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Neuenbürg, Mittwoch den IS. April 1914.

72. Jahrgang.

RunSlchau.

Berlin, 14. April. Die bevorstehende Zu­sammenkunft der auswärtigen MinisterOester- reich-Ungarns und Italiens in Abbazia dürfte jedenfalls auch dazu benutzt werden, um die Erwiderung der Dreibundmächte auf den ihnen vom Dreiverband vorgeschlagenen Entwurf zur Beant. wortung der griechischen Note über Süd­albanien und die Jnselfrage zu beschleunigen.

Konstantinopel, 14. April. Der deutsche Botschafter Baron v. Wangenheim, der auf Auf­forderung des Kaisers nach Korfu fährt, hat sich gestern abend an Bord des DampfersLoreley" eingeschifft. In griechischen und türkischen diplo­matischen Kreisen mißt man dieser Reise große Be­deutung bei, da man glaubt, daß Baron v. Wangen­heim mit dem Kaiser wegen der Jnselfrage Rück­sprache nehmen wird.

Wie der Vertreter der Telegraphen-Union in Straßburg i. E. aus zuverlässiger Quelle erfährt, wird das Infanterie-Regiment Nr. 99 wieder nach Zabern zurückversetzt. Die Rückkehr soll bereits in den nächsten Tagen erfolgen.

Frankfurt, 11. April. In Neu-Ulm wurde ein Mann namens Koch festgenommen, der im Verdacht steht, am 26. Juli 1913 den Darmstädter Holzhävdler Dr. Brechner auf der Fahrt von Frank­furt nach Darmftadt ermordet und beraubt zu haben. In dieser Angelegenheit erfolgten bereits verschiedene Verhaftungen, die jedoch wieder aufgegeben werden mußten.

München, 14. April. In der Osternacht hatte der Torfstecher Semmer, der zwischen Kolbermoor und der Aiblinger-Au mit seiner Frau und vier Kindern im Alter von 82 Jahren ein kleines Haus bewohnt, während seine Frau nach Aidlingen gegangen war. um Einkäufe zu besorgen, seine Kinder zu Bett gebracht, die.Ostereier versteckt und sich dann auf den Weg gemacht, um seiner Frau entgegen­zugeben. Er sah, als er sein Heim verließ, daß ein Mann in der Nähe vorbeihuschte, legte dem Vorgang aber keine Bedeutung bei. Als er kaum eine Viertelstunde entfernt war, sah er. daß an mehreren Stellen des Hauses zugleich Flammen emporschlugen. In kürzester Zeit war das Häuslein niedergebrannt. Die heimkehrenden Eltern fanden ihre Kinder verkohlt unter den Brandtrümmern vor. DerVossischen Zeitung" zufolge soll das Feuer aus Rache von einem Torfstecher gelegt worden sein, mit dem Semmer einige Tage zuvor Streit gehabt hatte. Die vier unschuldigen Kinder sind das Opfer der Rache in der Osternacht geworden.

Halle. 14. April. Vier Konfirmandinnen wurden gestern hier beim Gondelfahren auf der Saale von der Strömung über das Trothaerwehr gerissen. Die Gondel schlug um und drei der Mädchen ertranken.

Schicksal eines württemb. Legionärs Pariser Blätter veröffentlichen eine Nachricht aus Saig un, wonach in den letzten Kämpfen an der indo-chinesischen Grenze eine größere Anzahl von Fremdenlegionären gefallen sind. Darunter sind auch vier Deutsche, nämlich drei Elsässer und ein Württem- berger. Der letztere ist ein gewisser Reich, der 1881 in Reutlingen geboren wurde.

Einer Petersburger Meldung zufolge wurden in Archangelsk in der Radiostation Gespräche und Grammophonmusikstücke in einer fremdländischen Sprache aufgefangen. Die Fachkreise in Petersburg beschäftigten sich lebhaft mit dem Vorgang. Sie vermuteten, daß die Uebertragung auf die deutsche Radiostalion in Nauen zurückzuführen sei. die etwa 2000 Kilometer von der Empfangsstation entfernt liegt. Auf eine Anfrage bei der Leitung der Nauener Station wurde ein Bescheid erteilt, demzufolge die Petersburger Vermutung richtig sein dürfte.

New-Aork, 14. April. Die vier Straßen­räuber, die vor zwei Jahren den Spieler Rosen­thal ermordeten und deshalb zum Tode verurteilt worden waren, sind im Singsinggefängnis durch den elektrischen Stuhl Hingerichtei worden. Die Hinrichtung zeigte, daß der elektrische Stuhl mit furchtbarer Grausamkeit arbeitet; sie dauerte 39 Minuten von dem Augenblick an, wo die Ver­brecher das Zimmer der Hinrichtung betraten bis zu dem Augenblick, wo die Leichen hinausgeschafft wurden. Von unbekannter Hand waren Beschädigungen an dem Apparat verübt worden, indem eine ganze Reihe von Schrauben entfernt und Zuführungsdrähte durch­schnitten worden waren. Man nimmt an. daß es Gefängnisinsassen selbst gewesen sind, die die Be­schädigungen ausgeführt hatten.

Im Stadttheater zu Tortosa brach am Mon­tag abend infolge falschen Feueralarms eine Panik aus. Die Menschen stürzten wie wahnsinnig nach den engen Ausgängen, um ins Freie zu ge­langen. Eine Anzahl Männer, Frauen und Kinder wurden zu Boden geschleudert und von den Nach­folgenden buchstäblich totgetreten. Viele wurden schwer verletzt.

Württemberg.

Stuttgart, 15. April. (Telegramm an den Enztäler, ff»9 Uhr vormittags.) Finanzminister v. Geßler ist aus Gesundheitsrücksichten vom Amt zurückgetreten. Der König hat den bisherigen Ministerialdirektor im Finanzministerium. Dr. von Pistorius, zum Nachfolger ernannt.

Stuttgart. 15. April. Der Zweitälteste Sohn des Herzogs Albrecht, Herzog Albrecht Eugen von Würtemberg. wird heute in das Grenadier- Regiment Königin Olga als aktiver Offizier einge­reiht. Das ganze Regiment wird sich im Kasernen­hof aufftellen, um dem feierlichen Akt beizuwohnen.

Stuttgart, 9. April. Für die unlängst ge­schaffenen neuen Zivilkammern an den Landgerichten sind nunmehr die Vorsitzenden ernannt worden. Es wurden zu Landgerichtsdirektoren ernannt nach Ravensburg der dortige Landgerichtsrat und titl. Landgerichtsdirektor Autenrieth, nach Tübingen der dortige Landgerichtsrar Ernst, nach Rottweil der dortige Landgerichtsrat Schoder, nach Heilbronn der dortige Landgerichtsrat Speidel, nach Ulm der Land­gerichtsrat Kiderlen in Stuttgart. Außerdem ist Landgerichtsrat Göhrum in Tübingen zum Ober­staatsanwalt in Ellwangen ernannt worden.

Stuttgart, 14. April. (Uebungen des Beur­laubtenstandes im Winter.) Die Bestimmungen für die Uebungen des Beurlaubtenstandes für dieses Jahr sind soeben erschienen. Darnach sind die Ueb­ungen. soweit militärische und wirtschaftliche Gründe es gestatten, entsprechend dem § 3a im Art. I des Gesetzes vom 3. Juli 1913 in den Wintermonaten abzuhalten. Ferner ist angeordnet, daß bei Wahl des Zeitpunktes der Uebungen auf die Interessen der bürgerlichen Berufskreise in weitestem Um­fange Rücksicht zu nehmen ist, wie z. B. auf die Beftellungs- sowie die Saat- und Erntearbeiten der Landwirtschaft und des Weinbaues, auf die Haupt­arbeitszeiten einzelner Industriezweige usw. Weiter wird darauf hingewiesen, daß Gesuche um Befreiung von Uebungen von den zuständigen Stellen pflicht­mäßig zu prüfen sind und die Gesuchsteller über die getroffene Entscheidung rechtzeitig unterrichtet werden müssen. Dabei wird zu beachten sein, daß mit einer rechtzeitigen Erledigung der Gesuche nur dann ge­rechnet werden kann, wenn diese frühzeitig der ent­scheidenden Dienststelle dem zuständigen Bezirks­kommando vorgelegt werden. Nach den nunmehr getroffenen Bestimmungen ist zu erwarten, daß alle begründeten Wünsche der Uebungspflichtigen sämt­licher Berufsarien erfüllt werden.

Stuttgart, 14. April. Das soeben erschienene ^ Jahrbuch der Deutschen Turnerschaft für . 1914 enthält eine Uebersicht über die wichtigsten i Ereignisse auf turnerischem Gebiet. In einem Rück­blick und Ausblick wird u. a. ausgeführt:Durch i die Wehrvorlage ist das Heer an Zahl der Soldaten : gestärkt worden, man könnte es mit geringeren " Mitteln leicht noch weiter stärken, wenn man eine ^ Körperschaft, die alljährlich 40 000 Rekruten entsendet,

; ebenso unterstützte, wie die Kriegervereine und die i Jugendbewegung." lieber das Verhältnis der ; Deutschen Turnerschaft zum Jungdeutsch­landbund spricht sich Professor Wamser-Bußbach dahin aus.daß trotz aller Fehler und Mängel, die die Turner ganz besonders noch an dem Verhältnis zwischen Jungdeutschlandbund und Deutscher Turner­schaft zu beklagen haben, sich immer mehr und mehr der Gedanke durchbricht, daß das Turnen in seinem weitesten Sinne, Wandern und Spielen inbegriffen, den Hauptbestandteil für die leibliche Erziehung bilden müsse, und daß die Bestrebungen der anderen Vereinigungen nur als eine Ergänzung, nicht aber als Ersatz angesehen werden können. Das läßt ' hoffen, daß wir in Zukunft für unser Turnen an i dem Jungdeutschlandbund eine immer festere Stütze ; finden werden."

^ Stuttgart, 14. April. Für einen Zierbrunnen für das Erholungsheim des Rudolf-Sophienstifts an der Wildparkstation ist unter württ. Bildhauern l ein Wettbewerb ausgeschrieben. Zur Verfügung ^ stehen für die Ausführung 10000 Mk. Es sind - 3 Preise im Betrag von 1500, 1000 und 500 Mk. i vorgesehen.

Kavalleristentag. Der Heilbronner Kavallerie- ^ verein erläßt wiederholt einen öffentlichen Aufruf,

! worin aus Anlaß seines 25jährigen Stiftungsfestes die dem Württembergischen Kriegerbund angehörigen ! Kameraden zum Besuch des unter dem Protektorat ! des Herzogs Albrecht stattfindenden Ersten Württem- ! belgischen Kavalleristentages auf Sonntag den 23.

August nach Heilbronn eingrladen werden. An- . Meldungen mit Angabe der früheren Regiments- ^ angehörigkeit nimmt schon jetzt der Vereinsvorftand s Leopold Fließ in Heilbronn, Weinsbergerstraße 41, entgegen.

Heilbronn, 14. April. Die über Ostern hier ° gehaltene Landesversammlung der Hirsch- ! Dunkerschen Gewerkoereine hat sich in einer i einstimmig angenommenen Resolution gegen jede ! Einschränkung des Koalitionsrechts durch die Ge- ^ setzgebung ausgesprochen, insbesondere auch gegen die > Absicht, auf dem Wege größeren Arbeitswilligen- ! schutzes dieses Ziel zu erreichen. Die Landesver- ! sammlung fordere vielmehr von den gesetzgebenden ^ Körperschaften Garantien dafür, daß die volle Aus- ! Übung des Koalitionsrechts auch gegen polizeiliche ^ Eingriffe sicher gestellt werde.

Heilbronn, 14. April. Gestern nachmittag fand hier eine Bezirksversammlung des Vereins württembergischer und hohenzollerischer Bauhand­werkermeister statt, in der der Vorsitzende über das Thema:Unhaltbare Zustände im Baugewerbe" undDie Techniker und wir Bauhandwerksmeister" sprach. In klarer Weise wurden die Mißstände dar­getan, aber auch Grundsätze aufgestellt, wie die schwierigsten Punkte zu regeln wären und ein ge­meinsames Zusammenarbeiten für beide Teile bessere Zustände schaffen könnte. Aus der Mitte der Ver­sammlung war zu entnehmen, daß mehr auf dem Lande als in der Stadt sich eine rege Baulust entfaltet.

Heilbronn, 14. April. Gestern wurde hier im Winterhafen ein Wettfischen veranstaltet. Die Angel eines der Bewerber blieb an einem großen Gegenstand hängen, der sich, als man ihn vorsichtig heranzog, als die Leiche des vermißten Gipsers Geigle erwies.