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.M 111.

Neuenbürg, Montag den 13. Juli 1914.

72. Jahrgang.

RunSichau.

Belgrad. 11. Juli. Gestern abend erschien der russische Gesandte Hartwig beim österreich­ungarischen Gesandten Frhr. v. Giesl. um ihm einen Besuch abzustatten. Während der Unter­haltung wurde Hartwig plötzlich von einem Un­wohlsein befallen und starb nacv wenigen Mi­nuten. obgleich ärztliche Hilfe sofort zur Stelle war. Die Leiche wurde in die russische Gesandtschaft geschafft. Mit Hartwig ist auf dem Balkan eine gewichtige Persönlichkeit vom Schauplatz abgetreten, m dessen Hand viele Fäden zusammengelaufen sind. Als Deutschenfreund galt er nicht. Hartwig und Deleassö, das war wohl so die gleiche Nummer, nur soll Hartwig im Intrigieren gegen den Dreibund Delcassö noch ganz wesentlich übertroffen haben. Eine Ironie des Schicksals, daß Hartwig gerade beim österreichischen Gesandten vom Tode ereilt wurde I

Regiment 126. Der Verein ehemaliger 126er in Straßburg begeht am 15. August d. I. seine Fahnenweihe im Beisein des 8. Regiments im Hofe der Margaretenkaserne. Hierzu wurden alle alten Achter eingeladen. Das Reisebureau Rominger in Stuttgart beabsichtigt, einen Extra zug nach Straßburg über Eutingen-Hausach zum Preise von ca. 8 Mk. für Hin- und Rückfahrt auszusühren, wenn sich ca. 230 Teilnehmer (Kameraden, Gäste u. s. w.) melden. Rege Beteiligung an der zweitätigen Fahrt in die alte Garnison ist erwünscht. Unverbindliche Anmeldung der Teilnehmer hätte bis spätestens 25. Juli an die Geschäftsstelle der Gesamtvereinigung ehemaliger 126er in Stuttgart. Bismarckstr. 35, zu erfolgen.

Daimler Motoren. Am meisten gefragt sind lautB. Z. am Mittag" augenblicklich bei dem Unter­nehmen die Typen zwischen 30 und 50 ?8. Die Preise sind auskömmlich, sowohl in Luxus-, wie in Geschäftswagen und das Geschäft geht sehr leb­haft. Die Fabriken des Unternehmens sind voll- beschäftigt. Von dem Pariser Grand Prix verspricht man sich eine verstärkte Nachfrage des Auslandes für deutsche Automobile.

Benz u. Co.. Mannheim. DieB. Z. am Mittag" bringt folgende Mitteilung: Der Auftrags­bestand des Unternehmens ist recht groß. Auch neue Anträge laufen befriedigend ein. Trotzdem ist nicht zu verkennen, daß besonders auf Lvxusauto- mobile die wenig günstige wirtschaftliche Lage ihren Einfluß ausübt. Die Preise sind infolge starker Konkurrenz gedrückt, doch lassen sie immer noch einen einigermaßen angemessenen Nutzen zu. Es macht sich seit einiger Zeit eine Tendenz wachsender Nachfrage nach stärkeren und größeren Wagen geltend. Indessen werden mittlere Wagen noch am meisten verwendet.

Bielefeld, 10. Juli. Der Bergmeister Fritz Veith aus Berg-Kirchen, der angeklagt war. seine Ehefrau in der Nacht zum 14. Juni 1913 ver­giftet zu haben, wurde in der vergangenen Nacht von den Geschworenen des Mordes schuldig gesprochen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zum Tode.

Köln a. Rh., 11. Juli. Bei einer Verhandlung vor dem hiesigen Gericht geriet ein als Kläger an­wesender Gerichtsassessor infolge einiger Bemerkungen des Landgerichtsdirektors in derartige Erregung, daß er auf den Richter zusprang und ihn zu würgen suchte. Das Gerichts personal mußte den Richter von dem Angreifer losreißen.

Von Ruhestein, 12. Juli. Gestern, am 75. Geburtstagdes verstorbenen Geheimrats Euting, der hier oben beim Wildsee seine letzte Ruhestätte gefunden hat, wurde wieder auf Grund einer Stiftung desRuhesteinvaters" jedem Wanderer, der die Grabstätte passierte, eine Tasse Kaffee gereicht. Eine eigenartige Huldigung wurde dem Toten durch einen Straßburger Flieger dargebracht, der in geringer

; Höhe über dem Eutinzsgrab eine dreimalige Schleife ? beschrieb.

! Württemberg.

^ Stuttgart, 11. Juli. Der König hat dem i Prof. Bon atz an der Architekturabteilung der hiesigen

> Technischen Hochschule das Ritterkreuz des Ordens . der würtlemb. Krone verliehen. Pros. Bonatz.hat , bekanntlich einen ehrenvollen Ruf an die Technische s Hochschule in Charlottenburg abgelehnt.

- Tübingen. 11. Juli. Der König hat die ! mit der Leitung der Klinik für Ohren-, Nasen- und ! Kehlkopfkrankheiten verbundene außerordentliche Pro­fessur für diese Fächer an der medizinischen Fakultät ! der hiesigen Universität dem Prioatdozenten Prof.

^ Dr. Walter Albrecht in Berlin übertragen.

! Stuttgart. 8. Juli. Die Brigademanöver s der 51. Brigade finden am 8. und 9. September ! zwischen Balingen-Rottweil-Schramberg, die der ; 52. Jnfanteriebrigade am 8. und 9. September in j der Gegend von Hochmössingen-Freudenstadt statt.

! Die Divisionsmanöver werden für die 26.

^ Division vom 11. bis 14. September um Rottweil, i für die 27. Division vom 12. bis 15. September s zwischenTübingen-Hechingen gehalten. Die Korps- ! Manöver finden am 18. und 19. September zwischen ! Tübingen und Kottweil statt. Am 21. und 22. Sept.

! manöoeriert das 13. gegen das 14. Armeekorps.

! An den Divisions- und Korpsmanövern nimmt eine ! Fliegerabterlung zu 4 Flugzeugen aus Freiburg, i sowie das ZeppelinluftschiffZ. 7" aus Baden-Oos teil. ! Stuttgart. 9. Juli. Zu der anläßlich des ! Regierungsjubiläums des Königs geplanten württ.

> Landesausstellung 1916 hat die Stuttgarter ! Handwerkskammer eine Resolution gefaßt, in der sie ! die Veranstaltung begrüßt, aber die K. Zentralstelle z für Gewerbe und Handel ersucht, dahin zu wirken, j daß auch die Handwerkskammer Stuttgart, der Stutt- i zarter Gewerbeverein, der Württ. Bund für Handel i und Gewerbe, sowie das Handwerk überhaupt im

Ausstellungs-Ausschuß in angemessener Weise ver- s treten ist. Die Kammer wird sich selbst an der § Ausstellung beteiligen durch darstellende Mitwirkung der Handwerkergesetzgebung und Veranschaulichung , ihrer bisherigen Tätigkeit wie sie auch die Hand- s werker und Vereinigungen zur Beteiligung an der i Ausstellung anhalten wird.

Stuttgart, 7. Juli. Die hiesige Handwerks­kammer hat einstimmig eine Resolution angenommen, in der dankbar die Bereitwilligkeit der Zweiten Kam­mer zur Unterstützung des Handwerks uud seiner Vertreter in den wichtigsten, auf eine Bessergestaltung des staatlichen Submissionswesens abzielenden Wünsche anerkannt und bedauert wird, daß die Erste Kammer sich gerade in den wichtigsten Fragen der Stellungnahme der Zweiten Kammer nicht hat an­schließen können, wodurch eine durchgreifende Reform der derzeitigen Bestimmungen vorerst in Frage gestellt ist. Die Kammer hält aber an den in ihren Ein­gaben vom 3. Juni 1910 und 29. Mai 1912 und der gemeinsamen Eingabe der Handwerkskammern vom 21. Oktober 1913 gestellten Forderungen, nament­lich an der Schaffung eines besonderen Gesetzes, fest und ersucht die K. Staatsregierung dringend, unver­züglich die Verfügung vom 18. März 1912 abzuän­dern unter Berücksichtigung der von den württemberg- ischen Ständekammern gefaßten, sich mit den Wünschen der Handwerkskammern deckenden Beschlüsse. Be­sonders ersucht die Handwerkskammer Stuttgart, die Einführung des angemessenen Preises, sowie die Zuziehung der Sachverständigen zur Festsetzung des­selben nach dem Beschluß der Zweiten Kammer durchzuführen, und die Verfügung in ihrer neuen Form auch auf den Kreis der übrigen Ministerien auszudehnen, wie auch wiederholt um die Gewähr­ung eines Beitrages für ihr Submissionsamt bittet.

Stuttgart, 11. Juli. Die Geschäftsstelle für Fremdenverkehr, die seither bei Hofbuch­

händler Wild, Königstraßr 38, untergebracht war, ist nunmehr in der neu errichteten Geschäftsstelle des Fremdenverkehrs - Verbandes Württemberg - Hohen- zollern, Schloßstraße 10, eingerichtet worden.

Stuttgart, 9. Juli. Die statistische Erhebung der Taubftummen-Turnvereine bezw. Turnriegen Deutschlands hat ergeben, daß am 1. Januar 1914 in 21 Städten die taubstummen Turner sich zu be­sonderen Vereinen bezw. geschlossenen Riegen ver­einigt haben. Der älteste Taubstummenturnverein ist der Berliner, der 1888 gegründet wurde. Alle übrigen Vereine und Riegen entstanden erst im letzten Jahrzehnt, 1903 bis 1913, die beiden jüngsten Anfang dieses Jahres. Während der letzten drei Jahre hat das Turnen unter den Taubstummen immer mehr zugenommen. Neben dem Turnen wird auch das Spiel und das Schwimmen gepflegt.

Stuttgart, 11. Juli. In letzter Zeit sind wiederholt falsche Zweimarkstücke, die das Bildnis Kaiser Wilhelms II und die Jahreszahl 1904 und andere tragen, angehalten worden. Die Falschstücke fallen namentlich durch ihr Helles blei­farbiges Aussehen auf. fühlen sich fettig an und sind nicht so klangreich, wie die echten Stücke.

Stuttgart, 12. Juli. Gestern mittag fuhr ein Zug preußischer Jäger aus Colmar auf dem Rad die Königstraße hinunter, geführt von einem Offizier und einem Feldwebel auf Motorrädern. Die Truppe kam mit umgehängter Büchse in schneidiger Haltung dahergefahren und bot einen hier ganz un­gewohnten Anblick. Der Zug war auf einer Üebungs- fahit begriffen, die ihn tags zuvor über den Schwarz­wald nach Freudenstadt und gestern von dort hierher geführt hatte.

Stuttgart. Der BayernvereinWeiß Blau" Stuttgart veranstaltet vom 2.-5. August eine Gesellschaftsreise nach München, Herren­chiemsee, Salzburg, Berchtesgaden und dem Königsee und ist jedermann zu dieser Reise freundlichst einge­laden. Der Fahrpreis beträgt von Stuttgvrt nach Salzburg und Bad Reichenhall hin und zurück III. Klasse 17. anstatt ^ 26 60. II Kl. 25. anstatt -/A 39.20, einfach III. Kl. ^ 9.30 anstatt

13.30, II. Klasse 13.20 anstatt ^ 18.60. Auch kann von Teilnehmern die Reise nur bis Mün­chen einfach und retour gemacht werden. Die Ab­fahrt findet in Stuttgart am 2. August, morgens 12.02 Uhr statt. Nähere Auskunft erteilen die beiden Vorstände des Vereins Math. Kirchberger, Ludwigsstraße 1101. und Georg Haußner, Pfizer- straße 4, von welchen auch Fahrkarten und Pro­gramme zu haben sind.

Stuttgart, 10. Juli. Hier wurde der Schlosser Friedrich Kraushaar, geb. 29. 6.1875 in Pforzheim, wegen Betrugs festgenommen. Kraushaar erschwindelte von verschiedenen Personen kleinere Darlehen durch das unwahre Vorbringen, er sei Schlossermeifter in Pforzheim und habe auf dem Pragfriedhof ein Grabkreuz aufzustellen, er habe seinen Geldbeutel verloren und könne nicht mehr heimfahren. Ge­schädigte, soweit sie noch nicht bekannt sind, wollen bei der Kriminalabteilung der städtische Polizei­direktion Anzeige erstatten.

Stuttgart. 10. Juli. Der erst 17 Jahre alte Hausbursche Emil Hauff stand wegen versuchten Diebstahls im Rückfall vor der Strafkammer. Er wurde eines Tages im hiesigen Schwimmbad von einem Bademeister beobachtet, wie er die Kleider von Badegästen nach Geld durchsuchte, allerdings vergeblich. Eine seiner Vorstrafen hat er wegen Diebstahls im Schwimmbad erhalten. Es galt, ihm den Ernst zu zeigen und so erkannte die Strafkammer auf 4 Monate Gefängnis bei sofortiger Verhaftung zur Sicherung des Strafvollzugs.

Die Stuttgarter Kaufmännische Fach­schule E. Zepf'sches Institut, Stuttgart, die im Jahre 1904 von dem jetzigen Inhaber und Direktor in ganz bescheidenem Umfange gegründet