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141.

Neuenbürg, Freitag den 4. September 1914.

72. Jahrgang.

Der Krieg.

Die deutschen Heerführer.

Jetzt erst sind die Führer der kämpfenden deutschen Heere bekannt gegeben worden. Es sind dies außer den Kronprinzen von Preußen und Bayern der Herzog Llbrechl von Württemberg, die Generalobersten v. Bülow., v. Kluck. Freiherr v. Hausen, v. Heeringen und von Hinden- burg. Sie. an deren Namen sich in diesem Welt­krieg bereits der Ruhm glänzender Woffentaterr knüpft, haben mit Ausnahme der drei fürstlichen Führer alle auch schon im Krieg von 1870/71 inr Feld gestanden und tragen zum Seichen ihrer damals bewährten Tapferkeit auch das Eiserne Kreuz von 1870/71 a«f der Trust. Bier von ihnen, die General­obersten v. Bülow. v. Kluck. o. Beneckendorff und Hindenburg und der frühere sächsische Kriegsminister Freiherr v. Hausen, haben auch den Krieg von 1866 schon mitgemacht. Der jüngste von ihnen ist der frühere preußische Kriegsminifter v. Heeringen. Er ist 1850 geboren, ist also 64 Jahre alt. Die vier anderen stehen im >68. bezw. HZ. Lebensjahr. Zwei von ihnen, Generaloberst v. Beneckendorff und Hindenburg und der /frühere, sächsische Kriegsminister v. Hausen befanden sich bereits im Ruhestand.

Berlin. 3. Sept. Die Blatter untersuchen in längere:! Ausführungen eingehend die Bedeutung des neuen deutschen Sieges im Westen, wobei sich er­gibt, daß der Ring um Paris sich um ein neues beträchtliches Stück enger geschlossen hat und daß die Franzosen in die sog. zweite Verteidigungslinie gedrängt sind, hinter der dann als letztes Bollwerk die Hauptstadt liegt. Der militärische Mitarbeiter derVoss. Ztg." schreibt:Die große Bedeutung dieses Sieges liegt darin, daß damit anscheinend die letzten Reserven des französischen Ostheeres ge­schlagen sind und der letzte Versuch, den deutschen Vormarsch aufzuhalten, vollkommen gescheitert ist. Zn der langen Reihe von Siegen, die unsere West- srriiee bisher erfochten hat, ist das der Schlußpunkt. Denn nun wird Frankreich über keine frischen Truppen mehr verfügen. Der Weg nach Paris ist frei. Zwar befindet sich halbwegs Paris noch die sog. zweite Verteidigungslinie, die aus den Festungen La Före, Laon und Reims besteht und sich dem frontalen Vormarsch der Armeen entgegenstellt. Mer die beiden rechten Flügel der Armeen v. Kluck und w Bülow haben sie bereits nördlich umgangen und stehen teilweise schon in ihrem Rücken. Im Süden dürste die Armee des Kronprinzen ebenfalls au ihr vorbeimarschieren und sie in ihrer rechten Flanke umfassen. Es ist also kaum daran zu denken, daß sich die geschlagenen Armeen in ihr festsetzen und erneut halten können. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die vordersten Truppen der Deutschen schon in dm nächsten Tagen vor Paris erscheinen.

Berlin, 2. Sept. Das Gouvernement von Thorn teilt zu den bisherigen offiziellen Berichten über den masurischen Sieg noch folgendes Nähere mit: Die russische zweite Armee, Narew-Armee, hat aufgehört, zu bestehen. Vernichtet sind das 8., l5., 23. und die Hälfte des 6. russischen Armeekorps. Von diesem Korps sind sämtliche Geschütze und Fahrzeuge in unsere Hände gefallen. Durch die Flucht konnte sich unter schweren Verlusten die erste Hälfte des 6. russischen Armeekorps über die Grenze retten. Unterzeichnet: Armeeoberkommando.

Gotha. 1 . Septbr. Herzog Karl Eduard hat an den Staatsminifter v. Bassewitz folgendes Telegramm gerichtet:Ich ermächtige Sie, öffentlich bekannt zu geben, daß ich die Stelle eines Chefs

RegimentsSeaforth Highland" aufgegeben habe, "a lch es nicht als deutscher Fürst in Einklang

bringen kann, Chef eines Regiments zu sein, dessen Land «ns in schändlichster Weise überfallen hat.

Karl Eduard".

Rom, 3. Sept. Nach der »Franks. Ztg." wird aus Aegypten gemeldet, daß englische Kreuzer und Toryedojäger in den syrisch-palästinischen Ge- Wäffern kreuzen, da das Gerücht umgeht, die Türkei sammelt in Syrien ein Heer, um in Aegypten ein- zufallen. (Und wenn Indien von Truppen entblöst wird, wird auch dort die Unzufriedenheit sich erheben.)

Berlin, 3. Ssvt. (WTB.) Professor Dr. Kvnrad Röntgen hat seine englische große Medaille im Wert von 10 000 Mk. dem Roten Kreuz zur Verfügung gestellt.

Mannheim. 2. Septbr. Herr A. Dreßler. früherer Gesellschafter einer hiesigen bedeutenden Jnduftriefirma, hat dem Oberbürgermeister mit Schreiben von Hamburg 24. August den Betrag von 00>000 Mk. zur Verfügung gestellt mit der Bitte, diese reiche Spende zur Linderung der durch den Krieg in der Mannheimer Bevölkerung heroor- gerufenen Not zu verwenden.

Berlin. 2. Sept. Wie dem deutsch-ameri­kanischen Wirtschaftsverband mitgeteilt wird, beab­sichtigen die Deutsch-Amerikaner, durch ihre Organi­sationen 2 Millionen Dollars zur Unterstützung der Hinterbliebenen gefallener deutscher Krieger aufzu­bringen. Die Summe soll auf die einzelnen Städte nach dem Verhältnis der dort wohnenden Deutsch- Amerikaner umgelegt werden.

Straßburg, 2. Sept. (WTB ) Die Str. Neue Zeitung schreibt: Bei den andauernden Erfolgen der deutschen Truppen auf der ganzen Linie hat nun auch sofort wieder das Zutrauen zu den Sparkassen zugenommen. Das beweist die außerordentliche Spannung zwischen den ein- und rückbezahlten Be­trägen bei der hiesigen Sparkasse. In der ver­gangenen Woche wurden von 654 Einlegern, wovon 71 neue, die verhältnismäßig außerordentliche Summe von 254155 71 eingezahlt und an 858 Ein­leger die Summe von 76 050 70 zurück­

gezahlt.

Wie die Engländer über den Kanal kamen. Englische Blätter brachten die offizielle Meldung, daß das gesamte englische Expeditionskorps in Frank­reich ausgeschifft wurde. Alle Bewegungen des Korps waren von der Oeffentlichkeit geheim gehalten worden, den Blättern war verboten worden, die Berichte der französischen und belgischen Blätter über die sukzessive Ausschiffung der englischen Regimenter am Festlande zu reproduzieren. Die Meldung von der Ausschiffung, die in vollständiger Ordnung vor sich ging, wurde in London mit großer Begeisterung ausgenommen und Volksmengen durchzogen die Straßen unter den Rufen:Hoch Frankreich! Hoch die Verbündeten!" Die Anzahl der ausgeschifften Truppen wurde nicht angegeben. Jedem das Schiff besteigenden Soldaten wurde eine von Lord Kitchener unterfertigte Proklamation verlesen, welche mit den Worten endete:Tut tapfer eure Pflicht, fürchtet Gott, ehret den König!" Mehreremal mußten die Schiffe den Kanal überqueren, bis das ganze Korps auf dem Kontinent war. Englische Kriegsschiffe waren auf der Wacht. Gleich nach der Landung erfolgte eine Verbrüderung zwischen den englischen und französischen Truppen. Southampton und die übrigen Hafen, von denen aus das Expeditionskorps die Schiffe bestieg, waren eine Woche lang von der übrigen Welt abgeschlossen. Die englischen Blätter bewahrten ein so gewissenhaftes Schweigen, daß Lord Kitchener ihnen ein Dankestelegramm sandte. Es wurde beschlossen, alle Bewegungen der englischen Truppenabteilung bis zu der entscheidenden Aktion geheim zu halten. Inzwischen haben die englischen Truppen bereits deutsche Hiebe erhalten und eine große Anzahl passierte schon die deutsche Grenze als Gefangene.

Die englische Flotte.

GKG. Von der englischen Flotte schreibt man demGiornale d'Jtalia" aus London u. a.: Die Leute, die meinten, eine große Seeschlacht stehe un­mittelbar bevor, beginnen von ihrer Illusion geheilt zu werden. Die deutschen Schiffe beschränken sich darauf, die englische Flotte durch Angriffe von Unter- seeholen und Kleinen Kreuzern zu belästigen, was die Engländer sehr ermüdet und großen Gefahren aussetz'. Die englische Flotte andererseits sperrt die Ostsee durch eine Blockierungslinie zwischen Däne­mark und Schweden im Skagerrak ab, die Gewässer vor der Elbe durch eine noch ausgedehntere Linie vor Helgoland. Für die deutsche Taktik handelt es sich darum, das Gros der Flotte in Sicherheit zu behalten und den Gegner durch kleine Angriffe zrr schwächen. Die Lage der Engländer ist dabei weniger günstig: ihre Schiffe, die auf hoher See kreuzen, müssen beständig peinlich aufpaffen und verbrauchen Kohlen und Schiffsmaterial. Die Mann­schaft der englischen Kriegsmarine besteht nach einer Meldung derWiener Reichspoft" kaum aus einem Achtel Engländer. Sieben Achtel der Bemannung sind Matrosen. Steuerleute und Söldner aus Dal­matien, Westdeutschland und Italien. Tatsächlich hört man auf den englischen Kriegsschiffen zumeist plattdeutsch, italienisch und nicht selten kroatisch sprechen. Beim Burenkrieg mußte man genau sor­tieren, weil die Plattdeutschen usw. im Raubzuge gegen deutsche Stammesbrüder absolut nicht ver­läßlich erschienen. Auch jetzt wird sich eine sehr sorgfältige Ausmusterung der Bemannung!ig er­weisen. England kann weder auf die Dalmatier, noch auf die Plattdeutschen in einem Seekriege gegen die Dreibundmächte sicher rechnen. Von englischem Patriotismus ist in diesem Söldnerheere keine Spur. Die Engländer ziehen den Dienst in der ungefähr­lichen und besser zahlenden Handelsmarine vor.

Sofia, 1. Sept. (WTB.) Die Agence Bul­gare meldet, daß in der vergangenen Nacht zwischen 1 und 2 Uhr morgens (Greenwicher Zeit) ein Beobachter der Meteorologischen Station von Plewna mit freiem Auge zwischen dem großen Bär und den Zwillingen einen neuen Komet entdeckt habe.

Konstantinopel, 2. Sept. In Adrianopel sind einem aus unbekannter Ursache entstandenen Brand 700 Häuser zum Opfer gefallen.

Petersburg, 1. Sept. (WTB.) Auf kaiser­lichen Befehl wird Petersburg künftig Petrograd genannt werden.

Berlin, 2. Sep'. (WTB.) Zur Umwandlung des Namens Petersburg in Petrograd sagt das Berl. Tagbl.: Der Name Petersburg ist bisher immer ein Symbol für alles das gewesen, was das russische Reich von der dem großen Zaren herbei­gerufenen deutschen Kultur zu verdanken hat. Es ist begreiflich, daß die Erinnerung daran den Ge­schlagenen von Tannenberg heute unangenehm ist. Nur hätte man, getreu dem Programm Rußland immer tiefer in die asiatische Barbarei zurückzu­führen. zugleich auch die Erinnerung an Peter selbst aus dem Namen der Hauptstadt tilgen sollen.

Württemberg.

Stuttgart, 1. Sept. Das Kriegsministerium hat als Ergänzung der planmäßigen Vorrichtungen des Feldheeres zum Verwundetentransport nach Ein­tritt der Mobilmachung 30 Sanitätskraftwagen bei der Daimlerschen Motorenfabrik bestellt. Die Wagen sind nach dem Muster ähnlicher, s. Zt. von Daimler für Bulgarien gebauten Wagen mit einer Reihe wesentlicher Verbesserungen konstruiert, haben Wasser­behälter, Verband- und Lebensmittelkasten und können 4 auf Tragen liegende oder 10 sitzende Ver­wundete befördern. Die elektrische Beleuchtung des Wageninnern erfolgt durch eingebaute Akkumulatoren.