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Neuenbürg, Freitag Le» 3. April 1914.
i2. Jahrgang.
Run-schau.
Berlin, 2. April. Das Bismarckdenkmal am Reichstagsgebäude war gestern am 99. Geburtstag des Fürsten Bismarck der Zielpunkt zahlreicher Scharen. Die Zahl der dort medergelegten Kränze war sehr groß. Das Osfizierkorps des 7. Kürassier- regiments in Halberstadl, dessen Uniform Bismarck immer getragen hat. spendete einen Kranz mit einer Schleife in den weiß-gelben Farben des Regiments. Die Schleifen des Kranzes des Bundes der Deutschen in Böhmen, Ortsgruppe Berlin, trugen die Inschrift: „Wir Deuische fürchten Gott, sonst nichts in der Welt." Der Deutsche Ostmarken-Verein gedachte „des Großen Kanzlers", der Wahlverband Groß- Berlin der deutsch-völkischen Partei „des Schmiedes der Einheit". Mit weiteren Kränzen stellte sich ein der Deutsche Handlungsgehilfenverem, der akademische Ausschuß zur Errichtung von Bismarcksäulen u. a. Eine Abordnung des Berliner Bismarckausschusses legte einen Kranz am Fuße des Denkmals nieder.
Berlin. 1. April. Die Mutter des Berliner Ingenieurs Nicolai, der zusammen mit dem Luft- fahrer Ingenieur Berliner und dem Architekten Haase eine Fahrt im Freiballon von Berlin nach Perm in Rußland machte und dort mit seinen beiden Gefährten bekanntlich immer noch festgehalten wird, hat jetzt an den deutschenKaiser ein Telegramm gerichtet, in dem sie um Hilfe für ihren Sohn bittet.
Berlin, 31. März. Oberstleutnant a. D. Lübbecke in S'uttgart hat an den Reichstag eine Eingabe Arichiet, worin er darlegt, daß das Aus- strömen ungeheurer Gas Massen aus den Gaszellen der Luftschiffe die Ursache vieler Unfälle gewesen sei und auch in Zukunft sein werde. Er schlägt deshalb vor, in das Luftverkehrsgesetz. das dem Reichstag unterbreitet worden ist, eine Bestimmung aufzunrhmen, daß Luftschiffe nur dann zugelassen werden sollen, wenn sie Schotteneinteilung haben und wenn der Versuch zeigt, daß das Schiff eine Höhe von 1500 Meter erreichen kann, ohne daß Gas ausströmt.
Wetzlar, 1. April. Die drittälteste preußische Unteroffizierschule, die bisher in Biebrich gelegen hat, ist heute nachmittag hier in ihrem neuen Standort eingetroffen.
Mannheim, 2. April. Der vor kurzem verstorbene Kaufmann Ernst Hirschborn, Teilhaber der Rohtabakfabrik G. Hirschborn, hat eine Stiftung von 250 000 gemacht, deren Zinsen zur Unterstützung befähigter Kinder bedürftiger Eltern zum Besuch höherer Schulen Verwendung finden sollen.
München, 2. April. Heute vormittag stürzten auf dem Flugplatz Schleißheim zwei Fliegeroffiziere mit ihrem Flugzeug ab. Oberleutnant Buchti vom 16. bayer. Infanterieregiment wurde schwer verletzt, Leutnant Laukmeyer vom 2. bayer. Feldartillerieregiment wurde getötet. Der Unfall ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß irgendein Gegenstand in den Propeller geriet, wodurch dieser zertrümmert wurde; durch die Trümmer wurden die Drähte zerrissen und der Absturz herbeigefühlt.
New-Dark, 1. April. „Evening Sun" veröffentlicht ein Telegramm aus Buenos Aires, wonach Expräsident Roosevelt und seine ganze Begleitungschon seit einigen Wochen spurlos verschwunden sind. Zuletzt wurde die Gesellschaft in Jquitos in Peru gesehen.
Jacksonville, 2. April. In dem Badeort St. Augustine brach Feuer aus, das rasch um sich griff und Hotels, sowie verschiedene andere Gebäude, darunter das Rathaus, zerstörte. Der Schaden beträgt 500 000 Dollars. Menschen sind dabei nicht umgekommen.
Württemberg.
Stuttgart, 1. April. Die Zweite Kammer beschäftigte sich auch heute noch recht eingehend mit der Frage der Verstaatlichung der Filderbahn.
Der Abg. Pflüger (S.) erklärte die gestrige Ant- wort des Ministerpräsidenten für unbefriedigend. Dr. ^ Rübling (BK.) sprach sich tür Schaffung eines Kleinbahngesetzes aus und empfahl der Stadt Stutt- ^ gart eine tatkräftige Unterstützung der Filderbahn- ^ gesellschaft. Der Staat würde bankrott werden, wenn er alle Bahnkosten übernehmen müßte. Die Abgeordneten Dr. Mülberger (N) und Schlegel (S.) betonten die Notwendigkeit einer Verbesserung der Verkehrsverhältnissr auf den Fildern. Elfterer trat insbesondere für einen Ausbau der Filderbahn von Neuhausen nach Eßlingen ein. Die Stadt Eßlingen werde hierzu einen Beitrag von über zwei Millionen gewähren. Der Abg. Baumann (N.) hob hervor, die ganze Entwicklung der Fildern gebiete die Verstaatlichung. Nach weiteren Ausführungen der Abgeordneten Westmeyer (S.) und Löchner (V.) erklärte Vizepräsident Dr. v. Kiene (Z), die Hauptschwierrgkeil liege in der Tariffrage. Seine Partei wolle die Verstaatlichung nicht um jeden Preis. Man müsse zunächst an die eisenbahnlosen Gegenden denken und dürfe den Staat in vorliegender Frage nicht drängen. Die Regierung sollte mit der Gesellschaft in Verhandlungen treten. In ähnlichem Sinne sprach sich auch der Abg. Haußwann (B.) aus. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker erwiderte, er könne es nicht übers Herz bringen, an die Gesellschaft heranzutrelen. Man müsse ein positives Offert abwacten. Die Uebernahme des Aktienbesitzes wäre für den Staat kein großer Vorteil. Ein Kieinbahr- gesetz würde zu keiner Besserung der Verhältnisse führen. Nachdem sich nock mehrere Redner geäußert hatten, wurde die Besprechung nach mehr als dreistündiger Dauer geschloffen. Es folgte die Anfrage des Abg. Hanser betreffend Verhandlungen mit Baden und Hessen wegen sofortiger Inangriffnahme der Neckarkanalisierung zwischen Mannheim und Heilbronn. Der Abgeordnete betonte, bei der Begründung seiner Anfrage, daß die Erklärungen >m badischen Landtag vor wenigen Wochen nicht gerade ermutigend geklungen hätten. Wenn einmal die notwendigen Vereinbarungen mit Baden und Hessen getroffen seien, seien die größten Schwierigkeiten beseitigt. Die Vorarbeiten für die Kanalisierung seien bereits vollständig durchgeführt, lediglich die Geldfrage mache noch Schwierigkeiten. Minister v. Fleischhauer er- ! klärte, daß sich die Kosten auf etwa 43 600 000 Mk. j belaufen, wozu noch 14/s °/„ oder ungefähr 600 000 Mk. j für die Unterhaltung des Kanals kommen. Dieser! beträchtlichen Summe stehe an Einnahmen nur der; Wert der gewonnenen Wasserkräfte und die Schiff- s fahrtsabgaben gegenüber. Die Gesamteinnahmen aus l letzteren dürften sich auf rund 450 000 Mk. jährlich ! belaufen. Hinsichtlich des technischen Betriebe» würden j auf württembergischem Gebiet 4500 k8. gewonnen, l was einen Wert von 3^/r Millionen Mk. darstelle. ^ Auf der Grundlage des Schiffahrtsabgabengesetzes ' würde die württemb. Regierung das Wagnis riskieren. > Die württemb. Regierung habe nichts versäumt, um ! auf die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Sache! immer wieder hinzuweisen und darauf zu dringen, ! mit der niederländischen Regierung in Verbindung! zu treten. Nach einigen Bemerkungen des Abgeordneten Betz (V.) wurde die Sitzung um 1 Uhr j abgebrochen. ;
Stuttgart, 2. April. Die Zweite Kammer ^ trat heute in die Besprechung der Anfrage des Abg. l Hanser wegen der sofortigen Inangriffnahme der j Neckarkanalisierung zwischen Mannheim und Heilbronn ein. Abg. Frhr. Pergler v. Perglas erklärte namens seiner Partei, diese sei dem Kanal - keineswegs feindlich gesinnt. Er wäre aber nicht in der Lage, einer sofortigen Inangriffnahme das Wort zu reden. Seine Partei behalte ihre endgültige Stellungnahme nach dem Ergebnis der Verhandlungen mit Holland vor. Abg. Haußmann (V.) bezeichnet,; die Erklärung des Ministers als zu reserviert. Das j neue an der Regierungserklärung sei, daß die deutsche -
Regierung mit Holland in Verbindung getreten sei; daran habe auch Holland das gleiche Interesse. Die Parteien sollten sich auf den Antrag vereinigen, der insbesondere Holland und Baden gegenüber das hohe Interesse unseres Landes an der Kanalfrage zum Ausdruck bringe. Abg. Dr. v. Mülberger (N.) forderte dis Regierung auf, im Bundesrat dafür zu wirken, daß die Verhandlungen mit Holland endlich einmal ausgenommen werden. Die Erklärung des Ministers habe auf ihn einen äußerst ernüchternden Eindruck gemacht. Erfreulich wäre nur, daß alle Parteien sich einig über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Frage seien. Abg. Feuerstein (S.) bezeichnete die Stellung der Regierung in der Frage als schwankend. Der Redner stellte einen Antrag, in dem mit Genugtuung Kenntnis von der Erklärung der Regierung genommen und diese ersucht wird, ihre Bereitwilligkeit alsbald ins Werk umzusetzen, damit die Ausführung des Kanals keine weitere Verzögerung erleide. Minister des Innern Dr. v. Fleisch - Hauer stellte die Uebereinstimmung der Regierung mit den verschiedenen Rednern darin fest, daß das Zustandekommen des Kanals als ein Unternehmen, das im Interesse der Volkswirtschaft und insbesondere der Industrie aufs höchste zu wünschen sei. Der gute Wille der Regierung sei in vollem Maße vorhanden. Es müsse aber vorsichtig vorgrgangen werden, da es sich nach den vorläufigen Berechnungen um ein Defizit von vielleicht 2 Millionen jährlich handeln würde. Nach weiteren Ausführungen der Abgeordneten Hauser (Z.), Vogl-Weinsberg (BK.), v. Gauß (V.) und Keil (S.) wurde der sozialdemokratische Antrag Feuerstein vom Hause abge- lehnt, dagegen ein Antrag Hanser folgenden Inhalts angenommen: Die Kammer billigt die Haltung und die Erklärungen der württemb. Regierung, wonach 1. die württemb. Regierung wiederholt bei der Reichsregierung auf die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Slromserbefferung am Rhein und Neckar hingewiesen hat, 2. die Reichsregierung mit der niederländischen Regierung über die Stromoerbefferungen am Rhein und dessen Zuflüsse und über die Finanzierung des deutschen Slrombauprogramms in Verbindung getreten ist. 3. erneut Verhandlungen mit Baden und Hessen von der württemb. Regierung eingeleitet werden. Die Kammer ersucht die Regierung auf möglichste Beschleunigung der Verhandlungen mit den Regierungen der Niederlande, Badens und Hessens hmwirken zu wollen. — Die schon mehrfach behandelte Zuruhesetzung zweier Professoren der Kunstgewerbeschule in Stuttgart in den Ruhestand führte dann nochmals zu einer eingehenden Debatte, in der die Abgeordneten Baumann (N.) und Schees (V.) dem Regierungsantrag auf Zuruhesetzung der Professoren zusttmmien, während Vize- Präsident Dr. v. Kiene (Z.) sich entschieden dagegen aussprach. Nächste Sitzung: Freitag 3. April.
Stuttgart. 2. April. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Turnerbunds Stuttgart wurde gestern die Uebernahme des Deutschen Turnfefts 1918 nach Stuttgart besprochen und die Gründe für und gegen das Projekt abgewogen. Die .^auptbedenken lagen in der finanziellen Seite und in der Platzfrage, da das Gelände der Villa Berg nicht groß genug ist. Gleichwohl soll versucht werden, die Schwierigkeiten zu lösen. Bekanntlich bewirbt sich auch München ernstlich um das Deutsche Turnfest 1918. Schließlich wurde beschlossen, sich für die Uebernahme des Turnfestes auszusprechen.
Tübingen. 31. März. Bei der heute vorgenommenen Ziehung der Geschworenen für die am 20. April ds. Js. beginnenden Sitzungen des Schwurgerichts für das 2. Quartal 1914 sind u. a. folgende Herren gezogen worden: Adolf Sidler, Fabrikant in Höfen, OA. Neuenbürg; Wilhelm Reichert, Fabrikant in Nagold; Friedrich Seitz, Uhrmacher in Altensteig-Sladt; Philipp Ottmar, Gemeinderat in Zwerenberg OA. Calw; Johann