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Dienstag, den 22. Mär; 1904.
NbonnementSpr. in d. Stadt pr. Viertelt. Mk. 1.10 incl. LrLgeri Bierteljiihri. Postbezugspreis ohne vestellg. f. d. OrtS- u. Nachdar- ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Berkehr Mk. 1.10, Bestellgeld W Pfg.
Amtliche AeLarrntmachunge«.
Bekanntmachung, betr. die Verhütung von Waldbränden.
Beim Herannahen der trockeneren Jahreszeit werden die Ortsbehörden des Oberamts- bezirkes Calw (wie alljährlich) erinnert, ihre Gemeindeangehörigen auf die zur Verhütung von Waldbränden erlassenen Bestimmungen der M 308, 309, 368 Z. 6 des Strafgesetzbuches und der Art. 30—32 des Forstpolizeigesetzes durch eine öffentliche Bekanntmachung zu verweisen und für entsprechende Belehrung und Ermahnung der Schuljugend Sorge zu tragen.
Hirsau, 15. März 1904.
Im Namen der sämtlichen beteiligten Forstämter:
K. Forstamt und Amtsanwaltschaft für Forstrügesachen.
Eifert.
Die Ortsbehörden ^
werden beauftragt, die ihnen zugehenden Losungs- fchetne den Militärpflichtigen unter Hinweisung auf die jedem Losungsscheine beigedruckle Belehrung auszufolgen.
Vor der Abgabe der Losungsscheine an die Militärpflichtigen des jüngsten -Jahrganges 1884 find, soweit noch nicht geschehen, diein den LosungS- scheine« eingeschriebenen Losnummern in die Stammrolle von 1904 einzutragen.
Wenn ein Militärpflichtiger inzwischen in eine andere Gemeinde verzogen ist, so ist die Zustellung durch Vermittlung des betreffenden Schultheißenamts zu bewirken.
Calw, 19. März 1904.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesneuigkeiten.
X Neubulach, 18. März. Am letzten Mittwoch fand in der durch Spiritusglühlicht hell
beleuchteten Kirche ein Abendgottesdienst statt, in dem Pastor a. D. Schrenk von Glücksthal in Südrußland Mitteilungen über die zahlreichen deutschen, insbesondere auch schwäbischen Kolonien im Süden Rußlands gemacht hat. Da im Jahr 1817 aus dem Kirchspiel 101 Personen nach Kaukasten ausgewandert sind, so wurden insbes. die Schilderungen der vielfachen Not, der die Ausgewanderten cntgegengegavgen sind, aber auch des unerschütterlichen Gloubensmutes, den sie auch dem russischen Kaiser Alexander I gegenüber bezeugt haben, mit großem Interesse vernommen. Nicht weniger interessant war die Erzählung flon dem unentwegten Fleiß, den die deutschen Kolonisten in der Urbarmachung der Steppe mit gutem Erfolg bewiesen haben, und von der Fürsorge der damaligen russischen Regierung für die ihr sehr erwünschten deutschen Einwanderer. Die Enkel und Urenkel der einstigen Kirchspielsgenossen werden jetzt, da die Kolonisten seit 1872 in Rußland militärdienstpflichtig sind, im Krieg gegen Japan kämpfen.
Stuttgart, 19. März. In der bekannten Prozeßsache der Stadtgemeinde Stuttgart gegen die Straßenbahn-A.-G. wegen Berechnung des elektrischen Stromes für Nebenzwecke hat die Stadtgemeinde obgesiegt, das heute morgen verkündete Urteil der Zivilkammer II des Landgerichts lautet dahin, daß die Straßenbahnen nicht berechtigt sind, elektrischen Strom für Nebenzwecke (Beleuchtung von Bureaux rc.) wie bisher dem Oberleitungsnetz zu entnehmen, sondern vom 1. April 1902 ab denselben zu dem allgemeinen Tarif zu vergüten haben. Der Streitwert wurde auf 20000 ^ festgesetzt. Dem Vernehmen nach werden die Straßenbahnen Berufung an das Oberlandesgericht erheben.
Rottweil, 16. März. (Schwurgericht.) Der 20jährige Eugen Haasis von Ebingen stand wegen Totschlags, begangen an seinem 54 Fahre alten Vater, Gottlieb Haasts, vok den Geschworenen.
Nach einem schweren Auftritt mit Frau und Sohn, mit denen er seit einiger Zeit in Unfrieden lebte, entfernte sich der Vater, wie der Angeklagte schildert, am Morgen des 7. Januar mit den Worten „so jetzt b'hüt dich Gott, Frau Haasts". Mutter u. Sohn vermuteten, er werde sich Waffen kaufen, um sich oder ihnen das Leben zu nehmen. Nach kurzer Zeit habe der Vater am Hause geläutet, der Sohn habe nach einem an der Wand hängenden Gewehr gegriffen, habe seinen jungen Bruder zum Fenster hinausgelassen, damit er die Polizei rufe, inzwischen habe der Vater die Türe mit einer Eisenstange gesprengt, sei in die Wohnung eingedrungen und habe die Eisenstange drohend erhoben, der Sohn habe das Gewehr geladen und bei dem Ruf „Vater laß sein!" sei ihm das Gewehr ohne feinen Willen losgegangen, worauf der Vater tot zusammenstürzte. Er habe nicht bemerkt, daß das Stechschloß gespannt gewesen sei. Vater und Sohn sind gut beleumundet. Dem zuerst erschienenen Schutzmann gegenüber äußerte der Angeklagte: „er habe es aus Angst getan, sonst hätte der Vater ihn erschlagen und jetzt sei es schon geschehen". Oberförster Müller von Balingen als Sachverständiger hält es für wahrscheinlich , daß das Gewehr bei einer Stoßerschütterung und leichten Berührung des Stechers ohne den Willen des Angeklagten losgegangen sei. Der Schuß hatte Herz und Lunge durchbohrt und ist am Rücken wieder ausgetreten. Die Geschworenen bejahten die Frage auf Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode; das Urteil lautete auf 1 Jahr 9 Monate Gefängnis unter Anrechnung von einem Monat der erlittenen Untersuchungshaft.
Hall, 19. März. Ein seltener Fall beschäftigte gestern die hiesige Strafkammer, nämlich die Aufforderung zur Begehung eines Verbrechens der Brandstiftung. Angcklagt war der 43 Jahre alte Bierbrauer und Kiämer Heinr. Wenger von Geisertshofen OA. Gaildorf. Wenger, welcher be-
FtUjütlvIt« Nachdruck »erbaten.
Krieg im Frieden.
Roman von Hans Hochfeldt.
(Fortsetzung.)
„So bilde Dir doch ein, Fräulein Ella v. Horgen stände vor Dir," lächelte Lsderström.
„Unsinn, das geht doch nicht! — Aber — hm, — ich habe einen guten Gedanken! Lusch hat mich schon aus mancher Patsche gerissen, sie soll mir raten und helfen! — Wahrhaftig, das werde ich machen!"
Ec rieb sich vergnügt die Hände und trat schnell zu den Anderen zurück, während ihm Led:rström kopfschüttelnd folgte.
Margot eilte ihrem Verlobten ungeduldig entgegen.
„Na endlich! Ich finde. Du vernachlässigst Deine Braut in ganz unerhörter Weise," rief sie mit lustigem Schmollen. „Wenn daS jetzt schon anfängt, wie wird es dann erst später werden!" Sie hängte sich an seinen Arm. „Komm, laß uns in den kleinen Salon da hinter dem Wintergarten gehen, — da sind wir doch mehr unter uns. Zum Tanzen habe ich jetzt doch keine Lust!"
„Wie meine Gebieterin befiehlt I" lachte Lederfiröm. „Also Laufschritt, marsch — marsch!"
„Bitte, bitte, hübsch artig und zart, lieber — lieber Kurt!" sagte Margot mit komischer Würde.
„Kurt" hat sie gesagt!" jubelte Lederström, sie wirbelnd im Kreise drehend. „Wahr und wahrhaftig zum ersten Male „Kurt!""
„Auh, auh. Du wilder Mensch! — Ich werde wohl noch viel Arbeit mit Dir haben!"
Beide eilten lachend in den Hinteren Salon langsam vom Baron und Ella gefolgt.
HanS hielt letztere schnell zurück.
„Ach, liebe Lusch, bleib' noch einen Augenblick, ich habe eine große Bitte an Dich!"
„Aber mach' schnell," rief der Baron von dim Eingänge des Salons aus. „Du kannst Deine Aufgabe, — Margot ist Dir mit gutem Beispiel vorangegangen, jetzt kommst Tu an die Reihe, — ich warte sehr auf den Augenblick, wo Du mir Deine Braut zuführen wirst!"
»Ja, ja," winkte Hans dem Abgehenden hastig zu, „es kommt gleich!"
XIX.
Lusch und Hans blieben allein im Wintergarten zurück, in den nur gedämpft die Töne der Musik auS dem Ballsaal hineinklangen. Aus Ellas blassem Gesichtchen sprach quälende vnruhe und tiefes Weh, ihre feinen Augenbrauen waren leicht zusammengezogen, und ihr kleiner, schön geschwungener Mund, der nur für Lachen und Jubeln geschaffen schien, war herb zusammengepreßt. WaS wollte denn HanS von ihr? Er hatte doch jetzt anderes zu tun, als mit ihr zu plaudern. — Eine Bitte wollte er aussprechen? WaS konnte sie ihm jetzt noch helfen oder raten? Zwischen ihnen war doch jede Brücke innerer Verständigung