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Neuenbürg, Freitag den 24. April 1914.

72. Jahrgang.

RunSlchau.

Berlin, 22. April. Das Kaiserpaar wird nach den bisherigen Bestimmungen am Montag den 4. Mai Korfu verlassen, um sich zunächst nach Genua zu begeben, wo die Ankunft am 6. Mai erfolgen wird. Von dort wird die Weiterreise alsbald nach Karlsruhe fortgesetzt werden. Die Ankunft erfolgt dort am 7. Mai nachmittags. Am 8 Mai wohnt der Kaiser einer großen Gefechtsübung bei Türk­heim bei und besucht dann die Hohkönigsburg. um von dort nach Karlsruhe zurückzukehren. Am Abend des 8. Mai reist das Kaiserpaar nach Braunschweig ab, wo am 9. Mai die Taufe des Erbprinzen statt- finden wird. Von Braunschweig kehrt die Kaiserin am 10. Mai nach Potsdam zurück, während der Kaiser nach Metz abreist, wo am 11. Mai große Truppenübungen statlfinden. Am 12. Mai abends verläßt der Kaiser Metz und reist nach Wiesbaden, wo vom 13. bis 18. Mai Festspiele statlfinden. In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai wird der Kaiser nach Potsdam zurückkehren.

Karlsruhe, 22. April. Das Großherzogs­paar hat sich heute nachmittag im Automobil nach dem Jagdhaus Kaltenbronn begeben und beab­sichtigt, am nächsten Samstag wieder nach Karlsruhe zurückzukehren. Der Großherzog wird daselbst der Auerhahnjagd obliegen.

Straß bürg i. E., 22. April. Dem scheidenden Statthalterpaar wurde heute nachmittag von sämt­lichen Musikkapellen der hier garnisonierenden Regi­menter eine Huldigung dargebracht. Die Kapellen boten unter großem Andrang des Publikums eine Standmusik dar.

Der deutsche Botschafter Fürst Lichnowsky in London, der augenblicklich in Liverpool weilt, war gestern Ehrengast der Stadtverwaltung. Bei dem Festbankett, das ihm zu Ehren veranstaltet wurde, hielt der Botschafter eine Rede, in der er der Be­deutung Liverpools für den Handel Ausdruck gab. Dann sprach er über die internationale Verwandtschaft der Handelswelt und hoffte auf eine Verstän­digung zwischen den englischen und deutschen Gesellschaften. Dann werde sich für beide häufig Gelegenheit bieten, Hand in Hand zu arbeiten.

DieFranks. Zeitung" meldet aus Bukarest: Die bulgarische Regierung hat in Berlin um eine Anleihe von 250 Millionen nachgesucht. Diese wurde ihr unter der Bedingung zugesagt, daß sie Rumäniens Zustimmung beibringen soll. Darauf intervenierte die bulgarische Regierung in Bukarest. Rumänien erklärte, seine Zustimmung geben zu können, falls die neue Anleihe nicht für mili­tärische Zwecke verwendet würde.

Berlin, 22. April. Die kriegerischen Entwick­lungen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko haben derFranks. Zeitung" zufolge zu der Erwäg­ung geführt, zum Schutz der deutschen Reichs­angehörigen in Mexiko mehr Kriegsschiffe hinüberzuschicken. Es ist daher die beschleunigte Aus­reise des KreuzersKarlsruhe" nach den mexi­kanischen Gewässern beabsichtigt.

Washington, 23. April. In später Nacht­stunde Hut der Senat die Resolution ange­nommen, in der erklärt wird, der Präsident sei berechtigt, die Streitkräfte des Landes zu be­nützen, um seine Genugtuungsforderungen für die Beleidigungen und Beschimpfungen der Vereinigten Staaten in Mexiko durchzuführen. Das Staats­departement hat einen amtlichen Bericht erhalten, daß die Mexikaner Veraeruz geräumt haben. Der amerikanische Konsul in Veraeruz meldet, daß die amerikanischen Truppen heute vormittag 8 Uhr unter dem Schutz der Geschütze der Kriegsschiffe ausrückten, um die gesamte Stadt zu besetzen.

New-Aork, 22. April. Veraeruz ist mit Tampico zum Teil in den Händen -er Ameri­kaner. Die Amerikaner haben 1200 Mann gelandet.

die durch die Landungsabteilungen der fünf Schlacht­schiffe verstärkt werden sollen. Admiral Badger hat Befehl erhalten, mit einigen Schlachtschiffen unver­züglich nach Tampico zu gehen. Die Mehrzahl der mexikanischen Truppen hat Veraeruz in westlicher Richtung verlassen.. Sie sollen, wie behauptet wird, durch Mannschaften aus der Hauptstadt verstärkt werden. Im Kampf bei Veraeruz sollen etwa 200 Mexikaner getötet worden sein. Die genaue Zahl stehi noch nicht fest; aber sicher ist. daß die ameri­kanischen Scharfschützen ausgezeichnete Arbeit ver­richte! haben.

Washington, 22. April. Die Nachtsitzung des Senats gestaltete sich zu einer allgemeinen und scharfen Kritik Wilsons und seiner mexikanischen Politik. Die Republikaner wollen den Krieg auf eine breitere Grundlage stellen, als auf Wilsons persönliche Rachsucht. Amerika solle überhaupt nicht erlauben, daß der Schlächter Huerta die ameri­kanische Flagge salutierte, noch weniger solle es die mexikanische Flagge salutieren, solange Huerta Präsi­dent, wäre. Wäre Wilson halbwegs so bedacht ge­wesen auf den Frieden in Mexiko, wie er es auf die Beseitigung Huertas gewesen sei, so wäre in Veraeruz kein Blut geflossen. Wilsons Partnerschaft mit den Banditen Nordmexikos fordere eine ätzende Kritik heraus. Für das, was in Mexiko vorgehe. sei nicht der Kongreß, sondern der Präsident Wilson allein verantwortlich. Wilsons Antrag sei lächerlich, wenn man einen Krieg nicht wolle.

New-Uork, 22. April. Nack einer Depesche aus Veraeruz sind zwei Eisenbahnzüge voller amerikanischer Flüchtlinge irgendwo zwischen Mexiko und Veraeruz ungehalten worden. Man glaubt auf Anordnung des Generals Maas. Die telegraphische Verbindung mit der Hauptstadt ist abgeschnitten.

London. 23. April. Der ZeitungAmerika" wird aus Mexiko telegraphiert, daß dort eine fieberhafte Aufregung herrsche. Man befürchtet einen Aufstand der Volksmassen. Die Ausländer der Stadt scharen sich zusammen, um sich zu verteidigen. Die Nachricht, daß der amerikanische Geschäftsträger ermordet sei. bestätigt sich jedoch nicht.

London, 22. April. Das Unterhaus hat in zweiter Lesung das Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat in Wales, das dem Unterhaus zum dritten Mal unter der Herrschaft der Parlamenlsakte vorliegt, mit 349 gegen 265 Stimmen angenommen.

Stockholm, 18. April. Sven Hedin tritt am 1. Mai eine Vortragstournee durch 61 schwedische Städte an, um für seinen Plan, einen Anschluß Schwedens an die Mächte des Dreibundes her­beizuführen, in Volksversammlungen zu agitieren.

Berlin, 21. April. Der zweite Bürger­meister von Köslin in Pommern, Eduard Alexander, ist durch die Kösliner Staatsanwalt­schaft in einem Berliner Hotel verhaftet worden. Alexander ist identisch mit dem 32 Jahre alten Heinrich Thormann, der Kreisausschußassistent gewesen ist und seine Stellung verloren hat, weil er wegen Betrugs zu 1 ffs Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Diese Strafe hät er nicht verbüßt, sondern sich inzwischen auf Grund gefälschter Legiti­mationspapiere und Staatsurkunden eine Stellung als Magistratsassessor in Weißenfels und später in Bromberg zu verschaffen gewußt, wo er die Tochter eines sehr hohen Staatsbeamten heiratete und eine bedeutende Mitgift ei hielt. Im Dezember vorigen Jahres wurde er als der bestqualifizierte von 700 Bewerbern zum zweiten Bürgermeister von Köslin gewählt. Eine frühere Geliebte des angeb­lichen Alexander, der er unter verschiedenen Vor­wänden 2000 entlcckt hatte, erstattete Anzeige gegen ihn wegen Erpressung, denn als das Mädchen nach der Heirat des Alexander in Bromberg die Rückgabe der 2000 -Kl verlangte, beantwortete

Alexander diese Forderung mit Drohungen. Bei Prüfung der Angelegenheit fielen der Staatsanwalt­schaft Unstimmigkeiten in den Personalien des Bürger­meisters auf. die genauere Ermittelungen im Mini­sterium des Innern veranlaßten und die Entlarvung des Schwindlers herbeiführten. Alexander trat sehr sicher und selbstbewußt auf und äußerte oft. er habe sich aus den kleinsten Verhältnissen heraus zu seiner jetzigen Stellung emporgearbeile'. Den Doklor habe er sumwg. euw luuäo gemacht. Die Beendigung seiner Studien habe er nur durch umfassende jour­nalistische Arbeiten ermöglichen können. Er sei Mit­arbeiter einer Anzahl erster Berliner Zeitungen ge­wesen. Alexander wohnte, sehr elegant eingerichtet, in der besten Gegend der Stadt. Heute fand eine geheime Sitzung der beiden städtischen Körperschaften statt, unter Hinzuziehung von Pressevertretern. Der erste Bürgermeister Dr. Pusch erklärte, ein Schaden in finanzieller Beziehung erwachse der Stadt Köslin nicht. Vor kurzem fingierte Alexander einen Ein­bruch in sein Amtszimmer, um dann angeben zu können, daß ihm seine Papiere über das Affeffor- examen und die Doksordiffertation gestohlen worden seien. In seinen Personalien gab er an, keine Ver­wandten mehr zu haben mit Ausnahme eines Onkels in Manila, der in Rostock weile. Dieser Onkel hat in Rostock vor Gericht eidesstattliche Aussagen über Alexander gemacht. Es hat aber den Anschein, daß sich Alexander selbst nach Rostock begeben und diese Aussagen gemacht hat. Gegen Thormann ist nun­mehr ein Haftbefehl wegen des Verdachts der Nichtverbüßung einer Strafe, wegen intellektueller Urkundenfälschung und Anmaßung eines öffentlichen Amts erlassen worden. Der Schwiegervater Ale­xanders hat seine Tochter in das Elternhaus zurück­geholt. Thormann hatte übrigens alle Vorbereitungen zur Flucht nach Brasilien getroffen und einige hundert Mark so angelegt, daß sie ihm jederzeit zur Verfügung standen.

Berlin, 23. April. Ein tragisches Ende hat die Ehe zweier Blinden genommen. In der vergangenen Nacht wurde in der Friedrichsgracht die Leiche des 30 Jahre alten blinden Korbmachers Christian Friedrich Broda, der aus Gram über den Tod seiner Frau freiwillig aus dem Leben geschieden war, aus der Spree gcländet. Broda, der von Geburt blind war, heiralete vor drei Jahren ein ebenfalls blindes Mädchen. Der Ehe des blinden Ehepaares entsproß vor zwei Jahren ein gesundes sehendes Mädchen. Das glückliche Familienleben wurde jedoch dadurch getrübt, daß die Frau körperlich außerordentlich schwach war und ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Frau starb vor vier Wochen nach längerem Kranken­lager. Ihren Tod nahm sich der Mann sehr zu Herzen und da er auch noch sein Kind in Pflege geben mußte, beschloß er, in den Tod zu gehen.

Berlin, 23. April. Im Berliner Welter- bureau wurden gestern mittag 22 Grad Celsius gemessen. Dies ist seit vielen Jahren die höchste Temperatur, die im April gemessen wurde. Man nimmt an. daß die Temperatur in den nächsten Tagen noch steigt.

Straßburg. 22. April. Die frühere staatliche Waffenfabrik, jetzige Werkzeug- und Klingen­fabrik in Zorn Hof bei Zabern ist zum größten Teil durch eine gestern ausgebrochene Feuers­brunst in Asche gelegt worden. 400 Arbeiter sind dadurch brotlos geworden.

Achern (Baden), 23. April. Zwischen Renchen und Oensbach ist ein Automobil die Böschung hinabgestürzt, wobei der Insasse, ein Herr Zimmerer aus Basel, schwer verletzt wurde. Er wurde ins Krankenhaus nach Renchen gebracht, wo er bald darauf gestorben ist. Der Chauffeur blieb unverletzt.

Brambach, 23. April. Im oberen Voigt­lande sind gestern Abend und heute früh mehrere heftige Erdstöße verspürt worden.