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Telegramm-Adreffe: „Enzräler, Neuenbürg",
136.
Reuen bürg, Mittwoch den 26. August 1914.
72. Jahrgang.
Der Krieg.
Berlin, 24. August. (W.T.B.) Während auf dem westlichen Kriegsschauplatz die Lage des deutschen Heeres durch Gottes Gnade eine unerwartet günstige ist. hat auf dem östlichen Kriegsschauplatz der Feind deutsches Gebiet betreten. Starke russische Kräfte sind in der Richtung der Angerapp und südlich der Eisenbahn Stallupönen > Insterburg vorgedrungen. Das 1. Armeekorps hatte den Feind Lei Wirballen in siegreichem Gefecht aufgehalten. Es ist zurückgezogen worden auf weiter rückwärts stehende Truppen. Die hier versammelten Kräfte haben den auf Gumbinnen südlich vorgehenden Gegner angegriffen. Das 1. Armeekorps warf den gegen- überftehenden Feind siegreich zurück, machte 8060 Gefangene und erbeutete mehrere Batterien. Eine zu ihm gehörige Kavalleriedivision warf zwei russische Kavalleriedivisionen und brachte oOO Gefangene ein. Die weiter südlich kämpfenden Truppen stießen teils auf starke Befestigungen, die ohne Vorbereitung nicht genommen werden konnten, teils befanden sie sich in siegreichem Fortschritten. Da ging die Nachricht ein vom Vormarsch weiterer feindlicher Kräfte aus der Richtung des Narews und gegen die Gegend südwestlich der masurischen Seen. Das Oberkommando glaubte, hiergegen Maßnahmen treffen zu müssen und zog seine Truppen zurück. Die Ablösung vom Feinde erfolgte ohne Schwierigkeit. Der Feind folgte nicht. Die auf dem östlichen Kriegsschauplatz getroffenen Maßnahmen mußten zunächst durchgeführt werden und in solche Bahnen geleitet werden, daß eine Entscheidung gesucht werden kann. Diese steht unmittelbar bevor. Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er 4 deutsche Armeekorps geschlagen habe. Diese Nachricht ist unwahr. Kein deutsches Armeekorps ist geschlagen worden. Unsere Truppen haben das Bewußtsein des Sieges und der Ueber- legenheit mit sich genommen. Der Feind ist über die Angerapp bis jetzt nur mit Kavallerie gefolgt. Links der Eisenbahn soll er Insterburg erreicht haben. Die beklagenswerten Teile der Provinz, die dem feindlichen Einbruch ausgesetzt find, bringen dieses Opfer im Interesse des ganzen Vaterlandes. Daran soll sich dasselbe nach erfolgter Entscheidung dankbar erinnern. Generalquarliermeifter v. Stein.
Wie die österreichische Heeresleitung Mitteilen läßt, wird man in nächster Zeit weniger von Serbien als von Russisch-Polen hören. Oesterreich hat in Serbien zunächst erreicht, was es wollte. Es hat das serbische Heer stark geschwächt und hat bei Schabatz und in der Nähe von Valjewo in den Tagen vom 13. bis 18. August starke Stellungen bezogen, die ihm gestatten, den Krieg gegen Serbien als Nebensache zu behandeln und nun seine Kraft gegen Rußland zu kehren. In diesen neuen Abschnitt tritt Oesterreich bedeutend besser vorbereitet als in den ersten. Es hat Stützpunkte auf russischem Boden gewonnen, die ihm sein Vorgehen erleichtern, und es ist im Besitz von Stellungen auf serbischem Boden, die von höchster Bedeutung sind, weil sie sich auch gegen eine Uebermacht verteidigen lassen und weil sie Ausfallstore für einen neuen Vorstoß gegen Serbien sein würden, sobald die Ereignisse auf dem russischen Kriegsschauplatz dazu genügend Zeit geben.
Den 25. August 1914, mittags 12.15 Uhr.
Berlin. (W.T.B.) Bo« der Festung Namnr sind S Forts und die Stadt in unserem Besitz. 4 Forts werden «och beschossen. Der Fall scheint in Kurzem bevorzustehen. Generalquartiermeister v. Stein.
Namur wird demnächst in deutschen Händen sein! Eine neue frohe Kunde! Unsere schwere Feldartillerie leistet vorzügliche Arbeit. Die Geschoße
der Haubitzen durchschlagen glattweg die Panzertürme der Forts. Namur ist als Deckung unserer rechten Flanke neben Lüttich von großer Bedeutung; von um so größerer, als diese Festung noch näher an der französischen Grenze liegt, von der sie. wenn man dem Maastal folgt, nur noch etwas über 30 tzm entfernt ist. Namur, das über 30 000 Einwohner zählt, war, am Zusammenfluß der Maas und der Sambre gelegen, schon zur Römerzeit ein wichtiger Verteidigungspunkt. Die Stadt ist im 17. und 18. Jahrhundert häufig bestürmt worden und hat wechselvolle Schicksale erlebt; ihre älteren Gebäude hat sie fast alle eingebüßt. Auf dem Mündungsdreieck zwischen Sambre und Maas liegt die alte Zitadelle an der Stelle eines römischen Kastells und der bis auf zwei Türme zerstörten Burg der Grafen von Namur. (S. M.)
Berlin, 25. August. (W.T.B.) Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt zu der gemeinsamen Aktion des deutschen Geschwaders vor Tsingtau mit dem österreich-ungarischen Kriegsschiff „Kaiserin Elisabeth": Die Entschließung Kaiser Franz Josefs, die Waffenbrüderschaft zwischen den beiden Kaisermächten auch im fernen Osten durch die Tat zur Geltung zu bringen, ist in Deutschland allenthalben mit warmherziger Befriedigung begrüßt worden. Sie bekundet abermals, wie fest die Bündnisgenoffenschaft Deutschland mit Oesterreich zusammenkittet.
Berlin, 25. Aug. (W.T.B) Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht heute die Verlustliste Nr. 9.
Wien, 25. August. (W.T.B.) Gestern abend gab wiederum eine vieltausendköpfige Menge vor der deutschen Botschaft der großen Freude der Wiener Bevölkerung über die glorreichen Siege der deutschen Armeen begeisterten Ausdruck. Der Botschafter erschien auf dem Balkon und nahm dankend die Ansprachen und Huldigungen entgegen, die mit stürmischen Hochrufen auf Kaiser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm, die beiden Kronprinzen und die übrigen deutschen Fürsten endeten.
Wien, 25. Aug. (Priv.-Tel.) In Oesterreich haben sich 800000 Kriegsfreiwillige gemeldet. Die beiden Kaiserreiche haben zusammen also über 2 Millionen Kriegsfreiwillige zu verzeichnen.
Berlin. 24. Aug. (W T.B.) Laut einer aus Palermo eingetroffenen Drahtmeldung des kaiserlichen Botschafters in Tanger hat ihm die marokkanische Regierung am 19. August seine Pässe zugestellt und ihn mit dem gesamten Personal der Gesandtschaft überraschend und gewaltsam an Bord des französischen Kreuzers Cassard geschafft, um sie nach Palermo zu bringen. Dieser brutale Ueberfall in der Hauptstadt der internationalen Zone Marokkos, in der die diplomatischen Vertreter der Signatarmächte der Algecirasakte noch heute die Kontrolle der Regierung ausüben, bedeutet seitens Marokkos und Frankreichs einen derartig unerhörten Bruch des Völkerrechts, wie er in der Geschichte des Völkerrechts kaum je vorgekommen sein dürfte. Daß dieser Gewaltstreich nur mit Zustimmung Englands möglich war. versteht sich bei der Lage Gibraltars von selbst. Es ist dasselbe England, das seine Kriegserklärung gegen uns mit seinem Eintreten für die unverletzlichen internationalen Verträge beschönigt hat.
Das preußische Armeeverordnungsblatt veröffentlicht folgenden kaiserlichen Erlaß über die Beseitigung aller blinkenden Ausrüstungsgegenstände zur Felduniform: „Se. Majestät der Kaiser und König hat befohlen, daß zur Felduniform im Gefecht Adjutantenschärpen und Feldbinden mit einem grauen Ueberzug zu versehen oder mangels eines solchen abzulegen sind. Alle sonstigen im Sonnenlicht blinkenden Uniform- und Ausrüstungsgegenstände sind abzublenden. Die roten Regimentsnummern auf den Helmen bei Offizieren und Mannschaften sind zu entfernen." Eine weitere Verordnung besagt: 1. „Der Kaiser hat genehmigt, daß das feldgraue
Rocktuch künftig in der Farbe des bisherigen feldgrauen Hosenstoffs hergestellt wird. 2. Alle Waffengattungen, ausgenommen beim Gardekorps, tragen künftig Nummern und zwar grüne statt rote auf den Helmen usw."
Würz bürg, 25. Aug. (G.K.G.) Der Kommandeur des 2. bayerischen Armeekorps hat einen Tagesbefehl an die Truppen erlassen, worin er allen Angehörigen des Korps für die ausgezeichnete Hal- lung vollste Anerkennung ausspricht und sagt: So habe ich es erwartet und so werden wir siegen.
Berlin, 24. Aug. (W.T.B.) Das Nachrichtenamt des Berliner Magistrats meldet: Aus dem Großen Hauptquartier ist an den Oberbürgermeister von Berlin heute nachmittag folgendes Telegramm gelangt: „Se. Majestät der Kaiser und König hat zur Linderung der durch Arbeitslosigkeit in Berlin entstehenden Not der arbeitenden Klassen ein Gnadengeschenk von 50000 Mk. bewilligt und die kaiserliche Schatulle zur Zahlung dieser Summe an Ew. Exzellenz zu geeigneter Verwendung ermächtigt. Auf allerhöchsten Befehl: v. Valentini, Geh. Kabinettsrat."
Berlin, 24. Aug. G.K.G. Ein Berichterstatter der Londoner Central News in London veröffentlicht einen Lobgesang auf die deutschen Truppen. Er schließt seine Ausführungen mit dem Ausdruck der Ueberzeugung, daß bei dem Geist, der die deutschen Truppen beseele, keine Macht ihnen widerstehen könne, und daß, wenn Rußland auf dem Plan erscheine, Frankreich längst erschlagen am Boden liegen werde.
Kopenhagen, 25. Aug. Während die eng- lilche Presse den deutschen Vormarsch in Belgien als belanglos hinstellt, ist nach den Informationen hiesiger Zeitungen die Stimmung in Belgien trostlos. Der Rückzug der belgischen Feldarmee hat einen tiefen Eindruck auf die Zivilbevölkerung und die Verteidigungstruppen von Antwerpen gemacht. An Stelle der durch die Lügennachrichten der Regierung genährten Zuveisicht ist jetzt tiefe Verzweiflung getreten. Viele Belgier sind nach dem Haag geflohen. Sie sind von Wut und Empörung gegen ihre Regierung erfüllt.
Christiania, 24. August. Wie das Reuterbureau meldet, sind zwei holländische Dampfer im Finnischen Meerbusen in die Luft gespreng worden. Selbstverständlich handelt es sich um russische Minen, die hier gelegt worden sind.
München, 25. Aug. Die Herzogin Karl Theodor reifte gestern mit einer Anzahl barmherziger Schwestern nach dem Kriegsschauplatz ab.
Dresden, 25. Aug. Auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück sollen 5000 französische Gefangene untergebracht werden; auf den Königstein kommen 300 französische Offiziere.
Karlsruhe, 24. Aug. Gleich nach 12 Uhr heute Mittag wurden hier 21 von den badischen Truppen bei Metz eroberte Geschütze nebst Munitionskasten unter ungeheurem Jubel der Bevölkerung hierher gebracht und vor der Schloßwache aufgestellt. Alsbald traf der Großherzog im Auto und später die Großherzogin zur Besichtigung der Geschütze ein, die später zur Artilleriekasernr verbracht werden sollen. Die Geschütze, die reich mit Eichenlaub verziert sind, sind meist neuerer Konstruktion aus den Jahren 1911 und 1912.
Geheimer Rat Professor Dr. Lenard in Heidelberg schreibt dem „H. Tagbl.": „Als ein Zeichen meines Abscheues vor der in diesen Tagen so deutlich gewordenen Eigenart englischer Denkweise habe ich beschlossen, eine einst (1896) von der „Royal Society" in London erhaltene goldene Medaille von mir zu tun. Ich habe ihren Geldwert (ca. 1000 Mk.) zum Besten bedürftiger Hinterbliebenen der gefallenen badischen Kämpfer nutzbar gemacht."
Einem Briefe, den der Vertreter der N. Fr Presse vor seiner Abreise aus Paris am 16. Auguf geschrieben hat, entnehmen wir folgendes: