Verwickeltes und Verkünsteltes daran, und doch macht er einen zugleich hoheitsvollen und einladenden Eindruck. Das macht wohl einerseits die Wahl des Materials, das im Unter- und Erdgeschoß den heimischen, braunroten Sandstein, im ersten Stock hellgrau gestrichenes, verschindeltes Riegelwerk zeigt, was mit dem roten, hochgesprengten Dach eine hübsche Farbenwirkung abgibt. Andererseits ist es die wirk­ungsvolle Gliederung der langen Front, die unten durch eine wuchtige, dopprlarmig aufsteigende Frei­treppe, in der Mitte durch das stark ausgebildete Dach dieser Treppe, und im Dachausbau durch drei vorgeschobene, hochgezogene Ziergiebel erreicht wird. Die Art, wie diese drei Bauteile aufeinander be­zogen sind, wie ihre geschwungenen Linien den langen, wagrechten Zag des Gebäudes unterbrechen und den Blick nach oben ziehen, gibt dem Ganzen den eigenartigen Stil, im künstlerischen, nicht im geschichtlichen Sinn. Auch die Rückseite ist nicht vergessen, ja man könnte streiten, ob sie nicht in ihrer schlichten Zierlichkeit noch hübscher ist. Hier ist es eine halbkreisförmige Ausbuchtung unten, in der Mitte die rundbogigen kleinen Fenster und oben rin flacher Ausbau mit einem spitzen Giebelchen, was die lange Fläche belebt. Auch die Schmalseiten tragen auf dem ganz abgewalmten Dach kleine Vor­bäulein. Auf der nördlichen Schmalseite ist außer­dem der Schülerabort angebaut, ungeschickter- aber unvermeidlicherweise gerade an der Straße. Durch eine vorgelegte kleine Säulenhalle, die zugleich die trockene Verbindung mit dem Hauptgebäude ermög­licht, ist jedoch der Zweck des Gebäudes glücklich verhüllt. Auch im Innern wird das Auge durch die eigenartige und doch außerordentlich klare Ge­staltung des Grundrisses, sowie durch manche hübsche Einzelheit überrascht und erfreut. Das Portal, nach hinten zu sich leise verengend, ist massiv aus ge­plätteten Sandsteinquadern hergestellt. Die Tür liegt weit zurück, wodurch der Vorplatz unter dem Treppenoordach noch ziemlich vergrößert wird. Ein kurzer mit grünem Tannengewölbe überspannter Durchgang, von dessen Wänden allerlei bekannte Tiergestalten heruntergrüßen, führt durch eine Windfangtür in den ganz eigenartigen Vorraum, der in dieser Form wohl noch nicht zum zweitenmal vorhanden ist. Dadurch, daß die Treppe an die Schmalseite verlegt, auf der entgegengesetzten Seite ein gleich großes Stück für ein Lehrmittelzimmer abgetrennt worden ist, ist ein vollständig einheitlicher Raum entstanden, dessen Mittelstück durch die Aus­buchtung nach hinten zu und durch die Abrundung der Ecken der beiden Klassenzimmer die vollkommenste Form, die Kreisform erhalten hat. Es ist damit der in Schulhäusern so häufige, gestaltlose und, weil hinten ins Treppenhaus übergehend, heillos zugige Vorplatz vermieden und statt dessen hier eine förm­liche Festhalte entstanden, deren festliche Frische durch die das Mittelstück überwölbende flache Kuppel, durch den grünen mit schwarz-weißen Mustern durch­setzten Plältchenboden und besonders noch durch ein

in der Ausbuchtung angebrachtes Brünnlein gehoben wird. Und doch macht der obere im 1. Stock be­findliche Vorplatz, zu dem die in ungemein wuchtigen Formen gehaltene Treppe führt, einen nych behag­licheren Eindruck. Seine lichte Weite, die mit braunem Linoleum bekleideten Wände und die ihn überspannenden mit Blätterranken bemalten Bogen geben ihm ein wirklich vornehmes Aussehen. In den Klassenzimmern, deren je 2 Übereinanderliegen, ist unten eine Neuerung zu sehen. Die Brüstung bildet dort die natürliche Backsteinwand, die abwasch- . bar und schier unzerstörbar, nicht nur sehr praktisch ist, sondern auch mit ihrem starken Braunrot einen ' sehr lebhaften Farbenion hereinbringt. Die Wand­bekleidung oben bildet sogen. Eternit, glasharte ' Platten, deren Name schon eine lange Dauer zu verheißen scheint. Künstlerischer Wandschmuck, von ^ dem die Steinzeichnungen allein eine schier unbe- - grenzte Auswahl bieten, ist allen Klassen reichlich zu teil gewörden. Auch Theodor Schüz v. Burnand ist nicht vergessen. Der Dachstock enthält das Unter­lehrerzimmer und Raum für einen in ferner Zukunft etwa noch nötig werdenden 5. Schulsaal, das Unter­geschoß einen kleinen Turnraum, sowie Räume für ein Schülerbad, das noch der Ausführung harrt. Das ganze ist eingerahmt von einem weiten, von Bäumen umstandenen, mit einem starken Zaun ab­geschlossenen Schulhof. Das Hoftor, im Halbkreis einwärts springend, rechts und links von zwei Sitz­bänken flankiert, ist ein Muster von einladender Behaglichkeit. Ein Bild in dem leeren Raum über dem Freitreppenpodest, von dem wir noch eine be­sondere Zierde des Ganzen erhoffen, harrt noch der Vollendung. Es ist bei Maler Oehler in Stuttgart in Arbeit. Es soll eine Christusgestalt unter Schul­kindern sitzend darstellen. Unser Ort hat mit seinem neuen Schulhaus eine kleine Sehenswürdigkeit be­kommen und der alte Satz hat sich uns wieder be­stätigt: Wenn man etwas Gutes bekommen will, muß man zum Schmied gehen und nicht zum Schmiedle". Möchte nun auch die im neuen Hause geleistete Arbeit allezeit des schönen Rahmens wert sein, in den sie gefaßt ist:

Damit das Gute wirke, wachse, fromme.

Damit der Tag dem Edlen endlich komme!"

Q. k.

Vermischtes.

Napoleon III. und der deutsch-franzö­sische Krieg. Im Anschluß an die Warnungen, die vor dem deutsch-französischen Krieg von der jüngst verstorbenen Gräfin Pourtalös an die französische Regierung gerichtet worden sind, erinnert derFigaro" an ein Gespräch, das kurz vor den verhängnisvollen Julitagen 1870 zwischen dem Kaiser und der Herzogin von Gramont Lesparre, der Gemahlin eines Brigade­kommandeurs, geführt wurde. Es war auf einem der letzten offiziellen Diners, die der Kaiser seinen f Generälen gab, und naturgemäß wandte sich das '

Gespräch der Möglichkeit eines deutsch-französischen Krieges zu. In der Umgebung des Kaisers herrschte eine frohe Siegeszuversicht, und in sichtlichem Wohl­behagen über die Stimmung seiner Generäle wandte sich Napoleon an die Herzogin Gramont-Lesparre und fragte auch sie nach ihrer Ansicht über den Ausbruch eines deutsch-französischen Krieges;denn auch Sie gehören zur Armee", setzte er lächelnd hinzu. Nachdem die Herzogin einen Augenblick geschwiegen hatte, antwortete sie:Sire, ich bin nur eine Frau, aber da Eure Majestät mich fragen, so werde ich Ihnen die Meinung der mir bekannten Offiziere wiedergeben, von deren Treue Eure Majestät über­zeugt sein können. Das französische Heer ist noch nicht bereit, einen Feldzug zu beginnen. Es bedarf wenigstens noch 6 Wochen angestrengter Arbeit, um die Kriegsvorbereitungen zu beenden." Napoleon schwieg, sichtlich verstimmt, und sprach bei Tisch kein Wort mehr. Die Herzogin sah den Kaiser niemals wieder, aber als Napoleon nach dem Kriege eine der herzoglichen Familie befreundete Dame in Eng­land empfing, sagte er ihr:Versäumen Sie bei Ihrer Rückkehr nach Frankreich nicht, die Herzogin von Gramont-Lesparre aufzusuchen und ihr in meinem Namen zu danken. Hätten andere den Mut der Wahrheit besessen, den sie mir gezeigt hat, so wäre ich heute nicht hier."

Vom luftigen John Bull. Moderne Hygiene.) Der Professor für Hygiene:Warum müssen wir stets unser Heim rein und sauber halten?" Schülerin: Weil jeden Augenblick Besuch kommen kann". (Vorsorglich,) Nervöse Dame:Und, Kutscher, fahren Sie vorsichtig über das Pflaster. Und ver­gessen Sie nicht die Hausnummer. Und passen Sie auf die Automobile auf". Der Kutscher:Ja, und in welches Krankenhaus möchten Sie, wenn etwas passiert?"

BestMiW Ms i>enEuztiiler

für den Monat Juni

werden von allen Postanstalten und Postbote», von der Expedition und von unseren Austrägerinne« entgegengenommen.

Voraussichtliche Witterung.

Die über Oesterreich stehende Störung ist entgegen der sonst üblichen Richtung nach den Tiroler- und Schweizer­alpen gewandert und zieht gegen Ostsrankreich weiter, Wa­be! uns südöstliche Luftströmungen zur Folge haben wird. Diese werden Aufheiterung und milde Temperatur herbei- sühren. Doch wird anfangs noch etwas regnerisches Wetter herrschen.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Wert, für das Feuilleton und den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.

Mit einer vierseitige« Beilage.

lk-sArhe Bekanntmachungen unv prwat-KnAÄgs«

K Hberarnt Hleuenöürg.

Kurs für Damusihmdtt n. Damnsthueidttmueu.

Auf die Bekanntmachung der K, Zentralstelle für Gewerbe und Handel vom 29. April ds. Js. (Gewerbeblatt Nr. 21), betr. Abhaltung obengenannten Kurses während der Monate Juli und August, wird hingewiesen.

Den 25. Mai 1914. Oberamtmann Ziegele.

Neuenbürg.

Kekanntmachnng.

Zu Folge Anordnung der Kgl. Ministerien des Innern und der Finanzen hat am

2. Juni Vs. Js.

eine Zählung der Schweine stattzufinden.

Als Zähler sind ausgestellt die HH. Gemeinderäte Bauer und Titelius.

Den 20. Mai 1914.

Stavtfchultheißenamt.

Stirn.

Kekanntmachnng.

In der Zeit vom 25. Mai bis einschließlich 6. Juni soll die Fahrbahn des Kreiswegs Nr. 50 PforzheimBüchenbronn auf der Strecke zwischen dem Birkenfelder Weg und Büchenbronn durch Einsetzen eines Gestücks verstärkt werden.

Für diese Zeit wird die genannte Strecke für den Fuhr- werksverkehr gesperrt.

Den 20. Mai 1914.

Engelsbrand.

ZniM-Vnstmmuz.

Am Freitag, 29. Mai 1914,

nachmittags 3 Uhr, wird gegen sofortige Barzahlung

1 Kuh

verkauft.

Neuenbürg. 27. Mai 1914. Wanner,

Gerichtsvollzieher bei dem K. Amtsgericht Neuenbürg.

Die Wauk- und Klauenseuche

ist ausgebrochen in Ettlingen und in Malsch.

K. Amtsgericht Urnenkürg.

Im Bereinsregister, Band I, Blatt 75, wurde am 18. Mai 1914 unter der Nr. 1 folgendes eingetragen:

Turnverein Birkenfelv, mit dem Sitz in Birkeufeld.

Die Satzung ist am 27. April 1914 errichtet. Vorstand des Vereins ist Karl Förschler, Fässer in Birkeufeld.

Den 22. Mai 1914. Amtsrichter Brauer.

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Höfen.

ZUW'KrstkPNW.

Am Freitag den 29. Mai 1914,

nachmittags 3ffr Uhr,

kommen gegen Barzahlung zum Verkauf:

40 Paar Damenschuhe,

30 Sandalen.

Zusammenkunft beim Rathaus.

Hiihle,

Gerichtsvollzieher in Wildbad.

Z» 8 Tigei Ziehiig!

WUMi-MMm«

zu Gunsten des Säuglings-Heims Tübingen.

Lose z« M. 2. sind noch zu haben in der

c. Mech'stzeu vllGwllllW.

Gr. Bezirksamt Pforzheim.