stücke auf den Markungen Mühlhausen und Hosen, die für die Stuttgarter Hauptkläranlage er­forderlich sind, entschieden, daß die Stadt Stuttgart an die in Betracht kommenden Eigentümer rund 370 000 Mk. als Entschädigung zu bezahlen hat.

Stuttgart. 9. Juli. In der heutigen Sitzung der Gemeindekollegien wurde dem Entwurf der Ortsbausatzung ohne Debatte einmütig die Zu­stimmung erteilt. Oberbürgermeister Lautenschlazer gab seiner Befriedigung über das Zustandekommen der Ortsbausatzung Ausdruck.

Stuttgart, 8. Juli. Nach einer von polnischer Seite hervorgerufenen Schlägerei zwischen polnischen und deutschen Studierenden der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim ist die Vereinigung Polonia" wegen deutschfeindlicher Gesinnung auf­gehoben worden. Ein Pole, der Urheber der Schlägerei, wurde für immer relegiert.

Tübingen, 7. Juli. Die gestern begonnenen Schwurgerichtssitzungen gingen heute schon wieder zu Ende. Es kamen zwei Sittlichkeitsverbrechen, von welchen der eine mit sechs Wochen verhandelt wurde, der andere mit Freisprechung endete, zur Verhandlung. Der letzte Fall betraf eine Patent­berührung, welche ebenfalls mit einem Freispruch endete.

Ludwigsburg, 7. Juli. In den ersten achtzehn Tagen der hiesigen Gewerbe- und Industrie­ausstellung wurden für Tageseintrittskarlen über 6000 Mk. erlöst. Der Ertrag aus Dauerkarten hat die im Voranschlag vorgesehene Summe von 10 000 Mark jetzt überschritten. Die Veranstaltung der hiesigen Militärkapellen und der Gesangvereine, die Einführung von Tanzabenden und die Aufführungen eines Freilichttheaters üben nebst der Ausstellung eine große Anziehungskraft aus.

ep. Oehrin gen. 7. Juli. Nach einer Pause von 24 Jahren ist der Gustav-Adolf-Verein wieder in unserer alten Hohenloher Residenz zu seiner Hauptversammlung eingekehrt. Die Stadt hat ihm einen festlichen Empfang bereitet und trotz des wenig freundlichen Wetters hat das Fest auch in diesem Jahr seine alte Anziehungskraft bewiesen; aus dem ganze Lande sind Vertreter und Gäste er­schienen, die die Tagung mit der geschlossenen Ver- treteroersammlung im Rathaussaal eröffneten. Die öffentliche Hauptversammlung wurde in den weiten Räumen der Stiftskirche gehalten. Der Vorsitzende des Hauptvereins, Hofprediger Dr. Hoff mann, leitete sie mit einer Ansprache rin, in der er die Treue der Stadt Oehringen gegen die notleidende Diaspora rühmend hervorhob und die Notwendigkeit der Gustav-Adolf-Arbeit angesichts der zunehmenden Verständnislosigkeit für die Not der Diasporagemeinden in weiten Kreisen betonte. Nach Begrüßungen durch den Vertreter der Stadtgemeinde, Sradtschultheiß Meyder, des Evang. Konsistoriums, der Landes­synode. des Evang. Bundes uff. überreichte Stadt- psarrer A m m o n - Oehringen als Festangebinde des Bezirks die stattliche Summe von 7025 Mk. Eine lange Reihe weiterer Gaben wurden zum Teil in sinniger Form von festlich geschmückten Kindern über­bracht; ferner hatten Nachbarbezirke, Einzelgemeinden und Freunde des Vereins teilweise nahmhafte Bei­träge übersandt. Bei der Abstimmung über den sog. Dreiervorschlag (3700 Mk.) siegte die bedürftige Gemeinde Wangen i. A. mit 58 Stimmen über die Mitbewerberinnen Langenargen und Schelklingen, denen jedoch ein Trostgeld bewilligt werden konnte. Für die nächste Tagung ist der Verein nach Schorn­dorf eingeladen, was der Vorsitzende mit warmen Dankesworten annahm. Am Abend fand in der dicht gefüllten Turnhalle ein geselliger Familienabend statt, bei dem verschiedene Redner aus der Diaspora Ansprachen hielten.

Sulz a. N., 6. Juli. Der Fremdenverkehrs­verband Württemberg-Hohenzollern hielt gestern im Solbadhotel Pfifterwald seine 6. Wander­versammlung ab, der als Vertreter der General­direktion der Staatseisenbahnen Finanzrat Honold anwohnte. Gemeinderat Stübler - Stuttgart machte Mitteilungen über die Werbearbeit des Verbandes, der mit der Errichtung einer eigenen Geschäftsstelle und der Bestellung eines eigenen Sekretärs eine Er­weiterung seiner Tätigkeit erfahren habe. Direktor I Schumacher vom Bund Deutscher Verkehrsvereine j in Leipzig hielt einen Vortrag über die Tätigkeit im Dienste der deutschen Verkehrsintereffenten.

Leonberg, 8 Juli. (Eingesangen.) Als sich die Landjägermannschaft auf der Suche nach dem Oßweiler Mörder befand, geriet der Ulan Adolf Mundinger aus Warmbronn, der sich vor 10 Tagen von seinem Truppenteil entfernt hatte, auf der Station Rudesheim in die Hände der Landjäger. Ec hatte in Gerbersheim eingebrochen und Zioilklrider gestohlen.

Friedrichshafen, 9. Juli. Der Wasser­spiegel des Boden sees ist in den letzten Tagen infolge der starken Gewitterregen erneut gestiegen; durch die fortwährend niedergehenden Regenmaffen ist immer noch mit einem weiteren Steigen zu rechnen. Die Gefahr einer Ueberschwemmungskatastrophe wie im Jahre 1910 ist dadurch außerordentlich nahe­gelegt. Bei dem hiesigen Dawpfschiffahrtshasrn mußte bereits schon seit einigen Tagen eine Not­brücke errichtet werden. Heute früh 7 Uhr zeigte der Pegel 4.97 m Wassersland, am 7. Juli 4,78, am 8. Juli 4 93 m. Am 9. Juli 1913 betrug der Wasserstand 4,23 m.

Stuttgart. S. Juli. (Vom Obstmarkt.) Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Kirschen 1020 Jo­hannisbeeren 1214 Stachelbeeren 810 Himbeeren 2530 2 s und Heidelbeeren 1618 -s per Pfund. Angeboten wurden hiesige Frühbirnen und Pfirsiche. Es herrschte starke Zufuhr und rege Kauflust.

Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart.

Stuttgart, 8. Juli. Am nächsten Sonntag werden Sonderzüge mit bedeutend ermäßigten Fahrpreisen von Ulm und Crailsheim mit den ver­schiedensten Anschlußzügen zur Stuttgarter Aus- I stell ung für Gesundheitspflege veranstaltet, j Vormittags 11 Uhr hält Landeskonservator Prof. Dr. Gößler im Vortragsgebäude der Ausstellung einen hochinteressanten Vortrag mit Lichtbildern über Bad und Baden in vergangenen Tagen", der für Ausstellungsbesucher und zwar nur für diese frei ist. Außer den Festkonzerten und den üblichen Unterhaltungen und Vergnügungen wird mit Ein­bruch der Dämmerung die Tanzkünstlerin Ellen Petz aus Berlin auf der Freilichtbühne der Ausstellung nach heiteren Motiven tanzen. Die Pausen wird das Stuttgarter Vokalquartett durch Vorträge aus­füllen. Vorher findet auf der Freilichtbühne ein Schaufechten, veranstaltet von den Fechterriegen der schwäbischen Turnerschaft in Florett, leichtem und schwerem Säbel, Bajonett und leichtem Säbel gegen Bajonett unter Leitung von Diplomfechtmrister Schultz, Stuttgart statt. Im Stadion der Aus­stellung auf dem Cannstatler Wasen veranstaltet der Kreis Schwaben der deutschen Turnerschaft sein diesjähriges Turnfest. An Abwechslung mangelt es also an diesem Sonderzugfonntag gewiß nicht.

Stuttgart, 7. Juli. Klimatische Einflüsse und ihre Wirkung auf den Menschen. (Vortrag in der Stuttgarter Ausstellung für Gesundheitspflege.) Ueber dieses hochwichtige Thema sprach am Dienstag abend der Direktor des Hygienischen Instituts der Universität Tübingen, Professor Dr. Wolf, vor einer zahlreichen Zuhörerschaft im Vortragsgebäude der Stuttgarter Ausstellung für Gesundheitspflege. Der Redner führte uügefähr folgendes aus: Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das auf der Erde überall angetroffen wird. Er verdankt diese Aus­breitung in erster Linie den beiden Waffen, die er sich im Kampf ums Dasein bereitet hat: Wohnung und Kleidung. Beide können zwar eine große Reihe von Gefahren beseitigen, die dem Menschen den Aufenthalt in vielen Gebieten der Erde verbieten. Es bleiben aber außerdem noch eine Anzahl von Einflüssen bestehen, denen er sich nicht zu entziehen vermag. Die Summe aller Einflüsse, die an einem Ort auf den Menschen und seine Gesundheit wirken, nennen wir Klima. Die verschiedenen Orte weichen in ihrem Klima von einander ab. Der menschliche Körper muß, wenn er sich an einen anderen Ort begibt, gewisse Veränderungen durchmachen, ehe er eingewöhnt ist. Sind diese Veränderungen bis zu dem Ende durchgeführt, daß er an dem neuen Ort gesund bleibt, daß er ebenso leben kann, wie am alten Ort, und daß er seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten auf seine Nachkommen vererbt, so ist er akklimatisiert. Wie die Akklimatisation vor sich geht, welche Einflüsse hierbei mitspielen und welche Ge­fahren dem Menschen drohen, ist deshalb zu wissen ersprießlich, weil bei der Geschwindigkeit der Be­förderungsmittel der Mensch heute oft in sehr kurzer Zeit mit dem Flugzeug in Zeiträumen, die nach Minuten zu berechnen sind an Orte mit ganz anderem Klima gelangt. Der Vortragende besprach zunächst die verschiedenen Klimata der Erde, das ! Tropen-, Polar- und gemäßigte Klima, sowie die allen dreien gemeinsamen: Land- und See- und Höhenklima. Er zeigte an der Hand von Tabellen und Kurven, wie die meteorologischen Verhältnisse der verschiedenen Klimata von einander abweichen. Er hob vor allem hervor, daß die Schwierigkeit für die Europäer sich in den Tropen zu akklimatisieren in der gleichmäßigen feucht-warmen Luft zu suchen sei. Ihre Temperaturen schwanken während des ganzen Jahres nur um etwa 10° 6. Die Haut­

nerven werden dadurch verweichlicht, der Körper wird für Erkältungskrankheit leichter empfänglich Der Vortragende besprach sodann die Akklimatisation von Pflanzen. Stauden und Gräser gewöhnen sich im allgemeinen leichter in einem anderen Klima ein als Holzpflanzen. Die dem tropischen Klima eigenen Palmen bringen schon im subtropischen Gebiet kein, Früchte hervor. Coniferen und Kernobstbäume ge. deihen nicht in den Tropen. Pflanzen sind demnach an ganz bestimmte klimatische Verhältnisse gebunden. Für die Tiere ist der Uebergang aus dem wärmeren zum kälteren Klima leichter als umgekehrt. Löwen und Tiger sind in den zoologischen Gärten des ge­mäßigten Klimas leicht fortzuzüchten. Eisbären aber sehr schwer. Uebergehend zum Menschen ist für uns die Hauptfrage, ob der Deutsche sich in den Tropen akklimatisieren kann. Da sind von vornherein alle die Gebiete ausgeschlossen, in denen Gelbfieber und Malaria herrscht. Es scheint aber auch in den davon freien Gegenden fraglich, ob vollkommene oder nur relative Akklimatisation möglich ist, d. h. daß der Deutsche sich ohne Schaden zu nehmen einige Iah« in den Tropen aufhalten kann, wenn er in bestimmten Zeiträumen zur Erholung die Heimat aufsucht. Grundbedingung für das Gelingen dieser relativen Akklimatisation ist richtige Auswahl der Kolonisten. Nur gesunde, von neurasthenischer Anlage freie Per­sonen haben hierzu Aussicht. Wenn vollkommene Akklimatisation möglich ist, so ist es fraglich, ob unter Einfluß des Klimas aus dem alten Volksstamm nicht eine neue Rasse entsteht, die mit den Ange­hörigen des Mutterlandes wenig mehr gemein hat. Der Vortragende schloß, daß es Pflicht jedes Kolo­nisten ist, die Eigenart des Volkscharakters sich zu erhalten und der Entstehung der Mischlingsbevölker­ung, die für die Eingewanderten in hohem Maße gefährlich ist, entgegenzuwirken.

Stuttgart, 7. Juli. (Besuch der Stutt­garter Ausstellung für Gesundheitspflege von auswärts.) Täglich laufen jetzt Anzeigen von geschlossenen Besuchen der Stuttgarter Ausstellung für Gesundheitspflege von außerhalb ein. So wird Samstag den 11. Juli die Technische Hochschule Karlsruhe, Abteilung für Kunstgewerbe, unter Führ­ung von Professor Dr. A E. Brinckmann die Aus­stellung geschlossen besuchen. Am gleichen Tage trifft auch die Badische Landwirtschaftliche Schule Villingen zur Besichtigung der Ausstellung in Stuttgart ein. Aus Backnang haben am Donnerstag die Schüler des Lehrerseminars unter Begleitung einiger Lehrer die Ausstellung eingehend besichtigt.

Kus Staöt, Bez irk u Umgebung.

Neuenbürg. 10. Juli. Gerichtsferien. Am 15. Juli beginnen die Gerichtsferien, sie endigen am 15. September. Während der Ferien werden nur in Feriensachen Termine abgehalten und Ent­scheidungen erlassen. Auf das Mahnverfahren, das Zwangsvollstreckungsvsrfahren und das Konkursver­fahren sind die Ferien ohne Einfluß. In dem Ver­fahren vor dem Amtsgericht hat das Gericht auf Antrag jede Sache als Feriensache zu bezeichnen; hierdurch wird erreicht, daß Klagen in sog. einfachen Betreibungssachen auch während der Ferien erledigt werden. Der erforderliche Antrag wird kurz dadurch gestellt, daß der Klage oder dem Gesuch der Zusatz beigefügt wird:Ich bitte, diese Sache als Feriensache zu erklären." Auf Vormunds­und Nachlaßsachen haben die Ferien keinen Einfluß, deren Bearbeitung kann während der Ferien unter­bleiben, soweit das Bedürfnis einer Beschleunigung nicht vorhanden ist.

-ü- Herren« lb, 8. Juli. Im großen Saale des Konservationshauses gab der Heldentenor Albert Wittum ein ausgezeichnetes Konzert unter Mit­wirkung der städt. Kurkapelle (Leitung: Kapell­meister Hans Heckel.) Der prachtvolle Tenor des Sängers entfaltete eine sieghafte Größe in den Tonwerken von Meyerbeer und Richard Wagner, während die Kurkapelle in Begleitung und eigenen Vorträgen glänzende Leistungen bot.

Liebenzell, 6. Juli. Die umfangreichen Ar­beiten auf dem hiesigen Bahnhof konnten mit Beginn der Hauptsaison fertiggestellt werden. Sie sind recht zum Vorteil der Bahnstation ausgefallen. In un­mittelbarer Nähe des Stationsgebäudes hat der Eisenbahnfiskus ein Grundstück mit 12 000 ge­kauft. Darauf wird ein Dienstgebäude erstellt, das u. a. die Bahnmeisterei Hirsau aufnehmen soll.

Bad Liebenzell, 8. Juli. Spät setzte Heuer das eigentliche Kur- und Badrleben ein. Mit den besten Hoffnungen sah man in den schönen Tagen des April der diesjährigen Saison entgegen. Der Wonnemonat und der Brachmonat brachten aber