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gegen ihn gebraucht. Die Zeugenaussage ergab, daß die „Remszeitung" tatsächlich die höhere Auflage hatte und noch hat, und so wurde der Angeklagte zu 50 Mark Geldstrafe, Tragung sämtlicher Kosten und Veröffentlichung des Urteils in der „Jpf- und Jagstzettung", in deren beiden Kopfblättern „Bopfinger Tagblatt" und „Bote vom Braunenberg" und in der „Remszeitung" verurteilt. Wie aus dem Bericht der RemSzeitung hervorgeht, hat die „Jpf- u. Jagstzeitung" bei Berechnung ihrer Auflage die Kopsblätter der „Jpf- und Jagstzeitung" „Bote vom Braunenberg" und „Bopfinger Tagblatt" mit in Betracht gezogen.
München, 18. März. Der hiesige Kaufmann Adolf Becher, der krank darniederliegt, nahm während der Nacht anstatt einer als Schlafmittel dienenden Pastille eine zur Desinfektion bestimmte Pastille. Trotz ärztlicher Hilfe führte diese Vergiftung den Tod herbei. Der Vorfall ist der Staatsanwaltschaft mitgeteilt worden.
Mainz, 18. März. Bei einer gestern in der Stadlhalle zu einem Wohltätigkeitsfest abgehaltenen Generalprobe eines Gesangvereins stürzte das Podium ein, auf dem sich etwa 100 Sänger befanden. Etwa 30 stürzten ab und trugen meist leichtere Verletzungen davon.
Dresden, 13. März. Ein Settenstück zum Kwilecktprozeß, wobei ebenfalls der Kampf um ein Majorat ausgefochten wird, beschäftigt gegenwärtig das Oberlandesgericht zu Dresden. Es handelt sich um die Anerkennung des vierjährigen Sohnes der Prinzessin Alicia von Schönburg-Waldenburg geborenen Prinzessin von Bourbon durch die Agnaten des prinzlich Schön- burg-Waldenburgischen Hauses, das bekanntlich in Sachsen ansässig ist und dessen Haupt, der alte Prinz Schönburg, auf dem Schlosse zu Gauernitz residiert. Die Ehe des Sohnes des letzteren, des Prinzen Friedrich Ulrich, mit der Prinzessin von Bourbon, der Tochter des spanischen Thronprätendenten Don Carlos, wurde vor kurzem vom Landgericht Dresden geschieden und die Prinzessin als „schuldiger Teil" auf Grund einer begangenen „Eheirrung" erklärt. Auf Grund dieses Urteilsspruches erhoben sogleich die Agnaten des Schönburg-Walden- burgischen Hauses Protest gegen die Legitimität des Sohnes des prinzlichen Ehepaares, der, wie die elfteren behaupten, aus der „Eheirrung" der Prinzessin mit einem italienischen Kavalier hervorgegangen sein soll. Während der Berliner Kwileckiproziß vor aller Augen und Ohren verhandelt wurde, spielt sich der Dresdener hinter verschlossenen Türen ab. Gestern stand nun Verhandlungstermin vor dem Oberlandesgericht Dresden an, das jedoch die Oeffcntlichkeit nicht zuließ. Nur soviel ist bekannt geworden, daß ein Urteil noch nicht gesprochen und auch vor Monat Mai nicht zu erwarten ist, weil das Gericht weitere Beweiserhebungen anzustellen
beschlossen hat. Die Angelegenheit der Prinzessin von Bourbon steht im engsten Zusammenhänge mit der ehemaligen Kronprinzessin von Sachsen. Unter den beschlagnahmten Briefen der Kronprinzessin fanden sich nämlich auch solche mit allzu offenen Herzensergüssen der Freundin. Prinzessin Alicia von Schönburg geb. Prinzessin von Bourbon weilt mit ihrem Kinde bei ihren Angehörigen in Italien. Die Nachricht, daß sie den Papst gebeten habe, ihre Ehe mit dem Prinzgemahl für nichtig zu erklären, wird von katholischer Seite als unzutreffend bezeichnet.
Berlin, 18. März. Auf dem Friedhöfe der Märzgefallenen im Friedrichshain war am heutigen Gedenktage der Zudrang etwas stärker als erwartet wurde. Das schöne Wetter hatte viele Scharen namentlich von Arbeitslosen angelockt. Kränze wurden weniger als sonst niedergelegt, da auf besonderen Wunsch der Genossen eine Zentralinstanz diesmal die Sache besorgte. Die Polizeischeere hatte schon vormittags gründliche Arbeit getan, indem sie allzu blutrünstige Verse von Kranzschleifen abschneiden ließ. Die Anarchisten hatten schwarze Kranzschleifen, die Sozialdemokraten rote gewählt.
Berlin, 18. März. Der Kaiser ist heute vormittag 10 Uhr 35 Min. an Bord des „König Albert" in Gibraltar eingetroffen, wo sämtliche Schiffe des britischen Kanalgcschwaders in Paradeformation zum Empfang bereit lagen und den Königssalut abfeuerten. Hierauf begab sich der Gouverneur von Gibraltar Feldmarschall White mit seinem Stabe an Bord des „König Albert", um den Kaiser zu begrüßen.
Berlin, 18. März. Das Zentralhilfs- komitö für die deutschen Ansiedler in Südwest- afrika hat durch Vermittelung der Koloniäl- Abteilung des Auswärtigen Amtes aus den bisher zu Gunsten der geschädigten Ansiedler in Südwestafrika eingegangenen Spenden weitere 20000 dem Hilfskomitö in Windhuk überwiesen.
Kiel, 18. März. Von der Mannschaft des Schulschiffes „Stosch", das gestern nach einer achtmonatlichen Seereise hier cingetroffeu ist, sind unterwegs insgesamt 26 Mann an einer Zellengewebe- Entzündung erkrankt. 6 Schweikranke liegen in Ponta Delgada auf der Azoren-Jnsel Higuel.
Paris, 18. März. Aus Söul wird berichtet : Die Regierung läßt durch eigene Sendboten die Bevölkerung, insbesondere diejenige im Norden des Landes über die Bedeutung des japanischen Papiergeldes aufklären, da die Bauern sich für ge- brandschatzt halten und nicht glauben wollen, daß später die Papierschcine eingelöst werden.
London, 18. März. „Daily Telegraph" veröffentlicht einen Bericht eines Korrespondenten, der soeben von einer Reise nach dem Norden Koreas zurückgekehrt ist. Der Korrespondent stellt fest, daß die japanischen Streitkräfte von Söul bis
nach Pinghang vorgeschoben sind. Alle Ortschaften bis dorthin seien von Japanern besetzt. Die Bevölkerung habe die Japaner ungern ankommrn sehen und behandle dieselben mit offener Feindseligkeit. Namentlich beklagt man sich über die zahlreichen Requisitionen, die seitens der Japaner vorgenommen werden.
London, 18. März. Aus Söul wird telegraphisch berichtet, Korea räumt gründlich mit politischen Verbrechern, Räubern und unehrlichen Beamten auf. In den Gefängnissen finden täglich Enthauptungen statt. In den letzten drei Nächten wurden 40 Personen, davon manche unverdient hingerichtet.
/ London, 18. März. Der „St. James Gazette" wird aus Tokio berichtet: Seit den Nachrichten von mehreren befriedigenden, wenn auch kleinen Siegen hat sich die Haltung der Japaner geändert. Dieselben sind jetzt übermäßig zuversichtlich geworden, betrachten den Krieg so gut wie beendet und sprechen nur noch von den Rußland zu diktirenden Friedensbedtngungen.
Petersburg, 18. März. Da die japanischen Landungen in Korea sehr langsam vor sich gehen, so erwartet man hier daS Erscheinen der japanischen Haupimacht unter General Kodama am Jalufluß erst zwischen Ende April und Mitte Mai.
Söul, 18. März. 5000 japanische Koreaner sind beschäftigt, eine Feldeisen - bahn von Söul nach dem Norden zu bauen. Auch Zivilarbeiter werden dazu herangezogen. Die Eisenbahn von Söul nach Fusan wird nicht vor dem Oktober fertig werden. Die russische Artillerie ist wieder auf das Nordnfer des Jalu gegangen. Auch ein Teil der Kavallerie wurde zurückgezogen. Nur schwache Kräfte stehen noch bei Soengischoen.
Standesamt Kakm.
Geborene.
14. März. Julius Ernst, Sohn dcs Karl Schräg,
Kaufmanns hier.
15. „ Walter Heinrich Karl, Sohn des Heinrich
Schnauffer, Kaufmanns hier. Gestorbene.
12. März. Justine Wilhelmine Laure, ledige Nähterin hier, 74 Jahre alt.
15. „ Philippine Jakobine Höfer Wwe„ geb. Held
maier hier, 74 Jahre alt.
Aetkameteik.
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Sie küßte sie innig und gab dann Lederström mit herzlichem Glückwunsch die Hand.
„Also du bist zufrieden mit meiner Wahl?" rief Margot, zog dann aber gleich ein drolliges Gesicht. „Ich muß allerdings leider sagen, daß er nicht ganz nach meinem Geschmack ist."
„Oho," machte ihr Bräutigam.
„Ja, ja, es ist so! Er ist mir noch viel zu dreist und übetmütig."
„Na, das wirst Du ihm in der Ehe schon abgewöhnen," rief HanS lachend.
Der alte Baron war zu Ella getreten.
„Nun, Lusch, Du bist doch tüchtig überrascht, nicht wahr?" fragte er.
„Eigentlich doch nicht," lächelte diese. „Ich habe schon bei dem vorjährigen Manöver so manchmal meine eigenen Gedanken gehabt."
Lederström hörte es.
„Sichst Du, Lieb," rief er lachend seiner Braut zu, „ich habe Dir also
schon damals „famos" gefallen, — Du mir übrigens noch viel famoser." Er
wollte Margot von N-uem in seine Arme ziehen, doch wurde er daran durch Hans verhindert.
„Tue mir doch den einzigen Gefallen und menogier' Dich in meiner Gegenwart," sagte er. — Uebrigens muß ich dringend eine vertrauliche Frage an Dich richten. — Entschuldigt," wendete er sich an die Anderen, „daß ich Euch diesen Menschen einen Augenblick entziehe." Er faßte ihn unter den Arm und führte ihn seitwärts.
„Sog 'mal, neugebackener Schwager," fing er halblaut an, — „aber vff.n
und ehrlich, — wie hast Du es eigentlich so schnell zu Stande gebracht? Ich
meine, welche Worte hast Du denn gebraucht?"
Lederström blickte ihn etwas perplex an:
„Höre 'mal, Du scherzest wohl?"
„Nein, nein, eS ist mein voller Ernst," antwortete Hans hastig. — „Sieh', ich will doch jetzt auch anhalten, aber, weiß der Henker, ich finde absolut nicht die richtigen Worte. Ich habe vorhin schon zweimal angesetzt, aber ich kam nicht vom Fleck."
Sein Schwager lachte:
„Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen?"
„Nicht wahr, cs klingt unglaublich? Aber ich versichere Dich, diese Erklärung an Fräulein Olga ^pird mir saurer, als der längste Uebungsmarsch."
„Hans, Du bist drollig."
„Ich weiß nicht, wie es kommt, aber jedesmal, wenn ich vorhin angesetzt habe, war es mir, als ob mir plötzlich einer die Kehle zuschnürte, und weg
waren alle meine Gedanken.'--Ich kann doch nicht so ohne Weiteres sagen:
„Gnädiges Fräulein, ich bitte um Ihre Hand," — oder: „Gnädiges Fräulein, wollen Sie die Meinige werden?" — Man muß sich doch allmählich an diese Hauptsache hrrantiraillicren."
„Ja, da kann ich Dir wirklich nicht helfen," antwortete Lederström amüsiert, „das muß Dir der Moment eingeben, aber ich meine, wenn man Jemand lieb hat, finden sich die Worte schon von selbst."
„Hm, — wenn man sich lieb Hai!" Hans wiederholte diese Worte langsam. — „Ja, wenn man — hm." Er blickte plötzlich unruhig auf. „Hm. weißt Du, das, was ich mir so bisher unter Liebe vorgestellt habe, das — ja das fühle ich doch eigentlich nicht für Fräulein Olga. — Ich finde sie schön und interessant, wir werden uns ja wohl auch in der Ehe leidlich vertragen, aber —" er blickte sich in unruhigen Gedanken um, und sein Blick fiel plötzlich auf Ella, — er fuhr leicht zusammen. — „Ja, wenn sie wie Lusch wäre," fuhr er mit einem Male lebhaft fort, dann wüßte ich schon, was ich zu sagen hätte.
(Fortsetzung folgt.)