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Ausgegeben: Neuenbürg, den 1. September 1914, mittags 12 Uhr.
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Den 31. August 1914, mittags 1.40 Uhr.
Berlin. (MTB) Nach einer Meldung aus Las Palmas ist der als Hilfskreuzer ausgerüstete Schnelldampfer des Nordd. Llryd «Kaiser Wilhelm der Große" von dem englischen Kreuzer „Highflyer" zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen Gewässern der spanischen Kolonien Rio del Oro vor Anker lag. Gegen diese jedem Völkerrechte widerstrebenden Verletzungen der Neutralitätsgesrtze muß Protest erhoben werden. Großbritannien hat durch die Mißachtung der stets von allen Nationen theoretisch und praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler Hoheitsgewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, über die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzusetzen.
London, 31. Aug. (MTB) Wie dem Reuter- Büro aus Paris gemeldet wird, flog ein deutsches Flugzeug gestern nachmittag über Paris und warf eine Bombe ab, die jedoch keinen Schaden verursachte.
Großes Hauptquartier, 31. Aug. (WTB.) Der Kaiser hat unter dem 29. folgendes Telegramm an den König von Württemberg gerichtet: Es ist mir ein Bedürfnis, Dir mitzuteilen, daß ich heute nachmittag in Ems eine große Zahl braver Württem- berger Soldaten begrüßen konnte, die ihre Wunden mit bewundernswürdiger Hingabe ertrugen. Ich habe Ihnen einen Gruß von Dir gebracht. Du kannst stolz sein auf Deine Landeskinder. Herzlichen Gruß
Wilhelm.
Darauf ist folgende Antwort eingelausen: Tief- gerührt durch Deine Telegramme danke ich herzlich für die Nachricht von meinen Landeskindern, ich weiß, daß Du auf sie bauen kannst, ein jedes wird bis zum letzten Atemzuge seine Pflicht tun für unsere große und gerechte Sache in Hingebung für seinen obersten Kriegsherrn. Wilhelm.
Großes Hauptquartier, 31. August, abends.
(WTB). Die Armee des Generalobersten v. Kluck hat den durch schwache französische Kräfte unternommenen Versuch eines Flankenangriffes in der Gegend von Combles durch ein Armeekorps zurück- geschlagen; die Armee des Generalobersten von Bülow hat die überlegene französische Armee bei St. Quentin vollständig geschlagen, nachdem sie im Vormarsch ein englisches Jnfanteriebataillon gefangen genommen hatte. Die Armee des Generalobersten v. Hausen hat den Gegner auf die Aisne bei Rethel zurückgedrängt.
Die Armee des Herzogs von Württemberg hatte bei der Fortsetzung des Uebergangs über die Maas den Feind zunächst mit Vo,truppen überrannt, mußte aber beim Vorgehen starker feindlicher Kräfte teilweise wieder über die Maas zurück. Die Armee hat dann die Maasübergänge wieder gewonnen und bcfindet sich im Vorgehen gegen Aisne. Das Fort Les Ayvelles hinter dieser Armee ist gefallen.
Die Armee des deutschen Kronprinzen setzt den Vormarsch über die Maas fort. Nachdem der Kommandant von Montmedy mit der ganzen Besatzung der Festung bei einem Ausfall gefangen genommen war, ist die Festung gefallen.
Die Armeen des Kronprinzen von Bayern und des Generalobersten von Heeringen stehen noch in fortgesetztem Kampf in Französisch-Lothringen.
Im Osten ist der gemeldete Sieg der Armee des Generalobersten v. Hindenburg von weitaus größerer Bedeutung, als zuerst übersehen werden konnte. Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neiden- burg eingriffen, ist die Niederlage des Feindes eine vollständige gewesen. 3 Armeekorps find vernichtet; 60 000 Gefangene, darunter 2 Kommandierende Generale, viele Geschütze und Feldzeichen sind in unsere Hände gefallen. Die noch im nördlichen Ostpreußen stehenden russischen Truppen haben den Rückzug angetreten.
v. Stein, Generalquarliermeister.
Der Krieg.
Wien (Kriegspressequartier), 31. Aug. Unsere Linksosfensive in Russisch-Polen schreitet fort. Die Schlacht in Galizien steht andauernd gut.
Rotterdam, 31. Aug. Im englischen Oberhaus erklärte Lord Kitchener, England werde wieder neue Verstärkungen nach dem Festland schicken. Sämtliche Verluste der englischen Armee werden überdies durch Nachschub sofort ersetzt, dafür würden schon 12 000 Mann bereit gehalten. — (Wir sind fest überzeugt, daß unsere braven Truppen den englischen Nachschub ebenso würdig empfangen werden, wie die englische Erpeditionsarmee bei Maubeuge und St. Quentin.)
Berlin, 31. Aug. (WTB.) Zu der Nachricht, daß Chirchill im englischen Unterhause mitteilte, es seien neue englische Truppen in Ostende gelandet worden, äußern die „Berl. N. N.": Wir glauben nicht, daß das britische Volk nach den Nachrichten von der Niederlage der englischen Armee diese Rede Churchills mit großer Begeisterung ausgenommen hat. Auch d-eses neue Heer werden unsere braven Truppen nicht fürchten.
Berlin, 31. August. (WTB.) Nach einer Pariser Meldung des Amsterdamer „Telegraf", die in der „Köln. Zeitung" veröffentlicht ist, scheint der französische Generalftab die völlige Abschließung von Paris binnen einigen Tagen zu erwarten. Die Verbindung mit London wird gegenwärtig über Boulogne-sur wer aufrecht erhalten. Sobald die deutschen Truppen sich Amiens genähert haben, wird eine Absperrung von Paris auf der Nordseite eine vollzogene Tatsache sein.
festgenommen wurde und eingeräumt hat, daß er seit Jahren zu Gunsten Frankreichs Spionagegeschäste betrieben und dafür reichliche Geldunterstützung aus Belfort erhalten habe, auf Grund des schweizerischen
Sprengstoffgesetzes zu 3 Jahren Zuchthaus, sowie zu lebenslänglicher Ausweisung aus der Schweiz verurteilt hat. Reißer hat seil 4 Jahren in seinem Keller eine mit Benzinsäure gefüllte Bombe ausbewahrt, die zur Sprengung der Eisenbahnbrücke bei Waldshut während der Fahrt eines deutschen Militärzugs bestimmt war.
(W.T.B.) Amtlich. In Longwy ist eine maschinelle Einrichtung vorgefunden worden, die dazu diente, die Gewehr- und Karabinergeschosse oben abzuplatten und mit einer von der Spitze ausgehenden trichterförmigen Ausbohrung zu versehen. In den Taschen französischer und englischer Soldaten hat man bereits zahlreiche Dum-Dum-Geschosse. d. h. Hohl- oder Bleispitzengeschosse gefunden. Durch die Entfernung eines Teils der aus Hartmetall bestehenden Geschoßmantelspitze tritt beim Ausschlag der weichere Geschoßkern nach vorn heraus, legt sich breit und verursacht besonders grausame und mit unnötigen Leiden verbundene Verwundungen. Deutschland sieht sich genötigt, mit den allerschärfsten Maßregeln vorzugehen. wenn diese durch das Völkerrecht verbotenen Geschosse von unseren Feinden noch weiter verwendet werden sollen. (Daß gerade die englischen und französischen „Kulturarmeen", die angeblich für die Zivilisation, das Recht und die Freiheit kämpfen wollen, der gemeinen Verwendung verbotener grausamer Geschosse überführt sind, reiht sich der Tatsache würdig an die Seite, daß diese Nationen sich nicht schämten, für die serbischen Mörder einzutreten und mit der russischen Knute sich zu verbünden.)
Leiste Nachrichten u» Telegramm^
Den 1. September 1914, mittags.
Berlin. (GKG.) Dem Berliner Lokalanzeiger wird aus dem Kriegspressequartier telegraphiert: Das gewaltige Ringen nördlich Lemberg dauert fort. Die Oesterreicher sind auf dem' linken Flügel säst bis Lublin vorgedrungen. Die Aktion im Zentrum ist gleichfalls vom Glück begünstigt. Der österreichische rechte Flügel führt seine Aufgabe sehr erfolgreich durch.
Berlin. (GKG.) Der Marinesachverständige der „Times" äußert die Befürchtung, daß die Deutschen, sobald sie einen Hafen im Pas de Calais besitzen, dort einen Stützpunkt für ihre Luftfahrzeuge einrichten werden, was für England bedrohlich
Mann, darunter 300 Offiziere, das gesamte Artilleriematerial der Russen ist vernichtet.
Druck und Verlag der C, Meeh'schen Buchdruckerei des Enztälers. — Verantwortlicher Redakteur C. Meeh in Neuenbürg.
Kopenhagen, 31. Aug. Als der Zar von der Petersburger Truppenbesichtigung über den Newsky-Prospekt zurückkehrte, feuerte ein Mann von 50 Schritten einen Revolverschuß gegen den Wagen des Zaren ab. Der Zar blieb unverletzt, ein Kosak wurde getötet. Der Täter, Mechaniker Aksakow, wurde verhaftet.
Wien, 31. Aug. (S. Z.) Die südslavische Korrespondenz meldt aus Valona: Saffonow richtete an das bulgarische Kabinett die telegraphische Anfrage, ob Bulgarien im Falle eines russisch-türkischen Krieges wohlwollend neutral bleiben würde. Die Depesche hat die größte Sensation erregt. Die öffentliche Stimmung ist jedoch gegen Rußland.
München, 29. Aug. Gefangene französische Soldaten, neun Mann, revoltierten in Dillingen und vergriffen sich an zwei Wachtposten. Sie wurden gefesselt und nach einer Festung in der Pfalz gebracht.
Straßburg 31. Aug. (WTB.) Der „Straßburger Post" wird aus Basel berichtet, daß das Baseler Strafgericht am 26. ds. einen gewissen Agenten Adolf Reißer aus Sennheim im Oberelsaß, der als Mitglied eines französischen Spionagebureaus
wäre.
Berlin. (G.K.G.) Die Westminster-Gazette (Regierungsorgan) entschuldigt England gegen Vorwürfe wegen der Unzulänglichkeit de? Expeditionskorps damit, daß das Offenhalten der See für Frankreich ebenso viel bedeutet, wie die Hilfe vo» 4 oder 5 Armeekorps zu Land.
Stuttgart. In der heute erschienen 8. amtlichen Verlustliste ist vom Jnf.-Regt. Nr. 121 (Ludwigsburg) u. a. verzeichnet: 9. Kompanie: Vizcfcldwebcl Hermann Jmanuel Braun aus Neuenbürg, leicht verwundet, rechtes Bein.
Berlin. (WTB ) Nach weiteren Mitteilungen des Hauptquartiers ist die Zahl der Gefangene« in der Schlacht bei Gilgenburg Ortelsburg noch größer gewesen als bisher bekannt. Sie betragen 70000