Erscheint
Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.
Arktis vierteljährl.: Ln Neuenbürg 1.35. Durch die Post bezogen r !m Grts- und Nachbar- zrts-Verkehr ^ 1.30. Lm sonstigen inländ. Verkehr ^ 1.40; hiezu je 20 »s Bestellgeld.
Abonnements nehmen alle Aostanstalten und Postboten jederzeit entgegen.
Der Enztäkr.
Knzelger kür Sas Lnztal unS Umgebung.
Amtsblatt für Sen Oberamtsbezirk Neuenbürg.
Äuzeigeupreis:
die 5 gespaltene Zeile oder deren Raum 12 bei Auskunstserteilung durch die Lrxed. 15-s.
Reklamen die 3gesp. Zeile 25 7 s.
Bei öfterer Insertion entsxrech. Rabatt.
Fernsprecher Nr. 4.
^ 57.
Neuenbürg, Donnerstag den 9. April 1914.
72. Jahrgang.
Run-schau.
Berlin, 8. April. Dem Vernehmen nach hat der Reichskanzler seine Abreise nach Korfu wegen einer Erkrankung seiner Gemahlin zunächst verschieben müssen.
Berlin. 8. April. Nachdem gestern in Athen ! die große Gedenkfeier zur Befreiung Griechenlands! vom türkischen Joch im Jahre 1821 stattgefunden hat. reist der König heute wieder nach Korfu zurück. Venizelos und der Minister des Auswärtigen. Streit, treffen gleichzeitig mit dem Reichskanzler v.-Bethmann Hollweg auf Korfu ein. Diesem Zusammentreffen wird in Athen große Bedeutung beigelegt.
Berlin, 8. April. Die Verbindung unserer Kolonien mit dem Mutterlande auf drahtlosem Wege ist jetzt so weit gefördert, daß in längstens 2 Jahren unsere afrikanischen und in der Südsee gelegenen Schutzgebiete in drahtloser Verbindung mit Deutschland stehen werden. Die Herstellung drahtloser Verbindungen mit unseren Kolonien bedeutet nicht nur für Friedenszeiten einen großen Fortschritt, sie werden ihre günstigen Wirkungen auch ganz hervorragend in Kriegszeiten geltend machen, wenn unsere Kabel einmal von feindlicher Seite zerstört und jede ander« Verbindung, als die auf drahtlosem Wege, unmöglich sein solle.
Vom Fürftenkonzern. Die Abwicklung der mißglückten Spekulationen des Fürstenkonzerns schreitet vorwärts. Die „Franks. Ztg " meldet, daß die Fürsten Hohenlohe und Fürstenberg untereinander und mit der Liquidators ihrer Finanzgeschäfte, mit der Deutschen Bank, nunmehr zu einer endgültigen Verständigung gelangt sind. Diese Tatsache dürfe mit einem Gefühl der Erleichterung ausgenommen werden. Die Gefahr, daß der Fürstenkonzern ein gewaltsames Ende finden werde und daß ein Niederbruch dieses Finanzgebäudes eine allgemeine Erschütterung Hervorrufen könnte^ sei jetzt endgültig beseitigt, nachdem 1913 die Deutsche Bank rettend eingegriffen hat. Die Deutsche Bank als Liqui- datorin mußte aus eine reinliche Scheidung zwischen den Verpflichtungen jedes der Fürsten, auf eine klare Abgrenzung der Geschäftskreise drängen, bevor die Ordnung weiter vorangebracht werden konnte. Diese Ordnung ist es, die jetzt erreicht wurde; heute ist fest umgrenzt, für welche Teile der hauptsächlich verbliebenen Engagements des Fürstenkonzern jeder der beiden Partner dieser Gruppe aufzukommen hat. So wird der erzielte Ausgleich die Abwicklung dieser größten deutschen Finanzaffäre der letzten Jahre erleichtern. Nachdem einmal die Gefahr des offenen Niederbruchs als endgültig ausgeschaltet gellen kann, hat die Oeffentlichkeit nur ein beschränktes Interesse daran, wann diese Liquidation zu Ende geführt sein wird.
Berlin, 8. April. Gestern abend ff, 6 Uhr wurde zwischen Biesdorf und Friedrichsfelde ein Kutscher von einem Unbekannten, den er auf Bitten mitfahren ließ, überfallen und durch einen Revolverschuß in den Kopf und durch ein um den Hals geworfenes Drahtseil, das die rechte Halsseite bis zur Gurgel durchschnitt, lebensgefährlich verletzt. Der Täter entfloh. Auf seine Ergreifung ist eine Belohnung von 1000 ^ ausgeseht.
Straßburg, 5. April. Eine bedeutende Förderung ihrer kriegsmäßigen Ausbildung sind in diesem Jahre den Kompagnien des hiesigen 8. württemb. Infanterie- Regiments Nr. 126 aus ihren Kompagniebesichtigungen erwachsen. Sie fanden in der vergangenen Woche in den Vogesen in der Gegend des Breusch- und Steintales zwischen Schirmeck und Fouday statt. Zum erstenmal in diesem Jahre machte zu obigem Zweck auch der württemb Truppenverband des Straßburger Standortes von den billigen Eisenbahnfahrten Gebrauch, die bei der Eisenbahnverwaltung der Reichslande durchzusetzen, dem kommand. General
des 15. Armeekorps v. Deimling gelungen ist. Für die in ihrer sonstigen militärischen Ausbildung nur an die flache Rheinebene gewohnten Straßburger Truppen brachten diese frühjahrsichen Vogesen- Übungen ganz gewaltige Anstrengungen mit sich. Aber zum Aufstieg auf die Höhen zwischen Donon und Ciimont holten die Württemberger Kindheitsund Jugenderinnerungen aus dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb hervor, und die Aufnahme und Verpflegung in dem mehr und mehr industrialisierten Breuschtal war freundlich und vorzüglich. Da gerade diese Gegend selten als Manöoergelände benutzt wird, war sie gelegentlich der Kompagnie- besichligungen taktisch besonders lehrreich. Rein menschlich und geschichtlich aber bot sie manche Anregung als die Wirkungsstätte Oberlins, des menschenfreundlichen und werktätigen wirtschaftlichen Reformators dieser Gegend. (Merkur.)
Saarburg. 5. April. Eine auffallende Submissionsblüte ist von hier aus zu melden. Für die Ausführung eines Loses bei dem Bahnbau Saarburg-Drulingen liefen 16 Angebote ein. Davon verlangte das niedrigste 387 968 Mark, das höchste 642 803 Mark. Zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Angebot besteht also ein Unterschied von 255 000 Mark.
Augsburg, 7. April. Gestern mittag geriet der von Augsburg abgelasfene Durchgangs-Güterzug zwischen den Stationen Nordendorf und Merlingen in einen furchtbaren Wirbelsturm. 10 Güterwagen wurden über die Gleise geschleudert. Der Doppelbahnbetrieb wurde gesperrt. Der O Zug Wien-München mußte über Ingolstadt geführt werden.
London, 8. April. Premierminister Asquith ist in East-Fife ohne Gegenkandidat wieder ins Unterhaus gewählt worden.
Die Home Rule-Vorlage Gesetz. Die Selbstverwaltung Irlands ist nunmehr Gesetz geworden. Das englische Unterhaus nahm die diesbezügliche Vorlage mit 80 Stimmen Mehrheit an. Verfasfungsgemäß sind drei Lesungen vorgenommen worden: 1912, 1913 und in diesem Jahr, und bei jeder Lesung ging die Vorlage durch. Die Folge dieses Gesetzes ist. daß Irland eine eigene Regierungsgewalt erhält und auch Ulster, trotzdem es sich mit aller Entschiedenheit dagegen sträubt, gezwungen ist, sich unter diese zu begeben. Ob nun der befürchtete Bürgerkrieg ausbricht, oder ob die angeftrebten Verständigungsversuche endlich Erfolg haben, muß abgewartet werden.
Durazzo, 7. April. Die an dem Aufruhr bei Ko ritza beteiligten Epiroten haben sich den Albanern vollständig unterworfen. Sie wurden entwaffnet und zum Teil ins Gefängnis geworfen. Der Metropolit in Koritza, der wie die Untersuchung ergab, als Urheber des Aufruhrs fungierte, wurde verhaftet. Albanische Gendarmen kämpften gestern in der Nähe von Koritza gegen 300 epirotische Soldaten. Die Epiroten hatten drei Maschinengewehre. Wie verlautet, beabsichtigt die albanische Regierung 20 000 Mann auf Kriegsfuß zu stellen, um die epirotische Frage einer baldigen günstigen Lösung entgegenzuführen.
Paris, 8. April. Die Polizei verhaftete den Leiter eines Bankhauses, den Börsenmakler Felix Rousseau, der von seinen Kommanditären beschuldigt wird, 250 000 Franken veruntreut zu haben. Einem nationalistischen Blatt zufolge ist Rousseau ein Schwager des Finanzministers Renault.
Paris, 8. April. Wie aus Catania gemeldet wird, entstiegen dem Aetna starke Rauchwolken. Man hält einen Ausbruch des feuerspeienden Berges für nahe bevorstehend.
Monte Carlo, ^ 8. April. Der französische Flieger Brindejonc ist heute nachmittag um 3 Uhr 37 Min. zum Flug nach Wien wieder aufgestiegen. Nach einer Zwischenlandung in Antikes mißlang
der Aufstieg. Das Flugzeug ist zertrümmert. Der Flieger blieb unverletzt, f Kalkutta, 8. April. In letzter Zeit haben ! sich verschiedene große Brände ereignet, deren Entftehungsursache unbekannt ist. So brannten zwei ! wertvolle, den Hafenbehörden gehörige Schuppen, die mit Exportgütern angefüllt waren, nieder. Auch ^ ein großer Teil des neuen Marktes wurde durch eine Feuersbrunst zerstört.
? Württemberg.
! Stuttgart, 7. April. Für die heutige Abend- ^ sitzung der Zweiten Kammer stand zunächst der Bericht des Geschäftsordnungsausschusses auf der Tagesordnung über die Anträge zur Abänderung der Geschäftsordnung, worüber Abg. Gröber (Z.) referierte: Einmal sollen die Vereinbarungen der Aeltesten den Mitgliedern der Kammer mitgeteilt werden. Ferner müssen Anträge, die Vorlage oder den Antrag zur Sache ganz oder teilweise zur Berichterstattung an einen Ausschuß zu verweisen, vor Schluß der Beratung eingebracht werden. Weiterhin bringt der Präsident die Frage zur Verlesung und fordert die Mitglieder zur Abstimmung auf. Nach halbstündiger Debatte wurden die Anträge einstimmig angenommen, worauf man zur Beratung der Eingaben des Vereins Württ. Zahntechniker, des Württ. Dentistenbundes und der Zahnärztlichen Organisationen in Württemberg überging. Der Ausschußantrag ersucht die Regierung, Personen, die vor dem 1. Januar 1914 die Zahnheilkunde selbständig unbeanstandet ausgeübt haben, auch wenn sie Nebengewerbe betreiben, als Zahntechniker im Sinne des Z 123 der R.V.O. zu erklären; ferner sollen die Eingaben der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen werden. Der Abg. Fischer (V.) erstattete hierüber Bericht. Zur näheren Präzisierung brachte Abg. Graf (Z.) den Antrag ein, hinter „die Zahnheilkunde" die Worte einzufügen: „für Krankenkassen oder Versicherungsanstalten". Beide Anträge fanden nach kurzer Debatte einstimmige Annahme. Kurz vor 8 Uhr war die Tagesordnung erschöpft.
Stuttgart, 8. April. In ihrer heutigen letzten Sitzung vor den Osterferien beschäftigte sich die Zweite Kammer mit dem Antrag des Abg. Vogt-Weinrberg (BK.) wegen Maßnahmen zur Bekämpfung der Auswüchse des Grundstücks- Handels. Dazu lag ein Antrag des Abg. Hauß- mann (V.) vor auf Verweisung des Antrags Vogt an den volkswirtschaftlichen Ausschuß. Weiter beantragte Haußmann, die Regierung zu ersuchen, dem Ausschuß Material vorzulegen zur Beurteilung der mit den Güterzertrümmerungen zusammenhängenden wirtschaftlichen Mißstände, auch darüber ob eine Verschuldung des ländlichen Besitzers und eine Aenderung des Güterpreises durch die Güterzerstückelung zu beobachten ist, ob eine Erhöhung oder Schwächung der Steuerkraft in den Gemeinden, in denen Güterzerstückelung in größerem Umfang statt- fand, eingetreten ist, ferner welche Wirkung in Bayern das Güterzerstückelungsgesetz ausgeübt hat. Abg. Ströbel (BK ) begründete den konservativen Antrag und empfahl ein Vorgehen in der Richtung des bayerischen und des neuen preußischen Gesetzes unter Einführung des Vorkaufs- und Rücktrittsrechts. Abg. Haußmann (V.) verzichtete auf die Begründung seines Antrags. Schmidberger (Z.) betonte, es sei ein Programmsatz des Zentrums, den Auswüchsen des Güterhandels entgegenzutrrten. Abg. Herrmann (V.) bezeichnet- als Hauptpunkt der Umgehung der Bestimmungen die Nichteinhaltung der dreijährigen Wartezeit für die Güterzertrümmerung. Minister des Innern Dr. v. Fleischhauer erklärte, es könne sich nicht um die Ausschaltung des gewerblichen Güterhandels handeln, der für den landwirtschaftlichen Güterverkehr von großer Bedeutung sei, nur den Auswüchsen solle begegnet werden. Von einer Verlängerung der Wartezeit von 3 auf