholfreie Verwertung von Obst ^ und Trauben hat der Schwäbische Gauverband gegen den Alkoholismis ein Merkblatt herausgegeben, das zahlreiche empfehlenswerte Rezepte enthält. Es trägt den Titel „Kriegsflagblatt Nc. 2" und ist von der Geschäftsstelle Stuttgart, Landhausstraße 223 II, zu beziehen, bei portofreier Zusendung einzeln 5 in größeren Mengen billiger.
Kus Slaöt» Bez irk unö Umgebung.
Neuenbürg, 7. Sept. Bei der hiesigen Oberamtssparkasse wurden im Monat August 140839 Mk. eingelegt gegen 73 577 Mk. im gleichen Monat des Vorjahrs. Demgegenüber betrugen die Rückzahlungen nur 96438 Mk. Die Kasse hatte also in diesem ersten Kriegsmonat rund 44400 Mk. Mehreinlagen zu verzeichnen. Dieses erfreuliche Ergebnis ist teilweise zurückzuführen auf den Wiederzufluß von Geldern, welche in der letzten Juliwoche und noch anfangs August in der ersten Bestürzung abgehoben wurden, sowie auf die Zuwendung von Anlagen, die bisher bei anderen Geldinstituten untergebracht waren (wohl auch eine Folge des jüngsten Pforzheimer Bankkrachs), endlich auf die Anlegung durch die Pferdeaufkäufe flüssig gewordener Mittel. Aber auch mancher Betrag, der bis dahin brach gelegen hatte, wurde in der richtigen Erkenntnis, daß er hier besser aufgehoben sei, als in den häuslichen Verstecken, zur Sparkasse gebracht. Zu statten kam der Sparkasse auch dis noch gerade rechtzeitig beschlossene Erhöhung des Einlagehöchstbetrags auf 10000 Mk. für Einzeleinleger und auf 20 000 Mk. für die öffentlichen Kassen. Von den Abhebungen im August mögen etwa 50000 Mk. und in der letzten Juliwoche rund 30 000 Mk. auf das Konto der Kriegsfurcht und der ersten Fürsorge, sowie der Ausstattung der Einberufenen zu setzen sein. Die Kasse war zu jeder Zeit in der Lage, den Rückzah- lungsanforderungen, soweit sie sich in mäßigen Grenzen bewegten (es trat nur vorübergehend eine Beschränkung auf 100 Mk. ein), gerecht zu werden.
Die zur Befriedigung der Ansprüche bei der Reichsbank aufgenommenen Lombarddarlehen konnten dank des Zuflusses größerer Mittel schon in der ersten Augustwoche nach kurzer Zeit wieder zurückgegeben werden. Wie bei früheren Anstürmen auf andere