Lrschetnungsweis«: täglich mit ttusnuhm« äer Sonn- » Zesttag«

Knzeigenpretrr s) im Knzeigenteilr äi, Seile 15 S^l-ipsennig« d) im Ueklametetl: öio Seile 50 Sotäpsenntg, '

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Nr. 54

Amts- unä Knzeigeblall für äen Oberamlrbezirk calw.

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Zernsprecher Nr S

verantworll. Schrlflleitung: Zrieärich Han» Scherl« vruch uncl Verlag äer N Oelschlagrr'schen vuchöruekeret.

Mon 1 ag. den 5. März 1928

101. Jahrgang.

Die Wirtschaftspolitik vor dem Reichstag

Dr. Curtius über die Aufgaben des Retchswirtschastsministeriums

Berlin, S. März. Im Reichstag solgte aus den Ernäh- rungsetat am Samstag die Besprechung der Wirtschafts­politik. die vom RetchswirtschastSminlster Dr. Curtius «ingeleitet wurde. Er konnte sich seine Ausgabe verein­fachen, da wir Aussprachen über Wirtschasts-, Sozial- und Finanzpolitik mehr als genug gehabt haben, und er grisf daher nur einige aktuelle Fragen aus seinem umsangreichcn Ressort heraus. Dabei trat er vornehmlich dem Pessimis­mus entgegen, der aus dem Anschwellen der Passivität un­serer Handelsbilanz entstehen konnte. Er glaubt nach wie vor, daß durch die Steigerung unserer Aussnhrmöglichkei- len ein Ausgleich geschaffen werden kann. Auf den inneren Markt will er durch die Regiernngsmaßnahmen regulierend «tngretfen, ist sich aber vollkommen darüber klar, daß wir Ausländsanleihen noch nicht entbehren können. Eine län­gere Pause tu der Anleihepolitik wäre vielleicht ganz nütz­lich. Der Minister kündigte aber an. bah in der zweiten Märzwoche die Beratungsstelle für Ausländsanleihe ihre Funktionen wieder ausnehmen werde. Allerdings handelt «S sich vorläufig nur darum, einzelne Anträge auf Anlethe- dewtlligungen zu prüfen. Wann und in welchem Umfange neue Anleihen aufgelegt werden könnten, sei erst später zu entscheiden. Dazu sei notwendig, daß die Verhandlun­gen zwischen Reich, Ländern und Gemeinden über gemein­same Sparsamkeit der Finanz- und Anleihepolitik znm Abschlag gebracht würden.

Die Airsspraibe gestaltete sich wenig ergiebig und zeitigte keinerlei neue Momente.

Der Neichsverband der Deutschen Industrie sttr ein internationales einheitliches Zolltarisschema.

TN Berlin, 5, März. Der Vorstand des Reichsverbandes der Deutschen Industrie nahm folgende Entschließung an: Die Industrie hat mehrfach erklären lassen, daß sie in der Einführung eines internationalen einheitlichen Zolltarlf- fchemas wesentliche Vorteile für die Ausgestaltung des Außenhandels steht. Der zurzeit ans diesem Gebiet herr­

schende Zustand ist dem Außenhandel abträglich. Die Indu­strie ist bereit, da sie sich bewußt ist, daß ein internatio­nales Zoütarisschema, das auf die Struktur der einzelnen Wirtschastsländer Rücksicht nehmen muß und darum den Charakter eines Kompromisses trägt, auf Spezialwünsche, wie sie sie bei der Aufstellung eines neuen deutschen Zoll» tartfschemas gestellt haben würde, nach Möglichkeit zu ver­zichten. _

Volkstrauertag im Reich

Totengedenk'eier im Reichstag.

Berlin, 5. März. Am gestrigen Sonntag wnrde im Reich zum sechsten Male der Volkstrauertag begangen. Aus diesem Anlaß fand im NeichstagSgebäude in Anwesenheit des Reichspräsidenten eine eindrucksvolle Traucrfeier statt. Die Gedenkrede hielt der Präsident des Deutschen CaritaS- verbandcs, Monsignore K r e n tz - Freiburg. Wollte man die zwei Millionen deutscher Toten, so erklärte er. zusam­men aus einen Berg schichten, dann gäbe es eine Pyramide des Todes, einen Berg deS Schauerns, der bis an den Him­mel reiche. Je höher die Berge sind, desto eher aber grübe daS Frührot des Morgens, desto mächtiger bricht sich die Hoffnung durch und desto ivuchtlger hebt sich der Gedanke anf eine neue Auferstehung. Der Volkstrauertag verpflich­tet uns, dafür zu sorgen, daß die heilige Flamme guter Baterlanbstreue und selbstloser Hingabe an das Ganze in »ns lebendig wciterbrennt. Die kommende Generation soll sich an dieser Flamme entzünden. Der Volkstrauertag ist zugleich das lauke, spontane, aus den Tiefen hervordrin^ gende Bekenntnis: Wir haben Euch nicht vergessen und werden Euch nicht vergessen, Ihr still gewordenen Helden von 1914 bis 191». An die Gedenkrede schloß sich unter Fahnensenken und Trommelwirbeln das Lied:Ich hatt' einen Kameraden". In seinem Schlußwort brachte Präsident Siems dem Reichspräsidenten von Hinbenburg gegenüber das Gelöbnis deS deutschen Volkes zum Ausdruck, im Geiste der Toten vorwärts und aufwärts zu streben. Das Deutsch­landlied beschloß die eindrucksvolle Feier.

Vor der Tagung des Völkerbundsrats

Die Ankunft der Staatsmänner

TU Genf, S. März. Reichsaußenminister Dr. Stre se­in« nn ist in Begleitung von Staatssekretär v. Schu­bert am Sonntag mittag 13 Uhr in Gens eingetrossen. Der englische Außenminister Chamberlain traf am Sonntag gleichfalls, aus Parts kommend, in Genf ein, fer­ner sind der polnische Außenminister Zaleski, der jugo­slawische Außenminister Marinkowitsch und die bul­garischen Minister Buroff und Polofs in Gens ange­kommen. Danzig ist, wie auch auf den bisherigen Rats­tagungen, dnrch den Senatspräsidenten Sa hm vertreten. Im Lause des gestrigen Abends traf auch der sranzüflsche Außenminister Briand in Begleitung des Generalsekre­tärs am Quai d'Orsay, Berthelol, in Genf ein. Es wird allgemein bemerkt, daß auf der gegenwärtigen Rats­tagung zum ersten Mal die drei ständigen Staatssekretäre der auswärtigen Aemter in Berlin, Paris und London anwesend find.

Die Lentfchcn Delegierten der Abrüstungskom Mission bei Strcseman«.

TU Gens, 5. März. Reichsaußenminister Dr. Stresemann empfing gestern den deutschen Delegierten der Ab- rüstungskommission zu einer längeren Unterredung. Bon unterrichteter Seite verlautet, daß in den kommenden Ver­handlungen -er Außenminister eingehend die Weiterführung der Arbeiten der AbrüstungSkommtsston erörtert werden wird. Es scheint zurzeit die Absicht zu bestehen, aus der am 15. März beginnenden Tagung die sowjetrnsflschen Ab- rttstungsvorschläge sowie den Bericht des Sicherheltsaus- fchusseS zur Debatte zu stellen.

Konferenz der Vertreter der

Kleinen Entente

^«f, 5. März. Der Samstagnachmittag stand im Zeichen Besprechungen zwischen den Außenministern der Kleinen Entente. Schon um 8 Uhr nachmittags nahmen die Ge­spräche zwischen Dr. Benesch, Marinkowitsch nnd Titnlescu

ihren Anfang. Die Konferenz der drei Außenminister Ser Kleinen Entente über die ungarische Maschinengewehrassäre zog sich viele Stunden lang hin. Ein Bericht folgenden In­halts wurde den Pressevertretern übergeben:

Die drei Außenminister der Kleinen Entente benutzten ihre Anwesenheit in Gens, um sich über die allgemeine poli­tische Lage auszusprechen und die Situation zu überprüfen. Sie sind über die allgemeinen Richtlinien in denjenigen Fragen, die sich aus die Politik der Kleinen Entente beziehen, vollkommen einig und stellen neuerdings die absolute Gleich­artigkeit ihrer Meinungen fest."

Die Investigation gegen Ungar« soll anf das Programm der Dezembcrtagnng gesetzt «erde«?

TU. Budapest, 5. März. Amtlich wird die Presse davon verständigt, Laß die Frage der von der Kleinen Entente ver­langten Investigation gegen Ungarn aus der Dezember- sttzung des Völkerbundsrates zur geheimen Beratung ge­langen wlrd. Das Verlangen der Kleinen Entente gehe nicht nur daraus hinaus, de» Fall von St. Gotthard untersuchen zu lassen, von fetten der Kleinen Entente wünsche man viel­mehr, daß alle miltärischen Rüstungen Ungarns in Form einer allgemeinen Investigation zum Gegenstand einer all­gemeinen Konferenz gemacht werden.

Das Unrecht an Süd-Tirol

Eine Hohnrcbe Mussolinis an Oesterreich.

Rom, 5. März. Am Samstag hat Mussolini in der italienischen Kammer eine Antwortrede an den österreichi­schen Bundeskanzler gehalten, welche in Berlin, Paris und Gens Entrüstung hervorgerufen hat. Es war eine Rede voll Hohn gegen Oesterreich, aber auch voll Hohn gegen Gens. Brutaler ist wohl kaum je zuvor der Grundsatz, daß Macht vor Recht geht, verkündet worden. Aus die bitteren, in wür­digster Form vorgetragenen Klagen im österreichischen Na- tivnalrat über die grausame Unterdrückung des Deutschtums in Südtirol hat der Duce mit -er Androhung neuer Sank­tionen geantwortet. Von besonderer Bedeutnng in -er Rede

Tages-Spiegel

Im Reichstag begann am Samstag die Aussprache über den Etat des RcichSwtrtscha'tsministcrinms.

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Dr. Stresemann ist in Begleitung d«S Staatssekretärs von Schubert zur Tagung deS BSlkerbnndsratcS in Gens ein- getroffen.

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Tie Vertreter der Kleinen Entente traten am SamStag zu einer Besprechung über die JuvcstigationSsrage zusammen.

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Mussolini hat in der italienischen Kammer eine Rede über die Südtirolcr Frage gehalten, die höhnische Ausfälle ge» gen Oesterreich «nd den Völkerbund enthielt.

Der französische Ministerrat hat offiziell seine Zustimmung zur Festlegung der franzöflschen Sammcrwahlen aus den SS. April gegeben. Die Stichwahlen werde» am SS. April stattsinden.

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In Paris ist das Tanger-Abkommen zwischen Frankreich und Spanien unterzeichnet worden.

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DaS LuftschissLos Angeles" ist nach Vollendung de- Panamaflugs unter schwierigen Umständen «ährend eines SchneestnrmeS in Lakehurst gelandet.

war die unter stürmischem Beifall abgegebene feierliche Er­klärung, daß die faschistische Regierung die Versprechungen früherer italienischer Staatsmänner nicht anerkenne. Als­dann leugnete Mussolini jedwede schlechte Behandlung der, Südtiroler ab. Ferner verbat sich der Ministerpräsident jede ausländische Einmischung in diese Angelegenheit. Er teilte mit, daß sämtliche deutschen Zeitungen in Südtlrol ver­boten werden würden. Ferner verkündete er, daß die Be­amten ans früherer Zelt, von denen sich noch mehrere Hun­dert tm Dienst üesänden, entweder zugeben müßten, nach dem Innern Italiens versetzt oder abgesetzt zu werden.

Die politische« Kreise Wiens zur Mussolini-Rede.

TU. Wien, 5. März. Die Rede Mussolinis wurde In allen politischen Kreisen eingehend kommentiert. Vertrete- der Mehrheitsparteien äußerten die Ansicht, daß im Lause der Woche -er Hauptausschuß des Nationalrates -nsammentreten dürfte, bei welcher Gelegenheit Bundeskanzler Seipel wohl seine Anschauungen über die im Gange befindliche Diskus­sion über Südtirol darlegen wird.

Der Eindruck der Mussolini-Rede in Gens.

TU. Eens. 5. März. Die große Rede Mussolinis im ita» lienischen Parlament hat bei den hier anwesenden Bölker- bundsdelegierten ausnahmslos großes Aufsehen erregt. Von seiten -er deutschen Delegation wird eS zunächst abge­lehnt, hierzu Stellung zu nehmen, bevor nicht der authen­tische Text der Erklärung Mussolinis vorliegt. Besondere Aufmerksamkeit scheint jedoch der Passus der Erklärung Mussolints hervorgerusen zu haben, nach dem die faschistische Regierung sich an die Abmachungen der früheren italieni­schen Regierung nicht gebunden erachtet.

Die Sejm-Wahlen in Oberschlesien

Di« Tentsche« in Obcrschleste« behauptet.

TU Kattvwitz, 5. März. Nach den bis 1 Uhr nachts vor­liegenden Ergebnissen ans ganz Oberschleflen ist eine außer­ordentlich starke Wahlbeteiligung sestzustellen, die in ver», schiedcnen Orten 98 Prozent erreichte. Die Deutschen kann­ten nach de« bisherige« Ergebnisse« sich im allgemeinen be­haupte«. Uebcrraschende Ergebnisse erzielte die Regierungs­partei. die vor allem auf de« starken Terror vor der Wahl -urück-usllhren find.

Die in letzter Stunde ergangene Anweisung des General- Waylkommissars über die Nlchtaufstellung von Wahlzellen ist restlos -urchgesührt worden, so daß di« Wähler gezwungen wurden, 'vor dem Wahltisch den Wahlzettel in den Wahlum­schlag zu stecke«. Die polnischen Kommissionsmitglieder und Vertrauensleute beobachteten dabei genau die Wähler. Viel­fach wurden als Wahllokal nur kleine Zimmer benutzt, in denen naturgemäß die Beobachtungen der Wähler sehr gut durchgeführt werden konnten. Viele Wähler find wegen unbedeutender Unstimmigkeiten in der Schreibweise deS Na­mens überhanpt nicht zur Wahl zngelasse« worden.