Zweites

Blatt.

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48.

Neuenbürg. Mittwoch dev 25. März 1914.s?2. Jahrgang.

RunSschau.

Neue bayerische Fünfmarkstücke in Silber. ^ Die neuen bayerischen Fünfmarkstücke sind zur Aus- ^ gäbe gelangt. Die Vorderseite zeigt das wohl­gelungene Bild des Königs mit der Inschrift ! Ludwig III. König von Bayern". Münzzeichen - Ö"; auf der Rückseite ist der bekannte Deutsche ! Reichsadler mit der InschriftDeutsches Reich 1914. ! Fünf Mark" eingeprägt. Der Rand des Fünfmark- stücks trägt den Spruch:Gott mit Uns". Die Ausgabe der Drei- und Zwei Markstücke dürfte auch in Bälde erfolgen.

Mannheim. 24. März. Der verwickelte Streit um die Verwaltung eines sehr großen Vermögens, der zwischen dem Rechtsanwalt v. Harder hier und dem bayerischen Landtagsabgeordneten Abresch in Neustadt a. H. ausgebrochen ist. hat gestern zur Verhaftung von Abresch Anlaß gegeben. Der Onkel des Frln. v. Harder, Professor Böthlingk l in Karlsruhe, teilt der Presse mit:F äulein Ilse v. Harder ist vorläufig entmündigt worden und man ' hat mich zum Vormund bestellt. Etwa eine halbe Million ihres Vermögens ist bereits in meinen Händen. Sämtliche Vollmachten, die Fräulein v. Harder an Herrn Abresch erteilte, habe ich als auf Täuschung und Betrug beruhend, kraft meines Amtes anulliert."

Frankfurt a. M-, 23. März. Giftmörder Hopf wurde heute vormittag in Preungesheim enthauptet.

Frankfurt a. M., 23. März, lieber die heute früh an dem Giftmörder Karl Hopf im Gefängnis­hofe zu Preungesheim vollzogene Hinrichtung wird gemeldet: Die Nachricht, daß der Kaiser von seinem Begnadigungsrechte keinen Gebrauch gemacht habe, kam bereits am Samstag morgen hier an und wurde Sonntag abend Hopf mitgeteilt. Als er nach seinem letzten Wunsche gefragt wurde, verlangte er Zigaretten, die er in größter Seelenruhe rauchte. Kurz vor 7 Uhr trat Hopf seinen letzten Gang an. Als er am Tische der Staatsanwaltschaft angekommen war, wurde ihm vom Staatsanwalt mitgeteilt, daß das Urteil rechtskräftig geworden sei. Der Staats­anwalt verlas dann nochmals das Todesurteil sowie die kaiserliche Kabinettsordre, nach der der Kaiser von seinem Begnadigungsrechte keinen Gebrauch ge­macht hatte. Dann übergab der Staatsanwalt den Verurteilten dem Scharfrichter Gröpler aus Magde­burg. Hopf, der die Hände auf dem Rücken ge­fesselt trug, wurde alsdann von den Gehilfen des Scharfrichters ergriffen und in wenigen Sekunden war die Hinrichtung beendet. Die Leiche kommt an die Anatomie nach Marburg.

Köpenick, 24. März. Heute abend gegen halb 6 Uhr wurde auf der Spree ein Fährkahn, ! der Arbeiter der Spindlerschen Fabrik nach der ' Lindenstraße übersetzen sollte, von einem Schlepp­dampfer angerannt und zum Sinken gebracht. Von sämtlichen Insassen etwa 20 bis 22, darunter viele Frauen konnten nur sieben gerettet werden. Bisher ist nur die Leiche einer jungen Frau geborgen worden.

Aus Gösch enen wird gemeldet: Ein Fuhrwerk wurde von einer gewaltigen Lawine in die Reuß geschleudert. Der Fuhrmann, der sich an einem Strauche festhielt, sowie ein Pferd wurden gerettet.

Karlsruhe, 23. März. In den höheren Lagen des Schwarzwaldes und der Vogesen gehen seit Sonntag abend fast ununterbrochen heftige Schnee- fälle nieder, so daß auf dem Kamm bis Feldberg, Herzogenhorn und Belchen die Schneehöhe nahezu 1 Meter erreicht hat. Die Temperatur liegt mehrere Grad unter dem Gefrierpunkt, die Schneegrenze reicht bis 700 Meter herab. Auch im nördlichen § Schwarzwald beim Kniebis und Ruhestein bildet sich eine geschlossene Neuschneedecke. Heute nach­mittag sind im Schwarzwald und in der Rheinebene vielerorts Gewitter niedergegangen.

Vom Bodensee, 23. März. Eine neue Loko­motive ist für die preußisch-hessische Staatsbahn von der Firma Sulzer in Winterthur gebaut worden und wild jetzt auf der Strecke BerlinMagdeburg regel­mäßig Dienst tun. Probefahrten auf der Strecke BerlinMansfeld haben ein günstiges Ergebnis ge­

habt. Es sind bereits Geschwindigkeiten von 90 bis 100 Kilometer in der Stunde erzielt worden. Die besonderen Vorzüge dieser eigenartig aussehenden Lokomotive sind: Fehlen des Dampfkessels und des Kohlenbetriebs, sofortige Betriebsbereitschaft ohne Anheizen, kein Rauch, öfacher Fährbetrieb bei gleichem Betriebsmaterialgewicht, endlich auch die Billigkeit gegenüber dem jetzigen Betriebe. Die neue Loko­motive besitzt einen Hauptmotor von etwa 1000 Pferdestärken. Dieser dient zur Erzeugung von Druckluft, mit der die Triebmaschine bei Anfahren auf Steigungen mit großen Fällungen betrieben werden. Das Anfahren erfolgt also durch die Druck­luft. die dem Zug eine Geschwindigkeit von 810 Kilometern in der Stunde gibt, dann tritt der Haupt­motor in Tätigkeit, der mit den Triebrädern gekuppelt ist, die in der Mitte liegen. Die zwei vorderen und Hinteren Achsen sind in Drehgestellen gelagert. Die ganze Länge der Lokomotive beträgt 16,6 Meter; das Gewicht 95 Tonnen. Die Triebmaschine ist ein umsteuerbarer, vierzylinderiger einfachwirkender Sulzer- Zweitakt- Motor.

Schokoladenfabrik und Reklame. Die große Schokoladenfabrik von Robert Berger in Pößneck (Thüringen) hat beschlossen, ihre gesamte Reklame längs der Eisenbahndämme zu entfernen. Dasselbe verspricht eine holländische Kakaofirma. Der Schlesische Bund für Heimatschutz erinnert bei dieser Gelegenheit eine andere Schokoladenfirma daran, daß sie eins der besten Breslauer Straßen­bilder, Sandkirche mit St.-Annen Hospital, durch ihr albernes, riesenhaftes Hansigemälde verdirbt und daß es Leute gibt, die bei einem durch derartige Reklame auffälligen Geschäft grundsätzlich nichts kaufen. In der Tat sollte jeder, der seine Heimat lieb hat, es sich zum Grundsatz machen, die Waren zu vermeiden, die durch verunstaltende Reklame in der Natur an­gepriesen werden. Denn erstens gibt es zahllose wirksame Arten der Reklame, die niemand stören, und zweitens gibt es zahlreiche Firmen, die aus­gezeichnete Waren der gleichen so häßlich angepriesenen Art Herstellen, ohne ihres Absatzes wegen die Natur zu versudeln.

Sidney, 23. März. Nach einer Meldung von den Neuen Hebriden haben Eingeborene im Norden der Insel Mallikolo 6 eingeborene Lehrer einer lutherischen Missionsstation ermordet und verspeist.

Brokersoille, 23. März. Nach zuverlässiger Meldung aus Mexiko hat Präsident Huerta 19 Offiziere des ehemaligen Jnsurgenten-Generals Angeles im Gefängnis hinrichten lassen.

Bombay, 23. März. Heute früh brach in einem Baumwollager ein Brand aus, der noch heftig weilerwütet. Der Verlust wird bis jetzt auf 60 000 Ballen mit einem Wert von 10 Millionen Mark geschätzt, Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt.

New-Aork, 24. März. In Buffalo haben 700 Ausständige einen Cisenbahnzug an­gegriffen, der Arbeitswillige brachte. Die Polizei erwiderte das von den Streikenden abgegebene Ge- wehrfeuer. Es wurden ein Toter und mehrere Ver­wundete gezählt.

Aus New-Jork wird gemeldet, daß Enrico Caruso soeben mit der Metropolitain-Oper für die Saison 1916 einen neuen Vertrag abgeschlossen hat, der ihm eine Gage von 12000 für den Abend zusichert, eine Gage, wie sie bisher in Amerika noch keinem Sänger bezahlt worden ist. In München erhielt Caruso 10 000 und 11000 für den Abend.

Hauptversammlung des Vereins von Holzintrreffenten Südwestdentschlauds.

In Saarbrücken tagte am 13. und 14. März die 15. Generalversammlung des Vereins von Holzinteressenten Südwestdeutschlands unter außerordentlich starker Beteiligung der Mitglieder aus allen Gegenden des weiten Vereinsgebiets. Als Vertreter der Regierungen waren erschienen Herr Geh. Oberforstrat Diefenbach-Darmstadt. Hr. Ober­forstrat Müller-Stuttgart, Forstrat Wegener- Trier, Forstrat Cramer Speyer, Forftrat Ens- Karlsruhe, Forstrat Gayer-Tonaueschingen. Ferner waren die Handelskammern, die weiteren Holz­

interessentenvereine Deutschlands und eine Reihe anderer wirtschaftlicher Verbände auf der Tagung vertreten. Die Verhandlungen leitete Hr. Fabrikant H. Himmelsbach- Freiburg i. B- Aus dem Jahres­bericht, den der Geschäftsführer. Hr. Heinrich Hertzer- Freiburg i. B. erstattete, ist zu entnehmen, daß der Verein eine außerordentlich rege Tätigkeit im ab­gelaufenen Geschäftsjahre entfallet hat. Diese er­streckte sich insbesonvere auf das Gebiet des staat­lichen Holzverkaufsoerfahrens, auf die Herbeiführung von Tariferleichterungen und andere wichtige Fragen des Eisenbahngüterverkehrs sowie auf eine zweck­mäßige Umgestaltung der Lieferungsbedingungen der holzverbrauchenden staatlichen Behörden. Besondere Erwähnung verdient die handelspolitische Betätigung des Vereins hauptsächlich auf dem Gebiete der Zoll­gesetzgebung. Unter den letzteren Fragen verdient besonders die außerordentliche Spannung zwischen Rohholz und Sägewaren bezüglich ihrer Zolllätze bei der Ausfuhr nach der Schweiz hervorgehoben zu werden, um deren Beseitigung sich der Verein seit Jahren bemüht. Aus dem Geschäftsbericht ging ferner hervor, daß der Verein sich nicht nur um die Angelegenheiten der großen Firmen bemüht, sondern auch die Interessen der kleinen Händler und Säge­müller mit besonderem Eifer wahrnimmt. Die ein- stündigen, mit Beifall aufgenommenen Ausführungen gaben Anregung zu einer kurzen Diskussion, in der Hr. Landtagsabgeordneler Dr. Beumer auf die Nützlichkeit einer rechtzeitigen Vorbereitung von Vor­schlägen für die neuen Handelsverträge hinwies. Mit besonderer Spannung wurde dem Vortrag des Ober» forstmeisters Fr icke-Hann.Münden entgegengesehen, der sich das aktuelle ThemaVorrat und Verbrauch von Buchenholz" zum Gegenstand seiner hochinteressanten Ausführungen gemacht hat. Der Redner führte den Nachweis, daß der vorhandene, immer wachsende Verbrauch von Buchenholz auf die Erkenntnis der vorzüglichen, hauptsächlich in seiner Festigkeit liegenden Eigenschaften dieser Holzart zurückzuführen sei. Wenn hierdurch auch die Preise gestiegen seien, so sei das Buchenholz immer noch das billigste und der deutsche Wald mit seinem Vorrat an 8 Millionen Feftmeter Buchenholz sei immer noch in der Lage, den Bedarf voll zu decken. Eine Einschränkung des Anbaues von Buchen dürfe im Interesse des Waldbaues selbst nicht stattfinden, auch eine Einschränkung des Ver­brauches dürfe nicht gefordert werden, da nur die durch den starken Verbrauch hervorgerufenen Preise eine genügende Buchenwaldrente und damit den Fort­bestand des Buchenwaldes sicherten. Auch eine Ein- schränkung der Abgabe von Buchenholz zu Schwellen müsse unterbleiben, da sonst der Brennholzmarkt zu stark belastet und das Buchenholz im Preise sinken würde. Die von Hertzer- Freiburg behandelte Frage, wie die Vereinsarbeit dem praktischen Geschäftsleben dem Holzgewerbe nutzbringend zu machen sei, ent­fesselte eine lebhafte Debatte, an der sich insbesondere die Herren Ruby-Hochspeyer und Alstadt-Mann­heim beteiligten. Als praktisches Ergebnis der ge­gebenen Anregungen ist die Aufstellung einheitlicher Angebots- und Abschlußformulare sowie die Schaffung eines praktischen Taschenbuchs für den Holzhandels­verkehr, mit der der Vorstand beauftragt wurde, an­zusehen. Alsdann sprach der bekannte Abgeordnete Dr. Beumer-Düsseldorf über die Sicherung der Bauforderungen insbesondere im Hinblick auf den zweiten Teil des Gesetzes. Er ging zunächst auf die Maßnahmen der Regierung ein, durch die eine genaue Feststellung der Verluste möglich gewesen sei, die Bauhandwerker in der zweijährigen Periode 1909 1911 erlitten haben. Die Denkschrift der Regierung sei unter dem Gesichtspunkt bearbeitet worden, ob eine Einführung des zweiten Teiles des Gesetzes, das die dingliche Sicherung vorschreibt, als notwendig zu erachten sei. Nach Fertigstellung der Denkschrift dürfte die Frage der Einführung des zweiten Teiles des Gesetzes aufs neue in Fluß kommen. Es sei daher jetzt der gegebene Augen­blick. über diese Frage in einer Versammlung von Gewerbetreibenden zu sprechen, die mit dem Bau­gewerbe aufs engste verknüpft sei. Der Redner legte dann eingehend die Bestimmungen des Gesetzes dar und führte im einzelnen aus, daß seiner Ansicht