Run-schau.

Vom Kriegsminifterium wurde in der letzten Woche eine Anfrage an die Stadt Münster in ven Vogesen gerichtet wegen Uebernahme eines Jäger-Bataillons. Der Gemeinderat erklärte sich zur Uebernahme bereit, wenn die Gemeinde nicht mit mehr als 150000 zu den Kosten heran­gezogen wird.

Vom Wehrbeitrag. Wie dieNeue Badische Landeszeitung" zuverlässig erfährt, erreicht nach der nunmehr abgeschlossenen Feststellung der durch Mann­heim und seine Vororte aufzubringende Wehrfteuer- beitrag die Höhe von rund 8 800 000 Mk.; hiermit steht Mannheim an erster Stelle des badischen Landes. In Berlin rechnet man auf Grund von vor­läufigen Schätzungen damit, daß der Wehrbeitrag für die Reichshauptstadt die ungefähre Höhe von 200 Millionen erreichen dürfte. Es scheint aber doch, daß der Generalpardon der in Anbetracht des Wehrbeitrages allen Steuerpflichtigen zu­gesagt ist, im ganzen deullchen Reiche eigentümliche Ueberraschungen zur Folge hat Auch im Rhein- land ist dies, wie uns geschrieben wird, der Fall. Dort hat jetzt z. B. ein Steuerpflichtiger entdeckt, daß er statt 7 Millionen deren 21 besitzt und sein Einkommen genau dreimal so hoch ist, als er bisherangenommen" hatte. Man wird indes aus diesen Vorkommnissen, deren es gerade in der Rheinprovinz eine ganze Menge gibt, noch keine falschen Schlüsse auf das Gesamtergebnis des Wehr­beitrages ziehen dürfen, für das ja hauptsächlich die große Zahl der kleinen und mittleren Vermögen in Frage kommt. Soviel kann wohl jetzt schon gesagt werden, daß das Endresultat des Wehr­beitrages aller Wahrscheinlichkeit nach nicht hinter den Erwartungen Zurückbleiben wird.

Berlin. 30. April. Die Ergebnisse der Ver­anlagung zum Wehrbeitrag im Bereich des Zweck­verbands Groß-Berlin sind, wie dieB. Z. am Mittag" meldet, nach der amtlichen Statistik folgende: Stadtkreis Berlin: 74235 500 Charlottenburg: 28100000-/A, Wilmersdorf: 11500 000 Schöne­berg: 6 500000 Neukölln: 640 000 Lichten­berg: 560000 Spandau: 530000Landkreis Teltow: 19 000000 Nieder-Barnim: 3 600 000 Mark; insgesamt 144 665 600 ^

Frankfurt a. M., 30. April. Die vorläufige Feststellung der Veranlagung zum Wehrbeitrag ergab für die Stadt Frankfurt einen Steuerbetrag von 35 Millionen. Die endgültigen Zahlen stehen noch nicht fest, sie werden aber voraussichtlich nicht erheblich abweichen.

Poftkartengrüße der Albanischen Fürstin. Die Fürstin Sofiie von Albanien hat aus Durazzo einige Postkarten an eine Frankfurter Familie gerichtet, in denen es u. a. heißt:Hier ist es sehr schön und wir schwelgen in Sonne und in herclicyer Gegend. Die Menschen haben wir sehr lieb gewonnen. Sie sind rührend in ihrer Begeisterung. Am 29. März kamen unsere Kinder hier an und hatten einen glänzenden Empfang. Die Leute kamen bis spät abends, um uns und den Kindern Ovationen zu bringen. Ich plane jetzt ernstlich unser erstes Waisen­heim für die Hinterbliebenen aus den Kriegsgebieten. Hoffentlich können wir bald damit anfangen. Wir waren in den verschiedenen Kirchen zu Tedeum. Es war sehr interessant, zumal sämtliche Andersgläubige ebenfalls dem Gottesdienste beiwohnten. Es treffen noch immer zahlreiche Deputationen aus den ver­schiedensten Städten des Landes ein und wir haben sehr rührende Szenen erlebt. Das Volk ist prachtvoll?

Koblenz, 29. April. Die Landstraße im Ahrtal von Bad Neuenahr nach Altenahr ist an allen Sonn- und Festtagen als für Automobile gesperrt erklärt worden.

Mainz, 1. Mai. Der Personenzug 437, der auf der Fahrt von Alzey nach Mainz um 8 Uhr 11 Min. von Niedersaulheim abfuhr, ist dort mit einer größeren Rangierabteilung zusammen­gestoßen. Tot sind der Lokomotivführer des Personen­zuges, ein Fräulein und eine Witwe, schwer verletzt sind der Heizer des Personenzuges und außerdem 4 Reisende, leicht verletzt sind etwa 10 Personen. 4 Wagen des Personenzuges und 3 Wagen des Güterzuges, sowie beide Lokomotiven wurden erheb­lich beschädigt. Die Strecke ist durch die Wagen­trümmer gesperrt, doch wird der Betrieb durch Um­steigen aufrecht erhalten. Der Materialschaden ist bedeutend. Wie das Unglück bei hellichtem Tag entstehen konnte, ist noch nicht feftgeftellt.

Gelsenkirchen, 1. Mai. In den Waldungen zwischen den Orten Sterkrade, Osterfeld, Hiesfeld und Hirschhellen ist heute nachmittag 4 Uhr ein

furchtbarer Waldbrand ausgebrochen. 10000 Morgen stehen bereits in Flammen. Sämtliche Feuer­wehren der Umgegend sind alarmiert. Der ganze Waldbestand von 40 000 Morgen ist gefährdet.

Lauterbach, 1. Mai. Von den im hiesigen Krankenhause liegenden Angehörigen des ermordeten Händlers Abraham Stein von Crainfeld sind die Frau und die älteste Tochter von den Aerzten als hoffnugslos aufgegeben worden. Der Täter ist noch nicht ermittelt. Nachdem von den beiden verhafteten Hofmanns dieser Tage der Vater wieder entlassen war, ist jetzt auch der Sohn auf freien Fuß gesetzt worden. Die Siaatsanwaltschast Gießen hat auf die Ergreifung des Mörders eine Belohnung von 600 Mark c-usgesetzt.

London. 30. April. Der Sonderkorrespondent desDaily Telegraph" meldet aus Denver über die Streikunruhen in Colorado: Von beiden Seiten sind die furchtbarsten Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten begangen worden. Im ganzen sollen über 75 Mann getötet und mehrere 100 verwundet worden sein. 2 50 Kinder sind ver­schwunden. Man nimmt an. daß sie ihrer Eltern beraubt worden sind und in den Wäldern umherirren, wo sie den Hungertod erleiden. Täglich kommen blutige Zusammenstöße zwischen den Streikenden und der Miliz weiter vor. die mit unerhörtester Grausamkeit oorgeht. Man erklärt sich den hart­näckigen Widerstand der Streikenden damit, daß viele von ihnen altgediente Soldaten sind.

Paris. In Rouen erschoß sich der bekannte Flieger Lefevre aus Verzweiflung darüber, daß er nicht imstande war, die Geldmittel zur Ausführung eines von ihm erfundenen Flugzeugs aufzutreiben.

Paris, 30. April. Bei Amiens wurde ein 15jähriger Bursche verhaftet, der auf das Geleise der Bahnlinie Amiens-Rouen mehrere Steinblöcke gewälzt hatte, um, wie er vor dem Polizeikommissar erklärte, einmal eine Zugentgleisung mit ansehen zu können.

Zürich, 30. April. Die in der Schweiz für die Militärluftschiffahrt veranstaltete nationale Sammlung hat 1650 000 Franken ergeben.

Zürich. 1. Mai. In Leissingen am Thunersee schlug ein Vater seine Frau und seinen 6 jährigen Sohn, sowie seine 2jährige Tochter nieder. Dann verkroch er sich uatcc ein Bett und brachte sich schwere Stiche in den Hals bei. Bewußtlos wurde er auf­gefunden. Der Wahnsinn hatte ihn wegen eines verfehlten Grundstückhandels befallen.

Württemberg.

ep. Stuttgart. 29. April. Der württemb. evang. Pfarrverein zum Sonntagsschutzgesetz Bei seiner heutigen Jahrestagung hat der württ. ev. Pfarrverein zum Gesetzentwurf betr. die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe folgende Erklärung beschlossen: Der dem Reichstag gegenwärtig vorliegende Gesetz­entwurf über die Sonntagsruhe hat nicht nur soziale, wirtschaftliche und hygienische Bedeutung, sondern berührt auch unmittelbar das sittliche und religiöse Leben unseres Volkes. Als mitverantwortlich für die Erhaltung und Mehrung der sittlich religiösen Güter und Kräfte sieht sich die 23. Hauptversammlung des württ. evang. Pfarrvereins veranlaßt, folgende Erklärung abzugeben: Sie fordert grundsätzliche Anerkennung der vollen Sonntagsruhe im gesamten Handelsgewerbe in erster Linie im Interesse der kaufmännischen Angestellten, aber auch im Interesse der großen Mehrzahl der Geschäftsinhaber, welche nach Befreiung von der Sonntagsarbeit dringend verlangen. Den auf Einschränkung der Sonntags­arbeit gerichteten Bestrebungen der Inhaber von Geschäften der Bedürfnisgewerbe ist soweit als möglich entgegenzukommen. Kann die volle Sonn­tagsruhe bei der gegenwärtigen gesetzgeberischen Aktion noch nicht erreicht werden, so sollte eine etwa not­wendig werdende Erlaubnis zu teilweiser Sonntags­arbeit nur auf kleine Plätze beschränkt bleiben. Hinsichtlich der an Sonntagen etwa gestatteten Ar­beitszeit ist zu verlangen, daß sie auf den Vormittag verlegt wird und die Zeit des Hauptgottesdienstes gehörig freiläßt. Die Zahl der freizugebenden Sonntage ist möglichst zu beschränken. Alle für die Sonntagsruhe interessierten Gemeindeglieder fordern wir auf, nicht bloß selbst durch Enthaltung von Einkäufen am Sonntag die Sonntagsruhe zu fördern, sondern auch mit allem Nachdruck für eine möglichst weitgehende Befreiung der Sonntage von werktäglicher Arbeit einzutreten."

Stuttgart, 29. April. In einem Vortrags­abend des württ. Vereins für Frauenstimmrecht wies Gemeinderat Dr. Ludwig in einem Referat über Schulfragen auf die Reformbedürftigkeit der Fort­

bildungsschulen hin und bemerkte, daß sich auch die württembergische Regierung mit dem Plan einer Reform des Fortbildungsschulwesens trage.

Turnerschaft und Stadion. Durch die Errichtung eines Stadions auf dem Cannstatter Wasen ist die schwäbische Turnerschaft vor die Frage gestellt worden, ob auch sie eine Vorführung größeren Umfangs dort veranstalten wolle; es war ihr der 12. Juli hierfür Vorbehalten. Die Entscheid­ung war für sie deshalb etwas schwierig, weil durch Kreisturntagsbeschluß festgelegt war, daß im Laufe dieses Sommers, und zwar am 19. Juli, ein Kreisturnfest auf dem Rosenstein bei Heubach stattfinden solle. Da es aus verschiedenen Gründen untunlich erschien, 2 größere Veranstaltungen so kurz nacheinander durchzuführen, entschloß sich der geschäfts- führende Ausschuß dazu, eine schriftliche Abstimmung unter den Vereinen des Kreises herbeizuführen, ob das Kreisbergfest oder ob eine turnerische Vorführung im Stadion abgehalten werden soll. Die überwieg­ende Mehrheit der Kreisvereine (478 gegen 213 Stimmen) hat sich nunmehr für das Stadion­turnen erklärt. Es findet somit am 12. Juli eine Vorführung des Turnkreises Schwaben im Stadion statt, bei der die Vielseitigkeit des deutschen Turnens und die Mannigfaltigkeit seiner Uebungsformen zur Darstellung gelangen wird. Das Kreisbergfest auf dem Rosenstein soll im Jahre 1916 abgehalten werden, da bekanntlich im kommenden Jahre das Landesturnfeft in Eßlingen stallfindet, das bei der günstigen Lage der Festftadt einen großen Umfang annehmen wird.

Oehringen, 30. April. Das Sommerfest des Bundes der Landwirte wird voraussichtlich am 24. Mai in Waldenburg abgehalten werden.

Gmünd, 30. April. Der Gemeinderat stimmte einem Antrag von der im Stadtbezirk Gmünd in Betracht kommenden 44 Inhaber von Bäckereien und Konditoreien, die auch Backwaren Herstellen, zu^ auf Erlaß eines Backverbots an Weihnachten und an den Oster- und Pfingstfeiertagen.

Reutlingen. 29. April. 5000 Mark für Wohltätigkeitszwecke hat der Geh. Baurat Adolf Schön in Braunschweig seiner Vaterstadt Reutlingen aus Anlaß des am Ostersonntag erfolgten Hinscheidens seiner Gemahlin Emma Schön geb. Hahn gestiftet, mit dem Anfügen, daß der Stadtverwaltung die nähere Verfügung über die Stiftung überlassen bleiben soll. Diese 5000 Mark werden den bis jetzt etwa 25 000 Mark betragenden Sliflungsgeldern für rin städtisches Schwimmbad zugewendet.

Schwenningen, 30. April. Die Bären­brauerei von Braunmüller hat sowohl dem Ver- schönerungsverein wie auch dem Schwarzwaldverein zur Anlegung von Wegen in der Umgebung Schwerin- ingens je 500 Mark zur Verfügung gestellt und sich außerdem bereit erklärt, bei der Herstellung von Wegen die Fuhrleistungen unentgeltlich zu übernehmen.

Möckmühl, 29. April. Dem KaufnRmn und langjährigen Gemeinderat A. Neunhöffer von hier wurde für hervorragende Verdienste auf dem Gebiete des Obstbaues vom württ. Obstbauoerein die höchste Auszeichnung verliehen, die dieser Verein zu vergeben hat, nämlich die große silberne Vereins­medaille nebst Diplom. Neunhöffer bewirtschaftet ein von ihm selbst vor 24 Jahren angelegtes 137 Ar großes Obftbaumgut mit etwa 200 Hochstämmen irr vorbildlicher Weise. Das Gut ist besonders zur jetzigen Zeit eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges für jeden Obstbaumzüchter und -Liebhaber.

Tübingen, 29. April. ' Ernst Faßnacht in Oberjesingen hat schon am Montag den ersten Bienenschwarm erhalten. Wenn es sonst heißt, ein Bienenschwarm im Mai, sei so viel wert wie ein Fuder Heu. was mag dann erst ein Schwarm im April für einen Wert besitzen?

Freudenstadt, 28. April. Der Monat April hat uns verwöhnt: ganz gegen seine sonstige Ge­wohnheit brachte er uns sonniges warmes Wetter, allerdings streifte die Gefahr der Nachtfröste nach den Ostwindtagen sehr nahe vorbei, aber glücklicher­weise blieb es bei der Drohung, und die Blüte kam zur vollen Entfaltung. Der Wonnemonat Mai findet also bei seinem Einzug schon lachende Fluren, junges frisch-grünes Laub und Blumen in Garten und Wald. Wird er sich auch so wonnesam verhalten, wie die Dichter von ihm, dem sonnigen Frühlings­knaben, singen? Die Wetterprognose traut es ihm diesesmal nicht zu. Er soll sich, wie Stadtpfarrer Schmucker-Gundelfingen sagt, dessen- Prognosen in letzter Zeit allerdings an Kredit verloren haben, schon mit Trübung einstellen, und es an Nieder­schlägen und Gewittern in seiner ersten Hälfte nicht fehlen lassen.